Das geistvolle Buch Diderot's hat uns unter diesem Namen in sinnreicher Schärfe einen Karakter dargestellt, dessen sittliche Verkehrtheit, Konsequenz und Durchfüh¬ rung fast mit der politischen des Fürsten Michiavelli wetteifern kann. Die meisten eigenthümlichen Züge scheint Diderot wirklich von jenem Rameau, dem Nef¬ fen des Musikers, entlehnt zu haben, aber nur daß ihre Zusammenstellung hier eine Nichtswürdigkeit und Ver¬ worfenheit hervorbringt, die jener sonderbare Mensch keineswegs trug, dem vielmehr eine gewisse Unbefan¬ genheit eigen war, die dem Bösen entgegen ist, und das Gute nur in der allgemeinen Verderbniß nicht fin¬ den kann. Wenn schon an sich ein solcher Karakter zur Untersuchung reizt und jede genauere Kenntniß desselben willkommen ist, so müssen bei dem Aufsehn und Ver¬ gnügen, das bei uns Goethe's reich ausgestattete Ueber¬ setzung des Diderot'schen Buchs erregt hat, folgende Nachrichten, die von dem wirklichen Rameau sich bei
Rameau.
Das geiſtvolle Buch Diderot's hat uns unter dieſem Namen in ſinnreicher Schaͤrfe einen Karakter dargeſtellt, deſſen ſittliche Verkehrtheit, Konſequenz und Durchfuͤh¬ rung faſt mit der politiſchen des Fuͤrſten Michiavelli wetteifern kann. Die meiſten eigenthuͤmlichen Zuͤge ſcheint Diderot wirklich von jenem Rameau, dem Nef¬ fen des Muſikers, entlehnt zu haben, aber nur daß ihre Zuſammenſtellung hier eine Nichtswuͤrdigkeit und Ver¬ worfenheit hervorbringt, die jener ſonderbare Menſch keineswegs trug, dem vielmehr eine gewiſſe Unbefan¬ genheit eigen war, die dem Boͤſen entgegen iſt, und das Gute nur in der allgemeinen Verderbniß nicht fin¬ den kann. Wenn ſchon an ſich ein ſolcher Karakter zur Unterſuchung reizt und jede genauere Kenntniß deſſelben willkommen iſt, ſo muͤſſen bei dem Aufſehn und Ver¬ gnuͤgen, das bei uns Goethe's reich ausgeſtattete Ueber¬ ſetzung des Diderot'ſchen Buchs erregt hat, folgende Nachrichten, die von dem wirklichen Rameau ſich bei
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[[432]/0446]
Rameau.
Das geiſtvolle Buch Diderot's hat uns unter dieſem
Namen in ſinnreicher Schaͤrfe einen Karakter dargeſtellt,
deſſen ſittliche Verkehrtheit, Konſequenz und Durchfuͤh¬
rung faſt mit der politiſchen des Fuͤrſten Michiavelli
wetteifern kann. Die meiſten eigenthuͤmlichen Zuͤge
ſcheint Diderot wirklich von jenem Rameau, dem Nef¬
fen des Muſikers, entlehnt zu haben, aber nur daß ihre
Zuſammenſtellung hier eine Nichtswuͤrdigkeit und Ver¬
worfenheit hervorbringt, die jener ſonderbare Menſch
keineswegs trug, dem vielmehr eine gewiſſe Unbefan¬
genheit eigen war, die dem Boͤſen entgegen iſt, und
das Gute nur in der allgemeinen Verderbniß nicht fin¬
den kann. Wenn ſchon an ſich ein ſolcher Karakter zur
Unterſuchung reizt und jede genauere Kenntniß deſſelben
willkommen iſt, ſo muͤſſen bei dem Aufſehn und Ver¬
gnuͤgen, das bei uns Goethe's reich ausgeſtattete Ueber¬
ſetzung des Diderot'ſchen Buchs erregt hat, folgende
Nachrichten, die von dem wirklichen Rameau ſich bei
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. [432]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/446>, abgerufen am 22.12.2024.
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