Ludwig Robert wurde geboren zu Berlin im December des Jahres 1778. Die wohlhabende und geachtete Familie, der er angehörte, führte damals den Namen Levin, den sie später mit dem Namen Robert-Tornow vertauschte. Er genoß im elterlichen Hause, das durch geistige Bildung und gesellige Verhältnisse vor vielen andern ausgezeichnet war, eine sorgfältige Erziehung, und den Unterricht, welcher seinen vorzüglichen Anlagen zu entsprechen schien. Sodann besuchte er das franzö¬ sische Gymnasium. Den Versuch, sich dem Kaufmanns¬ stande zu widmen, weßhalb er nach Breslau und Ham¬ burg reis'te, gab er sehr bald auf, und lebte fortan ganz den freien Studien und dichterischen Arbeiten, zu welchen er die entschiedenste Neigung trug. In dem Gesellschaftskreise seiner Schwester Rahel fand er hiezu jede Anregung und Förderniß durch den belebten Um¬ gang der interessantesten Männer und Frauen, welche damals in Berlin zu finden waren. Sein Sinn war
Ludwig Robert.
Ludwig Robert wurde geboren zu Berlin im December des Jahres 1778. Die wohlhabende und geachtete Familie, der er angehoͤrte, fuͤhrte damals den Namen Levin, den ſie ſpaͤter mit dem Namen Robert-Tornow vertauſchte. Er genoß im elterlichen Hauſe, das durch geiſtige Bildung und geſellige Verhaͤltniſſe vor vielen andern ausgezeichnet war, eine ſorgfaͤltige Erziehung, und den Unterricht, welcher ſeinen vorzuͤglichen Anlagen zu entſprechen ſchien. Sodann beſuchte er das franzoͤ¬ ſiſche Gymnaſium. Den Verſuch, ſich dem Kaufmanns¬ ſtande zu widmen, weßhalb er nach Breslau und Ham¬ burg reiſ'te, gab er ſehr bald auf, und lebte fortan ganz den freien Studien und dichteriſchen Arbeiten, zu welchen er die entſchiedenſte Neigung trug. In dem Geſellſchaftskreiſe ſeiner Schweſter Rahel fand er hiezu jede Anregung und Foͤrderniß durch den belebten Um¬ gang der intereſſanteſten Maͤnner und Frauen, welche damals in Berlin zu finden waren. Sein Sinn war
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0341"n="[327]"/><divn="2"><head><hirendition="#b #g">Ludwig Robert.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">L</hi>udwig Robert wurde geboren zu Berlin im December<lb/>
des Jahres <hirendition="#b">1778.</hi> Die wohlhabende und geachtete<lb/>
Familie, der er angehoͤrte, fuͤhrte damals den Namen<lb/>
Levin, den ſie ſpaͤter mit dem Namen Robert-Tornow<lb/>
vertauſchte. Er genoß im elterlichen Hauſe, das durch<lb/>
geiſtige Bildung und geſellige Verhaͤltniſſe vor vielen<lb/>
andern ausgezeichnet war, eine ſorgfaͤltige Erziehung,<lb/>
und den Unterricht, welcher ſeinen vorzuͤglichen Anlagen<lb/>
zu entſprechen ſchien. Sodann beſuchte er das franzoͤ¬<lb/>ſiſche Gymnaſium. Den Verſuch, ſich dem Kaufmanns¬<lb/>ſtande zu widmen, weßhalb er nach Breslau und Ham¬<lb/>
burg reiſ'te, gab er ſehr bald auf, und lebte fortan<lb/>
ganz den freien Studien und dichteriſchen Arbeiten, zu<lb/>
welchen er die entſchiedenſte Neigung trug. In dem<lb/>
Geſellſchaftskreiſe ſeiner Schweſter Rahel fand er hiezu<lb/>
jede Anregung und Foͤrderniß durch den belebten Um¬<lb/>
gang der intereſſanteſten Maͤnner und Frauen, welche<lb/>
damals in Berlin zu finden waren. Sein Sinn war<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[327]/0341]
Ludwig Robert.
Ludwig Robert wurde geboren zu Berlin im December
des Jahres 1778. Die wohlhabende und geachtete
Familie, der er angehoͤrte, fuͤhrte damals den Namen
Levin, den ſie ſpaͤter mit dem Namen Robert-Tornow
vertauſchte. Er genoß im elterlichen Hauſe, das durch
geiſtige Bildung und geſellige Verhaͤltniſſe vor vielen
andern ausgezeichnet war, eine ſorgfaͤltige Erziehung,
und den Unterricht, welcher ſeinen vorzuͤglichen Anlagen
zu entſprechen ſchien. Sodann beſuchte er das franzoͤ¬
ſiſche Gymnaſium. Den Verſuch, ſich dem Kaufmanns¬
ſtande zu widmen, weßhalb er nach Breslau und Ham¬
burg reiſ'te, gab er ſehr bald auf, und lebte fortan
ganz den freien Studien und dichteriſchen Arbeiten, zu
welchen er die entſchiedenſte Neigung trug. In dem
Geſellſchaftskreiſe ſeiner Schweſter Rahel fand er hiezu
jede Anregung und Foͤrderniß durch den belebten Um¬
gang der intereſſanteſten Maͤnner und Frauen, welche
damals in Berlin zu finden waren. Sein Sinn war
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. [327]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/341>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.