Die Zeitungen meldeten im Mai 1829, am 13. dessel¬ ben Monats sei zu Frankfurt am Main der österreichische Hauptmann Friedrich Wilhelm Meyern, Verfasser der Dya-Na-Sore, im achtundsechzigsten Jahre gestorben. Seine Leiche sei nach Mainz gebracht, und dort von seinen Waffenbrüdern zur Erde bestattet worden.
Vergebens haben wir, seit dieser einfachen Anzeige, nach einem größeren, das Andenken des trefflichen Mannes würdig belebenden Aufsatz in unsern zahlreichen Blättern uns umgesehn. Jede fernere Kunde schweigt. Bereitet eine Freundeshand uns vielleicht ein ausführ¬ liches Bild des Lebens und Karakters des edlen Ver¬ storbenen, vielleicht mit Hülfe seiner nachgelassenen, überaus zahlreichen, aber freilich an vielen Orten zer¬ streuten Papiere? Oder war in seinen letzten Jahren ihm niemand nah, der als Vertrauter seines Geistes und Sinnes die Fähigkeit und Pflicht zur Uebernahme eines solchen Ehrengedächtnisses hätte vereinen können?
Friedrich Wilhelm Meyern.
Die Zeitungen meldeten im Mai 1829, am 13. deſſel¬ ben Monats ſei zu Frankfurt am Main der oͤſterreichiſche Hauptmann Friedrich Wilhelm Meyern, Verfaſſer der Dya-Na-Sore, im achtundſechzigſten Jahre geſtorben. Seine Leiche ſei nach Mainz gebracht, und dort von ſeinen Waffenbruͤdern zur Erde beſtattet worden.
Vergebens haben wir, ſeit dieſer einfachen Anzeige, nach einem groͤßeren, das Andenken des trefflichen Mannes wuͤrdig belebenden Aufſatz in unſern zahlreichen Blaͤttern uns umgeſehn. Jede fernere Kunde ſchweigt. Bereitet eine Freundeshand uns vielleicht ein ausfuͤhr¬ liches Bild des Lebens und Karakters des edlen Ver¬ ſtorbenen, vielleicht mit Huͤlfe ſeiner nachgelaſſenen, uͤberaus zahlreichen, aber freilich an vielen Orten zer¬ ſtreuten Papiere? Oder war in ſeinen letzten Jahren ihm niemand nah, der als Vertrauter ſeines Geiſtes und Sinnes die Faͤhigkeit und Pflicht zur Uebernahme eines ſolchen Ehrengedaͤchtniſſes haͤtte vereinen koͤnnen?
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[[304]/0318]
Friedrich Wilhelm Meyern.
Die Zeitungen meldeten im Mai 1829, am 13. deſſel¬
ben Monats ſei zu Frankfurt am Main der oͤſterreichiſche
Hauptmann Friedrich Wilhelm Meyern, Verfaſſer der
Dya-Na-Sore, im achtundſechzigſten Jahre geſtorben.
Seine Leiche ſei nach Mainz gebracht, und dort von
ſeinen Waffenbruͤdern zur Erde beſtattet worden.
Vergebens haben wir, ſeit dieſer einfachen Anzeige,
nach einem groͤßeren, das Andenken des trefflichen
Mannes wuͤrdig belebenden Aufſatz in unſern zahlreichen
Blaͤttern uns umgeſehn. Jede fernere Kunde ſchweigt.
Bereitet eine Freundeshand uns vielleicht ein ausfuͤhr¬
liches Bild des Lebens und Karakters des edlen Ver¬
ſtorbenen, vielleicht mit Huͤlfe ſeiner nachgelaſſenen,
uͤberaus zahlreichen, aber freilich an vielen Orten zer¬
ſtreuten Papiere? Oder war in ſeinen letzten Jahren
ihm niemand nah, der als Vertrauter ſeines Geiſtes
und Sinnes die Faͤhigkeit und Pflicht zur Uebernahme
eines ſolchen Ehrengedaͤchtniſſes haͤtte vereinen koͤnnen?
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. [304]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/318>, abgerufen am 21.11.2024.
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