Mensch! steig' nicht allzu hoch, bild' dir nichts übrigs ein; Die schönste Weisheit ist, nicht gar zu weise sein.
Der Laie, Eremita Parisiensis:
Ausflug und Reisegewinn.
Der Meßkunde Borhof, der Staatsweisheit Hei¬ ligthum, stempelt Kinderwahrheiten: wer sein Forschen nie kindlich begann, wird kein Meßkünstler; wer es nie kindlich abschloß, kein Staatsweiser.
2.
Wiederum der Priester:
Die volle Seligkeit.
Der Mensch hat eher nicht vollkommne Seligkeit, Bis daß die Einheit hat verschluckt die Anderheit.
Und der Einsiedler:
Weltenmusterung.
Was Sinnlichkeit vereinzelt, soll der Mensch wieder aneinen, Liebe stets umfassen: drum, wie beide wachsen, durch neuen Bezug, höheren Zweck, gliedert sich fri¬ sches Geein; wohl nur der Hausnächsten zuerst; dann auch der Gemüthsnächsten; der Lichtgenossen; bald viel¬ leicht der Bürger; einst der Völker; endlich der Welten; und sogar der Zeiten: oder schuf Urwille nicht die un¬ absehliche Stufenleiter persönlicher Enteinzlung? --
1.
Der Prieſter, Angelus Sileſius:
Die ſchönſte Weisheit.
Menſch! ſteig' nicht allzu hoch, bild' dir nichts uͤbrigs ein; Die ſchoͤnſte Weisheit iſt, nicht gar zu weiſe ſein.
Der Laie, Eremita Pariſienſis:
Ausflug und Reiſegewinn.
Der Meßkunde Borhof, der Staatsweisheit Hei¬ ligthum, ſtempelt Kinderwahrheiten: wer ſein Forſchen nie kindlich begann, wird kein Meßkuͤnſtler; wer es nie kindlich abſchloß, kein Staatsweiſer.
2.
Wiederum der Prieſter:
Die volle Seligkeit.
Der Menſch hat eher nicht vollkommne Seligkeit, Bis daß die Einheit hat verſchluckt die Anderheit.
Und der Einſiedler:
Weltenmuſterung.
Was Sinnlichkeit vereinzelt, ſoll der Menſch wieder aneinen, Liebe ſtets umfaſſen: drum, wie beide wachſen, durch neuen Bezug, hoͤheren Zweck, gliedert ſich fri¬ ſches Geein; wohl nur der Hausnaͤchſten zuerſt; dann auch der Gemuͤthsnaͤchſten; der Lichtgenoſſen; bald viel¬ leicht der Buͤrger; einſt der Voͤlker; endlich der Welten; und ſogar der Zeiten: oder ſchuf Urwille nicht die un¬ abſehliche Stufenleiter perſoͤnlicher Enteinzlung? —
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1.
Der Prieſter, Angelus Sileſius:
Die ſchönſte Weisheit.
Menſch! ſteig' nicht allzu hoch, bild' dir nichts uͤbrigs ein;
Die ſchoͤnſte Weisheit iſt, nicht gar zu weiſe ſein.
Der Laie, Eremita Pariſienſis:
Ausflug und Reiſegewinn.
Der Meßkunde Borhof, der Staatsweisheit Hei¬
ligthum, ſtempelt Kinderwahrheiten: wer ſein Forſchen
nie kindlich begann, wird kein Meßkuͤnſtler; wer es
nie kindlich abſchloß, kein Staatsweiſer.
2.
Wiederum der Prieſter:
Die volle Seligkeit.
Der Menſch hat eher nicht vollkommne Seligkeit,
Bis daß die Einheit hat verſchluckt die Anderheit.
Und der Einſiedler:
Weltenmuſterung.
Was Sinnlichkeit vereinzelt, ſoll der Menſch wieder
aneinen, Liebe ſtets umfaſſen: drum, wie beide wachſen,
durch neuen Bezug, hoͤheren Zweck, gliedert ſich fri¬
ſches Geein; wohl nur der Hausnaͤchſten zuerſt; dann
auch der Gemuͤthsnaͤchſten; der Lichtgenoſſen; bald viel¬
leicht der Buͤrger; einſt der Voͤlker; endlich der Welten;
und ſogar der Zeiten: oder ſchuf Urwille nicht die un¬
abſehliche Stufenleiter perſoͤnlicher Enteinzlung? —
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/188>, abgerufen am 21.11.2024.
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