Wir nennen hier einen Namen, der dem größten Theil unsrer Leser, und besonders den jüngern, unbekannt klingen wird. Doch ist er einst laut genug erschollen, und hat seinen Tag erlebt, der ihn für Europa und Amerika zum Gegenstande der aufgeregtesten Theilnahme machte. In den Schriften der Frau von Stael, in den Denkwürdigkeiten des Generals Lafayette, ist er ehrenvoll aufgezeichnet. Aber auch nach der augenblick¬ lichen Berühmtheit, welche die unternommene Befreiung Lafayette's aus dem Staatsgefängnisse zu Olmütz ihm gab, hatte Bollmann fernerhin merkwürdige Schicksale, wirkte mit großartiger Thätigkeit in bedeutenden Ver¬ hältnissen, und sein späteres, wenn gleich stilleres und minder besprochenes Leben gestaltete sich nicht weniger betrachtungswerth, als das frühere jugendliche. Durch den Reiz seiner Sinnesart und seines Geschickes, durch die Richtung seiner Kenntnisse und den Umfang seiner
1
Denkwuͤrdigkeiten Juſtus Erich Bollmanns.
I.
Wir nennen hier einen Namen, der dem groͤßten Theil unſrer Leſer, und beſonders den juͤngern, unbekannt klingen wird. Doch iſt er einſt laut genug erſchollen, und hat ſeinen Tag erlebt, der ihn fuͤr Europa und Amerika zum Gegenſtande der aufgeregteſten Theilnahme machte. In den Schriften der Frau von Staël, in den Denkwuͤrdigkeiten des Generals Lafayette, iſt er ehrenvoll aufgezeichnet. Aber auch nach der augenblick¬ lichen Beruͤhmtheit, welche die unternommene Befreiung Lafayette's aus dem Staatsgefaͤngniſſe zu Olmuͤtz ihm gab, hatte Bollmann fernerhin merkwuͤrdige Schickſale, wirkte mit großartiger Thaͤtigkeit in bedeutenden Ver¬ haͤltniſſen, und ſein ſpaͤteres, wenn gleich ſtilleres und minder beſprochenes Leben geſtaltete ſich nicht weniger betrachtungswerth, als das fruͤhere jugendliche. Durch den Reiz ſeiner Sinnesart und ſeines Geſchickes, durch die Richtung ſeiner Kenntniſſe und den Umfang ſeiner
1
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0015"n="[1]"/><divn="2"><head>Denkwuͤrdigkeiten<lb/><hirendition="#g">Juſtus Erich Bollmanns.</hi><lb/></head><divn="3"><head><hirendition="#b">I.</hi><lb/></head><p><hirendition="#in">W</hi>ir nennen hier einen Namen, der dem groͤßten Theil<lb/>
unſrer Leſer, und beſonders den juͤngern, unbekannt<lb/>
klingen wird. Doch iſt er einſt laut genug erſchollen,<lb/>
und hat ſeinen Tag erlebt, der ihn fuͤr Europa und<lb/>
Amerika zum Gegenſtande der aufgeregteſten Theilnahme<lb/>
machte. In den Schriften der Frau von Staël, in<lb/>
den Denkwuͤrdigkeiten des Generals Lafayette, iſt er<lb/>
ehrenvoll aufgezeichnet. Aber auch nach der augenblick¬<lb/>
lichen Beruͤhmtheit, welche die unternommene Befreiung<lb/>
Lafayette's aus dem Staatsgefaͤngniſſe zu Olmuͤtz ihm<lb/>
gab, hatte Bollmann fernerhin merkwuͤrdige Schickſale,<lb/>
wirkte mit großartiger Thaͤtigkeit in bedeutenden Ver¬<lb/>
haͤltniſſen, und ſein ſpaͤteres, wenn gleich ſtilleres und<lb/>
minder beſprochenes Leben geſtaltete ſich nicht weniger<lb/>
betrachtungswerth, als das fruͤhere jugendliche. Durch<lb/>
den Reiz ſeiner Sinnesart und ſeines Geſchickes, durch<lb/>
die Richtung ſeiner Kenntniſſe und den Umfang ſeiner<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#b">1</hi><lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[[1]/0015]
Denkwuͤrdigkeiten
Juſtus Erich Bollmanns.
I.
Wir nennen hier einen Namen, der dem groͤßten Theil
unſrer Leſer, und beſonders den juͤngern, unbekannt
klingen wird. Doch iſt er einſt laut genug erſchollen,
und hat ſeinen Tag erlebt, der ihn fuͤr Europa und
Amerika zum Gegenſtande der aufgeregteſten Theilnahme
machte. In den Schriften der Frau von Staël, in
den Denkwuͤrdigkeiten des Generals Lafayette, iſt er
ehrenvoll aufgezeichnet. Aber auch nach der augenblick¬
lichen Beruͤhmtheit, welche die unternommene Befreiung
Lafayette's aus dem Staatsgefaͤngniſſe zu Olmuͤtz ihm
gab, hatte Bollmann fernerhin merkwuͤrdige Schickſale,
wirkte mit großartiger Thaͤtigkeit in bedeutenden Ver¬
haͤltniſſen, und ſein ſpaͤteres, wenn gleich ſtilleres und
minder beſprochenes Leben geſtaltete ſich nicht weniger
betrachtungswerth, als das fruͤhere jugendliche. Durch
den Reiz ſeiner Sinnesart und ſeines Geſchickes, durch
die Richtung ſeiner Kenntniſſe und den Umfang ſeiner
1
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/15>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.