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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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genennet/ weilen er anfangs auß Judäa gekommen/ wird aber heut zu Tag auch in Schlesten / item: umb Hildesheim und anderstwo gefunden/ und ist ein länglicht-runder Stein/ wie eine Oliv anzusehen/ mit vielen und der Länge nach gesetzten Linien und Streiffen umb und umb gezieret/ welche eine gleiche Distantz haben/ als wann sie abgezirckelt wären: Siehet grau auch bißweilen röthlicht auß/ und hat keine sonderliche Härte/ und wann er voneinander geschlagen wird/ so scheinet er inwendig weiß-grau und gläntzend/ wie ein Kisselstein / dessen er ein Art seyn soll; wiewohlen Samuel Dale in seiner Mineralog. pag. 90. auff die Gedancken gekommen/ ob es irgend die zu Stein gewordene Strahlen von dem Meer-Igel wären / deme diese Steine äusserlich nicht ungleich scheinen.

§. 2.

Es ist aber zu wissen/ daß der Juden-Stein nicht allemahl einerley Länge und Grösse habe / sondern es gibt ohne den Gemeinen auch einen langen und schmahlen/ welchen einige das Mänlein / und den andern das Weiblein nennen. Jener soll mehr gegen den Nieren-Stein: dieser aber gegen den Blasen-Stein dienen/ wie Boetius de Boot. de Lap. pag. 409. vorgibt: sintemahl der Gebrauch dieses Steines hauptsächlich den Harngängen zu gut kommet; weßwegen er nicht allein zu Pulver gestossen/ und mit candirtem Zucker vermischet den kleinen Kindern gegen den Stein und verschlossenen Harn mit Nutzen gegeben wird/ wie Hoffmann. in Comment. Schroed. pag. 180. zeiget; sondern er kombt auch unter den bekandten Liquorem Nephriticum D. Michaelis, wie auch unter dessen Magisterium Nephriticum.

§. 3.

Diesem wird insgemein der so genandte

LYNCURIUS,

LAPIS LYNCIS oder Luchsen-Stein zugesellet/ deme seyn Nahme von den Luchsen gegeben worden / weilen man vor diesem gemeynet hat/ er werde auß derselben Urin gezeuget; welches doch gantz falsch und vielleicht daher kommen ist/ weilen einige darvon (S. V.) wie Katzen-Seich riechen. Besser aber wird dieser Stein/ wegen seiner Figur/ BELEMNITES oder Schoßstein und Alpschoß geheissen/ weilen er länglicht/ rund/ schmal und wie ein Pfeil außgespitzet ist/ wie auß der Figur zu ersehen ist. Sonsten findet sich dieser Stein von unterschiedlicher Farb/ weiß / gelb/ schwartz/ bald gantz/ bald halb durchscheinend/ und insgemein mit einer Linien gleichsam unterschieden/ wo er leicht zu spalten ist/ welcher letzte/ wann er klein ist / vor den besten gehalten wird: Theils scheinet er gleichsam mit Silber/ theils mit Gold überzogen/ wie obangeführter Boetius loc. cit. pag. 478. weitläufftig davon handelt. Er wird aller Orten in Teutschland/ absonderlich/ umb Hildesheim/ umb Königsberg in Preussen/ in der Schweitz/ umb Paris und auch in Sicilien gefunden/ wie Boccone in seinen natürlichen Untersuchungen bezeuget.

§. 4.

Seine Kräfften betreffend/ so werden ihm eben diejenige Tugenden/ den Stein und Harn zu treiben/ wie dem vorigen/ zugeschrieben/ über welche sich doch Ammannus de Mat. Med. weidlich mocquiret/ indem er zweiffelt/ ob es in Warheit einige Steintreibende Artzneyen gebe? welcher Streit aber auff den Catheder gehöret. Mit mehrerem Recht könte jemand von dieser Macht zweiffeln/ womit er den Alp und Nachtschrecken verjagen soll/ und derowegen Alpschoß genennet wird/ es seye dann/ daß er durch das blose anhangen und anrühren die Leute von dem übermässigen und gar zu tieffen Schlaff erwecke und munter erhalte. Sonsten aber rühmet ihn Hoffmannus in Clavi Schroed. pag. 182. gegen die Gelbsucht/ Wechsel-Fieber und Seitenstechen / ein halb Quint darvon eingenommen.

§. 5.

Obgemeldtem Luchsen-Stein kommet an der äusserlichen Figur und Außspitzung der so genandte Donner-Keil/

CERAUNIA

oder

LAPIS FULMINARIS

etwas gleich/ welches ein schwartzer/ harter und sehr schwerer Stein ist/ welcher gemeiniglich an dem Ort/ wo sein AEquilibrium ist/ ein Loch hat und entweder auch gespitzet / oder unten wie eine Art geschärffet ist/ dahero er auch offters ein Donner-Art genennet wird / dieweilen der gemeine Mann nicht allein/ sondern auch wohl die gelährteste Leut darvor halten und bestreiten wollen/ es werde dieser Stein in den Wolcken gezeuget/ und wann es einen harten Donnerschlag gebe/ herunter auff die Erden geschossen; dahero sich auch viele unterstanden an den jenigen Orten/ wo das Wetter eingeschlagen/ viel Klaffter tieff unter die Erde zu graben/ und solchen Douner-Keil auffzusuchen. Nun ist es zwar nicht ohne/ daß die Acker-Leut offters dergleichen Steine auß der Erden hervorarbeiten und finden: Ob aber dieselbige in der Lufft gezeuget und mit dem Donnerschlag herunter geschossen würden? davon findet man weder bey den alten Naturkündigern/ noch in der Natur selbsten gnugsame und zulängliche Gründe. Unter jenen hat der bekandte Arabische Medicus und Philosophus Avicenna diese Meynung zum erstenmahl auff die Bahn gebracht/ welcher aber sehr viele abergläubige und

genennet/ weilen er anfangs auß Judäa gekommen/ wird aber heut zu Tag auch in Schlesten / item: umb Hildesheim und anderstwo gefunden/ und ist ein länglicht-runder Stein/ wie eine Oliv anzusehen/ mit vielen und der Länge nach gesetzten Linien und Streiffen umb und umb gezieret/ welche eine gleiche Distantz haben/ als wann sie abgezirckelt wären: Siehet grau auch bißweilen röthlicht auß/ und hat keine sonderliche Härte/ und wann er voneinander geschlagen wird/ so scheinet er inwendig weiß-grau und gläntzend/ wie ein Kisselstein / dessen er ein Art seyn soll; wiewohlen Samuel Dale in seiner Mineralog. pag. 90. auff die Gedancken gekommen/ ob es irgend die zu Stein gewordene Strahlen von dem Meer-Igel wären / deme diese Steine äusserlich nicht ungleich scheinen.

§. 2.

Es ist aber zu wissen/ daß der Juden-Stein nicht allemahl einerley Länge und Grösse habe / sondern es gibt ohne den Gemeinen auch einen langen und schmahlen/ welchen einige das Mänlein / und den andern das Weiblein nennen. Jener soll mehr gegen den Nieren-Stein: dieser aber gegen den Blasen-Stein dienen/ wie Boëtius de Boot. de Lap. pag. 409. vorgibt: sintemahl der Gebrauch dieses Steines hauptsächlich den Harngängen zu gut kommet; weßwegen er nicht allein zu Pulver gestossen/ und mit candirtem Zucker vermischet den kleinen Kindern gegen den Stein und verschlossenen Harn mit Nutzen gegeben wird/ wie Hoffmann. in Comment. Schroed. pag. 180. zeiget; sondern er kombt auch unter den bekandten Liquorem Nephriticum D. Michaëlis, wie auch unter dessen Magisterium Nephriticum.

§. 3.

Diesem wird insgemein der so genandte

LYNCURIUS,

LAPIS LYNCIS oder Luchsen-Stein zugesellet/ deme seyn Nahme von den Luchsen gegeben worden / weilen man vor diesem gemeynet hat/ er werde auß derselben Urin gezeuget; welches doch gantz falsch und vielleicht daher kommen ist/ weilen einige darvon (S. V.) wie Katzen-Seich riechen. Besser aber wird dieser Stein/ wegen seiner Figur/ BELEMNITES oder Schoßstein und Alpschoß geheissen/ weilen er länglicht/ rund/ schmal und wie ein Pfeil außgespitzet ist/ wie auß der Figur zu ersehen ist. Sonsten findet sich dieser Stein von unterschiedlicher Farb/ weiß / gelb/ schwartz/ bald gantz/ bald halb durchscheinend/ und insgemein mit einer Linien gleichsam unterschieden/ wo er leicht zu spalten ist/ welcher letzte/ wann er klein ist / vor den besten gehalten wird: Theils scheinet er gleichsam mit Silber/ theils mit Gold überzogen/ wie obangeführter Boëtius loc. cit. pag. 478. weitläufftig davon handelt. Er wird aller Orten in Teutschland/ absonderlich/ umb Hildesheim/ umb Königsberg in Preussen/ in der Schweitz/ umb Paris und auch in Sicilien gefunden/ wie Boccone in seinen natürlichen Untersuchungen bezeuget.

§. 4.

Seine Kräfften betreffend/ so werden ihm eben diejenige Tugenden/ den Stein und Harn zu treiben/ wie dem vorigen/ zugeschrieben/ über welche sich doch Ammannus de Mat. Med. weidlich mocquiret/ indem er zweiffelt/ ob es in Warheit einige Steintreibende Artzneyen gebe? welcher Streit aber auff den Catheder gehöret. Mit mehrerem Recht könte jemand von dieser Macht zweiffeln/ womit er den Alp und Nachtschrecken verjagen soll/ und derowegen Alpschoß genennet wird/ es seye dann/ daß er durch das blose anhangen und anrühren die Leute von dem übermässigen und gar zu tieffen Schlaff erwecke und munter erhalte. Sonsten aber rühmet ihn Hoffmannus in Clavi Schroed. pag. 182. gegen die Gelbsucht/ Wechsel-Fieber und Seitenstechen / ein halb Quint darvon eingenommen.

§. 5.

Obgemeldtem Luchsen-Stein kommet an der äusserlichen Figur und Außspitzung der so genandte Donner-Keil/

CERAUNIA

oder

LAPIS FULMINARIS

etwas gleich/ welches ein schwartzer/ harter und sehr schwerer Stein ist/ welcher gemeiniglich an dem Ort/ wo sein AEquilibrium ist/ ein Loch hat und entweder auch gespitzet / oder unten wie eine Art geschärffet ist/ dahero er auch offters ein Donner-Art genennet wird / dieweilen der gemeine Mann nicht allein/ sondern auch wohl die gelährteste Leut darvor halten und bestreiten wollen/ es werde dieser Stein in den Wolcken gezeuget/ und wann es einen harten Donnerschlag gebe/ herunter auff die Erden geschossen; dahero sich auch viele unterstanden an den jenigen Orten/ wo das Wetter eingeschlagen/ viel Klaffter tieff unter die Erde zu graben/ und solchen Douner-Keil auffzusuchen. Nun ist es zwar nicht ohne/ daß die Acker-Leut offters dergleichen Steine auß der Erden hervorarbeiten und finden: Ob aber dieselbige in der Lufft gezeuget und mit dem Donnerschlag herunter geschossen würden? davon findet man weder bey den alten Naturkündigern/ noch in der Natur selbsten gnugsame und zulängliche Gründe. Unter jenen hat der bekandte Arabische Medicus und Philosophus Avicenna diese Meynung zum erstenmahl auff die Bahn gebracht/ welcher aber sehr viele abergläubige und

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[54/0098] genennet/ weilen er anfangs auß Judäa gekommen/ wird aber heut zu Tag auch in Schlesten / item: umb Hildesheim und anderstwo gefunden/ und ist ein länglicht-runder Stein/ wie eine Oliv anzusehen/ mit vielen und der Länge nach gesetzten Linien und Streiffen umb und umb gezieret/ welche eine gleiche Distantz haben/ als wann sie abgezirckelt wären: Siehet grau auch bißweilen röthlicht auß/ und hat keine sonderliche Härte/ und wann er voneinander geschlagen wird/ so scheinet er inwendig weiß-grau und gläntzend/ wie ein Kisselstein / dessen er ein Art seyn soll; wiewohlen Samuel Dale in seiner Mineralog. pag. 90. auff die Gedancken gekommen/ ob es irgend die zu Stein gewordene Strahlen von dem Meer-Igel wären / deme diese Steine äusserlich nicht ungleich scheinen. §. 2. Es ist aber zu wissen/ daß der Juden-Stein nicht allemahl einerley Länge und Grösse habe / sondern es gibt ohne den Gemeinen auch einen langen und schmahlen/ welchen einige das Mänlein / und den andern das Weiblein nennen. Jener soll mehr gegen den Nieren-Stein: dieser aber gegen den Blasen-Stein dienen/ wie Boëtius de Boot. de Lap. pag. 409. vorgibt: sintemahl der Gebrauch dieses Steines hauptsächlich den Harngängen zu gut kommet; weßwegen er nicht allein zu Pulver gestossen/ und mit candirtem Zucker vermischet den kleinen Kindern gegen den Stein und verschlossenen Harn mit Nutzen gegeben wird/ wie Hoffmann. in Comment. Schroed. pag. 180. zeiget; sondern er kombt auch unter den bekandten Liquorem Nephriticum D. Michaëlis, wie auch unter dessen Magisterium Nephriticum. §. 3. Diesem wird insgemein der so genandte LYNCURIUS, LAPIS LYNCIS oder Luchsen-Stein zugesellet/ deme seyn Nahme von den Luchsen gegeben worden / weilen man vor diesem gemeynet hat/ er werde auß derselben Urin gezeuget; welches doch gantz falsch und vielleicht daher kommen ist/ weilen einige darvon (S. V.) wie Katzen-Seich riechen. Besser aber wird dieser Stein/ wegen seiner Figur/ BELEMNITES oder Schoßstein und Alpschoß geheissen/ weilen er länglicht/ rund/ schmal und wie ein Pfeil außgespitzet ist/ wie auß der Figur zu ersehen ist. Sonsten findet sich dieser Stein von unterschiedlicher Farb/ weiß / gelb/ schwartz/ bald gantz/ bald halb durchscheinend/ und insgemein mit einer Linien gleichsam unterschieden/ wo er leicht zu spalten ist/ welcher letzte/ wann er klein ist / vor den besten gehalten wird: Theils scheinet er gleichsam mit Silber/ theils mit Gold überzogen/ wie obangeführter Boëtius loc. cit. pag. 478. weitläufftig davon handelt. Er wird aller Orten in Teutschland/ absonderlich/ umb Hildesheim/ umb Königsberg in Preussen/ in der Schweitz/ umb Paris und auch in Sicilien gefunden/ wie Boccone in seinen natürlichen Untersuchungen bezeuget. §. 4. Seine Kräfften betreffend/ so werden ihm eben diejenige Tugenden/ den Stein und Harn zu treiben/ wie dem vorigen/ zugeschrieben/ über welche sich doch Ammannus de Mat. Med. weidlich mocquiret/ indem er zweiffelt/ ob es in Warheit einige Steintreibende Artzneyen gebe? welcher Streit aber auff den Catheder gehöret. Mit mehrerem Recht könte jemand von dieser Macht zweiffeln/ womit er den Alp und Nachtschrecken verjagen soll/ und derowegen Alpschoß genennet wird/ es seye dann/ daß er durch das blose anhangen und anrühren die Leute von dem übermässigen und gar zu tieffen Schlaff erwecke und munter erhalte. Sonsten aber rühmet ihn Hoffmannus in Clavi Schroed. pag. 182. gegen die Gelbsucht/ Wechsel-Fieber und Seitenstechen / ein halb Quint darvon eingenommen. §. 5. Obgemeldtem Luchsen-Stein kommet an der äusserlichen Figur und Außspitzung der so genandte Donner-Keil/ CERAUNIA oder LAPIS FULMINARIS etwas gleich/ welches ein schwartzer/ harter und sehr schwerer Stein ist/ welcher gemeiniglich an dem Ort/ wo sein AEquilibrium ist/ ein Loch hat und entweder auch gespitzet / oder unten wie eine Art geschärffet ist/ dahero er auch offters ein Donner-Art genennet wird / dieweilen der gemeine Mann nicht allein/ sondern auch wohl die gelährteste Leut darvor halten und bestreiten wollen/ es werde dieser Stein in den Wolcken gezeuget/ und wann es einen harten Donnerschlag gebe/ herunter auff die Erden geschossen; dahero sich auch viele unterstanden an den jenigen Orten/ wo das Wetter eingeschlagen/ viel Klaffter tieff unter die Erde zu graben/ und solchen Douner-Keil auffzusuchen. Nun ist es zwar nicht ohne/ daß die Acker-Leut offters dergleichen Steine auß der Erden hervorarbeiten und finden: Ob aber dieselbige in der Lufft gezeuget und mit dem Donnerschlag herunter geschossen würden? davon findet man weder bey den alten Naturkündigern/ noch in der Natur selbsten gnugsame und zulängliche Gründe. Unter jenen hat der bekandte Arabische Medicus und Philosophus Avicenna diese Meynung zum erstenmahl auff die Bahn gebracht/ welcher aber sehr viele abergläubige und

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/98>, abgerufen am 21.11.2024.