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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 1.

DEr Stein- oder Erd-Flachs (so von den Lateinern

LAPIS AMIANTHUS und ASBESTUS

genennet wird) ist ein zaselichter schwartz-grünlicht-schifferichter Stein/ welcher sich wie Federn voneinander reissen lässet (dahero er auch bey einigen Feder-weiß heisset) und von dem Feuer nicht verbrennet noch verzehret/ sondern nur weisser und säuberer wird: kombt meistens auß Indien und Türckey; und ob schon auch in Italien dergleichen was gefunden werden soll/ so ist es doch so kurtz und zerbrüchlich/ daß es sich/ wie der rothe Stein-Flachs / nicht spinnen lässet/ wie Boetius Tract. de Lap. pag. 383. bezeuget. Viel weniger aber ist das Alumen plumosum vor eine Art dieses Steines zu halten/ welches so wohl von dem Feuer/ als gewissen Menstruis kan gezwungen werden/ da hergegen der Flachs-Stein beyden widerstehet/ und da dieser ein Beissen an der Haut erwecket/ so thut es jener nicht/ wie anderwerts schon erwiesen hab.

§. 2.

Dieses ist derjenige Stein/ worauß die alle Römer ihren unverbrennlichen Leinwad gemacht haben/ worinnen der Königen und anderen Magnaten Leiber verbrandt und also die Aschen conserviret wurde/ indem derselbe also zubereitet werden kan/ daß man ihn zu Faden spinnen / und wie auß unserm Flachs Leinwad darauß weben könne/ welcher im Feuer nicht verbrennet / sondern nur weisser und von aller Unreinigkeit gesäubert wird/ als oben in der Figur zu sehen ist. Wie aber dieses alles zubereitet werde/ ist heut zu Tag sehr wenigen bekandt/ und wird vor ein groß Arcanum gehalten; Und ob zwar Jo[unleserliches Material]. Bapt. a Porta Lib. 4. c. 35. und Wormius in Museo pag. 55. die Art und Weiß den Stein-Flachs zu spinnen beschrieben/ so ist doch jener gar schwer zu verstehen/ dieser aber nicht zulänglich. Indessen ist doch die Sach an sich selbsten gewiß/ indem ich dergleichen Faden zeigen kan/ auch der seel. D. Ettmüller in seinem Comment. ad Schroed. pag. 797. erzehlet/ daß er zu Mayland in dem Museo Septaliano einen Geld-Beutel darauß gesehen/ welchen desselben Besitzer selbsten gewircket hatte: anbey bezeugend/ daß als sie einige Müntze darein gethan/ und ins Feuer geworffen/ die Müntze zerschmoltzen/ der Beutel aber unversehret blieben seye. Ingleichem sind vor diesem die Dachten zu den ewigbrennenden Liechtern hiervon gemacht worden. Ob man aber auß gewissen Kräutern einen dergleichen Dacht und unverbrennlichen Leinwad machen könne/ wie Pomet in seiner Material Kammer Part. 3. lib. 2. c. 48. pag. 81. behaupten will/ lasse an seinen Ort gestellet seyn. Glaublicher ist/ was Vielheuer in der Beschreibung frembder Materialien pag. 21. von Hr. Kisten erzehlet/ welcher einen Dacht erfunden/ so von zarten Faden auß dem klaresten/ doch auff sonderliche Art geschmoltzenem/ Gold gezogen war: worauff er ein Oehl auß dem [unleserliches Material] und Naphtha, und einem nicht so gar unbekandten Kraut gemacht/ gegossen/ welches zwar viel gethan / aber nach Verfliessung vier Wochen/ doch beynahe eines Strohhalmes breit in dem Gefässe hatte abgenommen.

§. 3.

Seinen Gebrauch zur Medicin belangend/ so wird er innerlich gegen den weissen Fluß der Weiber/ in Wein oder Brandtenwein gerühmet. Eusserlich kan er in der Lähmigkeit und Schwinden der Glieder an statt der Nessel-Cur gebrauchet werden/ indem er auch also beisset und brennet / und deßwegen von einigen Schälcken andern als das juckende Juc Juc der Landstreicher/ in die Hembder gestreuet wird. In den Apothecken hat man ein Sälblein oder Linimentum de Amiantho gegen den bösen Grind/ welches Boetius cit. loc. miraculosum oder Wunderens-würdig genennet und von D. Schroedero lib. 2. cap. ult. pag. 306. beschrieben worden. Man findet auch eine andere Salb darvon in des Aldrovandi Museo Metallico pag. 646. wormit man die Hände salben und nachmahlen das Feuer ohne Schaden angreiffen soll/ welche Ettmüllerus in seinem Commentario Schroed. pag. 797. auß demselben beschrieben hat.

§. 4.

Nicht viel anderst verhält es sich mit dem

TALC,

welcher gleichfals ein grünlicht-gläntzend- und schifferichter Stein ist/ äusserlich wie Fett anzugreiffen/ ob er schon gantz trucken und schwer ist/ auch wie der Stein-Flachs sich in dem Feuer sehr hartnäckicht erzeiget. Er kombt meistens auß Venedig/ wo er wächst / wiewohlen auch in Engel- und Teutschland dessen viel zu finden ist. So gedencket auch Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. 3. lib. 4. c. 14. pag. 108. eines rohten Talchs/ so auß Moscovien und Persien komme/ und in grosse durchsichtige Blätter könne getheilet werden / welche die Nonnen an statt des Glases über ihre Bilder und Agnos Dei legten; welcher doch vielmehr vor den Lapidem Seleniten oder Frauen-Eis zu halten ist/ wie Wormius in Mus. pag. 57. auch muthmasset.

§. 5.

Unterdessen ist doch nicht ohne/ daß man unterschiedene Sorten davon finde/ indem auch Paracelsus Tr. de Min. schon vier Species, als den rothen/ weissen/ gelben und schwartzen erzehlet. Bey den Materialisten findet man iusgemein den

§. 1.

DEr Stein- oder Erd-Flachs (so von den Lateinern

LAPIS AMIANTHUS und ASBESTUS

genennet wird) ist ein zaselichter schwartz-grünlicht-schifferichter Stein/ welcher sich wie Federn voneinander reissen lässet (dahero er auch bey einigen Feder-weiß heisset) und von dem Feuer nicht verbreñet noch verzehret/ sondern nur weisser und säuberer wird: kombt meistens auß Indien und Türckey; und ob schon auch in Italien dergleichen was gefunden werden soll/ so ist es doch so kurtz und zerbrüchlich/ daß es sich/ wie der rothe Stein-Flachs / nicht spinnen lässet/ wie Boëtius Tract. de Lap. pag. 383. bezeuget. Viel weniger aber ist das Alumen plumosum vor eine Art dieses Steines zu halten/ welches so wohl von dem Feuer/ als gewissen Menstruis kan gezwungen werden/ da hergegen der Flachs-Stein beyden widerstehet/ und da dieser ein Beissen an der Haut erwecket/ so thut es jener nicht/ wie anderwerts schon erwiesen hab.

§. 2.

Dieses ist derjenige Stein/ worauß die alle Römer ihren unverbrennlichen Leinwad gemacht haben/ worinnen der Königen und anderen Magnaten Leiber verbrandt und also die Aschen conserviret wurde/ indem derselbe also zubereitet werden kan/ daß man ihn zu Faden spinnen / und wie auß unserm Flachs Leinwad darauß weben könne/ welcher im Feuer nicht verbrennet / sondern nur weisser und von aller Unreinigkeit gesäubert wird/ als oben in der Figur zu sehen ist. Wie aber dieses alles zubereitet werde/ ist heut zu Tag sehr wenigen bekandt/ und wird vor ein groß Arcanum gehalten; Und ob zwar Jo[unleserliches Material]. Bapt. à Porta Lib. 4. c. 35. und Wormius in Museo pag. 55. die Art und Weiß den Stein-Flachs zu spinnen beschrieben/ so ist doch jener gar schwer zu verstehen/ dieser aber nicht zulänglich. Indessen ist doch die Sach an sich selbsten gewiß/ indem ich dergleichen Faden zeigen kan/ auch der seel. D. Ettmüller in seinem Comment. ad Schroed. pag. 797. erzehlet/ daß er zu Mayland in dem Museo Septaliano einen Geld-Beutel darauß gesehen/ welchen desselben Besitzer selbsten gewircket hatte: anbey bezeugend/ daß als sie einige Müntze darein gethan/ und ins Feuer geworffen/ die Müntze zerschmoltzen/ der Beutel aber unversehret blieben seye. Ingleichem sind vor diesem die Dachten zu den ewigbrennenden Liechtern hiervon gemacht worden. Ob man aber auß gewissen Kräutern einen dergleichen Dacht und unverbrennlichen Leinwad machen köñe/ wie Pomet in seiner Material Kammer Part. 3. lib. 2. c. 48. pag. 81. behaupten will/ lasse an seinen Ort gestellet seyn. Glaublicher ist/ was Vielheuer in der Beschreibung frembder Materialien pag. 21. von Hr. Kisten erzehlet/ welcher einen Dacht erfunden/ so von zarten Faden auß dem klaresten/ doch auff sonderliche Art geschmoltzenem/ Gold gezogen war: worauff er ein Oehl auß dem [unleserliches Material] und Naphtha, und einem nicht so gar unbekandten Kraut gemacht/ gegossen/ welches zwar viel gethan / aber nach Verfliessung vier Wochen/ doch beynahe eines Strohhalmes breit in dem Gefässe hatte abgenommen.

§. 3.

Seinen Gebrauch zur Medicin belangend/ so wird er innerlich gegen den weissen Fluß der Weiber/ in Wein oder Brandtenwein gerühmet. Eusserlich kan er in der Lähmigkeit und Schwinden der Glieder an statt der Nessel-Cur gebrauchet werden/ indem er auch also beisset und brennet / und deßwegen von einigen Schälcken andern als das juckende Juc Juc der Landstreicher/ in die Hembder gestreuet wird. In den Apothecken hat man ein Sälblein oder Linimentum de Amiantho gegen den bösen Grind/ welches Boëtius cit. loc. miraculosum oder Wunderens-würdig genennet und von D. Schroederô lib. 2. cap. ult. pag. 306. beschrieben worden. Man findet auch eine andere Salb darvon in des Aldrovandi Museo Metallico pag. 646. wormit man die Hände salben und nachmahlen das Feuer ohne Schaden angreiffen soll/ welche Ettmüllerus in seinem Commentario Schroed. pag. 797. auß demselben beschrieben hat.

§. 4.

Nicht viel anderst verhält es sich mit dem

TALC,

welcher gleichfals ein grünlicht-gläntzend- und schifferichter Stein ist/ äusserlich wie Fett anzugreiffen/ ob er schon gantz trucken und schwer ist/ auch wie der Stein-Flachs sich in dem Feuer sehr hartnäckicht erzeiget. Er kombt meistens auß Venedig/ wo er wächst / wiewohlen auch in Engel- und Teutschland dessen viel zu finden ist. So gedencket auch Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. 3. lib. 4. c. 14. pag. 108. eines rohten Talchs/ so auß Moscovien und Persien komme/ und in grosse durchsichtige Blätter könne getheilet werden / welche die Nonnen an statt des Glases über ihre Bilder und Agnos Dei legten; welcher doch vielmehr vor den Lapidem Seleniten oder Frauen-Eis zu halten ist/ wie Wormius in Mus. pag. 57. auch muthmasset.

§. 5.

Unterdessen ist doch nicht ohne/ daß man unterschiedene Sorten davon finde/ indem auch Paracelsus Tr. de Min. schon vier Species, als den rothen/ weissen/ gelben und schwartzen erzehlet. Bey den Materialisten findet man iusgemein den

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[50/0094] §. 1. DEr Stein- oder Erd-Flachs (so von den Lateinern LAPIS AMIANTHUS und ASBESTUS genennet wird) ist ein zaselichter schwartz-grünlicht-schifferichter Stein/ welcher sich wie Federn voneinander reissen lässet (dahero er auch bey einigen Feder-weiß heisset) und von dem Feuer nicht verbreñet noch verzehret/ sondern nur weisser und säuberer wird: kombt meistens auß Indien und Türckey; und ob schon auch in Italien dergleichen was gefunden werden soll/ so ist es doch so kurtz und zerbrüchlich/ daß es sich/ wie der rothe Stein-Flachs / nicht spinnen lässet/ wie Boëtius Tract. de Lap. pag. 383. bezeuget. Viel weniger aber ist das Alumen plumosum vor eine Art dieses Steines zu halten/ welches so wohl von dem Feuer/ als gewissen Menstruis kan gezwungen werden/ da hergegen der Flachs-Stein beyden widerstehet/ und da dieser ein Beissen an der Haut erwecket/ so thut es jener nicht/ wie anderwerts schon erwiesen hab. §. 2. Dieses ist derjenige Stein/ worauß die alle Römer ihren unverbrennlichen Leinwad gemacht haben/ worinnen der Königen und anderen Magnaten Leiber verbrandt und also die Aschen conserviret wurde/ indem derselbe also zubereitet werden kan/ daß man ihn zu Faden spinnen / und wie auß unserm Flachs Leinwad darauß weben könne/ welcher im Feuer nicht verbrennet / sondern nur weisser und von aller Unreinigkeit gesäubert wird/ als oben in der Figur zu sehen ist. Wie aber dieses alles zubereitet werde/ ist heut zu Tag sehr wenigen bekandt/ und wird vor ein groß Arcanum gehalten; Und ob zwar Jo_ . Bapt. à Porta Lib. 4. c. 35. und Wormius in Museo pag. 55. die Art und Weiß den Stein-Flachs zu spinnen beschrieben/ so ist doch jener gar schwer zu verstehen/ dieser aber nicht zulänglich. Indessen ist doch die Sach an sich selbsten gewiß/ indem ich dergleichen Faden zeigen kan/ auch der seel. D. Ettmüller in seinem Comment. ad Schroed. pag. 797. erzehlet/ daß er zu Mayland in dem Museo Septaliano einen Geld-Beutel darauß gesehen/ welchen desselben Besitzer selbsten gewircket hatte: anbey bezeugend/ daß als sie einige Müntze darein gethan/ und ins Feuer geworffen/ die Müntze zerschmoltzen/ der Beutel aber unversehret blieben seye. Ingleichem sind vor diesem die Dachten zu den ewigbrennenden Liechtern hiervon gemacht worden. Ob man aber auß gewissen Kräutern einen dergleichen Dacht und unverbrennlichen Leinwad machen köñe/ wie Pomet in seiner Material Kammer Part. 3. lib. 2. c. 48. pag. 81. behaupten will/ lasse an seinen Ort gestellet seyn. Glaublicher ist/ was Vielheuer in der Beschreibung frembder Materialien pag. 21. von Hr. Kisten erzehlet/ welcher einen Dacht erfunden/ so von zarten Faden auß dem klaresten/ doch auff sonderliche Art geschmoltzenem/ Gold gezogen war: worauff er ein Oehl auß dem _ und Naphtha, und einem nicht so gar unbekandten Kraut gemacht/ gegossen/ welches zwar viel gethan / aber nach Verfliessung vier Wochen/ doch beynahe eines Strohhalmes breit in dem Gefässe hatte abgenommen. §. 3. Seinen Gebrauch zur Medicin belangend/ so wird er innerlich gegen den weissen Fluß der Weiber/ in Wein oder Brandtenwein gerühmet. Eusserlich kan er in der Lähmigkeit und Schwinden der Glieder an statt der Nessel-Cur gebrauchet werden/ indem er auch also beisset und brennet / und deßwegen von einigen Schälcken andern als das juckende Juc Juc der Landstreicher/ in die Hembder gestreuet wird. In den Apothecken hat man ein Sälblein oder Linimentum de Amiantho gegen den bösen Grind/ welches Boëtius cit. loc. miraculosum oder Wunderens-würdig genennet und von D. Schroederô lib. 2. cap. ult. pag. 306. beschrieben worden. Man findet auch eine andere Salb darvon in des Aldrovandi Museo Metallico pag. 646. wormit man die Hände salben und nachmahlen das Feuer ohne Schaden angreiffen soll/ welche Ettmüllerus in seinem Commentario Schroed. pag. 797. auß demselben beschrieben hat. §. 4. Nicht viel anderst verhält es sich mit dem TALC, welcher gleichfals ein grünlicht-gläntzend- und schifferichter Stein ist/ äusserlich wie Fett anzugreiffen/ ob er schon gantz trucken und schwer ist/ auch wie der Stein-Flachs sich in dem Feuer sehr hartnäckicht erzeiget. Er kombt meistens auß Venedig/ wo er wächst / wiewohlen auch in Engel- und Teutschland dessen viel zu finden ist. So gedencket auch Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. 3. lib. 4. c. 14. pag. 108. eines rohten Talchs/ so auß Moscovien und Persien komme/ und in grosse durchsichtige Blätter könne getheilet werden / welche die Nonnen an statt des Glases über ihre Bilder und Agnos Dei legten; welcher doch vielmehr vor den Lapidem Seleniten oder Frauen-Eis zu halten ist/ wie Wormius in Mus. pag. 57. auch muthmasset. §. 5. Unterdessen ist doch nicht ohne/ daß man unterschiedene Sorten davon finde/ indem auch Paracelsus Tr. de Min. schon vier Species, als den rothen/ weissen/ gelben und schwartzen erzehlet. Bey den Materialisten findet man iusgemein den

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/94>, abgerufen am 21.11.2024.