Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Lit. C. zu sehen ist. Von aussen ist es mit einer dicken rothen Schale / so gantz krauß ist/ umgeben/ welche vest daran klebet/ daß man es vor ein roth Corallen-Gewächs ansehen solte. Inwendig ist ein dünnes Reiß/ von eben derselben Substantz, als das vorige. Dieses Gewächs muß man nicht saubern/ sondern mit der rothen Krust auffheben / weilen es sonst keine Fason hat/ und von dem rothen Calbahar wenig daran zu finden ist. Die III. Sorte ist auch ein klein Gewächs/ welches aus vielen kleinen Zweigen bestehet / welche durcheinander lauffen/ und zusammen wachsen/ daß sie gleichsam ein Blat ausmachen / wie kleine Wedel oder Fochen/ worvon ihrer viel aneinander/ wiewohl ungeschickt und mit Bogen stehen/ daß man es wohl vor graue See-Fochen halten könte. Von aussen ist es roth/ welches leicht abfället: inwendig fällt es grau und gelblicht/ auch kurtz abbrechend. Dieses ist nicht Auffhebens werth/ unter demjenigen/ so etwas ordentlich und flach stehet/ wie ein Föchlein. Doch werben die dickste Zweige auch unter dem Calbahar auffgehoben. Wächset auff harten Steinen. Das V. Capitel. Von dem rothen Calbahar. DAs rothe ist das allerunedelste und schlechreste/ und darum billich vor ein Bastard-Corall zu halten. Die I. Sorte schiesset mit einem dicken Stamm auff/ und ist so dick wie zwey Finger/ oder wie ein Arm/ der sich in zwey oder drey Haupt-Zweige vertheilet/ vier biß fünff Schuh hoch / durchgehends blutroth/ steinhart/ doch leichtbrüchig/ voll kleiner Röhrlein oder Gänge/ als ob es von Würmen durchbissen wäre/ anbey auch rauh und voll von scharffen Angewächsen. Die Plätze zwischen den Hauptzweigen sind dicht mit dünnen und sehr mürben Aestlein besetzet / welche Netz-weiß durcheinander lauffen/ auswendig gelb und voll kleines Zeugs sind/ inwendig aber roth und so brüchig/ daß man sie kaum anrühren kan/ daß es nicht brechen solte. Das gantze Bäumgen stehet auch mehr flach/ wie Sonn-Fochen/ oder hat an den Seiten einige Lappen anwachsen. Wann diß Bäumgen eine veste Substantz hätte/ solte es wegen seiner lebend-rothen Coleur unter die vornehmste Raritaeten können gezehlet werden: So aber ist es verachtet / weilen seine schönste Zweige mit der Zeit alle abfallen/ und nur blosse raube und dornichte Haupt-Aeste zurück lassen/ von welchen man die dickste noch wohl auffhebet und zur Medicin gebrauchet. Es haben solches rund um alle Amboinische Insuln gemein und wird zuweilen mit dem Fischer-Garn auffgezogen. Man gebraucht es unter andern Akarbahar gegen das Gisst/ und gibt man es auch denjenigen/ so Blut und Eyter harnen/ weilen es die faule Humores durch den Urin abführet. Hierzu aber muß man die alte Stücker erkiesen/ welche meistens dicht sind und keine Höhle haben/ auch sacht auff einem Stein reiben/ weilen es sehr brüchig ist. Auff der West-Cüst von Coram findet man eine Sort hiervon/ welche gelb-roth ist/ als Blut-Corallen / gantz hart und massiv und fast ohne Löcher/ welche man vor Blut-Corallen ansehen solte: Man findet ihrer aber wenig und werden deßwegen theuer gehalten. Sie heissen mit einem absonderlichen Namen Djinckga, das ist/ Orangien-gelb Calbahar und sind viel sicherer in Leib zunehmen/ dann die gemeine röhrichte und porose. Zum II. ist noch eine andere Sorte von der Akarbahar Meru, der vorigen schter gleich/ ausser daß die Haupt-Zweige in Glieder vertheilet sind. Auswendig ein roth-gelbe/ brüchig- und sandigte Krust/ inwendig sind die Glieder an einander gesetzt/ gleich wie an dem weissen Kalbahar, auch so gestreifft/ härter und steiniger von Substanz, als das vorhergehende / weißlicht und innenwendig röthlicht. Sein Stamm ist Massiv, auch weißlicht mit roth gemenget. Die III. Sorte von diesem Akarbahar ist nicht bäumicht/ noch mit Zweigen besetzet/ und der halben mehr unter die Steine zurechnen/ indem es ein Klump oder Stück ist/ von vielen Pfeiffen gemacht/ so enge als ein Strohalm sind und dicht aneinander stehen/ wie die 5. und 7. Figur in der VIII. TAB. zeiget: Blutroht oder purpurfardicht/ inwendig auff 2. oder 3. Oerthen mit steinernen Häutlein aneinander gewachsen/ so/ daß der gantze Klumpe einem Schwamm ähnlich sihet. Es heisset Datu Svvangi das ist Zauberstein/ und man findet es hier und da auff den Strand außgeworffen/ aber es wächset auch unter dem Wasser an den Hacken der Corallen-Steinen/ wovon es die Seeabschneidet. Die Inwohner förchten sich sehr vor diesen Steinen/ so gar/ daß sich niemand unterstehen wird auff einen Baum zu steigen oder in einen Garten zu gehen/ wo dieser Stein auffgehenget ist/ auß Furcht/ daß ihnen der Leib voll feuriger und hitziger Blattern außfahren möchte/ welche sie Mattacan nennen. Sie förchten sich auch darauff zuschlachten/ indem sie glauben/ daß man die kalte Piß darvon bekomme/ vielmehr aber/ wann man ein Stück davon bey sich trage. Doch ma- Lit. C. zu sehen ist. Von aussen ist es mit einer dicken rothen Schale / so gantz krauß ist/ umgeben/ welche vest daran klebet/ daß man es vor ein roth Corallen-Gewächs ansehen solte. Inwendig ist ein dünnes Reiß/ von eben derselben Substantz, als das vorige. Dieses Gewächs muß man nicht saubern/ sondern mit der rothen Krust auffheben / weilen es sonst keine Fason hat/ und von dem rothen Calbahar wenig daran zu finden ist. Die III. Sorte ist auch ein klein Gewächs/ welches aus vielen kleinen Zweigen bestehet / welche durcheinander lauffen/ und zusammen wachsen/ daß sie gleichsam ein Blat ausmachen / wie kleine Wedel oder Fochen/ worvon ihrer viel aneinander/ wiewohl ungeschickt und mit Bogen stehen/ daß man es wohl vor graue See-Fochen halten könte. Von aussen ist es roth/ welches leicht abfället: inwendig fällt es grau und gelblicht/ auch kurtz abbrechend. Dieses ist nicht Auffhebens werth/ unter demjenigen/ so etwas ordentlich und flach stehet/ wie ein Föchlein. Doch werben die dickste Zweige auch unter dem Calbahar auffgehoben. Wächset auff harten Steinen. Das V. Capitel. Von dem rothen Calbahar. DAs rothe ist das allerunedelste und schlechreste/ und darum billich vor ein Bastard-Corall zu halten. Die I. Sorte schiesset mit einem dicken Stamm auff/ und ist so dick wie zwey Finger/ oder wie ein Arm/ der sich in zwey oder drey Haupt-Zweige vertheilet/ vier biß fünff Schuh hoch / durchgehends blutroth/ steinhart/ doch leichtbrüchig/ voll kleiner Röhrlein oder Gänge/ als ob es von Würmen durchbissen wäre/ anbey auch rauh und voll von scharffen Angewächsen. Die Plätze zwischen den Hauptzweigen sind dicht mit dünnen und sehr mürben Aestlein besetzet / welche Netz-weiß durcheinander lauffen/ auswendig gelb und voll kleines Zeugs sind/ inwendig aber roth und so brüchig/ daß man sie kaum anrühren kan/ daß es nicht brechen solte. Das gantze Bäumgen stehet auch mehr flach/ wie Sonn-Fochen/ oder hat an den Seiten einige Lappen anwachsen. Wann diß Bäumgen eine veste Substantz hätte/ solte es wegen seiner lebend-rothen Coleur unter die vornehmste Raritaeten können gezehlet werden: So aber ist es verachtet / weilen seine schönste Zweige mit der Zeit alle abfallen/ und nur blosse raube und dornichte Haupt-Aeste zurück lassen/ von welchen man die dickste noch wohl auffhebet und zur Medicin gebrauchet. Es haben solches rund um alle Amboinische Insuln gemein und wird zuweilen mit dem Fischer-Garn auffgezogen. Man gebraucht es unter andern Akarbahar gegen das Gisst/ und gibt man es auch denjenigen/ so Blut und Eyter harnen/ weilen es die faule Humores durch den Urin abführet. Hierzu aber muß man die alte Stücker erkiesen/ welche meistens dicht sind und keine Höhle haben/ auch sacht auff einem Stein reiben/ weilen es sehr brüchig ist. Auff der West-Cüst von Coram findet man eine Sort hiervon/ welche gelb-roth ist/ als Blut-Corallen / gantz hart und massiv und fast ohne Löcher/ welche man vor Blut-Corallen ansehen solte: Man findet ihrer aber wenig und werden deßwegen theuer gehalten. Sie heissen mit einem absonderlichen Namen Djinckga, das ist/ Orangien-gelb Calbahar und sind viel sicherer in Leib zunehmen/ dann die gemeine röhrichte und porose. Zum II. ist noch eine andere Sorte von der Akarbahar Meru, der vorigen schter gleich/ ausser daß die Haupt-Zweige in Glieder vertheilet sind. Auswendig ein roth-gelbe/ brüchig- und sandigte Krust/ inwendig sind die Glieder an einander gesetzt/ gleich wie an dem weissen Kalbahar, auch so gestreifft/ härter und steiniger von Substanz, als das vorhergehende / weißlicht und innenwendig röthlicht. Sein Stamm ist Massiv, auch weißlicht mit roth gemenget. Die III. Sorte von diesem Akarbahar ist nicht bäumicht/ noch mit Zweigen besetzet/ und der halben mehr unter die Steine zurechnen/ indem es ein Klump oder Stück ist/ von vielen Pfeiffen gemacht/ so enge als ein Strohalm sind und dicht aneinander stehen/ wie die 5. und 7. Figur in der VIII. TAB. zeiget: Blutroht oder purpurfardicht/ inwendig auff 2. oder 3. Oerthen mit steinernen Häutlein aneinander gewachsen/ so/ daß der gantze Klumpe einem Schwamm ähnlich sihet. Es heisset Datu Svvàngi das ist Zauberstein/ und man findet es hier und da auff den Strand außgeworffen/ aber es wächset auch unter dem Wasser an den Hacken der Corallen-Steinen/ wovon es die Seeabschneidet. Die Inwohner förchten sich sehr vor diesen Steinen/ so gar/ daß sich niemand unterstehen wird auff einen Baum zu steigen oder in einen Garten zu gehen/ wo dieser Stein auffgehenget ist/ auß Furcht/ daß ihnen der Leib voll feuriger und hitziger Blattern außfahren möchte/ welche sie Mattacan nennen. Sie förchten sich auch darauff zuschlachten/ indem sie glauben/ daß man die kalte Piß darvon bekomme/ vielmehr aber/ wann man ein Stück davon bey sich trage. Doch ma- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0770" n="114"/> Lit. C. zu sehen ist. Von aussen ist es mit einer dicken rothen Schale / so gantz krauß ist/ umgeben/ welche vest daran klebet/ daß man es vor ein roth Corallen-Gewächs ansehen solte. Inwendig ist ein dünnes Reiß/ von eben derselben Substantz, als das vorige. Dieses Gewächs muß man nicht saubern/ sondern mit der rothen Krust auffheben / weilen es sonst keine Fason hat/ und von dem rothen Calbahar wenig daran zu finden ist.</p> <p>Die III. Sorte ist auch ein klein Gewächs/ welches aus vielen kleinen Zweigen bestehet / welche durcheinander lauffen/ und zusammen wachsen/ daß sie gleichsam ein Blat ausmachen / wie kleine Wedel oder Fochen/ worvon ihrer viel aneinander/ wiewohl ungeschickt und mit Bogen stehen/ daß man es wohl vor graue See-Fochen halten könte. Von aussen ist es roth/ welches leicht abfället: inwendig fällt es grau und gelblicht/ auch kurtz abbrechend. Dieses ist nicht Auffhebens werth/ unter demjenigen/ so etwas ordentlich und flach stehet/ wie ein Föchlein. Doch werben die dickste Zweige auch unter dem Calbahar auffgehoben. Wächset auff harten Steinen.</p> </div> <div> <head>Das V. Capitel.</head> <p>Von dem rothen Calbahar.</p> <p>DAs rothe ist das allerunedelste und schlechreste/ und darum billich vor ein Bastard-Corall zu halten.</p> <p>Die I. Sorte schiesset mit einem dicken Stamm auff/ und ist so dick wie zwey Finger/ oder wie ein Arm/ der sich in zwey oder drey Haupt-Zweige vertheilet/ vier biß fünff Schuh hoch / durchgehends blutroth/ steinhart/ doch leichtbrüchig/ voll kleiner Röhrlein oder Gänge/ als ob es von Würmen durchbissen wäre/ anbey auch rauh und voll von scharffen Angewächsen. Die Plätze zwischen den Hauptzweigen sind dicht mit dünnen und sehr mürben Aestlein besetzet / welche Netz-weiß durcheinander lauffen/ auswendig gelb und voll kleines Zeugs sind/ inwendig aber roth und so brüchig/ daß man sie kaum anrühren kan/ daß es nicht brechen solte. Das gantze Bäumgen stehet auch mehr flach/ wie Sonn-Fochen/ oder hat an den Seiten einige Lappen anwachsen. Wann diß Bäumgen eine veste Substantz hätte/ solte es wegen seiner lebend-rothen Coleur unter die vornehmste Raritaeten können gezehlet werden: So aber ist es verachtet / weilen seine schönste Zweige mit der Zeit alle abfallen/ und nur blosse raube und dornichte Haupt-Aeste zurück lassen/ von welchen man die dickste noch wohl auffhebet und zur Medicin gebrauchet. Es haben solches rund um alle Amboinische Insuln gemein und wird zuweilen mit dem Fischer-Garn auffgezogen. Man gebraucht es unter andern Akarbahar gegen das Gisst/ und gibt man es auch denjenigen/ so Blut und Eyter harnen/ weilen es die faule Humores durch den Urin abführet. Hierzu aber muß man die alte Stücker erkiesen/ welche meistens dicht sind und keine Höhle haben/ auch sacht auff einem Stein reiben/ weilen es sehr brüchig ist. Auff der West-Cüst von Coram findet man eine Sort hiervon/ welche gelb-roth ist/ als Blut-Corallen / gantz hart und massiv und fast ohne Löcher/ welche man vor Blut-Corallen ansehen solte: Man findet ihrer aber wenig und werden deßwegen theuer gehalten. Sie heissen mit einem absonderlichen Namen Djinckga, das ist/ Orangien-gelb Calbahar und sind viel sicherer in Leib zunehmen/ dann die gemeine röhrichte und porose.</p> <p>Zum II. ist noch eine andere Sorte von der Akarbahar Meru, der vorigen schter gleich/ ausser daß die Haupt-Zweige in Glieder vertheilet sind. Auswendig ein roth-gelbe/ brüchig- und sandigte Krust/ inwendig sind die Glieder an einander gesetzt/ gleich wie an dem weissen Kalbahar, auch so gestreifft/ härter und steiniger von Substanz, als das vorhergehende / weißlicht und innenwendig röthlicht. Sein Stamm ist Massiv, auch weißlicht mit roth gemenget.</p> <p>Die III. Sorte von diesem Akarbahar ist nicht bäumicht/ noch mit Zweigen besetzet/ und der halben mehr unter die Steine zurechnen/ indem es ein Klump oder Stück ist/ von vielen Pfeiffen gemacht/ so enge als ein Strohalm sind und dicht aneinander stehen/ wie die 5. und 7. Figur in der VIII. TAB. zeiget: Blutroht oder purpurfardicht/ inwendig auff 2. oder 3. Oerthen mit steinernen Häutlein aneinander gewachsen/ so/ daß der gantze Klumpe einem Schwamm ähnlich sihet. Es heisset Datu Svvàngi das ist Zauberstein/ und man findet es hier und da auff den Strand außgeworffen/ aber es wächset auch unter dem Wasser an den Hacken der Corallen-Steinen/ wovon es die Seeabschneidet. Die Inwohner förchten sich sehr vor diesen Steinen/ so gar/ daß sich niemand unterstehen wird auff einen Baum zu steigen oder in einen Garten zu gehen/ wo dieser Stein auffgehenget ist/ auß Furcht/ daß ihnen der Leib voll feuriger und hitziger Blattern außfahren möchte/ welche sie Mattacan nennen. Sie förchten sich auch darauff zuschlachten/ indem sie glauben/ daß man die kalte Piß darvon bekomme/ vielmehr aber/ wann man ein Stück davon bey sich trage. Doch ma- </p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0770]
Lit. C. zu sehen ist. Von aussen ist es mit einer dicken rothen Schale / so gantz krauß ist/ umgeben/ welche vest daran klebet/ daß man es vor ein roth Corallen-Gewächs ansehen solte. Inwendig ist ein dünnes Reiß/ von eben derselben Substantz, als das vorige. Dieses Gewächs muß man nicht saubern/ sondern mit der rothen Krust auffheben / weilen es sonst keine Fason hat/ und von dem rothen Calbahar wenig daran zu finden ist.
Die III. Sorte ist auch ein klein Gewächs/ welches aus vielen kleinen Zweigen bestehet / welche durcheinander lauffen/ und zusammen wachsen/ daß sie gleichsam ein Blat ausmachen / wie kleine Wedel oder Fochen/ worvon ihrer viel aneinander/ wiewohl ungeschickt und mit Bogen stehen/ daß man es wohl vor graue See-Fochen halten könte. Von aussen ist es roth/ welches leicht abfället: inwendig fällt es grau und gelblicht/ auch kurtz abbrechend. Dieses ist nicht Auffhebens werth/ unter demjenigen/ so etwas ordentlich und flach stehet/ wie ein Föchlein. Doch werben die dickste Zweige auch unter dem Calbahar auffgehoben. Wächset auff harten Steinen.
Das V. Capitel. Von dem rothen Calbahar.
DAs rothe ist das allerunedelste und schlechreste/ und darum billich vor ein Bastard-Corall zu halten.
Die I. Sorte schiesset mit einem dicken Stamm auff/ und ist so dick wie zwey Finger/ oder wie ein Arm/ der sich in zwey oder drey Haupt-Zweige vertheilet/ vier biß fünff Schuh hoch / durchgehends blutroth/ steinhart/ doch leichtbrüchig/ voll kleiner Röhrlein oder Gänge/ als ob es von Würmen durchbissen wäre/ anbey auch rauh und voll von scharffen Angewächsen. Die Plätze zwischen den Hauptzweigen sind dicht mit dünnen und sehr mürben Aestlein besetzet / welche Netz-weiß durcheinander lauffen/ auswendig gelb und voll kleines Zeugs sind/ inwendig aber roth und so brüchig/ daß man sie kaum anrühren kan/ daß es nicht brechen solte. Das gantze Bäumgen stehet auch mehr flach/ wie Sonn-Fochen/ oder hat an den Seiten einige Lappen anwachsen. Wann diß Bäumgen eine veste Substantz hätte/ solte es wegen seiner lebend-rothen Coleur unter die vornehmste Raritaeten können gezehlet werden: So aber ist es verachtet / weilen seine schönste Zweige mit der Zeit alle abfallen/ und nur blosse raube und dornichte Haupt-Aeste zurück lassen/ von welchen man die dickste noch wohl auffhebet und zur Medicin gebrauchet. Es haben solches rund um alle Amboinische Insuln gemein und wird zuweilen mit dem Fischer-Garn auffgezogen. Man gebraucht es unter andern Akarbahar gegen das Gisst/ und gibt man es auch denjenigen/ so Blut und Eyter harnen/ weilen es die faule Humores durch den Urin abführet. Hierzu aber muß man die alte Stücker erkiesen/ welche meistens dicht sind und keine Höhle haben/ auch sacht auff einem Stein reiben/ weilen es sehr brüchig ist. Auff der West-Cüst von Coram findet man eine Sort hiervon/ welche gelb-roth ist/ als Blut-Corallen / gantz hart und massiv und fast ohne Löcher/ welche man vor Blut-Corallen ansehen solte: Man findet ihrer aber wenig und werden deßwegen theuer gehalten. Sie heissen mit einem absonderlichen Namen Djinckga, das ist/ Orangien-gelb Calbahar und sind viel sicherer in Leib zunehmen/ dann die gemeine röhrichte und porose.
Zum II. ist noch eine andere Sorte von der Akarbahar Meru, der vorigen schter gleich/ ausser daß die Haupt-Zweige in Glieder vertheilet sind. Auswendig ein roth-gelbe/ brüchig- und sandigte Krust/ inwendig sind die Glieder an einander gesetzt/ gleich wie an dem weissen Kalbahar, auch so gestreifft/ härter und steiniger von Substanz, als das vorhergehende / weißlicht und innenwendig röthlicht. Sein Stamm ist Massiv, auch weißlicht mit roth gemenget.
Die III. Sorte von diesem Akarbahar ist nicht bäumicht/ noch mit Zweigen besetzet/ und der halben mehr unter die Steine zurechnen/ indem es ein Klump oder Stück ist/ von vielen Pfeiffen gemacht/ so enge als ein Strohalm sind und dicht aneinander stehen/ wie die 5. und 7. Figur in der VIII. TAB. zeiget: Blutroht oder purpurfardicht/ inwendig auff 2. oder 3. Oerthen mit steinernen Häutlein aneinander gewachsen/ so/ daß der gantze Klumpe einem Schwamm ähnlich sihet. Es heisset Datu Svvàngi das ist Zauberstein/ und man findet es hier und da auff den Strand außgeworffen/ aber es wächset auch unter dem Wasser an den Hacken der Corallen-Steinen/ wovon es die Seeabschneidet. Die Inwohner förchten sich sehr vor diesen Steinen/ so gar/ daß sich niemand unterstehen wird auff einen Baum zu steigen oder in einen Garten zu gehen/ wo dieser Stein auffgehenget ist/ auß Furcht/ daß ihnen der Leib voll feuriger und hitziger Blattern außfahren möchte/ welche sie Mattacan nennen. Sie förchten sich auch darauff zuschlachten/ indem sie glauben/ daß man die kalte Piß darvon bekomme/ vielmehr aber/ wann man ein Stück davon bey sich trage. Doch ma-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |