Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das I. Kapitel. Vom Eingang in Europam: und in derselben von Italien ins gemein. §. I MEst- und Ost-Indien/ mit Africa, haben wir in vorhergehenden zwey Tractätlein/ zu unserm Zweck/ besehen; und von dar uns so viel näher gen Europam zu machen/ das Schiff unserer Schrifftlichen Abhandelung/ nach Constantinopel/ Malta und Messina gekehret. §. 2. Nun bietet uns die Großmächtige Königin Europa gleichsam selbst die Hand/ und leitet uns rechten Weges nach Italien; als welche Landschafft/ nächst anstossende an das Königreich Sicilien/ in Summarischer Betrachtung so wol ihrer eigenen Form oder äusserlichen Gestalt / als die übrigen/ rings umb ihr liegendeu Provinzen und Länder Europae, nicht unbequem einem herab-werts gestreckten Arm/ gleichsam einer prächtig-geschmückten Jungfrau/ wird verglichen; derer Haupt nemlich Spanien seye; Die Brust Franckreich; die Hals-Kette das Alpen- oder besser / Pyraeneische Gebirge/ und der (wiewohl ziehmlich weit davon-abhangende) Rhein-Strom; der an der Hals-Ketten und Brust hangende Schau-Pfenning oder Kleynod/ as Königreich Böhmen; das Hertze/ Teutschland; die meisten theile des Rockes/ Ungarn/ Polen/ Preussen/ Liefland / Littauen/ Muscau/ Wallachey/ Siebenbürgen/ Bulgarie/ und ein theil Griechenlandes; der tieff-herabhangende Gürtel/ die Donau; der lincke Fuß/ Reussen; der rechte Fuß / Constantinopel: der lincke Arm/ Nieder-Sachsen/ Holstein/ mit dem Königreich Dennemarck; und endlich Italien der rechte Arm/ wie gedacht: Deme Henricus Bünting/ (in seinem Biblischen Reise-Buch das Königreich Sicilien/ gleichsam als einen Reichs-Apffel in die Hand gibt/ wie in dero von ihm desfalls inventirt- und vor gestellteu Land-Taffel zu sehen. §. 3. Oder/ wie im kleinen deutschen Atlas (part. I. pag. 10. b.) meldung geschieht/ fals man Europam, auß dem Strabone, nicht so wol einer sanfftmüthigen Jungfrau/ als einem grimmigen Drachen/ vergleichen wolte; so solle Spanien das Haupt; Franckreich den Hals, Teutschland den gantzen Leib; Dennemarck den lincken; und Italien den rechten Flügel/ daran praesentiren. §. 4. Oder absonderlich/ und so viel bequämer/ wird Italien heutiges Tages von mehreren theiils Scribenten/ einem Seieffel/ oder gestiefelten Menschen-Fuß/ vergliechen: dessen Hüffte/ biß an die Knie/ das Alpen-Gebürge das Vordertheil oder Schien-Bein/ die gantze Gegend am Tyrrhenischen Meer; die Wade/ der gantze Strich gegen das Adriatische Meer; der unterste Fuß/ und die Ferse/ die Landschaften am Tomschen Meer? und endlich die Zehen desselbigen Fusses/ die äussersten/ dem Sicilien gleich übergelegene/ Ufer sein sollen: Wie dann für andern solchen Vergleich/ wiewol nur mit zwey Worten/ der vielberühmbte Zeilerus (ltine arr. ltal. pag. 3. 2.) vor bekant annimt/ und den mehrbegierigen Leser/ auff Cluverii und Magini Geographie hinweiset. Zu welcher Emblematischen Vorstellung ich vermeine/ auch dieses nicht ungereimt dazu gethan werden könte/ das nehmlich das Apenninische Gebürge / Italien lang hindurch theilend in zwey theil/ auff die Schien-Pfeiffe/ oder Schenckel-Knochen / inwendig in erwehntem gestieffelten Fuß/ deuten möchte. §. Und lassen einem jedweden frey/ was dessen phantasie auß dieser ädelen Landschafft im übrigen mehr für ein Bild/ ob etwan ein Ephey-Blath/ wie Eustathius oder ein Eichen-Laub / dessen länge grösser/ als die breite/ wie Plinius, Solinus, und andere (citante Atl. min. part. 2. pag. 178. ) oder was andres/ drauß machen wolle. §. 6. Dieses aber ist gar gewiß und weltkündig/ daß gleich wie mehrgedachtes Italien wegen souderbahrer Güte des Himmels/ trefflecher Gelegenheit des Orths/ fruchtbarkeit des Bodens / und daher-entstehendem reichen Uberflnß von Rind- und anderm Vieh/ Pferden/ Milch und Käse / Fischen/ Muschelwerck/ Vögeln/ Wein/ Oehle/ Mandeln/ und vielen andern herrlichen Früchten und Bluhmen/ von delicatem Geschmack und Geruch/ wie nicht minder wegen so mancherlei arth gesund und warmer Brunnen/ Metall- und Berg-Arthen: Vorrath an Alabaster / Marmel/ Porphyr- und andern Steinen/ Alaun/ Schweffel/ Saltz/ und dergleichen/ mehr für ein irrdisch Paradieß und kurtzen Begrieff dessen/ was sonsten die luxurios- und lüsternde Natur/ stückweise in ander Länder vertheilet/ als eine gemeine Landschafft/ ist zu nennen: also hat das Sinnreiche Nachdrucken der Menschen vielfältige Gelegenheit gefunden/ den äusserlichen Sinnen so viel mehr zuschmeicheln und wol zuthun/ durch künstliche Stifft- und Erbauung/ in und ausser Städen so mancher admirabel-schönen Palatien/ Pracht und Lust-Hauser / die mit aller Geräthschafft reichlich versehen/ Pyramiden/ Obelisken/ und anderer Seulen / Statuen/ und Schnitzwercks Das I. Kapitel. Vom Eingang in Europam: und in derselben von Italien ins gemein. §. I MEst- und Ost-Indien/ mit Africâ, haben wir in vorhergehenden zwey Tractätlein/ zu unserm Zweck/ besehen; und von dar uns so viel näher gen Europam zu machen/ das Schiff unserer Schrifftlichen Abhandelung/ nach Constantinopel/ Malta und Messina gekehret. §. 2. Nun bietet uns die Großmächtige Königin Europa gleichsam selbst die Hand/ und leitet uns rechten Weges nach Italien; als welche Landschafft/ nächst anstossende an das Königreich Sicilien/ in Summarischer Betrachtung so wol ihrer eigenen Form oder äusserlichen Gestalt / als die übrigen/ rings umb ihr liegendeu Provinzen und Länder Europae, nicht unbequem einem herab-werts gestreckten Arm/ gleichsam einer prächtig-geschmückten Jungfrau/ wird verglichen; derer Haupt nemlich Spanien seye; Die Brust Franckreich; die Hals-Kette das Alpen- oder besser / Pyraeneische Gebirge/ und der (wiewohl ziehmlich weit davon-abhangende) Rhein-Strom; der an der Hals-Ketten und Brust hangende Schau-Pfenning oder Kleynod/ as Königreich Böhmen; das Hertze/ Teutschland; die meisten theile des Rockes/ Ungarn/ Polen/ Preussen/ Liefland / Littauen/ Muscau/ Wallachey/ Siebenbürgen/ Bulgarie/ und ein theil Griechenlandes; der tieff-herabhangende Gürtel/ die Donau; der lincke Fuß/ Reussen; der rechte Fuß / Constantinopel: der lincke Arm/ Nieder-Sachsen/ Holstein/ mit dem Königreich Dennemarck; und endlich Italien der rechte Arm/ wie gedacht: Deme Henricus Bünting/ (in seinem Biblischen Reise-Buch das Königreich Sicilien/ gleichsam als einen Reichs-Apffel in die Hand gibt/ wie in dero von ihm desfalls inventirt- und vor gestellteu Land-Taffel zu sehen. §. 3. Oder/ wie im kleinen deutschen Atlas (part. I. pag. 10. b.) meldung geschieht/ fals man Europam, auß dem Strabone, nicht so wol einer sanfftmüthigen Jungfrau/ als einem grimmigen Drachen/ vergleichen wolte; so solle Spanien das Haupt; Franckreich den Hals, Teutschland den gantzen Leib; Dennemarck den lincken; und Italien den rechten Flügel/ daran praesentiren. §. 4. Oder absonderlich/ und so viel bequämer/ wird Italien heutiges Tages von mehreren theiils Scribenten/ einem Seieffel/ oder gestiefelten Menschen-Fuß/ vergliechen: dessen Hüffte/ biß an die Knie/ das Alpen-Gebürge das Vordertheil oder Schien-Bein/ die gantze Gegend am Tyrrhenischen Meer; die Wade/ der gantze Strich gegen das Adriatische Meer; der unterste Fuß/ und die Ferse/ die Landschaften am Tomschen Meer? und endlich die Zehen desselbigen Fusses/ die äussersten/ dem Sicilien gleich übergelegene/ Ufer sein sollen: Wie dann für andern solchen Vergleich/ wiewol nur mit zwey Worten/ der vielberühmbte Zeilerus (ltine arr. ltal. pag. 3. 2.) vor bekant annimt/ und den mehrbegierigen Leser/ auff Cluverii und Magini Geographie hinweiset. Zu welcher Emblematischen Vorstellung ich vermeine/ auch dieses nicht ungereimt dazu gethan werden könte/ das nehmlich das Apenninische Gebürge / Italien lang hindurch theilend in zwey theil/ auff die Schien-Pfeiffe/ oder Schenckel-Knochen / inwendig in erwehntem gestieffelten Fuß/ deuten möchte. §. Und lassen einem jedweden frey/ was dessen phantasie auß dieser ädelen Landschafft im übrigen mehr für ein Bild/ ob etwan ein Ephey-Blath/ wie Eustathius oder ein Eichen-Laub / dessen länge grösser/ als die breite/ wie Plinius, Solinus, und andere (citante Atl. min. part. 2. pag. 178. ) oder was andres/ drauß machen wolle. §. 6. Dieses aber ist gar gewiß und weltkündig/ daß gleich wie mehrgedachtes Italien wegen souderbahrer Güte des Himmels/ trefflecher Gelegenheit des Orths/ fruchtbarkeit des Bodens / und daher-entstehendem reichen Uberflnß von Rind- und anderm Vieh/ Pferden/ Milch und Käse / Fischen/ Muschelwerck/ Vögeln/ Wein/ Oehle/ Mandeln/ und vielen andern herrlichen Früchten und Bluhmen/ von delicatem Geschmack und Geruch/ wie nicht minder wegen so mancherlei arth gesund und warmer Brunnen/ Metall- und Berg-Arthen: Vorrath an Alabaster / Marmel/ Porphyr- und andern Steinen/ Alaun/ Schweffel/ Saltz/ und dergleichen/ mehr für ein irrdisch Paradieß und kurtzen Begrieff dessen/ was sonsten die luxurios- und lüsternde Natur/ stückweise in ander Länder vertheilet/ als eine gemeine Landschafft/ ist zu nennen: also hat das Sinnreiche Nachdrucken der Menschen vielfältige Gelegenheit gefunden/ den äusserlichen Sinnen so viel mehr zuschmeicheln und wol zuthun/ durch künstliche Stifft- und Erbauung/ in und ausser Städen so mancher admirabel-schönen Palatien/ Pracht und Lust-Hauser / die mit aller Geräthschafft reichlich versehen/ Pyramiden/ Obelisken/ und anderer Seulen / Statuen/ und Schnitzwercks <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0639" n="63"/> </div> <div> <head>Das I. Kapitel.</head> <p>Vom Eingang in Europam: und in derselben von Italien ins gemein.</p> </div> <div> <head>§. I</head> <p>MEst- und Ost-Indien/ mit Africâ, haben wir in vorhergehenden zwey Tractätlein/ zu unserm Zweck/ besehen; und von dar uns so viel näher gen Europam zu machen/ das Schiff unserer Schrifftlichen Abhandelung/ nach Constantinopel/ Malta und Messina gekehret.</p> <p>§. 2. Nun bietet uns die Großmächtige Königin Europa gleichsam selbst die Hand/ und leitet uns rechten Weges nach Italien; als welche Landschafft/ nächst anstossende an das Königreich Sicilien/ in Summarischer Betrachtung so wol ihrer eigenen Form oder äusserlichen Gestalt / als die übrigen/ rings umb ihr liegendeu Provinzen und Länder Europae, nicht unbequem einem herab-werts gestreckten Arm/ gleichsam einer prächtig-geschmückten Jungfrau/ wird verglichen; derer Haupt nemlich Spanien seye; Die Brust Franckreich; die Hals-Kette das Alpen- oder besser / Pyraeneische Gebirge/ und der (wiewohl ziehmlich weit davon-abhangende) Rhein-Strom; der an der Hals-Ketten und Brust hangende Schau-Pfenning oder Kleynod/ as Königreich Böhmen; das Hertze/ Teutschland; die meisten theile des Rockes/ Ungarn/ Polen/ Preussen/ Liefland / Littauen/ Muscau/ Wallachey/ Siebenbürgen/ Bulgarie/ und ein theil Griechenlandes; der tieff-herabhangende Gürtel/ die Donau; der lincke Fuß/ Reussen; der rechte Fuß / Constantinopel: der lincke Arm/ Nieder-Sachsen/ Holstein/ mit dem Königreich Dennemarck; und endlich Italien der rechte Arm/ wie gedacht: Deme Henricus Bünting/ (in seinem Biblischen Reise-Buch das Königreich Sicilien/ gleichsam als einen Reichs-Apffel in die Hand gibt/ wie in dero von ihm desfalls inventirt- und vor gestellteu Land-Taffel zu sehen.</p> <p>§. 3. Oder/ wie im kleinen deutschen Atlas (part. I. pag. 10. b.) meldung geschieht/ fals man Europam, auß dem Strabone, nicht so wol einer sanfftmüthigen Jungfrau/ als einem grimmigen Drachen/ vergleichen wolte; so solle Spanien das Haupt; Franckreich den Hals, Teutschland den gantzen Leib; Dennemarck den lincken; und Italien den rechten Flügel/ daran praesentiren.</p> <p>§. 4. Oder absonderlich/ und so viel bequämer/ wird Italien heutiges Tages von mehreren theiils Scribenten/ einem Seieffel/ oder gestiefelten Menschen-Fuß/ vergliechen: dessen Hüffte/ biß an die Knie/ das Alpen-Gebürge das Vordertheil oder Schien-Bein/ die gantze Gegend am Tyrrhenischen Meer; die Wade/ der gantze Strich gegen das Adriatische Meer; der unterste Fuß/ und die Ferse/ die Landschaften am Tomschen Meer? und endlich die Zehen desselbigen Fusses/ die äussersten/ dem Sicilien gleich übergelegene/ Ufer sein sollen: Wie dann für andern solchen Vergleich/ wiewol nur mit zwey Worten/ der vielberühmbte Zeilerus (ltine arr. ltal. pag. 3. 2.) vor bekant annimt/ und den mehrbegierigen Leser/ auff Cluverii und Magini Geographie hinweiset. Zu welcher Emblematischen Vorstellung ich vermeine/ auch dieses nicht ungereimt dazu gethan werden könte/ das nehmlich das Apenninische Gebürge / Italien lang hindurch theilend in zwey theil/ auff die Schien-Pfeiffe/ oder Schenckel-Knochen / inwendig in erwehntem gestieffelten Fuß/ deuten möchte.</p> <p>§. Und lassen einem jedweden frey/ was dessen phantasie auß dieser ädelen Landschafft im übrigen mehr für ein Bild/ ob etwan ein Ephey-Blath/ wie Eustathius oder ein Eichen-Laub / dessen länge grösser/ als die breite/ wie Plinius, Solinus, und andere (citante Atl. min. part. 2. pag. 178. ) oder was andres/ drauß machen wolle.</p> <p>§. 6. Dieses aber ist gar gewiß und weltkündig/ daß gleich wie mehrgedachtes Italien wegen souderbahrer Güte des Himmels/ trefflecher Gelegenheit des Orths/ fruchtbarkeit des Bodens / und daher-entstehendem reichen Uberflnß von Rind- und anderm Vieh/ Pferden/ Milch und Käse / Fischen/ Muschelwerck/ Vögeln/ Wein/ Oehle/ Mandeln/ und vielen andern herrlichen Früchten und Bluhmen/ von delicatem Geschmack und Geruch/ wie nicht minder wegen so mancherlei arth gesund und warmer Brunnen/ Metall- und Berg-Arthen: Vorrath an Alabaster / Marmel/ Porphyr- und andern Steinen/ Alaun/ Schweffel/ Saltz/ und dergleichen/ mehr für ein irrdisch Paradieß und kurtzen Begrieff dessen/ was sonsten die luxurios- und lüsternde Natur/ stückweise in ander Länder vertheilet/ als eine gemeine Landschafft/ ist zu nennen: also hat das Sinnreiche Nachdrucken der Menschen vielfältige Gelegenheit gefunden/ den äusserlichen Sinnen so viel mehr zuschmeicheln und wol zuthun/ durch künstliche Stifft- und Erbauung/ in und ausser Städen so mancher admirabel-schönen Palatien/ Pracht und Lust-Hauser / die mit aller Geräthschafft reichlich versehen/ Pyramiden/ Obelisken/ und anderer Seulen / Statuen/ und Schnitzwercks </p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0639]
Das I. Kapitel. Vom Eingang in Europam: und in derselben von Italien ins gemein.
§. I MEst- und Ost-Indien/ mit Africâ, haben wir in vorhergehenden zwey Tractätlein/ zu unserm Zweck/ besehen; und von dar uns so viel näher gen Europam zu machen/ das Schiff unserer Schrifftlichen Abhandelung/ nach Constantinopel/ Malta und Messina gekehret.
§. 2. Nun bietet uns die Großmächtige Königin Europa gleichsam selbst die Hand/ und leitet uns rechten Weges nach Italien; als welche Landschafft/ nächst anstossende an das Königreich Sicilien/ in Summarischer Betrachtung so wol ihrer eigenen Form oder äusserlichen Gestalt / als die übrigen/ rings umb ihr liegendeu Provinzen und Länder Europae, nicht unbequem einem herab-werts gestreckten Arm/ gleichsam einer prächtig-geschmückten Jungfrau/ wird verglichen; derer Haupt nemlich Spanien seye; Die Brust Franckreich; die Hals-Kette das Alpen- oder besser / Pyraeneische Gebirge/ und der (wiewohl ziehmlich weit davon-abhangende) Rhein-Strom; der an der Hals-Ketten und Brust hangende Schau-Pfenning oder Kleynod/ as Königreich Böhmen; das Hertze/ Teutschland; die meisten theile des Rockes/ Ungarn/ Polen/ Preussen/ Liefland / Littauen/ Muscau/ Wallachey/ Siebenbürgen/ Bulgarie/ und ein theil Griechenlandes; der tieff-herabhangende Gürtel/ die Donau; der lincke Fuß/ Reussen; der rechte Fuß / Constantinopel: der lincke Arm/ Nieder-Sachsen/ Holstein/ mit dem Königreich Dennemarck; und endlich Italien der rechte Arm/ wie gedacht: Deme Henricus Bünting/ (in seinem Biblischen Reise-Buch das Königreich Sicilien/ gleichsam als einen Reichs-Apffel in die Hand gibt/ wie in dero von ihm desfalls inventirt- und vor gestellteu Land-Taffel zu sehen.
§. 3. Oder/ wie im kleinen deutschen Atlas (part. I. pag. 10. b.) meldung geschieht/ fals man Europam, auß dem Strabone, nicht so wol einer sanfftmüthigen Jungfrau/ als einem grimmigen Drachen/ vergleichen wolte; so solle Spanien das Haupt; Franckreich den Hals, Teutschland den gantzen Leib; Dennemarck den lincken; und Italien den rechten Flügel/ daran praesentiren.
§. 4. Oder absonderlich/ und so viel bequämer/ wird Italien heutiges Tages von mehreren theiils Scribenten/ einem Seieffel/ oder gestiefelten Menschen-Fuß/ vergliechen: dessen Hüffte/ biß an die Knie/ das Alpen-Gebürge das Vordertheil oder Schien-Bein/ die gantze Gegend am Tyrrhenischen Meer; die Wade/ der gantze Strich gegen das Adriatische Meer; der unterste Fuß/ und die Ferse/ die Landschaften am Tomschen Meer? und endlich die Zehen desselbigen Fusses/ die äussersten/ dem Sicilien gleich übergelegene/ Ufer sein sollen: Wie dann für andern solchen Vergleich/ wiewol nur mit zwey Worten/ der vielberühmbte Zeilerus (ltine arr. ltal. pag. 3. 2.) vor bekant annimt/ und den mehrbegierigen Leser/ auff Cluverii und Magini Geographie hinweiset. Zu welcher Emblematischen Vorstellung ich vermeine/ auch dieses nicht ungereimt dazu gethan werden könte/ das nehmlich das Apenninische Gebürge / Italien lang hindurch theilend in zwey theil/ auff die Schien-Pfeiffe/ oder Schenckel-Knochen / inwendig in erwehntem gestieffelten Fuß/ deuten möchte.
§. Und lassen einem jedweden frey/ was dessen phantasie auß dieser ädelen Landschafft im übrigen mehr für ein Bild/ ob etwan ein Ephey-Blath/ wie Eustathius oder ein Eichen-Laub / dessen länge grösser/ als die breite/ wie Plinius, Solinus, und andere (citante Atl. min. part. 2. pag. 178. ) oder was andres/ drauß machen wolle.
§. 6. Dieses aber ist gar gewiß und weltkündig/ daß gleich wie mehrgedachtes Italien wegen souderbahrer Güte des Himmels/ trefflecher Gelegenheit des Orths/ fruchtbarkeit des Bodens / und daher-entstehendem reichen Uberflnß von Rind- und anderm Vieh/ Pferden/ Milch und Käse / Fischen/ Muschelwerck/ Vögeln/ Wein/ Oehle/ Mandeln/ und vielen andern herrlichen Früchten und Bluhmen/ von delicatem Geschmack und Geruch/ wie nicht minder wegen so mancherlei arth gesund und warmer Brunnen/ Metall- und Berg-Arthen: Vorrath an Alabaster / Marmel/ Porphyr- und andern Steinen/ Alaun/ Schweffel/ Saltz/ und dergleichen/ mehr für ein irrdisch Paradieß und kurtzen Begrieff dessen/ was sonsten die luxurios- und lüsternde Natur/ stückweise in ander Länder vertheilet/ als eine gemeine Landschafft/ ist zu nennen: also hat das Sinnreiche Nachdrucken der Menschen vielfältige Gelegenheit gefunden/ den äusserlichen Sinnen so viel mehr zuschmeicheln und wol zuthun/ durch künstliche Stifft- und Erbauung/ in und ausser Städen so mancher admirabel-schönen Palatien/ Pracht und Lust-Hauser / die mit aller Geräthschafft reichlich versehen/ Pyramiden/ Obelisken/ und anderer Seulen / Statuen/ und Schnitzwercks
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/639>, abgerufen am 04.03.2025. |