Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 8. Entweder es ist wahr/ daß keine Schlangen in Malta mehr gefunden werden; oder ist nicht wahr. Ists wahr; woher wird bewiesen/ daß eben Paulus solches gewürcket habe/ und nicht GOtt vielmehr/ ob auch St. Paulus sein Tage nicht dahin durch Ungewitter und Schifbruch gekommen wäre. Ists aber nicht wahr; wer heisst euch dann so lügen? Ich zwar kan mich rund herauß auff Ja oder auff Nein nicht bescheiden/ denn ich keinen ehrlichen Menschen biß dato in demselbigen Eyland gesehen: Jedoch dieß und das den Heiligen/ ohne Biblischen Grund zuzuschreiben/ und Gottes Wort darüber vorbey zu gehen/ wäre/ bedünckt mich/ dem Geschöpffe eine grössere Macht/ als Gott dem Schöpffer/ zuzuschreiben.

§. 9. An diesem aber (bey unserm Zweck zu bleiben) ist kein Zweiffel/ daß/ hindangesetzt der Norder-Seite desselben Orths/ gegen der Sonnen Auffgang noch etliche Mauren und überbliebene Stücke sollen zu sehen seyn/ von dem uhralten köstlichen Tempel der Abgöttinn Juno.

§. 10. Als dieser im Flor gewest/ sagt Bünting/ daß viel schöne Kleinodien und Schätze; insonderheit aber das köstlichste Elffenbein/ als was sonderlichs/ sich darinn befunden: und als solches/ nach Eroberung der Insul/ dem Numidischen König Masinissae, sein Schiff-Capitain überbracht/ Er/ der König/ sol eiligst befohlen haben/ dasselbige zurück zu bringen/ und sothanen entführten Kirchen-Schatz/ wieder an seinen Orth zu stellen.

§. 11. Hiervon nun könte und solte vielleicht was umbständlich gehandelt werden: weil aber vorhin-gedachter Herr Burchhard Niederstedt (lid. 1. de Malt. c. 5 p. 14.) so-fern diesem Thun ein Genügen gethan; mag der günstige Leser sich dahin verfügen/ und seine Belustigung darauß nehmen.

Das X. Capitel.

Von Herrn Habelä/ Melitensischen Vice-Cantzlers/ Raritäten-Zimmer.

§. 1.

MAs aber den Zustand neuerer Zeiten betrifft; so hat die Haupt-Stadt Malta biß dato ihren Namen mit der gantzen Insul gemein, ist so wol an sich selbst/ als mit einem darinn-gelegenen Schloß befestigt: und wird von einem Groß-Meister regiert/ welcher auß allerhand Nationen / ohne Unterscheid/ pflegterwehlt zu werden.

§. 2. Und in derselbigen Stadt/ oder nicht weit davon/ auff einem wolangelegten Praedio oder Land-Guth/ (hiemit ich zu meinem Zweck fortfahre) ist Anno 1630. wohnhafft gewesen ein fürnehmer/ leutseeliger/ und in allerhand Wissenschafften/ (sonderlich was Antiquitäten betrifft) gar curiös- und erfahrner Mann/ Nahmens Herr Johann-Francisc. Habela/ des Geistlichen Ritter-Ordens von Jerusalem/ und Vice-Cantzler der Insul: welcher ein fein Museum oder Raritäten-Gemach zu eigener und anderer hurtigen Gemüther Belustigung/ und in demselben nicht minder viel schöne selecte Dinge der Natur/ als alte Monumente und Gedächtnüsse/ in fleissiger Verwahrung gehegt/ wie solches auß mehr-gedachten Herrn Niederstädts/ und Herrn Th. Bartholini Zeugnüß/ die beyde in Malta gegenwärtig gewesen/ und die Sachen gesehen / erhellet.

§. 3. Von welchen der Erste/ das Museum oder Conclave Herrn Habelä/ außdrücklich ein Antiquarium (lib. 1. de. Malt. cap. 5. p. 17.] intitulirt, und (lib. 2. c 4. pag. 60.) von dem darinbefindlichen alten Aschen-Topff/ oder Leichen-Gefäß/ also schreibet: Extra Veterem Urbem [Maltam] multa deorum Simulacra, Columnae Marmoreae ruptae, fractae, aliaque praeclara Antiquitatis Monumenta saepius inventa sunt, quae laudabili prorsus opera, hac nostra aetate collegit Fr. Johannes Franciscus Abela, Sacrae &amp; eminentissimae Religionis Hierosolymitanae Vice-Cancellarius, in Praedio suburbano Promontorii Cortini (Casino di S. Giacomo dictum) curiose asservata. Idem ille Urnam veterem, in subterranea spelunca repertam, hoc Elogio ornavit:

Phoenicum Urnam, qui pirmi a Gigantum interitu

Pulsis Phaeacib. Melitam tenuere fortunatam,

Cum incluso Cadavere, imo Cinere

Post Io &amp; amplius Lustra ex antiquae Urbis Latebris Effossam.

Fundi Herus publico Rei Antiquariae Bono Heic prope Caemiterium vetus P. C.

Anno Salutis M DC XXX. Adventaus vero Sacr. Ord. Hierosolym. C.

§. 4 Von dem Andern/ dem Hn. Bartholino/ sind folgende Dinge observiret: Eine Statua Harpocratis, an dessen rechten Seite des Helins/ dem ansehn nach/ ein geflochtener Zopff Haare/ als ein gekrümt Horn/ herab gehangen; (de Unicorn. c. 2. p. 27.) Hüfftenknochen/ ein Zahn/ und Ribbe von Riesen; (Cent. I. Ep. Med. 53. p. 225.) Holß in Stein verwandelt/ noch in diesem Seculo, binnen der benachbarten Africanischen stadt Tripoli; (ib. ut &amp; lib. de Unicorn. c. 37. p. 290. ac Cent. 2. Hist. Anat. 100. p. 354) und nit nur die einige/ sondern zwey Urnas Sepulchrales, oder ver-

§. 8. Entweder es ist wahr/ daß keine Schlangen in Malta mehr gefunden werden; oder ist nicht wahr. Ists wahr; woher wird bewiesen/ daß eben Paulus solches gewürcket habe/ und nicht GOtt vielmehr/ ob auch St. Paulus sein Tage nicht dahin durch Ungewitter und Schifbruch gekommen wäre. Ists aber nicht wahr; wer heisst euch dann so lügen? Ich zwar kan mich rund herauß auff Ja oder auff Nein nicht bescheiden/ denn ich keinen ehrlichen Menschen biß dato in demselbigen Eyland gesehen: Jedoch dieß und das den Heiligen/ ohne Biblischen Grund zuzuschreiben/ und Gottes Wort darüber vorbey zu gehen/ wäre/ bedünckt mich/ dem Geschöpffe eine grössere Macht/ als Gott dem Schöpffer/ zuzuschreiben.

§. 9. An diesem aber (bey unserm Zweck zu bleiben) ist kein Zweiffel/ daß/ hindangesetzt der Norder-Seite desselben Orths/ gegen der Sonnen Auffgang noch etliche Mauren und überbliebene Stücke sollen zu sehen seyn/ von dem uhralten köstlichen Tempel der Abgöttinn Juno.

§. 10. Als dieser im Flor gewest/ sagt Bünting/ daß viel schöne Kleinodien uñ Schätze; insonderheit aber das köstlichste Elffenbein/ als was sonderlichs/ sich darinn befunden: und als solches/ nach Eroberung der Insul/ dem Numidischen König Masinissae, sein Schiff-Capitain überbracht/ Er/ der König/ sol eiligst befohlen haben/ dasselbige zurück zu bringen/ und sothanen entführten Kirchen-Schatz/ wieder an seinen Orth zu stellen.

§. 11. Hiervon nun könte und solte vielleicht was umbständlich gehandelt werden: weil aber vorhin-gedachter Herr Burchhard Niederstedt (lid. 1. de Malt. c. 5 p. 14.) so-fern diesem Thun ein Genügen gethan; mag der günstige Leser sich dahin verfügen/ und seine Belustigung darauß nehmen.

Das X. Capitel.

Von Herrn Habelä/ Melitensischen Vice-Cantzlers/ Raritäten-Zimmer.

§. 1.

MAs aber den Zustand neuerer Zeiten betrifft; so hat die Haupt-Stadt Malta biß dato ihren Namen mit der gantzen Insul gemein, ist so wol an sich selbst/ als mit einem darinn-gelegenen Schloß befestigt: und wird von einem Groß-Meister regiert/ welcher auß allerhand Nationen / ohne Unterscheid/ pflegterwehlt zu werden.

§. 2. Und in derselbigen Stadt/ oder nicht weit davon/ auff einem wolangelegten Praedio oder Land-Guth/ (hiemit ich zu meinem Zweck fortfahre) ist Anno 1630. wohnhafft gewesen ein fürnehmer/ leutseeliger/ und in allerhand Wissenschafften/ (sonderlich was Antiquitäten betrifft) gar curiös- und erfahrner Mann/ Nahmens Herr Johann-Francisc. Habela/ des Geistlichen Ritter-Ordens von Jerusalem/ und Vice-Cantzler der Insul: welcher ein fein Museum oder Raritäten-Gemach zu eigener und anderer hurtigen Gemüther Belustigung/ und in demselben nicht minder viel schöne selecte Dinge der Natur/ als alte Monumente und Gedächtnüsse/ in fleissiger Verwahrung gehegt/ wie solches auß mehr-gedachten Herrn Niederstädts/ und Herrn Th. Bartholini Zeugnüß/ die beyde in Malta gegenwärtig gewesen/ und die Sachen gesehen / erhellet.

§. 3. Von welchen der Erste/ das Muséum oder Conclave Herrn Habelä/ außdrücklich ein Antiquarium (lib. 1. de. Malt. cap. 5. p. 17.] intitulirt, und (lib. 2. c 4. pag. 60.) von dem darinbefindlichen alten Aschen-Topff/ oder Leichen-Gefäß/ also schreibet: Extra Veterem Urbem [Maltam] multa deorum Simulacra, Columnae Marmoreae ruptae, fractae, aliaque praeclara Antiquitatis Monumenta saepius inventa sunt, quae laudabili prorsus operâ, hac nostrâ aetate collegit Fr. Johannes Franciscus Abela, Sacrae &amp; eminentissimae Religionis Hierosolymitanae Vice-Cancellarius, in Praedio suburbano Promontorii Cortini (Casino di S. Giacomo dictum) curiosè asservata. Idem ille Urnam veterem, in subterraneâ speluncâ repertam, hoc Elogio ornavit:

Phoenicum Urnam, qui pirmi à Gigantum interitu

Pulsis Phaeacib. Melitam tenuêre fortunatam,

Cum incluso Cadavere, imò Cinere

Post Io &amp; ampliùs Lustra ex antiquae Urbis Latebris Effossam.

Fundi Herus publico Rei Antiquariae Bono Hîc prope Caemiterium vetus P. C.

Anno Salutis M DC XXX. Adventûs verò Sacr. Ord. Hierosolym. C.

§. 4 Von dem Andern/ dem Hn. Bartholino/ sind folgende Dinge observiret: Eine Statua Harpocratis, an dessen rechten Seite des Helins/ dem ansehn nach/ ein geflochtener Zopff Haare/ als ein gekrümt Horn/ herab gehangen; (de Unicorn. c. 2. p. 27.) Hüfftenknochen/ ein Zahn/ und Ribbe von Riesen; (Cent. I. Ep. Med. 53. p. 225.) Holß in Stein verwandelt/ noch in diesem Seculo, binnen der benachbarten Africanischen stadt Tripoli; (ib. ut &amp; lib. de Unicorn. c. 37. p. 290. ac Cent. 2. Hist. Anat. 100. p. 354) und nit nur die einige/ sondern zwey Urnas Sepulchrales, oder ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0635" n="59"/>
        <p>§. 8. Entweder es ist wahr/ daß keine Schlangen in Malta mehr gefunden werden; oder ist       nicht wahr. Ists wahr; woher wird bewiesen/ daß eben Paulus solches gewürcket habe/ und nicht       GOtt vielmehr/ ob auch St. Paulus sein Tage nicht dahin durch Ungewitter und Schifbruch       gekommen wäre. Ists aber nicht wahr; wer heisst euch dann so lügen? Ich zwar kan mich rund       herauß auff Ja oder auff Nein nicht bescheiden/ denn ich keinen ehrlichen Menschen biß dato in       demselbigen Eyland gesehen: Jedoch dieß und das den Heiligen/ ohne Biblischen Grund       zuzuschreiben/ und Gottes Wort darüber vorbey zu gehen/ wäre/ bedünckt mich/ dem Geschöpffe       eine grössere Macht/ als Gott dem Schöpffer/ zuzuschreiben.</p>
        <p>§. 9. An diesem aber (bey unserm Zweck zu bleiben) ist kein Zweiffel/ daß/ hindangesetzt       der Norder-Seite desselben Orths/ gegen der Sonnen Auffgang noch etliche Mauren und       überbliebene Stücke sollen zu sehen seyn/ von dem uhralten köstlichen Tempel der Abgöttinn       Juno.</p>
        <p>§. 10. Als dieser im Flor gewest/ sagt Bünting/ daß viel schöne Kleinodien un&#x0303;       Schätze; insonderheit aber das köstlichste Elffenbein/ als was sonderlichs/ sich darinn       befunden: und als solches/ nach Eroberung der Insul/ dem Numidischen König Masinissae, sein       Schiff-Capitain überbracht/ Er/ der König/ sol eiligst befohlen haben/ dasselbige zurück zu       bringen/ und sothanen entführten Kirchen-Schatz/ wieder an seinen Orth zu stellen.</p>
        <p>§. 11. Hiervon nun könte und solte vielleicht was umbständlich gehandelt werden: weil aber       vorhin-gedachter Herr Burchhard Niederstedt (lid. 1. de Malt. c. 5 p. 14.) so-fern diesem Thun       ein Genügen gethan; mag der günstige Leser sich dahin verfügen/ und seine Belustigung darauß       nehmen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Das X. Capitel.</head>
        <p>Von Herrn Habelä/ Melitensischen Vice-Cantzlers/ Raritäten-Zimmer.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>MAs aber den Zustand neuerer Zeiten betrifft; so hat die Haupt-Stadt Malta biß dato ihren       Namen mit der gantzen Insul gemein, ist so wol an sich selbst/ als mit einem darinn-gelegenen       Schloß befestigt: und wird von einem Groß-Meister regiert/ welcher auß allerhand Nationen /       ohne Unterscheid/ pflegterwehlt zu werden.</p>
        <p>§. 2. Und in derselbigen Stadt/ oder nicht weit davon/ auff einem wolangelegten Praedio       oder Land-Guth/ (hiemit ich zu meinem Zweck fortfahre) ist Anno 1630. wohnhafft gewesen ein       fürnehmer/ leutseeliger/ und in allerhand Wissenschafften/ (sonderlich was Antiquitäten       betrifft) gar curiös- und erfahrner Mann/ Nahmens Herr Johann-Francisc. Habela/ des       Geistlichen Ritter-Ordens von Jerusalem/ und Vice-Cantzler der Insul: welcher ein fein Museum       oder Raritäten-Gemach zu eigener und anderer hurtigen Gemüther Belustigung/ und in demselben       nicht minder viel schöne selecte Dinge der Natur/ als alte Monumente und Gedächtnüsse/ in       fleissiger Verwahrung gehegt/ wie solches auß mehr-gedachten Herrn Niederstädts/ und Herrn       Th. Bartholini Zeugnüß/ die beyde in Malta gegenwärtig gewesen/ und die Sachen gesehen /       erhellet.</p>
        <p>§. 3. Von welchen der Erste/ das Muséum oder Conclave Herrn Habelä/ außdrücklich ein       Antiquarium (lib. 1. de. Malt. cap. 5. p. 17.] intitulirt, und (lib. 2. c 4. pag. 60.) von dem       darinbefindlichen alten Aschen-Topff/ oder Leichen-Gefäß/ also schreibet: Extra Veterem Urbem       [Maltam] multa deorum Simulacra, Columnae Marmoreae ruptae, fractae, aliaque praeclara       Antiquitatis Monumenta saepius inventa sunt, quae laudabili prorsus operâ, hac nostrâ aetate       collegit Fr. Johannes Franciscus Abela, Sacrae &amp;amp; eminentissimae Religionis       Hierosolymitanae Vice-Cancellarius, in Praedio suburbano Promontorii Cortini (Casino di S.       Giacomo dictum) curiosè asservata. Idem ille Urnam veterem, in subterraneâ speluncâ repertam,       hoc Elogio ornavit:</p>
        <p>Phoenicum Urnam, qui pirmi à Gigantum interitu</p>
        <p>Pulsis Phaeacib. Melitam tenuêre fortunatam,</p>
        <p>Cum incluso Cadavere, imò Cinere</p>
        <p>Post Io &amp;amp; ampliùs Lustra ex antiquae Urbis Latebris Effossam.</p>
        <p>Fundi Herus publico Rei Antiquariae Bono Hîc prope Caemiterium vetus P. C.</p>
        <p>Anno Salutis M DC XXX. Adventûs verò Sacr. Ord. Hierosolym. C.</p>
        <p>§. 4 Von dem Andern/ dem Hn. Bartholino/ sind folgende Dinge observiret: Eine Statua       Harpocratis, an dessen rechten Seite des Helins/ dem ansehn nach/ ein geflochtener Zopff       Haare/ als ein gekrümt Horn/ herab gehangen; (de Unicorn. c. 2. p. 27.) Hüfftenknochen/ ein       Zahn/ und Ribbe von Riesen; (Cent. I. Ep. Med. 53. p. 225.) Holß in Stein verwandelt/ noch in       diesem Seculo, binnen der benachbarten Africanischen stadt Tripoli; (ib. ut &amp;amp; lib. de       Unicorn. c. 37. p. 290. ac Cent. 2. Hist. Anat. 100. p. 354) und nit nur die einige/ sondern       zwey Urnas Sepulchrales, oder ver-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0635] §. 8. Entweder es ist wahr/ daß keine Schlangen in Malta mehr gefunden werden; oder ist nicht wahr. Ists wahr; woher wird bewiesen/ daß eben Paulus solches gewürcket habe/ und nicht GOtt vielmehr/ ob auch St. Paulus sein Tage nicht dahin durch Ungewitter und Schifbruch gekommen wäre. Ists aber nicht wahr; wer heisst euch dann so lügen? Ich zwar kan mich rund herauß auff Ja oder auff Nein nicht bescheiden/ denn ich keinen ehrlichen Menschen biß dato in demselbigen Eyland gesehen: Jedoch dieß und das den Heiligen/ ohne Biblischen Grund zuzuschreiben/ und Gottes Wort darüber vorbey zu gehen/ wäre/ bedünckt mich/ dem Geschöpffe eine grössere Macht/ als Gott dem Schöpffer/ zuzuschreiben. §. 9. An diesem aber (bey unserm Zweck zu bleiben) ist kein Zweiffel/ daß/ hindangesetzt der Norder-Seite desselben Orths/ gegen der Sonnen Auffgang noch etliche Mauren und überbliebene Stücke sollen zu sehen seyn/ von dem uhralten köstlichen Tempel der Abgöttinn Juno. §. 10. Als dieser im Flor gewest/ sagt Bünting/ daß viel schöne Kleinodien uñ Schätze; insonderheit aber das köstlichste Elffenbein/ als was sonderlichs/ sich darinn befunden: und als solches/ nach Eroberung der Insul/ dem Numidischen König Masinissae, sein Schiff-Capitain überbracht/ Er/ der König/ sol eiligst befohlen haben/ dasselbige zurück zu bringen/ und sothanen entführten Kirchen-Schatz/ wieder an seinen Orth zu stellen. §. 11. Hiervon nun könte und solte vielleicht was umbständlich gehandelt werden: weil aber vorhin-gedachter Herr Burchhard Niederstedt (lid. 1. de Malt. c. 5 p. 14.) so-fern diesem Thun ein Genügen gethan; mag der günstige Leser sich dahin verfügen/ und seine Belustigung darauß nehmen. Das X. Capitel. Von Herrn Habelä/ Melitensischen Vice-Cantzlers/ Raritäten-Zimmer. §. 1. MAs aber den Zustand neuerer Zeiten betrifft; so hat die Haupt-Stadt Malta biß dato ihren Namen mit der gantzen Insul gemein, ist so wol an sich selbst/ als mit einem darinn-gelegenen Schloß befestigt: und wird von einem Groß-Meister regiert/ welcher auß allerhand Nationen / ohne Unterscheid/ pflegterwehlt zu werden. §. 2. Und in derselbigen Stadt/ oder nicht weit davon/ auff einem wolangelegten Praedio oder Land-Guth/ (hiemit ich zu meinem Zweck fortfahre) ist Anno 1630. wohnhafft gewesen ein fürnehmer/ leutseeliger/ und in allerhand Wissenschafften/ (sonderlich was Antiquitäten betrifft) gar curiös- und erfahrner Mann/ Nahmens Herr Johann-Francisc. Habela/ des Geistlichen Ritter-Ordens von Jerusalem/ und Vice-Cantzler der Insul: welcher ein fein Museum oder Raritäten-Gemach zu eigener und anderer hurtigen Gemüther Belustigung/ und in demselben nicht minder viel schöne selecte Dinge der Natur/ als alte Monumente und Gedächtnüsse/ in fleissiger Verwahrung gehegt/ wie solches auß mehr-gedachten Herrn Niederstädts/ und Herrn Th. Bartholini Zeugnüß/ die beyde in Malta gegenwärtig gewesen/ und die Sachen gesehen / erhellet. §. 3. Von welchen der Erste/ das Muséum oder Conclave Herrn Habelä/ außdrücklich ein Antiquarium (lib. 1. de. Malt. cap. 5. p. 17.] intitulirt, und (lib. 2. c 4. pag. 60.) von dem darinbefindlichen alten Aschen-Topff/ oder Leichen-Gefäß/ also schreibet: Extra Veterem Urbem [Maltam] multa deorum Simulacra, Columnae Marmoreae ruptae, fractae, aliaque praeclara Antiquitatis Monumenta saepius inventa sunt, quae laudabili prorsus operâ, hac nostrâ aetate collegit Fr. Johannes Franciscus Abela, Sacrae &amp; eminentissimae Religionis Hierosolymitanae Vice-Cancellarius, in Praedio suburbano Promontorii Cortini (Casino di S. Giacomo dictum) curiosè asservata. Idem ille Urnam veterem, in subterraneâ speluncâ repertam, hoc Elogio ornavit: Phoenicum Urnam, qui pirmi à Gigantum interitu Pulsis Phaeacib. Melitam tenuêre fortunatam, Cum incluso Cadavere, imò Cinere Post Io &amp; ampliùs Lustra ex antiquae Urbis Latebris Effossam. Fundi Herus publico Rei Antiquariae Bono Hîc prope Caemiterium vetus P. C. Anno Salutis M DC XXX. Adventûs verò Sacr. Ord. Hierosolym. C. §. 4 Von dem Andern/ dem Hn. Bartholino/ sind folgende Dinge observiret: Eine Statua Harpocratis, an dessen rechten Seite des Helins/ dem ansehn nach/ ein geflochtener Zopff Haare/ als ein gekrümt Horn/ herab gehangen; (de Unicorn. c. 2. p. 27.) Hüfftenknochen/ ein Zahn/ und Ribbe von Riesen; (Cent. I. Ep. Med. 53. p. 225.) Holß in Stein verwandelt/ noch in diesem Seculo, binnen der benachbarten Africanischen stadt Tripoli; (ib. ut &amp; lib. de Unicorn. c. 37. p. 290. ac Cent. 2. Hist. Anat. 100. p. 354) und nit nur die einige/ sondern zwey Urnas Sepulchrales, oder ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/635
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/635>, abgerufen am 21.12.2024.