Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.TARANTULA welche auch in grosser Herren Museis und Kunst - Kammern/ als eine rarität gezeiget wird / wie auß Jacobaei Mus. Reg. Hafniensi p. 24. zu ersehen ist. Diese Spinne nun hat ihren Nahmen von Tarento/ einer Griechischen Stadt in Apulien/ weilen sie nicht allein allda meistens gefunden wird/ sonder auch dorten am ärgsten und vergifftesten ist/ da sie hergegen in andern Ländern/ als in Persien eine solche Tragoedi nicht anstellet/ wie D. Kempfer in seinen Obs. Exoticis §. 4. bezeuget/ ob sie wohl auch dorten umb die Stadt Kaschan und anderstwo gefunden wird/ wie Olearius schon in Acht genommen/ und im 4. Buch seiner Persianischen Reiß - Beschreibung cap. 35. p. 496. berichtet hat/ allwo der Abriß auch zu finden. §. 3. Ob nun zwar einige von denen so wunderlichen Würckungen dieser Spinnen/ auch der seltzsamen Cur/ welche man gegen dieselbige brauchet/ zweiffeln wollen/ so hat doch noch kürtzlich ein sehr berühmter Medicus zu Rom D. Georg. Baglivius, so wohl auß seines Vattern (welcher lang in Apulien als Medicus gelebet) aus seiner eigenen Erfahrung alles bestättiget und so wohl die Spinne selbsten/ als die Zufälle/ welche sie erreget/ sampt der Cur in einem besondern Discurs de Anatome, morsu & effectibus Tarantulae, schön beschrieben/ und dasjenige / was P. Kircherus im 3. Buch seiner Magnet-Kunst p. 8. c. 2. davon weitläufftig geschrieben / meistens confirmirt hat: Auß welchem wir das nützlichste und nothwendigste allhier erinnern wollen. §. 4. Was dann vor das erste die Gestalt dieser Spinnen anlanget/ so ist solche ohngefehr so gloß als eine Eychel/ und über den gantzen Leid haaricht/ wie/ oben auß der Figur zu ersehen. Sie hat auch gleich andern würckenden Spinnen/ acht Augen/ und vornen an dem Mund zwey krumme Spitzen/ welche wie eine Zang gegen einander stehen/ und von dem curiösen Jesuiten Philippo Buonanni in dessen Micrographia gar schön unter Augen geleget worden/ weilen die Spinne hiermit ihren Biß verrichtet und den Gifft mittheilet. Der äusserlichen Farb nach ist sie entweder grau/ weißlicht/ schwärtzlicht wie ein Floh/ auch zuweilen mit Flecken und Sternlein gezieret. Wie sie aber inwendig im Leibe beschaffen seye/ kan man wegen ihrer weichen und zarten Beschaffenheit so genau nicht in Acht nehmen: wird aber doch mit den andern Spinnen übereinkommen/ deren innere Theile und Viscera wie die Krebse im Leibe sollen beschaffen seyn/ wie Hoockius in Micrograph. Obs. 47. mit seinem Vergrösserungs - Glas in Acht genommen hat: und sind darunter absonderlich die Behälter der Faden/ so sie Spinnen/ sehr curiöß/ welche Fr. Redi Tr. de Generatione In sect. gar artlich beschrieben hat. §. 5. Was zweytens den Biß dieser Spinnen betrifft/ so ist zu wissen/ daß solcher nicht zu allen Zeiten des Jahres vergifftig und gefährlich seye/ sondern nur im heissen Sommer/ als in den Hunds-Tagen und zur Zeit der Erndte/ da sie die Schnitter und Reisende ohne Unterscheid/ sie mögen schlaffen oder wachen/ auch wann man ihr schon nichts zu leid gethan/ anfeindet und wie andere Thiere beisset/ dahero die Schnitter auch kurtze Stieffeln anthun/ sich damit vor denselben zu beschützen. Wann nun jemand gebissen worden/ so thut es ihm eben so weh/ als ob ihn eine Biene gestochen hätte/ und zeiget sich ein gelber oder schwartzer Ring umb die Wunde / worauf die übrige Zufälle folgen/ welche sehr unterschiedlich sind/ nachdem die Tarantula groß oder klein/ und von dieser oder jener Farbe gewesen ist. Ins gemein aber spühret man in dem verwundeten Theil erstlich einen grossen Schmertzen/ biß dasselbe nachmahl gar unempfindlich wird: Nachgehends folget grosse Hertzens - Angst/ und eine grosse Traurigkeit / daß sie immer seuffzen/ und wann sie gefragt werden/ wo es ihnen weh thäte/ antworten sie entweder gar nicht oder schlagen auf die Brust; viele können diese oder jene Farb nicht vertragen/ sondern werden davon geängstiget. Andern lauffet der Leib auf/ steigt ihnen auf und wollen sich brechen: Andern bricht der kalte Schweiß auß: weitzen sich im Koth/ wollen geschlagen sein/ begeben sich in die Einöde/ oder bey die Todten - Gräber sc. welches alles von einem schwermüthigen Geblüt/ so von dem Gifft gleichsam gerunnen und wie in den gifftigen Fiebern in etwas coaguliret wird/ herrühret; weßwegen man auch in der Cur dergleichen Artzneyen/ welche das Geblüt und die Lebens - Geister wieder in den vorigen Lauf bringen/ und das Gifft außtreiben/ gebrauchet/ wie obbelobter D. Baglivius weitläufftig zeiget. §. 6. Wann aber alle dergleichen Artzneyen nichts verfangen und helffen wollen/ so müssen die hierzu abgerichtete Music anten herbey/ welche allerhand Thon und Melodien anstimmen/ biß sie den rechten Laut treffen/ indem nicht jedweder Sonus den Patienten reg machet und zum Tantzen beweget/ sondern es muß derselbe so wohl der Grösse/ als der Farb der Tarantulae proportioniret seyn; weßwegen auch nicht alle Patienten von einem Instrument beweget werden / sondern einige tantzen nach der Schalmey/ andere nach der Violin/ andere nach einem andern musicalischen Instrument, ob sie schon solches ihre Leb-Zeit über nicht gesehen noch gehöret haben. Insgemein aber müssen sie geschwind und mit kurtzen Intervallen spielen/ welche Melodie sie Tarantella nennen/ derglei- TARANTULA welche auch in grosser Herren Museis und Kunst - Kammern/ als eine rarität gezeiget wird / wie auß Jacobaei Mus. Reg. Hafniensi p. 24. zu ersehen ist. Diese Spinne nun hat ihren Nahmen von Tarento/ einer Griechischen Stadt in Apulien/ weilen sie nicht allein allda meistens gefunden wird/ sonder auch dorten am ärgsten und vergifftesten ist/ da sie hergegen in andern Ländern/ als in Persien eine solche Tragoedi nicht anstellet/ wie D. Kempfer in seinen Obs. Exoticis §. 4. bezeuget/ ob sie wohl auch dorten umb die Stadt Kaschan und anderstwo gefunden wird/ wie Olearius schon in Acht genommen/ und im 4. Buch seiner Persianischen Reiß - Beschreibung cap. 35. p. 496. berichtet hat/ allwo der Abriß auch zu finden. §. 3. Ob nun zwar einige von denen so wunderlichen Würckungen dieser Spinnen/ auch der seltzsamen Cur/ welche man gegen dieselbige brauchet/ zweiffeln wollen/ so hat doch noch kürtzlich ein sehr berühmter Medicus zu Rom D. Georg. Baglivius, so wohl auß seines Vattern (welcher lang in Apulien als Medicus gelebet) aus seiner eigenen Erfahrung alles bestättiget und so wohl die Spinne selbsten/ als die Zufälle/ welche sie erreget/ sampt der Cur in einem besondern Discurs de Anatome, morsu & effectibus Tarantulae, schön beschrieben/ und dasjenige / was P. Kircherus im 3. Buch seiner Magnet-Kunst p. 8. c. 2. davon weitläufftig geschrieben / meistens confirmirt hat: Auß welchem wir das nützlichste und nothwendigste allhier erinnern wollen. §. 4. Was dann vor das erste die Gestalt dieser Spinnen anlanget/ so ist solche ohngefehr so gloß als eine Eychel/ und über den gantzen Leid haaricht/ wie/ oben auß der Figur zu ersehen. Sie hat auch gleich andern würckenden Spinnen/ acht Augen/ und vornen an dem Mund zwey krumme Spitzen/ welche wie eine Zang gegen einander stehen/ und von dem curiösen Jesuiten Philippo Buonanni in dessen Micrographia gar schön unter Augen geleget worden/ weilen die Spinne hiermit ihren Biß verrichtet und den Gifft mittheilet. Der äusserlichen Farb nach ist sie entweder grau/ weißlicht/ schwärtzlicht wie ein Floh/ auch zuweilen mit Flecken und Sternlein gezieret. Wie sie aber inwendig im Leibe beschaffen seye/ kan man wegen ihrer weichen und zarten Beschaffenheit so genau nicht in Acht nehmen: wird aber doch mit den andern Spinnen übereinkommen/ deren innere Theile und Viscera wie die Krebse im Leibe sollen beschaffen seyn/ wie Hoockius in Micrograph. Obs. 47. mit seinem Vergrösserungs - Glas in Acht genommen hat: und sind darunter absonderlich die Behälter der Faden/ so sie Spinnen/ sehr curiöß/ welche Fr. Redi Tr. de Generatione In sect. gar artlich beschrieben hat. §. 5. Was zweytens den Biß dieser Spinnen betrifft/ so ist zu wissen/ daß solcher nicht zu allen Zeiten des Jahres vergifftig und gefährlich seye/ sondern nur im heissen Sommer/ als in den Hunds-Tagen und zur Zeit der Erndte/ da sie die Schnitter und Reisende ohne Unterscheid/ sie mögen schlaffen oder wachen/ auch wann man ihr schon nichts zu leid gethan/ anfeindet und wie andere Thiere beisset/ dahero die Schnitter auch kurtze Stieffeln anthun/ sich damit vor denselben zu beschützen. Wann nun jemand gebissen worden/ so thut es ihm eben so weh/ als ob ihn eine Biene gestochen hätte/ und zeiget sich ein gelber oder schwartzer Ring umb die Wunde / worauf die übrige Zufälle folgen/ welche sehr unterschiedlich sind/ nachdem die Tarantula groß oder klein/ und von dieser oder jener Farbe gewesen ist. Ins gemein aber spühret man in dem verwundeten Theil erstlich einen grossen Schmertzen/ biß dasselbe nachmahl gar unempfindlich wird: Nachgehends folget grosse Hertzens - Angst/ und eine grosse Traurigkeit / daß sie immer seuffzen/ und wann sie gefragt werden/ wo es ihnen weh thäte/ antworten sie entweder gar nicht oder schlagen auf die Brust; viele können diese oder jene Farb nicht vertragen/ sondern werden davon geängstiget. Andern lauffet der Leib auf/ steigt ihnen auf und wollen sich brechen: Andern bricht der kalte Schweiß auß: weitzen sich im Koth/ wollen geschlagen sein/ begeben sich in die Einöde/ oder bey die Todten - Gräber sc. welches alles von einem schwermüthigen Geblüt/ so von dem Gifft gleichsam gerunnen und wie in den gifftigen Fiebern in etwas coaguliret wird/ herrühret; weßwegen man auch in der Cur dergleichen Artzneyen/ welche das Geblüt und die Lebens - Geister wieder in den vorigen Lauf bringen/ und das Gifft außtreiben/ gebrauchet/ wie obbelobter D. Baglivius weitläufftig zeiget. §. 6. Wann aber alle dergleichen Artzneyen nichts verfangen und helffen wollen/ so müssen die hierzu abgerichtete Music anten herbey/ welche allerhand Thon und Melodien anstimmen/ biß sie den rechten Laut treffen/ indem nicht jedweder Sonus den Patienten reg machet und zum Tantzen beweget/ sondern es muß derselbe so wohl der Grösse/ als der Farb der Tarantulae proportioniret seyn; weßwegen auch nicht alle Patienten von einem Instrument beweget werden / sondern einige tantzen nach der Schalmey/ andere nach der Violin/ andere nach einem andern musicalischen Instrument, ob sie schon solches ihre Leb-Zeit über nicht gesehen noch gehöret haben. Insgemein aber müssen sie geschwind und mit kurtzen Intervallen spielen/ welche Melodie sie Tarantella nennen/ derglei- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0567" n="515"/> <p> <hi rendition="#k">TARANTULA</hi> </p> <p>welche auch in grosser Herren Museis und Kunst - Kammern/ als eine rarität gezeiget wird / wie auß Jacobaei Mus. Reg. Hafniensi p. 24. zu ersehen ist. Diese Spinne nun hat ihren Nahmen von Tarento/ einer Griechischen Stadt in Apulien/ weilen sie nicht allein allda meistens gefunden wird/ sonder auch dorten am ärgsten und vergifftesten ist/ da sie hergegen in andern Ländern/ als in Persien eine solche Tragoedi nicht anstellet/ wie D. Kempfer in seinen Obs. Exoticis §. 4. bezeuget/ ob sie wohl auch dorten umb die Stadt Kaschan und anderstwo gefunden wird/ wie Olearius schon in Acht genommen/ und im 4. Buch seiner Persianischen Reiß - Beschreibung cap. 35. p. 496. berichtet hat/ allwo der Abriß auch zu finden.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Ob nun zwar einige von denen so wunderlichen Würckungen dieser Spinnen/ auch der seltzsamen Cur/ welche man gegen dieselbige brauchet/ zweiffeln wollen/ so hat doch noch kürtzlich ein sehr berühmter Medicus zu Rom D. Georg. Baglivius, so wohl auß seines Vattern (welcher lang in Apulien als Medicus gelebet) aus seiner eigenen Erfahrung alles bestättiget und so wohl die Spinne selbsten/ als die Zufälle/ welche sie erreget/ sampt der Cur in einem besondern Discurs de Anatome, morsu &amp; effectibus Tarantulae, schön beschrieben/ und dasjenige / was P. Kircherus im 3. Buch seiner Magnet-Kunst p. 8. c. 2. davon weitläufftig geschrieben / meistens confirmirt hat: Auß welchem wir das nützlichste und nothwendigste allhier erinnern wollen.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Was dann vor das erste die Gestalt dieser Spinnen anlanget/ so ist solche ohngefehr so gloß als eine Eychel/ und über den gantzen Leid haaricht/ wie/ oben auß der Figur zu ersehen. Sie hat auch gleich andern würckenden Spinnen/ acht Augen/ und vornen an dem Mund zwey krumme Spitzen/ welche wie eine Zang gegen einander stehen/ und von dem curiösen Jesuiten Philippo Buonanni in dessen Micrographia gar schön unter Augen geleget worden/ weilen die Spinne hiermit ihren Biß verrichtet und den Gifft mittheilet. Der äusserlichen Farb nach ist sie entweder grau/ weißlicht/ schwärtzlicht wie ein Floh/ auch zuweilen mit Flecken und Sternlein gezieret. Wie sie aber inwendig im Leibe beschaffen seye/ kan man wegen ihrer weichen und zarten Beschaffenheit so genau nicht in Acht nehmen: wird aber doch mit den andern Spinnen übereinkommen/ deren innere Theile und Viscera wie die Krebse im Leibe sollen beschaffen seyn/ wie Hoockius in Micrograph. Obs. 47. mit seinem Vergrösserungs - Glas in Acht genommen hat: und sind darunter absonderlich die Behälter der Faden/ so sie Spinnen/ sehr curiöß/ welche Fr. Redi Tr. de Generatione In sect. gar artlich beschrieben hat.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Was zweytens den Biß dieser Spinnen betrifft/ so ist zu wissen/ daß solcher nicht zu allen Zeiten des Jahres vergifftig und gefährlich seye/ sondern nur im heissen Sommer/ als in den Hunds-Tagen und zur Zeit der Erndte/ da sie die Schnitter und Reisende ohne Unterscheid/ sie mögen schlaffen oder wachen/ auch wann man ihr schon nichts zu leid gethan/ anfeindet und wie andere Thiere beisset/ dahero die Schnitter auch kurtze Stieffeln anthun/ sich damit vor denselben zu beschützen. Wann nun jemand gebissen worden/ so thut es ihm eben so weh/ als ob ihn eine Biene gestochen hätte/ und zeiget sich ein gelber oder schwartzer Ring umb die Wunde / worauf die übrige Zufälle folgen/ welche sehr unterschiedlich sind/ nachdem die Tarantula groß oder klein/ und von dieser oder jener Farbe gewesen ist. Ins gemein aber spühret man in dem verwundeten Theil erstlich einen grossen Schmertzen/ biß dasselbe nachmahl gar unempfindlich wird: Nachgehends folget grosse Hertzens - Angst/ und eine grosse Traurigkeit / daß sie immer seuffzen/ und wann sie gefragt werden/ wo es ihnen weh thäte/ antworten sie entweder gar nicht oder schlagen auf die Brust; viele können diese oder jene Farb nicht vertragen/ sondern werden davon geängstiget. Andern lauffet der Leib auf/ steigt ihnen auf und wollen sich brechen: Andern bricht der kalte Schweiß auß: weitzen sich im Koth/ wollen geschlagen sein/ begeben sich in die Einöde/ oder bey die Todten - Gräber sc. welches alles von einem schwermüthigen Geblüt/ so von dem Gifft gleichsam gerunnen und wie in den gifftigen Fiebern in etwas coaguliret wird/ herrühret; weßwegen man auch in der Cur dergleichen Artzneyen/ welche das Geblüt und die Lebens - Geister wieder in den vorigen Lauf bringen/ und das Gifft außtreiben/ gebrauchet/ wie obbelobter D. Baglivius weitläufftig zeiget.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Wann aber alle dergleichen Artzneyen nichts verfangen und helffen wollen/ so müssen die hierzu abgerichtete Music anten herbey/ welche allerhand Thon und Melodien anstimmen/ biß sie den rechten Laut treffen/ indem nicht jedweder Sonus den Patienten reg machet und zum Tantzen beweget/ sondern es muß derselbe so wohl der Grösse/ als der Farb der Tarantulae proportioniret seyn; weßwegen auch nicht alle Patienten von einem Instrument beweget werden / sondern einige tantzen nach der Schalmey/ andere nach der Violin/ andere nach einem andern musicalischen Instrument, ob sie schon solches ihre Leb-Zeit über nicht gesehen noch gehöret haben. Insgemein aber müssen sie geschwind und mit kurtzen Intervallen spielen/ welche Melodie sie Tarantella nennen/ derglei- </p> </div> </body> </text> </TEI> [515/0567]
TARANTULA
welche auch in grosser Herren Museis und Kunst - Kammern/ als eine rarität gezeiget wird / wie auß Jacobaei Mus. Reg. Hafniensi p. 24. zu ersehen ist. Diese Spinne nun hat ihren Nahmen von Tarento/ einer Griechischen Stadt in Apulien/ weilen sie nicht allein allda meistens gefunden wird/ sonder auch dorten am ärgsten und vergifftesten ist/ da sie hergegen in andern Ländern/ als in Persien eine solche Tragoedi nicht anstellet/ wie D. Kempfer in seinen Obs. Exoticis §. 4. bezeuget/ ob sie wohl auch dorten umb die Stadt Kaschan und anderstwo gefunden wird/ wie Olearius schon in Acht genommen/ und im 4. Buch seiner Persianischen Reiß - Beschreibung cap. 35. p. 496. berichtet hat/ allwo der Abriß auch zu finden.
§. 3. Ob nun zwar einige von denen so wunderlichen Würckungen dieser Spinnen/ auch der seltzsamen Cur/ welche man gegen dieselbige brauchet/ zweiffeln wollen/ so hat doch noch kürtzlich ein sehr berühmter Medicus zu Rom D. Georg. Baglivius, so wohl auß seines Vattern (welcher lang in Apulien als Medicus gelebet) aus seiner eigenen Erfahrung alles bestättiget und so wohl die Spinne selbsten/ als die Zufälle/ welche sie erreget/ sampt der Cur in einem besondern Discurs de Anatome, morsu & effectibus Tarantulae, schön beschrieben/ und dasjenige / was P. Kircherus im 3. Buch seiner Magnet-Kunst p. 8. c. 2. davon weitläufftig geschrieben / meistens confirmirt hat: Auß welchem wir das nützlichste und nothwendigste allhier erinnern wollen.
§. 4. Was dann vor das erste die Gestalt dieser Spinnen anlanget/ so ist solche ohngefehr so gloß als eine Eychel/ und über den gantzen Leid haaricht/ wie/ oben auß der Figur zu ersehen. Sie hat auch gleich andern würckenden Spinnen/ acht Augen/ und vornen an dem Mund zwey krumme Spitzen/ welche wie eine Zang gegen einander stehen/ und von dem curiösen Jesuiten Philippo Buonanni in dessen Micrographia gar schön unter Augen geleget worden/ weilen die Spinne hiermit ihren Biß verrichtet und den Gifft mittheilet. Der äusserlichen Farb nach ist sie entweder grau/ weißlicht/ schwärtzlicht wie ein Floh/ auch zuweilen mit Flecken und Sternlein gezieret. Wie sie aber inwendig im Leibe beschaffen seye/ kan man wegen ihrer weichen und zarten Beschaffenheit so genau nicht in Acht nehmen: wird aber doch mit den andern Spinnen übereinkommen/ deren innere Theile und Viscera wie die Krebse im Leibe sollen beschaffen seyn/ wie Hoockius in Micrograph. Obs. 47. mit seinem Vergrösserungs - Glas in Acht genommen hat: und sind darunter absonderlich die Behälter der Faden/ so sie Spinnen/ sehr curiöß/ welche Fr. Redi Tr. de Generatione In sect. gar artlich beschrieben hat.
§. 5. Was zweytens den Biß dieser Spinnen betrifft/ so ist zu wissen/ daß solcher nicht zu allen Zeiten des Jahres vergifftig und gefährlich seye/ sondern nur im heissen Sommer/ als in den Hunds-Tagen und zur Zeit der Erndte/ da sie die Schnitter und Reisende ohne Unterscheid/ sie mögen schlaffen oder wachen/ auch wann man ihr schon nichts zu leid gethan/ anfeindet und wie andere Thiere beisset/ dahero die Schnitter auch kurtze Stieffeln anthun/ sich damit vor denselben zu beschützen. Wann nun jemand gebissen worden/ so thut es ihm eben so weh/ als ob ihn eine Biene gestochen hätte/ und zeiget sich ein gelber oder schwartzer Ring umb die Wunde / worauf die übrige Zufälle folgen/ welche sehr unterschiedlich sind/ nachdem die Tarantula groß oder klein/ und von dieser oder jener Farbe gewesen ist. Ins gemein aber spühret man in dem verwundeten Theil erstlich einen grossen Schmertzen/ biß dasselbe nachmahl gar unempfindlich wird: Nachgehends folget grosse Hertzens - Angst/ und eine grosse Traurigkeit / daß sie immer seuffzen/ und wann sie gefragt werden/ wo es ihnen weh thäte/ antworten sie entweder gar nicht oder schlagen auf die Brust; viele können diese oder jene Farb nicht vertragen/ sondern werden davon geängstiget. Andern lauffet der Leib auf/ steigt ihnen auf und wollen sich brechen: Andern bricht der kalte Schweiß auß: weitzen sich im Koth/ wollen geschlagen sein/ begeben sich in die Einöde/ oder bey die Todten - Gräber sc. welches alles von einem schwermüthigen Geblüt/ so von dem Gifft gleichsam gerunnen und wie in den gifftigen Fiebern in etwas coaguliret wird/ herrühret; weßwegen man auch in der Cur dergleichen Artzneyen/ welche das Geblüt und die Lebens - Geister wieder in den vorigen Lauf bringen/ und das Gifft außtreiben/ gebrauchet/ wie obbelobter D. Baglivius weitläufftig zeiget.
§. 6. Wann aber alle dergleichen Artzneyen nichts verfangen und helffen wollen/ so müssen die hierzu abgerichtete Music anten herbey/ welche allerhand Thon und Melodien anstimmen/ biß sie den rechten Laut treffen/ indem nicht jedweder Sonus den Patienten reg machet und zum Tantzen beweget/ sondern es muß derselbe so wohl der Grösse/ als der Farb der Tarantulae proportioniret seyn; weßwegen auch nicht alle Patienten von einem Instrument beweget werden / sondern einige tantzen nach der Schalmey/ andere nach der Violin/ andere nach einem andern musicalischen Instrument, ob sie schon solches ihre Leb-Zeit über nicht gesehen noch gehöret haben. Insgemein aber müssen sie geschwind und mit kurtzen Intervallen spielen/ welche Melodie sie Tarantella nennen/ derglei-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |