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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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schiedliche Meynungen. Einige als Augustinus Scilla Tr. de Corpor. Petrificatis hielte sie vor unzeitige oder zusammengefallene Muscheln/ wie Sam. Dale in Zoologia p. 49. meldet. Allein heut zu Tag ist es gewiß und ausser allem Disputat, daß diese Meer-Bohnen nichts anders als gewisse Deckel oder Opercula seyen/ welche das Loch einer See-Muschel/ so Cochlea Caelata genennet/ und in dem mittelländischen Meer gewöhnlich gefunden wird. Dieser Deckel ist unten/ wo er das Käutgen oder Nabel hat/ fest an den Fisch oder Schnecken/ so in der Muschel ist/ angeachsen/ und kan dieselbe gedachte Muschel/ wann er den Deckel nach sich ziehet/ so genau verwahren/ daß kein Tropffen Wasser darein kommen kan/ obschon er gantz zu Grund gehe/ wie Rajus solche Muscheln mit der Schnecken auff seiner Reiß in Italien selbsten gefunden hat/ welche nebenst dem Deckel oder Faba marina, so genau darauff schliesset/ bey Herr Bibliothecario Waldschmiden zu Franckfurt selbsten gesehen/ wie er sonsten von dem curiosen Buonanni in seinen Ricreatione dell' occhio, e della mente Parte 2. p. 178. Num. 14 beschrieben und abgemahler worden.

§. 3.

Sie haben/ wie fast alle See-Gewächs/ eine versüssende Krafft/ und kommen den bösen Augen zu gut/ wann man sie rein und klein stösset/ und unter den Augenwassern gebrauchet. Ob sie aber auch äusserlich/ als ein Amulet, (wie sie in Silber eingefasset/ den kleinen Kindern angehänget wird) darzu helffen können/ lasse an seinen Ort gesteller seyn; zum wenigsten kan ich wenig Wesen davon machen/ und noch weniger von den andern Muscheln

NERITA,

welche andere an statt deß Umblilici marini gebrauchen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues P. l. 1. c. 52. p. 106. berichtet.

§. 4.

Eine gleiche Bewandtnüß hat es mit der Indianischen Moschel-Schale/ welche Lateinisch

BLATTA BIZANTINA

genennet/ auch vor ein dergleichen Deckelien einer Muschel gehalten wird: ist lang und schmale/ dunckel-braum/ wie ein Klau oder Nagel anzusehen. Und dahero mag es vielleicht kommen/ daß der gemeine Mann öffters beredet wird/ als ob die Materialisten die grosse Bauren-Nägel von den Jungen einhandelten/ welchen diese Schalen fast gleich sehen/ auch wann man sie am Licht anzündet/ also stincken/ und deßwegen gegen die Erstickung der Mutter gerühmet werden.

§. 5.

Weilen min diese Blatta Byzantina insgemein auch

UNGUIS ODORATUS

genennet wird/ so hat sich ein grosser Streit unter den Gelehrten erhoben/ ob diese deyde vor ein Ding zu halten seyn? worvon verschiedene Meynungen gefunden worden/ welche obangeregter Dale c. l. p. 500. mit mehrerem angeführet hat; und weilen der alte Unguis odoratus, entweder einen sehr guten Geruch/ oder zum wenigsten einen wie Bibergeil gehabt / die Blatta Byzantina aber sehr übel und wie Horn stincket/ so kan diese vor jene nicht passiren; zumahlen aus den alten Schrifften erheller/ daß der Unguis Odoratus eine länglichte zweyschüsselichte Wuschel oder Concha Bivalvis gewesen/ wie der hierin sehr wohl vertirte Engeländer M. Listerus c. l. in einem Brieff an M. Dale weitläufftig ausgeführet.

§. 6.

Mit grösserem Recht kan man eine andere Muschel so bey den Scribenten

SOLEN

genennet wird/ mit der alten Ungue Odorato vergleichen/ weilen sie eben also gestaltet / und aus 2. langen Schüsselein bestehet/ wie obangeführter Buonanni l. c. p. 164. solche unter Augen leget; wiewohlen es ihm auch an dem Geruch ermangeln dörffte/ in Ansehen dessen viele darfür halten/ daß man heut zu Tag den rechten Unguem Odoratum in Europa gar nicht mehr finden und haben könne; weßwegen der Solen auch nur schlechter Dings Unguis und Onyx genennet wird. Soll gegen den Stein und verschlossenen Utin gut thun/ wie in deß VVormii Museo. p. 216. darvon geschrieben ist.

§. 7.

Zu diesen medicinalischen Muscheln gehören auch die Purpur- und Zahn-Schnecken/ oder ENTALIA und DENTALIA, unter welchen doch eine ziemliche Verwirrung in Acht genommen wird. Jene sind länglichte/ gestreiffte/ und an beyden Enden stumpffe Röhrlein: Diese aber etwas länger/ und an einem Ende zugespitzte Röhren/ welche einige vor Zähne gewisser Fische gehalten/ und deßwegen ihnen solchen Nahmen gegben haben. Allein diese Meynung kan nicht bestehen/ weilen es durchaus keine Zähne/ sondern dergleichen Röhrlein und Muscheln sind/ worinnen gemeiniglich ein Wurm von solcher Grösse gefunden wird/ wie obbelobter Buonanni in Recreatione mentis &amp;amp; oculi Part. 7. p. 141. num. 9. zeiget; an deren statt heur zu Tag entweder ein ander dergleichen Röhrlein BUCCINUM genandt/ oder auch andere kleine Conchae Venereae unter diesem nahmen verkauffet werden/ welche sonsten auch

schiedliche Meynungen. Einige als Augustinus Scilla Tr. de Corpor. Petrificatis hielte sie vor unzeitige oder zusammengefallene Muscheln/ wie Sam. Dale in Zoologia p. 49. meldet. Allein heut zu Tag ist es gewiß und ausser allem Disputat, daß diese Meer-Bohnen nichts anders als gewisse Deckel oder Opercula seyen/ welche das Loch einer See-Muschel/ so Cochlea Caelata genennet/ und in dem mittelländischen Meer gewöhnlich gefunden wird. Dieser Deckel ist unten/ wo er das Käutgen oder Nabel hat/ fest an den Fisch oder Schnecken/ so in der Muschel ist/ angeachsen/ und kan dieselbe gedachte Muschel/ wann er den Deckel nach sich ziehet/ so genau verwahren/ daß kein Tropffen Wasser darein kommen kan/ obschon er gantz zu Grund gehe/ wie Rajus solche Muscheln mit der Schnecken auff seiner Reiß in Italien selbsten gefunden hat/ welche nebenst dem Deckel oder Faba marina, so genau darauff schliesset/ bey Herr Bibliothecario Waldschmiden zu Franckfurt selbsten gesehen/ wie er sonsten von dem curiosen Buonanni in seinen Ricreatione dell' occhio, è della mente Parte 2. p. 178. Num. 14 beschrieben und abgemahler worden.

§. 3.

Sie haben/ wie fast alle See-Gewächs/ eine versüssende Krafft/ und kommen den bösen Augen zu gut/ wann man sie rein und klein stösset/ und unter den Augenwassern gebrauchet. Ob sie aber auch äusserlich/ als ein Amulet, (wie sie in Silber eingefasset/ den kleinen Kindern angehänget wird) darzu helffen können/ lasse an seinen Ort gesteller seyn; zum wenigsten kan ich wenig Wesen davon machen/ und noch weniger von den andern Muscheln

NERITA,

welche andere an statt deß Umblilici marini gebrauchen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues P. l. 1. c. 52. p. 106. berichtet.

§. 4.

Eine gleiche Bewandtnüß hat es mit der Indianischen Moschel-Schale/ welche Lateinisch

BLATTA BIZANTINA

genennet/ auch vor ein dergleichen Deckelien einer Muschel gehalten wird: ist lang und schmale/ dunckel-braum/ wie ein Klau oder Nagel anzusehen. Und dahero mag es vielleicht kommen/ daß der gemeine Mann öffters beredet wird/ als ob die Materialisten die grosse Bauren-Nägel von den Jungen einhandelten/ welchen diese Schalen fast gleich sehen/ auch wann man sie am Licht anzündet/ also stincken/ und deßwegen gegen die Erstickung der Mutter gerühmet werden.

§. 5.

Weilen min diese Blatta Byzantina insgemein auch

UNGUIS ODORATUS

genennet wird/ so hat sich ein grosser Streit unter den Gelehrten erhoben/ ob diese deyde vor ein Ding zu halten seyn? worvon verschiedene Meynungen gefunden worden/ welche obangeregter Dale c. l. p. 500. mit mehrerem angeführet hat; und weilen der alte Unguis odoratus, entweder einen sehr guten Geruch/ oder zum wenigsten einen wie Bibergeil gehabt / die Blatta Byzantina aber sehr übel und wie Horn stincket/ so kan diese vor jene nicht passiren; zumahlen aus den alten Schrifften erheller/ daß der Unguis Odoratus eine länglichte zweyschüsselichte Wuschel oder Concha Bivalvis gewesen/ wie der hierin sehr wohl vertirte Engeländer M. Listerus c. l. in einem Brieff an M. Dale weitläufftig ausgeführet.

§. 6.

Mit grösserem Recht kan man eine andere Muschel so bey den Scribenten

SOLEN

genennet wird/ mit der alten Ungue Odorato vergleichen/ weilen sie eben also gestaltet / und aus 2. langen Schüsselein bestehet/ wie obangeführter Buonanni l. c. p. 164. solche unter Augen leget; wiewohlen es ihm auch an dem Geruch ermangeln dörffte/ in Ansehen dessen viele darfür halten/ daß man heut zu Tag den rechten Unguem Odoratum in Europa gar nicht mehr finden und haben könne; weßwegen der Solen auch nur schlechter Dings Unguis und Onyx genennet wird. Soll gegen den Stein und verschlossenen Utin gut thun/ wie in deß VVormii Museo. p. 216. darvon geschrieben ist.

§. 7.

Zu diesen medicinalischen Muscheln gehören auch die Purpur- und Zahn-Schnecken/ oder ENTALIA und DENTALIA, unter welchen doch eine ziemliche Verwirrung in Acht genommen wird. Jene sind länglichte/ gestreiffte/ und an beyden Enden stumpffe Röhrlein: Diese aber etwas länger/ und an einem Ende zugespitzte Röhren/ welche einige vor Zähne gewisser Fische gehalten/ und deßwegen ihnen solchen Nahmen gegben haben. Allein diese Meynung kan nicht bestehen/ weilen es durchaus keine Zähne/ sondern dergleichen Röhrlein und Muscheln sind/ worinnen gemeiniglich ein Wurm von solcher Grösse gefunden wird/ wie obbelobter Buonanni in Recreatione mentis &amp;amp; oculi Part. 7. p. 141. num. 9. zeiget; an deren statt heur zu Tag entweder ein ander dergleichen Röhrlein BUCCINUM genandt/ oder auch andere kleine Conchae Venereae unter diesem nahmen verkauffet werden/ welche sonsten auch

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[501/0551] schiedliche Meynungen. Einige als Augustinus Scilla Tr. de Corpor. Petrificatis hielte sie vor unzeitige oder zusammengefallene Muscheln/ wie Sam. Dale in Zoologia p. 49. meldet. Allein heut zu Tag ist es gewiß und ausser allem Disputat, daß diese Meer-Bohnen nichts anders als gewisse Deckel oder Opercula seyen/ welche das Loch einer See-Muschel/ so Cochlea Caelata genennet/ und in dem mittelländischen Meer gewöhnlich gefunden wird. Dieser Deckel ist unten/ wo er das Käutgen oder Nabel hat/ fest an den Fisch oder Schnecken/ so in der Muschel ist/ angeachsen/ und kan dieselbe gedachte Muschel/ wann er den Deckel nach sich ziehet/ so genau verwahren/ daß kein Tropffen Wasser darein kommen kan/ obschon er gantz zu Grund gehe/ wie Rajus solche Muscheln mit der Schnecken auff seiner Reiß in Italien selbsten gefunden hat/ welche nebenst dem Deckel oder Faba marina, so genau darauff schliesset/ bey Herr Bibliothecario Waldschmiden zu Franckfurt selbsten gesehen/ wie er sonsten von dem curiosen Buonanni in seinen Ricreatione dell' occhio, è della mente Parte 2. p. 178. Num. 14 beschrieben und abgemahler worden. §. 3. Sie haben/ wie fast alle See-Gewächs/ eine versüssende Krafft/ und kommen den bösen Augen zu gut/ wann man sie rein und klein stösset/ und unter den Augenwassern gebrauchet. Ob sie aber auch äusserlich/ als ein Amulet, (wie sie in Silber eingefasset/ den kleinen Kindern angehänget wird) darzu helffen können/ lasse an seinen Ort gesteller seyn; zum wenigsten kan ich wenig Wesen davon machen/ und noch weniger von den andern Muscheln NERITA, welche andere an statt deß Umblilici marini gebrauchen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues P. l. 1. c. 52. p. 106. berichtet. §. 4. Eine gleiche Bewandtnüß hat es mit der Indianischen Moschel-Schale/ welche Lateinisch BLATTA BIZANTINA genennet/ auch vor ein dergleichen Deckelien einer Muschel gehalten wird: ist lang und schmale/ dunckel-braum/ wie ein Klau oder Nagel anzusehen. Und dahero mag es vielleicht kommen/ daß der gemeine Mann öffters beredet wird/ als ob die Materialisten die grosse Bauren-Nägel von den Jungen einhandelten/ welchen diese Schalen fast gleich sehen/ auch wann man sie am Licht anzündet/ also stincken/ und deßwegen gegen die Erstickung der Mutter gerühmet werden. §. 5. Weilen min diese Blatta Byzantina insgemein auch UNGUIS ODORATUS genennet wird/ so hat sich ein grosser Streit unter den Gelehrten erhoben/ ob diese deyde vor ein Ding zu halten seyn? worvon verschiedene Meynungen gefunden worden/ welche obangeregter Dale c. l. p. 500. mit mehrerem angeführet hat; und weilen der alte Unguis odoratus, entweder einen sehr guten Geruch/ oder zum wenigsten einen wie Bibergeil gehabt / die Blatta Byzantina aber sehr übel und wie Horn stincket/ so kan diese vor jene nicht passiren; zumahlen aus den alten Schrifften erheller/ daß der Unguis Odoratus eine länglichte zweyschüsselichte Wuschel oder Concha Bivalvis gewesen/ wie der hierin sehr wohl vertirte Engeländer M. Listerus c. l. in einem Brieff an M. Dale weitläufftig ausgeführet. §. 6. Mit grösserem Recht kan man eine andere Muschel so bey den Scribenten SOLEN genennet wird/ mit der alten Ungue Odorato vergleichen/ weilen sie eben also gestaltet / und aus 2. langen Schüsselein bestehet/ wie obangeführter Buonanni l. c. p. 164. solche unter Augen leget; wiewohlen es ihm auch an dem Geruch ermangeln dörffte/ in Ansehen dessen viele darfür halten/ daß man heut zu Tag den rechten Unguem Odoratum in Europa gar nicht mehr finden und haben könne; weßwegen der Solen auch nur schlechter Dings Unguis und Onyx genennet wird. Soll gegen den Stein und verschlossenen Utin gut thun/ wie in deß VVormii Museo. p. 216. darvon geschrieben ist. §. 7. Zu diesen medicinalischen Muscheln gehören auch die Purpur- und Zahn-Schnecken/ oder ENTALIA und DENTALIA, unter welchen doch eine ziemliche Verwirrung in Acht genommen wird. Jene sind länglichte/ gestreiffte/ und an beyden Enden stumpffe Röhrlein: Diese aber etwas länger/ und an einem Ende zugespitzte Röhren/ welche einige vor Zähne gewisser Fische gehalten/ und deßwegen ihnen solchen Nahmen gegben haben. Allein diese Meynung kan nicht bestehen/ weilen es durchaus keine Zähne/ sondern dergleichen Röhrlein und Muscheln sind/ worinnen gemeiniglich ein Wurm von solcher Grösse gefunden wird/ wie obbelobter Buonanni in Recreatione mentis &amp;amp; oculi Part. 7. p. 141. num. 9. zeiget; an deren statt heur zu Tag entweder ein ander dergleichen Röhrlein BUCCINUM genandt/ oder auch andere kleine Conchae Venereae unter diesem nahmen verkauffet werden/ welche sonsten auch

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/551>, abgerufen am 21.11.2024.