Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.obbemeldtem Zitter-Fisch verhält/ so ungewiß und falsch ists/ was man von dem so genandten ECHENEIS REMORA oder Hemm-Fisch biß daher in die Welt geschrieben hat/ welcher ein mit vollen auff geblasenen Seegeln mitten im Meer treibendes Schiff auff einmal soll arrestiren können/ wan er sich nur unten daran hange/ wie Plinius, Scalig. Aldrovandus, Olearius und viele andere glauben/ auch mit Exempeln zu beweisen suchen. Wie könte doch immermehr ein so kleiner Fisch (dessen Gestalt Olearius in der Gottorffischen Runst-Rammer Tab. 25. N. 2. wie sie oben zusehen abgerissen hat) den so gewaltigen Lauff eines grossen Schiffes anhalten können/ da er selbsten in der Bewegung ist und keinen festen Fuß hat? welches diejenige allerdings vor unmöglich halten werden/ welche nur ein wenig in die Bewegungs-Kunst und Mechanicam gegucket haben. Zwar ist es nicht munöglich/ daß durch sonderliche Vortheil kleine Cörpete wol grössere bewegen / auch in der Bewegung hemmen können: Allein Beyderseits müssen dieselbige festen Grund haben; dahero Archimedes einmahl soll gesaget haben: Da mihi ubi subsistam &amp; totam movebo terram! Man gebe mir einen Plaß/ wo ich festen Fuß setzen könne/ so will ich die gantze Erde bewegen; allein dieses gehet hier nicht an/ indem der Fisch eben so wohl in der See schwebet als das Schiff/ und dahero dieses nicht hemmen kan/ wie Franciscus Bayle in seinen Problematibus Physicis pag. 95. Probl. 62. solches wohl erinnert hat. Und obschon Hugo Lindschot in seiner Orientalischen Schiffart c. 48. schreibet/ daß als sie einsmahls aus Portugal nach Mofambique segeln wollen und mit vollem Seegel vor Wind gegangen seyn/ das Schiff dannoch nicht fort gewolt/ welches von diesem Fisch kommen seye/ welchen der Steururann mit dem Schwantz am Hintertheil des Schiffes/ mit dem Kopff aber am Rohr feste sitzend gesehen habe: so müste doch che das Rohr zerrissen oder das Stück von dem Schiff gar abgerissen seyn/ ehe sich das Schiff in vollem Seegel davon hätte stellen lassen. Weßwegen ohne Zweifel dieses von einer gantz andern Ursach hergekommen/ zumahlen obgemeldter Author hinzusetzet/ daß das Schiff nicht allein gehemmet/ sondern gar in etwas zurück gewichen seye / welches ohne Zweiffel von einigen auß dem Meeres-Grund treibenden Dünsten/ dessen Fluht / Wuht oder andern Ursachen hergerühret hat und nachmahlen aberglaubischer Weiß diesem Fisch beygemessen worden/ zugeschweigen/ daß fast kein einiger Scribent solches selbsten gesehen zu haben versichert/ sondern alles von hörensagen melden/ so gar/ daß Aristoteles lib. 2. Hist. anim. nach Erzehlung dieser Hemmungs-Krafft hinzu setzet/ wie einige wollen: Plinius auch lib. 9. außdrücklich setzet/ daß man solches glaube; worauß Le Grand in seiner Hist. Nat. Art. 7. pag. 389. nicht unbillich schliefet/ daß alles/ was man hiervon saget/ ein pures eyteles Gedicht und Fabel seye. §. VII. Viel leichter aber ist zu glauben/ was man von der grossen Gewalt des Schwerd- und Säge-Fisches schreibet/ dessen Gewehr und Waffen/ welche ihme GOtt und die Natur gegeben / jederman unter Augen leuchten; wiewohlen auch derselben zuweilen mehr zugeschrieben wird/ als es sich im Werck selbsten befindet: Wann zum Exempel Oppianus ein alter Griechischer Poet das Schwerd des ersten Fisches viel härter/ als einen Diamanten machet/ welches D. Hannaeus in Miscellan. Acad. Natur. Cur. Dec. 2. A. 8. Obs. 107. pag. 243. billich widerleget hat/ damit man dann der Sachen auch hier nicht zu viel thue/ so wollen wir auch beyde Fische kürtzlich besehen. §. VIII. Den ersten/ nehmlich den Schwerd-Fisch/ betreffend/ so wird derselbe bey denen Gelahrten XI[unleserliches Material] HIAS und GLADIUS geheissen/ weil sein öberster Kinnbacken sich in ein langes und breites Bein/ wie ein Schwerd anzusehen/ erstrecket/ welches offt 5. Spannen lang/ und unten an der Wurtzel 5. Zoll/ oben an der Spitz aber einen Kamffer breit ist: welches Schwerd er wohl bey anderthalb Hand breit in ein Schiff soll ragen können/ wie Olearius in der Gottorpischen Runst-Rammer p. 37. berichtet: Und wann dieser Fisch seine Stärcke wüste/ dörffte er dem Wallfisch selbsten / wofür er sich sonsten sehr förchtet/ grossen Schaden zufügen. Sonsten aber hat der Fisch selbsten eine sehr dünne Haut/ daß ihn die kleine Fische gern anzwacken/ auch ein gewisser Saug-Egel ihm sehr gefährlich ist/ und sich in seine Seite sencket/ wie solchen nebst dem Fisch Bocco aux Recherches &amp; Observ. Naturelles p. 287. schön beschrieben und abgemahlet hat. Ist sonsten ein ziemlich grosser Fisch/ und gemeiniglich bey 4. Elen lang / das Schwerd nicht mit gerechnet/ dessen innerliche und äusserliche Theil obbemeldter Hannaeus c. l. vor andern aus selbst-eingenommenem Augenschein sehr eigentlich und deutlich beschrieben hat: wird aber sonsten zu nichts anders gebrauchet/ als daß entweder der gantze Fisch oder das Schwerd hin und wieder in den. Kunst-Kammern gezeiget wird. §. VIII. Gleiche Bewandtnuß hat es auch mit dem andern Fische/ welcher an Statt des Schwerds eine Sage führet/ und deßwegen SERRA obbemeldtem Zitter-Fisch verhält/ so ungewiß und falsch ists/ was man von dem so genandten ECHENEIS REMORA oder Hemm-Fisch biß daher in die Welt geschrieben hat/ welcher ein mit vollen auff geblasenen Seegeln mitten im Meer treibendes Schiff auff einmal soll arrestiren können/ wan er sich nur unten daran hange/ wie Plinius, Scalig. Aldrovandus, Olearius und viele andere glauben/ auch mit Exempeln zu beweisen suchen. Wie könte doch immermehr ein so kleiner Fisch (dessen Gestalt Olearius in der Gottorffischen Runst-Rammer Tab. 25. N. 2. wie sie oben zusehen abgerissen hat) den so gewaltigen Lauff eines grossen Schiffes anhalten können/ da er selbsten in der Bewegung ist und keinen festen Fuß hat? welches diejenige allerdings vor unmöglich halten werden/ welche nur ein wenig in die Bewegungs-Kunst und Mechanicam gegucket haben. Zwar ist es nicht munöglich/ daß durch sonderliche Vortheil kleine Cörpete wol grössere bewegen / auch in der Bewegung hemmen können: Allein Beyderseits müssen dieselbige festen Grund haben; dahero Archimedes einmahl soll gesaget haben: Da mihi ubi subsistam &amp; totam movebo terram! Man gebe mir einen Plaß/ wo ich festen Fuß setzen könne/ so will ich die gantze Erde bewegen; allein dieses gehet hier nicht an/ indem der Fisch eben so wohl in der See schwebet als das Schiff/ und dahero dieses nicht hemmen kan/ wie Franciscus Bayle in seinen Problematibus Physicis pag. 95. Probl. 62. solches wohl erinnert hat. Und obschon Hugo Lindschot in seiner Orientalischen Schiffart c. 48. schreibet/ daß als sie einsmahls aus Portugal nach Mofambique segeln wollen und mit vollem Seegel vor Wind gegangen seyn/ das Schiff dannoch nicht fort gewolt/ welches von diesem Fisch kommen seye/ welchen der Steururann mit dem Schwantz am Hintertheil des Schiffes/ mit dem Kopff aber am Rohr feste sitzend gesehen habe: so müste doch che das Rohr zerrissen oder das Stück von dem Schiff gar abgerissen seyn/ ehe sich das Schiff in vollem Seegel davon hätte stellen lassen. Weßwegen ohne Zweifel dieses von einer gantz andern Ursach hergekommen/ zumahlen obgemeldter Author hinzusetzet/ daß das Schiff nicht allein gehemmet/ sondern gar in etwas zurück gewichen seye / welches ohne Zweiffel von einigen auß dem Meeres-Grund treibenden Dünsten/ dessen Fluht / Wuht oder andern Ursachen hergerühret hat und nachmahlen aberglaubischer Weiß diesem Fisch beygemessen worden/ zugeschweigen/ daß fast kein einiger Scribent solches selbsten gesehen zu haben versichert/ sondern alles von hörensagen melden/ so gar/ daß Aristoteles lib. 2. Hist. anim. nach Erzehlung dieser Hemmungs-Krafft hinzu setzet/ wie einige wollen: Plinius auch lib. 9. außdrücklich setzet/ daß man solches glaube; worauß Le Grand in seiner Hist. Nat. Art. 7. pag. 389. nicht unbillich schliefet/ daß alles/ was man hiervon saget/ ein pures eyteles Gedicht und Fabel seye. §. VII. Viel leichter aber ist zu glauben/ was man von der grossen Gewalt des Schwerd- und Säge-Fisches schreibet/ dessen Gewehr und Waffen/ welche ihme GOtt und die Natur gegeben / jederman unter Augen leuchten; wiewohlen auch derselben zuweilen mehr zugeschrieben wird/ als es sich im Werck selbsten befindet: Wann zum Exempel Oppianus ein alter Griechischer Poet das Schwerd des ersten Fisches viel härter/ als einen Diamanten machet/ welches D. Hannaeus in Miscellan. Acad. Natur. Cur. Dec. 2. A. 8. Obs. 107. pag. 243. billich widerleget hat/ damit man dann der Sachen auch hier nicht zu viel thue/ so wollen wir auch beyde Fische kürtzlich besehen. §. VIII. Den ersten/ nehmlich den Schwerd-Fisch/ betreffend/ so wird derselbe bey denen Gelahrten XI[unleserliches Material] HIAS und GLADIUS geheissen/ weil sein öberster Kinnbacken sich in ein langes und breites Bein/ wie ein Schwerd anzusehen/ erstrecket/ welches offt 5. Spannen lang/ und unten an der Wurtzel 5. Zoll/ oben an der Spitz aber einen Kamffer breit ist: welches Schwerd er wohl bey anderthalb Hand breit in ein Schiff soll ragen können/ wie Olearius in der Gottorpischen Runst-Rammer p. 37. berichtet: Und wann dieser Fisch seine Stärcke wüste/ dörffte er dem Wallfisch selbsten / wofür er sich sonsten sehr förchtet/ grossen Schaden zufügen. Sonsten aber hat der Fisch selbsten eine sehr dünne Haut/ daß ihn die kleine Fische gern anzwacken/ auch ein gewisser Saug-Egel ihm sehr gefährlich ist/ und sich in seine Seite sencket/ wie solchen nebst dem Fisch Bocco aux Recherches &amp; Observ. Naturelles p. 287. schön beschrieben und abgemahlet hat. Ist sonsten ein ziemlich grosser Fisch/ und gemeiniglich bey 4. Elen lang / das Schwerd nicht mit gerechnet/ dessen innerliche und äusserliche Theil obbemeldter Hannaeus c. l. vor andern aus selbst-eingenommenem Augenschein sehr eigentlich und deutlich beschrieben hat: wird aber sonsten zu nichts anders gebrauchet/ als daß entweder der gantze Fisch oder das Schwerd hin und wieder in den. Kunst-Kammern gezeiget wird. §. VIII. Gleiche Bewandtnuß hat es auch mit dem andern Fische/ welcher an Statt des Schwerds eine Sage führet/ und deßwegen SERRA <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0540" n="490"/> obbemeldtem Zitter-Fisch verhält/ so ungewiß und falsch ists/ was man von dem so genandten ECHENEIS</p> <p> <hi rendition="#k">REMORA</hi> </p> <p>oder Hemm-Fisch biß daher in die Welt geschrieben hat/ welcher ein mit vollen auff geblasenen Seegeln mitten im Meer treibendes Schiff auff einmal soll arrestiren können/ wan er sich nur unten daran hange/ wie Plinius, Scalig. Aldrovandus, Olearius und viele andere glauben/ auch mit Exempeln zu beweisen suchen. Wie könte doch immermehr ein so kleiner Fisch (dessen Gestalt Olearius in der Gottorffischen Runst-Rammer Tab. 25. N. 2. wie sie oben zusehen abgerissen hat) den so gewaltigen Lauff eines grossen Schiffes anhalten können/ da er selbsten in der Bewegung ist und keinen festen Fuß hat? welches diejenige allerdings vor unmöglich halten werden/ welche nur ein wenig in die Bewegungs-Kunst und Mechanicam gegucket haben. Zwar ist es nicht munöglich/ daß durch sonderliche Vortheil kleine Cörpete wol grössere bewegen / auch in der Bewegung hemmen können: Allein Beyderseits müssen dieselbige festen Grund haben; dahero Archimedes einmahl soll gesaget haben: Da mihi ubi subsistam &amp;amp; totam movebo terram! Man gebe mir einen Plaß/ wo ich festen Fuß setzen könne/ so will ich die gantze Erde bewegen; allein dieses gehet hier nicht an/ indem der Fisch eben so wohl in der See schwebet als das Schiff/ und dahero dieses nicht hemmen kan/ wie Franciscus Bayle in seinen Problematibus Physicis pag. 95. Probl. 62. solches wohl erinnert hat. Und obschon Hugo Lindschot in seiner Orientalischen Schiffart c. 48. schreibet/ daß als sie einsmahls aus Portugal nach Mofambique segeln wollen und mit vollem Seegel vor Wind gegangen seyn/ das Schiff dannoch nicht fort gewolt/ welches von diesem Fisch kommen seye/ welchen der Steururann mit dem Schwantz am Hintertheil des Schiffes/ mit dem Kopff aber am Rohr feste sitzend gesehen habe: so müste doch che das Rohr zerrissen oder das Stück von dem Schiff gar abgerissen seyn/ ehe sich das Schiff in vollem Seegel davon hätte stellen lassen. Weßwegen ohne Zweifel dieses von einer gantz andern Ursach hergekommen/ zumahlen obgemeldter Author hinzusetzet/ daß das Schiff nicht allein gehemmet/ sondern gar in etwas zurück gewichen seye / welches ohne Zweiffel von einigen auß dem Meeres-Grund treibenden Dünsten/ dessen Fluht / Wuht oder andern Ursachen hergerühret hat und nachmahlen aberglaubischer Weiß diesem Fisch beygemessen worden/ zugeschweigen/ daß fast kein einiger Scribent solches selbsten gesehen zu haben versichert/ sondern alles von hörensagen melden/ so gar/ daß Aristoteles lib. 2. Hist. anim. nach Erzehlung dieser Hemmungs-Krafft hinzu setzet/ wie einige wollen: Plinius auch lib. 9. außdrücklich setzet/ daß man solches glaube; worauß Le Grand in seiner Hist. Nat. Art. 7. pag. 389. nicht unbillich schliefet/ daß alles/ was man hiervon saget/ ein pures eyteles Gedicht und Fabel seye.</p> </div> <div> <head>§. VII.</head> <p>Viel leichter aber ist zu glauben/ was man von der grossen Gewalt des Schwerd- und Säge-Fisches schreibet/ dessen Gewehr und Waffen/ welche ihme GOtt und die Natur gegeben / jederman unter Augen leuchten; wiewohlen auch derselben zuweilen mehr zugeschrieben wird/ als es sich im Werck selbsten befindet: Wann zum Exempel Oppianus ein alter Griechischer Poet das Schwerd des ersten Fisches viel härter/ als einen Diamanten machet/ welches D. Hannaeus in Miscellan. Acad. Natur. Cur. Dec. 2. A. 8. Obs. 107. pag. 243. billich widerleget hat/ damit man dann der Sachen auch hier nicht zu viel thue/ so wollen wir auch beyde Fische kürtzlich besehen.</p> </div> <div> <head>§. VIII.</head> <p>Den ersten/ nehmlich den Schwerd-Fisch/ betreffend/ so wird derselbe bey denen Gelahrten</p> <p> <hi rendition="#k">XI<gap reason="illegible"/> HIAS und GLADIUS</hi> </p> <p>geheissen/ weil sein öberster Kinnbacken sich in ein langes und breites Bein/ wie ein Schwerd anzusehen/ erstrecket/ welches offt 5. Spannen lang/ und unten an der Wurtzel 5. Zoll/ oben an der Spitz aber einen Kamffer breit ist: welches Schwerd er wohl bey anderthalb Hand breit in ein Schiff soll ragen können/ wie Olearius in der Gottorpischen Runst-Rammer p. 37. berichtet: Und wann dieser Fisch seine Stärcke wüste/ dörffte er dem Wallfisch selbsten / wofür er sich sonsten sehr förchtet/ grossen Schaden zufügen. Sonsten aber hat der Fisch selbsten eine sehr dünne Haut/ daß ihn die kleine Fische gern anzwacken/ auch ein gewisser Saug-Egel ihm sehr gefährlich ist/ und sich in seine Seite sencket/ wie solchen nebst dem Fisch Bocco aux Recherches &amp;amp; Observ. Naturelles p. 287. schön beschrieben und abgemahlet hat. Ist sonsten ein ziemlich grosser Fisch/ und gemeiniglich bey 4. Elen lang / das Schwerd nicht mit gerechnet/ dessen innerliche und äusserliche Theil obbemeldter Hannaeus c. l. vor andern aus selbst-eingenommenem Augenschein sehr eigentlich und deutlich beschrieben hat: wird aber sonsten zu nichts anders gebrauchet/ als daß entweder der gantze Fisch oder das Schwerd hin und wieder in den. Kunst-Kammern gezeiget wird.</p> </div> <div> <head>§. VIII.</head> <p>Gleiche Bewandtnuß hat es auch mit dem andern Fische/ welcher an Statt des Schwerds eine Sage führet/ und deßwegen</p> <p> <hi rendition="#k">SERRA</hi> </p> </div> </body> </text> </TEI> [490/0540]
obbemeldtem Zitter-Fisch verhält/ so ungewiß und falsch ists/ was man von dem so genandten ECHENEIS
REMORA
oder Hemm-Fisch biß daher in die Welt geschrieben hat/ welcher ein mit vollen auff geblasenen Seegeln mitten im Meer treibendes Schiff auff einmal soll arrestiren können/ wan er sich nur unten daran hange/ wie Plinius, Scalig. Aldrovandus, Olearius und viele andere glauben/ auch mit Exempeln zu beweisen suchen. Wie könte doch immermehr ein so kleiner Fisch (dessen Gestalt Olearius in der Gottorffischen Runst-Rammer Tab. 25. N. 2. wie sie oben zusehen abgerissen hat) den so gewaltigen Lauff eines grossen Schiffes anhalten können/ da er selbsten in der Bewegung ist und keinen festen Fuß hat? welches diejenige allerdings vor unmöglich halten werden/ welche nur ein wenig in die Bewegungs-Kunst und Mechanicam gegucket haben. Zwar ist es nicht munöglich/ daß durch sonderliche Vortheil kleine Cörpete wol grössere bewegen / auch in der Bewegung hemmen können: Allein Beyderseits müssen dieselbige festen Grund haben; dahero Archimedes einmahl soll gesaget haben: Da mihi ubi subsistam &amp; totam movebo terram! Man gebe mir einen Plaß/ wo ich festen Fuß setzen könne/ so will ich die gantze Erde bewegen; allein dieses gehet hier nicht an/ indem der Fisch eben so wohl in der See schwebet als das Schiff/ und dahero dieses nicht hemmen kan/ wie Franciscus Bayle in seinen Problematibus Physicis pag. 95. Probl. 62. solches wohl erinnert hat. Und obschon Hugo Lindschot in seiner Orientalischen Schiffart c. 48. schreibet/ daß als sie einsmahls aus Portugal nach Mofambique segeln wollen und mit vollem Seegel vor Wind gegangen seyn/ das Schiff dannoch nicht fort gewolt/ welches von diesem Fisch kommen seye/ welchen der Steururann mit dem Schwantz am Hintertheil des Schiffes/ mit dem Kopff aber am Rohr feste sitzend gesehen habe: so müste doch che das Rohr zerrissen oder das Stück von dem Schiff gar abgerissen seyn/ ehe sich das Schiff in vollem Seegel davon hätte stellen lassen. Weßwegen ohne Zweifel dieses von einer gantz andern Ursach hergekommen/ zumahlen obgemeldter Author hinzusetzet/ daß das Schiff nicht allein gehemmet/ sondern gar in etwas zurück gewichen seye / welches ohne Zweiffel von einigen auß dem Meeres-Grund treibenden Dünsten/ dessen Fluht / Wuht oder andern Ursachen hergerühret hat und nachmahlen aberglaubischer Weiß diesem Fisch beygemessen worden/ zugeschweigen/ daß fast kein einiger Scribent solches selbsten gesehen zu haben versichert/ sondern alles von hörensagen melden/ so gar/ daß Aristoteles lib. 2. Hist. anim. nach Erzehlung dieser Hemmungs-Krafft hinzu setzet/ wie einige wollen: Plinius auch lib. 9. außdrücklich setzet/ daß man solches glaube; worauß Le Grand in seiner Hist. Nat. Art. 7. pag. 389. nicht unbillich schliefet/ daß alles/ was man hiervon saget/ ein pures eyteles Gedicht und Fabel seye.
§. VII. Viel leichter aber ist zu glauben/ was man von der grossen Gewalt des Schwerd- und Säge-Fisches schreibet/ dessen Gewehr und Waffen/ welche ihme GOtt und die Natur gegeben / jederman unter Augen leuchten; wiewohlen auch derselben zuweilen mehr zugeschrieben wird/ als es sich im Werck selbsten befindet: Wann zum Exempel Oppianus ein alter Griechischer Poet das Schwerd des ersten Fisches viel härter/ als einen Diamanten machet/ welches D. Hannaeus in Miscellan. Acad. Natur. Cur. Dec. 2. A. 8. Obs. 107. pag. 243. billich widerleget hat/ damit man dann der Sachen auch hier nicht zu viel thue/ so wollen wir auch beyde Fische kürtzlich besehen.
§. VIII. Den ersten/ nehmlich den Schwerd-Fisch/ betreffend/ so wird derselbe bey denen Gelahrten
XI_ HIAS und GLADIUS
geheissen/ weil sein öberster Kinnbacken sich in ein langes und breites Bein/ wie ein Schwerd anzusehen/ erstrecket/ welches offt 5. Spannen lang/ und unten an der Wurtzel 5. Zoll/ oben an der Spitz aber einen Kamffer breit ist: welches Schwerd er wohl bey anderthalb Hand breit in ein Schiff soll ragen können/ wie Olearius in der Gottorpischen Runst-Rammer p. 37. berichtet: Und wann dieser Fisch seine Stärcke wüste/ dörffte er dem Wallfisch selbsten / wofür er sich sonsten sehr förchtet/ grossen Schaden zufügen. Sonsten aber hat der Fisch selbsten eine sehr dünne Haut/ daß ihn die kleine Fische gern anzwacken/ auch ein gewisser Saug-Egel ihm sehr gefährlich ist/ und sich in seine Seite sencket/ wie solchen nebst dem Fisch Bocco aux Recherches &amp; Observ. Naturelles p. 287. schön beschrieben und abgemahlet hat. Ist sonsten ein ziemlich grosser Fisch/ und gemeiniglich bey 4. Elen lang / das Schwerd nicht mit gerechnet/ dessen innerliche und äusserliche Theil obbemeldter Hannaeus c. l. vor andern aus selbst-eingenommenem Augenschein sehr eigentlich und deutlich beschrieben hat: wird aber sonsten zu nichts anders gebrauchet/ als daß entweder der gantze Fisch oder das Schwerd hin und wieder in den. Kunst-Kammern gezeiget wird.
§. VIII. Gleiche Bewandtnuß hat es auch mit dem andern Fische/ welcher an Statt des Schwerds eine Sage führet/ und deßwegen
SERRA
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |