Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

alle diejenigen/ so in Ost-Indien oder Persien (wo er meistens anzutreffen ist gewesen / bezeugen/ und hat mir Herr Johann Gottfried Vitus noch vor wenigen Jahren erzehlet/ daß/ als er noch in Ost-Indien gewesen/ sie mit den neu-ankommenden Europäern offters eine Wettung angestellet hätten/ ob sie diesen Fisch ohne Zittern und Erstaunen der Glieder in die Hände fassen könten/ welche diese jedesmahl verlohren hätten.

§. III.

Die Gestalt dieses Fisches hat Herr D. Engelbertus Kempffer auß selbst eingenommenem Augenschein in seiner Decad. Observat. Exotic. §. 4. also beschrieben/ daß sie eusserlich den Rochen sehr nahe kommen/ wann man den Schwantz nur außnehme/ ausser daß der Leib etwas runder und auff dem Rücken vielerley Flecken zu sehen seyen. So hat auch dieser Fisch zwey Paar Augen-Lieder/ worvon die innere auß durchsichtigen Häutlein bestehen/ mit welche er unter dem Wasser offters blicken thut. Der Schwantz/ so sich etwas über den Rücken erhebet/ ist fleischicht/ und wann er etwan zwey Kampffer-Läng von dem Leib gestrecket/ theilt er sich in die Zwerch/ wie an andern Fischen/ in zwey Floß-Federn/ welche sich am End Creutzweiß übereinander legen. Das Männlein hat eine harte außgespitzte und knorbelbeinichte Ruthe eines Zolls lang/ am End mit zwey kleinen Löchlein versehn/ worauß man einen fetten/ weisen und zehen Saamen drucken kan. Das Weibgen aber hat an beyden Seiten des Bauches viel bleiche Eyer / wie das Gelbe in den Hüner-Eyern anzusehen/ welche in einem durchsichtigen Wasser schwimmen. Von den andern Theilen dieses Fisches hat Matthiolus und absonderlich Rhedus schon guten Bericht gegeben/ weßwegen wir von dessen Anatomie nicht weiter handeln/ sondern nur seine Würckungen noch etwas genauer beobachten wollen.

§. IV.

Vor allen Dingen aber ist die erzitterend- und unempfindlich machende Krafft dieses Fisches wohl zubetrachten/ welche nicht blosser dings also beschaffen ist/ als wann einem der Fuß oder anderes Glied schlaffen thut/ sondern man empfindet dabeneben eine geschwinde und unversehene Kälte/ so den gantzen Leib durchdringet/ die Lebens-Geister anficht/ und nicht allein alle eusserliche Glieder sondern auch das Hertz zitterend und bebend machet/ welches vielmehr klopffen soll/ wann der Fuß von dem Fisch gerühret und getroffen wird/ nicht aber so sehr/ wann man den Schlag an die Hände bekommet. Ja dasjenige Glied/ so am meisten gerühret worden/ scheinet gleichsam verrencket zu seyn/ krachet und bebet/ daß wer den Fisch in Händen hat/ gezwungen wird denselben so bald fallen zu lassen. Solches alles nun kommet nicht blosser Dings von einem blossen Dunst oder Vapore her/ welchen der Fisch von sich gibt/ indem der Fisch nicht zu allen Zeiten/ auch nicht so sehr unter/ als ausser dem Wasser zitterend machet/ ja wann er todt ist/ dergleiche Kräfften gar nicht hat: sondern er würcket solches alles durch einen sehr behenden/ unversehenen/ und gleichsam blitzenden Schlag oder Contorsien/ da er auff einmahl zuentwischen suchet/ und deßwegen also blitzend sich beweget / wie das Indianische Stachel-Schwein/ wann es seine Spitzen außschiesset oder wie einige muthwillige Affen/ wann sie andere zuerschrecken/ geschwind und unversehens zittern. Je lebhafft und stärcker nun ein solcher Fisch ist/ je grösseres Zittern er verursachet/ weilen er stärcker blitzet/ und also seine erstarrende Dünste stärcker einschläget/ wormit er nicht allein die Menschen/ so ihn halten oder irritiren zitterend machet/ sondern sich auch gegen andere Fische verthädiget/ welche er auff eben solche Art erstarrend machen kan. Daß er aber die Fischer oder Fischleuth auch also zitterend machen könne/ wann sie ihn mit den Seilern / oder Stecken und Rudern anrühren/ wie Plinius vorgibt/ ist gantz falsch uud bloß erdichtet: wiewohlen nicht zu läugnen ist/ daß wann diejenige/ welche ein oder mehrmahlen von ihm gerühret werden/ die Hand nahe zu ihm strecken/ ohne denselben anzurühren/ doch eine erstarrende Kälte empfinden/ welches ohne Zweiffel von der Furcht herrühren mag.

§. V.

Hier möchte jemand fragen/ ob man dann kein Mittel habe/ wormit man sich präserviren könne / daß dieser Fisch einem nicht schaden könne? und wormit das von ihm erregte Zittern zu curiren seye? worauff zuwissen/ daß/ was die erste Fänge anlanget/ man den Würckungen dieses Fisches widerstehen könne/ wann man den Athem starck und lange an sich halten kan/ welches ein gewisser Africaner/ so den Fisch ohne eintzigen schaden halten konte/ obbelobtem Hn. Rempffern entdecket hat/ welcher es nachgehends selbsten vor gut befunden/ und glaubet/ daß bey Haltung des Athems/ die halitus so auß seinem Leib gedrungen/ des Fisches schädliche Dünste vertrieden und zurück gejaget hätten. Wegen der andern Frag hat man sich der Curation wegen so sehr nicht zubekümmern/ indem das ereigte Zittern und übrige symptomata so balden wiederumd von sich selbsten/ ohne eintzigen Schaden vergehen und weichen/ wie alle und jede / so es selbsten erfahren bezeugen.

§. VI.

So gewiß und warhafftig es sich nun also mit

alle diejenigen/ so in Ost-Indien oder Persien (wo er meistens anzutreffen ist gewesen / bezeugen/ und hat mir Herr Johann Gottfried Vitus noch vor wenigen Jahren erzehlet/ daß/ als er noch in Ost-Indien gewesen/ sie mit den neu-ankommenden Europäern offters eine Wettung angestellet hätten/ ob sie diesen Fisch ohne Zittern und Erstaunen der Glieder in die Hände fassen könten/ welche diese jedesmahl verlohren hätten.

§. III.

Die Gestalt dieses Fisches hat Herr D. Engelbertus Kempffer auß selbst eingenommenem Augenschein in seiner Decad. Observat. Exotic. §. 4. also beschrieben/ daß sie eusserlich den Rochen sehr nahe kommen/ wann man den Schwantz nur außnehme/ ausser daß der Leib etwas runder und auff dem Rücken vielerley Flecken zu sehen seyen. So hat auch dieser Fisch zwey Paar Augen-Lieder/ worvon die innere auß durchsichtigen Häutlein bestehen/ mit welchë er unter dem Wasser offters blicken thut. Der Schwantz/ so sich etwas über den Rücken erhebet/ ist fleischicht/ und wann er etwan zwey Kampffer-Läng von dem Leib gestrecket/ theilt er sich in die Zwerch/ wie an andern Fischen/ in zwey Floß-Federn/ welche sich am End Creutzweiß übereinander legen. Das Männlein hat eine harte außgespitzte und knorbelbeinichte Ruthe eines Zolls lang/ am End mit zwey kleinen Löchlein versehn/ worauß man einen fetten/ weisen und zehen Saamen drucken kan. Das Weibgen aber hat an beyden Seiten des Bauches viel bleiche Eyer / wie das Gelbe in den Hüner-Eyern anzusehen/ welche in einem durchsichtigen Wasser schwimmen. Von den andern Theilen dieses Fisches hat Matthiolus und absonderlich Rhedus schon guten Bericht gegeben/ weßwegen wir von dessen Anatomie nicht weiter handeln/ sondern nur seine Würckungen noch etwas genauer beobachten wollen.

§. IV.

Vor allen Dingen aber ist die erzitterend- und unempfindlich machende Krafft dieses Fisches wohl zubetrachten/ welche nicht blosser dings also beschaffen ist/ als wann einem der Fuß oder anderes Glied schlaffen thut/ sondern man empfindet dabeneben eine geschwinde und unversehene Kälte/ so den gantzen Leib durchdringet/ die Lebens-Geister anficht/ und nicht allein alle eusserliche Glieder sondern auch das Hertz zitterend und bebend machet/ welches vielmehr klopffen soll/ wann der Fuß von dem Fisch gerühret und getroffen wird/ nicht aber so sehr/ wann man den Schlag an die Hände bekommet. Ja dasjenige Glied/ so am meisten gerühret worden/ scheinet gleichsam verrencket zu seyn/ krachet und bebet/ daß wer den Fisch in Händen hat/ gezwungen wird denselben so bald fallen zu lassen. Solches alles nun kommet nicht blosser Dings von einem blossen Dunst oder Vapore her/ welchen der Fisch von sich gibt/ indem der Fisch nicht zu allen Zeiten/ auch nicht so sehr unter/ als ausser dem Wasser zitterend machet/ ja wann er todt ist/ dergleiche Kräfften gar nicht hat: sondern er würcket solches alles durch einen sehr behenden/ unversehenen/ und gleichsam blitzenden Schlag oder Contorsien/ da er auff einmahl zuentwischen suchet/ und deßwegen also blitzend sich beweget / wie das Indianische Stachel-Schwein/ wann es seine Spitzen außschiesset oder wie einige muthwillige Affen/ wann sie andere zuerschrecken/ geschwind und unversehens zittern. Je lebhafft und stärcker nun ein solcher Fisch ist/ je grösseres Zittern er verursachet/ weilen er stärcker blitzet/ und also seine erstarrende Dünste stärcker einschläget/ wormit er nicht allein die Menschen/ so ihn halten oder irritiren zitterend machet/ sondern sich auch gegen andere Fische verthädiget/ welche er auff eben solche Art erstarrend machen kan. Daß er aber die Fischer oder Fischleuth auch also zitterend machen könne/ wann sie ihn mit den Seilern / oder Stecken und Rudern anrühren/ wie Plinius vorgibt/ ist gantz falsch uud bloß erdichtet: wiewohlen nicht zu läugnen ist/ daß wann diejenige/ welche ein oder mehrmahlen von ihm gerühret werden/ die Hand nahe zu ihm strecken/ ohne denselben anzurühren/ doch eine erstarrende Kälte empfinden/ welches ohne Zweiffel von der Furcht herrühren mag.

§. V.

Hier möchte jemand fragen/ ob man dann kein Mittel habe/ wormit man sich präserviren könne / daß dieser Fisch einem nicht schaden könne? und wormit das von ihm erregte Zittern zu curiren seye? worauff zuwissen/ daß/ was die erste Fänge anlanget/ man den Würckungen dieses Fisches widerstehen könne/ wann man den Athem starck und lange an sich halten kan/ welches ein gewisser Africaner/ so den Fisch ohne eintzigen schaden halten konte/ obbelobtem Hn. Rempffern entdecket hat/ welcher es nachgehends selbsten vor gut befunden/ und glaubet/ daß bey Haltung des Athems/ die halitus so auß seinem Leib gedrungen/ des Fisches schädliche Dünste vertrieden und zurück gejaget hätten. Wegen der andern Frag hat man sich der Curation wegen so sehr nicht zubekümmern/ indem das ereigte Zittern und übrige symptomata so balden wiederumd von sich selbsten/ ohne eintzigen Schaden vergehen und weichen/ wie alle und jede / so es selbsten erfahren bezeugen.

§. VI.

So gewiß und warhafftig es sich nun also mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0539" n="489"/>
alle diejenigen/ so in Ost-Indien oder Persien (wo er meistens anzutreffen ist gewesen /       bezeugen/ und hat mir Herr Johann Gottfried Vitus noch vor wenigen Jahren erzehlet/ daß/ als       er noch in Ost-Indien gewesen/ sie mit den neu-ankommenden Europäern offters eine Wettung       angestellet hätten/ ob sie diesen Fisch ohne Zittern und Erstaunen der Glieder in die Hände       fassen könten/ welche diese jedesmahl verlohren hätten.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. III.</head>
        <p>Die Gestalt dieses Fisches hat Herr D. Engelbertus Kempffer auß selbst eingenommenem       Augenschein in seiner Decad. Observat. Exotic. §. 4. also beschrieben/ daß sie eusserlich den       Rochen sehr nahe kommen/ wann man den Schwantz nur außnehme/ ausser daß der Leib etwas runder       und auff dem Rücken vielerley Flecken zu sehen seyen. So hat auch dieser Fisch zwey Paar       Augen-Lieder/ worvon die innere auß durchsichtigen Häutlein bestehen/ mit welchë er unter dem       Wasser offters blicken thut. Der Schwantz/ so sich etwas über den Rücken erhebet/ ist       fleischicht/ und wann er etwan zwey Kampffer-Läng von dem Leib gestrecket/ theilt er sich in       die Zwerch/ wie an andern Fischen/ in zwey Floß-Federn/ welche sich am End Creutzweiß       übereinander legen. Das Männlein hat eine harte außgespitzte und knorbelbeinichte Ruthe eines       Zolls lang/ am End mit zwey kleinen Löchlein versehn/ worauß man einen fetten/ weisen und       zehen Saamen drucken kan. Das Weibgen aber hat an beyden Seiten des Bauches viel bleiche Eyer /       wie das Gelbe in den Hüner-Eyern anzusehen/ welche in einem durchsichtigen Wasser schwimmen.       Von den andern Theilen dieses Fisches hat Matthiolus und absonderlich Rhedus schon guten       Bericht gegeben/ weßwegen wir von dessen Anatomie nicht weiter handeln/ sondern nur seine       Würckungen noch etwas genauer beobachten wollen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. IV.</head>
        <p>Vor allen Dingen aber ist die erzitterend- und unempfindlich machende Krafft dieses Fisches       wohl zubetrachten/ welche nicht blosser dings also beschaffen ist/ als wann einem der Fuß       oder anderes Glied schlaffen thut/ sondern man empfindet dabeneben eine geschwinde und       unversehene Kälte/ so den gantzen Leib durchdringet/ die Lebens-Geister anficht/ und nicht       allein alle eusserliche Glieder sondern auch das Hertz zitterend und bebend machet/ welches       vielmehr klopffen soll/ wann der Fuß von dem Fisch gerühret und getroffen wird/ nicht aber so       sehr/ wann man den Schlag an die Hände bekommet. Ja dasjenige Glied/ so am meisten gerühret       worden/ scheinet gleichsam verrencket zu seyn/ krachet und bebet/ daß wer den Fisch in       Händen hat/ gezwungen wird denselben so bald fallen zu lassen. Solches alles nun kommet nicht       blosser Dings von einem blossen Dunst oder Vapore her/ welchen der Fisch von sich gibt/ indem       der Fisch nicht zu allen Zeiten/ auch nicht so sehr unter/ als ausser dem Wasser zitterend       machet/ ja wann er todt ist/ dergleiche Kräfften gar nicht hat: sondern er würcket solches       alles durch einen sehr behenden/ unversehenen/ und gleichsam blitzenden Schlag oder       Contorsien/ da er auff einmahl zuentwischen suchet/ und deßwegen also blitzend sich beweget /       wie das Indianische Stachel-Schwein/ wann es seine Spitzen außschiesset oder wie einige       muthwillige Affen/ wann sie andere zuerschrecken/ geschwind und unversehens zittern. Je       lebhafft und stärcker nun ein solcher Fisch ist/ je grösseres Zittern er verursachet/ weilen       er stärcker blitzet/ und also seine erstarrende Dünste stärcker einschläget/ wormit er nicht       allein die Menschen/ so ihn halten oder irritiren zitterend machet/ sondern sich auch gegen       andere Fische verthädiget/ welche er auff eben solche Art erstarrend machen kan. Daß er aber       die Fischer oder Fischleuth auch also zitterend machen könne/ wann sie ihn mit den Seilern /       oder Stecken und Rudern anrühren/ wie Plinius vorgibt/ ist gantz falsch uud bloß erdichtet:       wiewohlen nicht zu läugnen ist/ daß wann diejenige/ welche ein oder mehrmahlen von ihm       gerühret werden/ die Hand nahe zu ihm strecken/ ohne denselben anzurühren/ doch eine       erstarrende Kälte empfinden/ welches ohne Zweiffel von der Furcht herrühren mag.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. V.</head>
        <p>Hier möchte jemand fragen/ ob man dann kein Mittel habe/ wormit man sich präserviren könne      / daß dieser Fisch einem nicht schaden könne? und wormit das von ihm erregte Zittern zu curiren       seye? worauff zuwissen/ daß/ was die erste Fänge anlanget/ man den Würckungen dieses Fisches       widerstehen könne/ wann man den Athem starck und lange an sich halten kan/ welches ein       gewisser Africaner/ so den Fisch ohne eintzigen schaden halten konte/ obbelobtem Hn.       Rempffern entdecket hat/ welcher es nachgehends selbsten vor gut befunden/ und glaubet/ daß       bey Haltung des Athems/ die halitus so auß seinem Leib gedrungen/ des Fisches schädliche       Dünste vertrieden und zurück gejaget hätten. Wegen der andern Frag hat man sich der Curation       wegen so sehr nicht zubekümmern/ indem das ereigte Zittern und übrige symptomata so balden       wiederumd von sich selbsten/ ohne eintzigen Schaden vergehen und weichen/ wie alle und jede /       so es selbsten erfahren bezeugen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. VI.</head>
        <p>So gewiß und warhafftig es sich nun also mit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[489/0539] alle diejenigen/ so in Ost-Indien oder Persien (wo er meistens anzutreffen ist gewesen / bezeugen/ und hat mir Herr Johann Gottfried Vitus noch vor wenigen Jahren erzehlet/ daß/ als er noch in Ost-Indien gewesen/ sie mit den neu-ankommenden Europäern offters eine Wettung angestellet hätten/ ob sie diesen Fisch ohne Zittern und Erstaunen der Glieder in die Hände fassen könten/ welche diese jedesmahl verlohren hätten. §. III. Die Gestalt dieses Fisches hat Herr D. Engelbertus Kempffer auß selbst eingenommenem Augenschein in seiner Decad. Observat. Exotic. §. 4. also beschrieben/ daß sie eusserlich den Rochen sehr nahe kommen/ wann man den Schwantz nur außnehme/ ausser daß der Leib etwas runder und auff dem Rücken vielerley Flecken zu sehen seyen. So hat auch dieser Fisch zwey Paar Augen-Lieder/ worvon die innere auß durchsichtigen Häutlein bestehen/ mit welchë er unter dem Wasser offters blicken thut. Der Schwantz/ so sich etwas über den Rücken erhebet/ ist fleischicht/ und wann er etwan zwey Kampffer-Läng von dem Leib gestrecket/ theilt er sich in die Zwerch/ wie an andern Fischen/ in zwey Floß-Federn/ welche sich am End Creutzweiß übereinander legen. Das Männlein hat eine harte außgespitzte und knorbelbeinichte Ruthe eines Zolls lang/ am End mit zwey kleinen Löchlein versehn/ worauß man einen fetten/ weisen und zehen Saamen drucken kan. Das Weibgen aber hat an beyden Seiten des Bauches viel bleiche Eyer / wie das Gelbe in den Hüner-Eyern anzusehen/ welche in einem durchsichtigen Wasser schwimmen. Von den andern Theilen dieses Fisches hat Matthiolus und absonderlich Rhedus schon guten Bericht gegeben/ weßwegen wir von dessen Anatomie nicht weiter handeln/ sondern nur seine Würckungen noch etwas genauer beobachten wollen. §. IV. Vor allen Dingen aber ist die erzitterend- und unempfindlich machende Krafft dieses Fisches wohl zubetrachten/ welche nicht blosser dings also beschaffen ist/ als wann einem der Fuß oder anderes Glied schlaffen thut/ sondern man empfindet dabeneben eine geschwinde und unversehene Kälte/ so den gantzen Leib durchdringet/ die Lebens-Geister anficht/ und nicht allein alle eusserliche Glieder sondern auch das Hertz zitterend und bebend machet/ welches vielmehr klopffen soll/ wann der Fuß von dem Fisch gerühret und getroffen wird/ nicht aber so sehr/ wann man den Schlag an die Hände bekommet. Ja dasjenige Glied/ so am meisten gerühret worden/ scheinet gleichsam verrencket zu seyn/ krachet und bebet/ daß wer den Fisch in Händen hat/ gezwungen wird denselben so bald fallen zu lassen. Solches alles nun kommet nicht blosser Dings von einem blossen Dunst oder Vapore her/ welchen der Fisch von sich gibt/ indem der Fisch nicht zu allen Zeiten/ auch nicht so sehr unter/ als ausser dem Wasser zitterend machet/ ja wann er todt ist/ dergleiche Kräfften gar nicht hat: sondern er würcket solches alles durch einen sehr behenden/ unversehenen/ und gleichsam blitzenden Schlag oder Contorsien/ da er auff einmahl zuentwischen suchet/ und deßwegen also blitzend sich beweget / wie das Indianische Stachel-Schwein/ wann es seine Spitzen außschiesset oder wie einige muthwillige Affen/ wann sie andere zuerschrecken/ geschwind und unversehens zittern. Je lebhafft und stärcker nun ein solcher Fisch ist/ je grösseres Zittern er verursachet/ weilen er stärcker blitzet/ und also seine erstarrende Dünste stärcker einschläget/ wormit er nicht allein die Menschen/ so ihn halten oder irritiren zitterend machet/ sondern sich auch gegen andere Fische verthädiget/ welche er auff eben solche Art erstarrend machen kan. Daß er aber die Fischer oder Fischleuth auch also zitterend machen könne/ wann sie ihn mit den Seilern / oder Stecken und Rudern anrühren/ wie Plinius vorgibt/ ist gantz falsch uud bloß erdichtet: wiewohlen nicht zu läugnen ist/ daß wann diejenige/ welche ein oder mehrmahlen von ihm gerühret werden/ die Hand nahe zu ihm strecken/ ohne denselben anzurühren/ doch eine erstarrende Kälte empfinden/ welches ohne Zweiffel von der Furcht herrühren mag. §. V. Hier möchte jemand fragen/ ob man dann kein Mittel habe/ wormit man sich präserviren könne / daß dieser Fisch einem nicht schaden könne? und wormit das von ihm erregte Zittern zu curiren seye? worauff zuwissen/ daß/ was die erste Fänge anlanget/ man den Würckungen dieses Fisches widerstehen könne/ wann man den Athem starck und lange an sich halten kan/ welches ein gewisser Africaner/ so den Fisch ohne eintzigen schaden halten konte/ obbelobtem Hn. Rempffern entdecket hat/ welcher es nachgehends selbsten vor gut befunden/ und glaubet/ daß bey Haltung des Athems/ die halitus so auß seinem Leib gedrungen/ des Fisches schädliche Dünste vertrieden und zurück gejaget hätten. Wegen der andern Frag hat man sich der Curation wegen so sehr nicht zubekümmern/ indem das ereigte Zittern und übrige symptomata so balden wiederumd von sich selbsten/ ohne eintzigen Schaden vergehen und weichen/ wie alle und jede / so es selbsten erfahren bezeugen. §. VI. So gewiß und warhafftig es sich nun also mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/539
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/539>, abgerufen am 21.12.2024.