Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.hergegen eine sehr harte Krust und Schild auff demselben/ worunter sie sich gäntzlich verbergen können/ wie oben auß dem Abriß zuersehen/ welcher die Gestalt dieses Thiers also unter Augen leget/ daß es ohnnöthig ist solches weitläufftiger zubeschreiben. In Regard aber der inneren Theilen haben sie ein sehr kleines Hirn/ so kaum einer Bohne groß/ obschon an den grössern der Kopff/ wie ein Kalbs-Kopff seyn soll. Wesswegen sie auß gantz dumb und einfältig / doch mit den Augen sehr scharffsichtig sind. Das Hertz ist so gestalt/ daß man meinen solte es habe 3. 'Hertzen/ und weilen solches wie ein Lilie anzusehen/ als will Pomet l. c. p. 85. seinen Lands-Leuten/ den Frantzosen sehr grosses Glück und gute Progreß in den Americanischen Insuln (wo sie häuffig zufinden) dahero prognosticiren/ gleich als ob die gantze Welt vor die Frantzösische Lilien gewachsen sey! am besten ist/ daß die alte Propheten gestorben sind / sc. §. V. In dessen gibt es verschiedene Species von den Schild-Krotten/ indem sich einige in den Wassern auff halten/ welche See-Schildkrotten TESTUDINES MARINAE heissen: Andere aber in der Erden/ so deßwegen auch Erd-Schildkroten oder TESTUDINES TERRESTRES genennet werden; wie wohlen die See-Schildkroten zuweilen auch auff Land gehen und derowegen unter die Amphipia gerechnet werden. In Teutschland finden sie sich meistens in sumpffigten und morastichten Orthen/ dergleichen zu meiner Zeit umb Philipsburg gefunden wurden. Die grösten aber hat man in Africa, auff der Insul Moritz/ allwo sie in solcher grösse gefunden werden / daß/ wann zwey Personen auff eine sitzen/ dieselbe ungehindert fortgehen kan und soll eine Schale so groß seyn/ daß ihrer sieben oder acht/ einer an dem andern darauff sitzen können / wie Mallet in Beschreibung des gantzen Erd-Kräyses Part. 3. von Africa p. 55. berichtet und in einem Kupfferstück unter Augen leget; welches desto glaublicher/ weilen D. Wormius einen Schild davon gehabt/ so in der länge 4. Schu/ in der Breite dritthalb und in der Dicke einen Zoll gehabt/ welche noch und andere kleinere er in seinem Museo p, 316. beschrieben hat. §. VI. Auff was Art und Weiß nun solche grosse Thiere in Indien gefangen werden/ hat auß R. P. du Tertre Relation obgemeldter Pomet l. c. p. 86. angeführet. Sie werden nehmlich 1. zu der Zeit in der See ergriffen/ wann sie sich paaren und aneinander hangen/ da zuweilen das Mäunlein und Weiblein zugleich ergriffen werden/ die Weiblein aber mehrentheils echappiren sollen. 2. Werden sie auch mit Spiesen/ wie das See-Kalb oder Manati gefället/ welcher ihn durch den Schild gestossen wird 3. wird ihnen zu der Zeit wann sie ihre Eyer auff das Land legen/ auff den Dienst gelauret/ wiewohlen sie gar vorsichtig damit seyn sollen/ indem/ sie ein oder etliche Tag zuvor/ und zwar bey der Nacht und Mondschein zuvor auß der See zu Land steigen und sich einen Platz außsuchen/ welchen sie so gleich verlassen/ wann sie jemanden am Ufer erblicken. Die andere Nacht suchen sie dann solchen Ort wider auff/ machen mit den Forderfüssen eine Grube etwa eines Schuhes breit und drithalb Schuh tieff/ worinnen sie auff einmal auff 200. biß 300. Eyer legen sollen/ welche eines kleinen Ballen groß sind und nachdem sie zugescharet/ nach 40. Tagen außgehen sollen. §. VII. Den Nutzen der Schildkröten anlangend/ so werden sie an denjenigen Orthen/ wo sie zu finden sind/ zur Speise gebraucht/ und soll das Fleisch von den grössern dem Ochsen-Fleisch so ahnlich seyn daß es fast gar nicht/ als an dem Fette/ welches grünlicht-gelb/ zu unterscheiden ist und soll eine Krotte zuweilen eine halbe Tonne Fleisch geben/ den Kopff / Halß/ und Eyer nicht mit gerechnet/ worinnen sich allein 30. Menschen satt essen können. Ja man kan noch 15. biß 20. Maaß Oehle oder Fett/ so goldgelb ist/ darvon schmeltzen/ worinnen man andere Speise/ wan es noch frisch ist/ kochen/ und wan es alt ist/ in den Lampen brennen kan. Dieses Schildkrotten-Fett oder AXUNGIA TESTUDINUM wird von den Indianern vor ein sonderliches und bewehrtes Mittel gegen alles Gliederweh / absonderlich in den Hüfften und Kuien/ auch andern Flüssen gehalten. Wie auch gegen den Krampff und Nervenkranckheiten: das Fleisch aber dessen Brüh und safft wird den Schwind- und Lungensüchtigen gerathen-Außdem schild und untersten Schalen aber werden allerhand Galanterien / als Kistlein/ Fudralen/ Schreibtafeln/ Kämme/ allerhand Stiele zu Lancetten/ Scheer und andern Messer und dergleichen verfertiget/ welche in grossem Wehrt gehalten werden. §. VIII. Zu eben dergleichen Galanterien wird die Haut von einem Fisch/ so man De See-Hund nennet/ angewendet/ welche sehr rauh und hart/ auch gantz krauß/ wie Chagrin aussiehet / mit welchem Nahmen sie auch von vielen beleget wird; und kan deswegen auch von den Kunst-Schreinern zum poliren des holtzes gebrauchet werden. Die beste muß breit und groß / graubraun/ rauh und schön granulirt/ auch noch mit den Ohren und Floß-Federn begabet seyn; wird zu allerhand Sachen/ als Bücher einzubinden/ Fuderalen/ am meisten aber zu Messer-Stielen gebraucht; worzu auch die Haut von einem andern dergleichen Fisch/ so ROUSSETTE genennet wird/ und voll kleiner Sternen ist/ pflegt employret zu werden/ worvon offt allegirter Pomet l. c. kangelesen werden. hergegen eine sehr harte Krust und Schild auff demselben/ worunter sie sich gäntzlich verbergen können/ wie oben auß dem Abriß zuersehen/ welcher die Gestalt dieses Thiers also unter Augen leget/ daß es ohnnöthig ist solches weitläufftiger zubeschreiben. In Regard aber der inneren Theilen haben sie ein sehr kleines Hirn/ so kaum einer Bohne groß/ obschon an den grössern der Kopff/ wie ein Kalbs-Kopff seyn soll. Wesswegen sie auß gantz dumb und einfältig / doch mit den Augen sehr scharffsichtig sind. Das Hertz ist so gestalt/ daß man meinen solte es habe 3. 'Hertzen/ und weilen solches wie ein Lilie anzusehen/ als will Pomet l. c. p. 85. seinen Lands-Leuten/ den Frantzosen sehr grosses Glück und gute Progreß in den Americanischen Insuln (wo sie häuffig zufinden) dahero prognosticiren/ gleich als ob die gantze Welt vor die Frantzösische Lilien gewachsen sey! am besten ist/ daß die alte Propheten gestorben sind / sc. §. V. In dessen gibt es verschiedene Species von den Schild-Krotten/ indem sich einige in den Wassern auff halten/ welche See-Schildkrotten TESTUDINES MARINAE heissen: Andere aber in der Erden/ so deßwegen auch Erd-Schildkroten oder TESTUDINES TERRESTRES genennet werden; wie wohlen die See-Schildkroten zuweilen auch auff Land gehen und derowegen unter die Amphipia gerechnet werden. In Teutschland finden sie sich meistens in sumpffigten und morastichten Orthen/ dergleichen zu meiner Zeit umb Philipsburg gefunden wurden. Die grösten aber hat man in Africa, auff der Insul Moritz/ allwo sie in solcher grösse gefunden werden / daß/ wann zwey Personen auff eine sitzen/ dieselbe ungehindert fortgehen kan und soll eine Schale so groß seyn/ daß ihrer sieben oder acht/ einer an dem andern darauff sitzen können / wie Mallet in Beschreibung des gantzen Erd-Kräyses Part. 3. von Africa p. 55. berichtet und in einem Kupfferstück unter Augen leget; welches desto glaublicher/ weilen D. Wormius einen Schild davon gehabt/ so in der länge 4. Schu/ in der Breite dritthalb und in der Dicke einen Zoll gehabt/ welche noch und andere kleinere er in seinem Museo p, 316. beschrieben hat. §. VI. Auff was Art und Weiß nun solche grosse Thiere in Indien gefangen werden/ hat auß R. P. du Tertre Relation obgemeldter Pomet l. c. p. 86. angeführet. Sie werden nehmlich 1. zu der Zeit in der See ergriffen/ wann sie sich paaren und aneinander hangen/ da zuweilen das Mäunlein und Weiblein zugleich ergriffen werden/ die Weiblein aber mehrentheils echappiren sollen. 2. Werden sie auch mit Spiesen/ wie das See-Kalb oder Manati gefället/ welcher ihn durch den Schild gestossen wird 3. wird ihnen zu der Zeit wann sie ihre Eyer auff das Land legen/ auff den Dienst gelauret/ wiewohlen sie gar vorsichtig damit seyn sollen/ indem/ sie ein oder etliche Tag zuvor/ und zwar bey der Nacht und Mondschein zuvor auß der See zu Land steigen und sich einen Platz außsuchen/ welchen sie so gleich verlassen/ wann sie jemanden am Ufer erblicken. Die andere Nacht suchen sie dann solchen Ort wider auff/ machen mit den Forderfüssen eine Grube etwa eines Schuhes breit und drithalb Schuh tieff/ worinnen sie auff einmal auff 200. biß 300. Eyer legen sollen/ welche eines kleinen Ballen groß sind und nachdem sie zugescharet/ nach 40. Tagen außgehen sollen. §. VII. Den Nutzen der Schildkröten anlangend/ so werden sie an denjenigen Orthen/ wo sie zu finden sind/ zur Speise gebraucht/ und soll das Fleisch von den grössern dem Ochsen-Fleisch so ahnlich seyn daß es fast gar nicht/ als an dem Fette/ welches grünlicht-gelb/ zu unterscheiden ist und soll eine Krotte zuweilen eine halbe Tonne Fleisch geben/ den Kopff / Halß/ und Eyer nicht mit gerechnet/ worinnen sich allein 30. Menschen satt essen können. Ja man kan noch 15. biß 20. Maaß Oehle oder Fett/ so goldgelb ist/ darvon schmeltzen/ worinnen man andere Speise/ wan es noch frisch ist/ kochen/ und wan es alt ist/ in den Lampen brennen kan. Dieses Schildkrotten-Fett oder AXUNGIA TESTUDINUM wird von den Indianern vor ein sonderliches und bewehrtes Mittel gegen alles Gliederweh / absonderlich in den Hüfften und Kuien/ auch andern Flüssen gehalten. Wie auch gegen den Krampff und Nervenkranckheiten: das Fleisch aber dessen Brüh und safft wird den Schwind- und Lungensüchtigen gerathen-Außdem schild und untersten Schalen aber werden allerhand Galanterien / als Kistlein/ Fudralen/ Schreibtafeln/ Kämme/ allerhand Stiele zu Lancetten/ Scheer und andern Messer und dergleichen verfertiget/ welche in grossem Wehrt gehalten werden. §. VIII. Zu eben dergleichen Galanterien wird die Haut von einem Fisch/ so man De See-Hund nennet/ angewendet/ welche sehr rauh und hart/ auch gantz krauß/ wie Chagrin aussiehet / mit welchem Nahmen sie auch von vielen beleget wird; und kan deswegen auch von den Kunst-Schreinern zum poliren des holtzes gebrauchet werden. Die beste muß breit und groß / graubraun/ rauh und schön granulirt/ auch noch mit den Ohren und Floß-Federn begabet seyn; wird zu allerhand Sachen/ als Bücher einzubinden/ Fuderalen/ am meisten aber zu Messer-Stielen gebraucht; worzu auch die Haut von einem andern dergleichen Fisch/ so ROUSSETTE genennet wird/ und voll kleiner Sternen ist/ pflegt employret zu werden/ worvon offt allegirter Pomet l. c. kangelesen werden. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0534" n="485"/> <p>hergegen eine sehr harte Krust und Schild auff demselben/ worunter sie sich gäntzlich verbergen können/ wie oben auß dem Abriß zuersehen/ welcher die Gestalt dieses Thiers also unter Augen leget/ daß es ohnnöthig ist solches weitläufftiger zubeschreiben. In Regard aber der inneren Theilen haben sie ein sehr kleines Hirn/ so kaum einer Bohne groß/ obschon an den grössern der Kopff/ wie ein Kalbs-Kopff seyn soll. Wesswegen sie auß gantz dumb und einfältig / doch mit den Augen sehr scharffsichtig sind. Das Hertz ist so gestalt/ daß man meinen solte es habe 3. 'Hertzen/ und weilen solches wie ein Lilie anzusehen/ als will Pomet l. c. p. 85. seinen Lands-Leuten/ den Frantzosen sehr grosses Glück und gute Progreß in den Americanischen Insuln (wo sie häuffig zufinden) dahero prognosticiren/ gleich als ob die gantze Welt vor die Frantzösische Lilien gewachsen sey! am besten ist/ daß die alte Propheten gestorben sind / sc.</p> </div> <div> <head>§. V.</head> <p>In dessen gibt es verschiedene Species von den Schild-Krotten/ indem sich einige in den Wassern auff halten/ welche See-Schildkrotten TESTUDINES MARINAE heissen: Andere aber in der Erden/ so deßwegen auch Erd-Schildkroten oder</p> <p> <hi rendition="#k">TESTUDINES TERRESTRES</hi> </p> <p>genennet werden; wie wohlen die See-Schildkroten zuweilen auch auff Land gehen und derowegen unter die Amphipia gerechnet werden. In Teutschland finden sie sich meistens in sumpffigten und morastichten Orthen/ dergleichen zu meiner Zeit umb Philipsburg gefunden wurden. Die grösten aber hat man in Africa, auff der Insul Moritz/ allwo sie in solcher grösse gefunden werden / daß/ wann zwey Personen auff eine sitzen/ dieselbe ungehindert fortgehen kan und soll eine Schale so groß seyn/ daß ihrer sieben oder acht/ einer an dem andern darauff sitzen können / wie Mallet in Beschreibung des gantzen Erd-Kräyses Part. 3. von Africa p. 55. berichtet und in einem Kupfferstück unter Augen leget; welches desto glaublicher/ weilen D. Wormius einen Schild davon gehabt/ so in der länge 4. Schu/ in der Breite dritthalb und in der Dicke einen Zoll gehabt/ welche noch und andere kleinere er in seinem Museo p, 316. beschrieben hat.</p> </div> <div> <head>§. VI.</head> <p>Auff was Art und Weiß nun solche grosse Thiere in Indien gefangen werden/ hat auß R. P. du Tertre Relation obgemeldter Pomet l. c. p. 86. angeführet. Sie werden nehmlich 1. zu der Zeit in der See ergriffen/ wann sie sich paaren und aneinander hangen/ da zuweilen das Mäunlein und Weiblein zugleich ergriffen werden/ die Weiblein aber mehrentheils echappiren sollen. 2. Werden sie auch mit Spiesen/ wie das See-Kalb oder Manati gefället/ welcher ihn durch den Schild gestossen wird 3. wird ihnen zu der Zeit wann sie ihre Eyer auff das Land legen/ auff den Dienst gelauret/ wiewohlen sie gar vorsichtig damit seyn sollen/ indem/ sie ein oder etliche Tag zuvor/ und zwar bey der Nacht und Mondschein zuvor auß der See zu Land steigen und sich einen Platz außsuchen/ welchen sie so gleich verlassen/ wann sie jemanden am Ufer erblicken. Die andere Nacht suchen sie dann solchen Ort wider auff/ machen mit den Forderfüssen eine Grube etwa eines Schuhes breit und drithalb Schuh tieff/ worinnen sie auff einmal auff 200. biß 300. Eyer legen sollen/ welche eines kleinen Ballen groß sind und nachdem sie zugescharet/ nach 40. Tagen außgehen sollen.</p> </div> <div> <head>§. VII.</head> <p>Den Nutzen der Schildkröten anlangend/ so werden sie an denjenigen Orthen/ wo sie zu finden sind/ zur Speise gebraucht/ und soll das Fleisch von den grössern dem Ochsen-Fleisch so ahnlich seyn daß es fast gar nicht/ als an dem Fette/ welches grünlicht-gelb/ zu unterscheiden ist und soll eine Krotte zuweilen eine halbe Tonne Fleisch geben/ den Kopff / Halß/ und Eyer nicht mit gerechnet/ worinnen sich allein 30. Menschen satt essen können. Ja man kan noch 15. biß 20. Maaß Oehle oder Fett/ so goldgelb ist/ darvon schmeltzen/ worinnen man andere Speise/ wan es noch frisch ist/ kochen/ und wan es alt ist/ in den Lampen brennen kan. Dieses Schildkrotten-Fett oder</p> <p> <hi rendition="#k">AXUNGIA TESTUDINUM</hi> </p> <p>wird von den Indianern vor ein sonderliches und bewehrtes Mittel gegen alles Gliederweh / absonderlich in den Hüfften und Kuien/ auch andern Flüssen gehalten. Wie auch gegen den Krampff und Nervenkranckheiten: das Fleisch aber dessen Brüh und safft wird den Schwind- und Lungensüchtigen gerathen-Außdem schild und untersten Schalen aber werden allerhand Galanterien / als Kistlein/ Fudralen/ Schreibtafeln/ Kämme/ allerhand Stiele zu Lancetten/ Scheer und andern Messer und dergleichen verfertiget/ welche in grossem Wehrt gehalten werden.</p> </div> <div> <head>§. VIII.</head> <p>Zu eben dergleichen Galanterien wird die Haut von einem Fisch/ so man</p> <p>De See-Hund</p> <p>nennet/ angewendet/ welche sehr rauh und hart/ auch gantz krauß/ wie Chagrin aussiehet / mit welchem Nahmen sie auch von vielen beleget wird; und kan deswegen auch von den Kunst-Schreinern zum poliren des holtzes gebrauchet werden. 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hergegen eine sehr harte Krust und Schild auff demselben/ worunter sie sich gäntzlich verbergen können/ wie oben auß dem Abriß zuersehen/ welcher die Gestalt dieses Thiers also unter Augen leget/ daß es ohnnöthig ist solches weitläufftiger zubeschreiben. In Regard aber der inneren Theilen haben sie ein sehr kleines Hirn/ so kaum einer Bohne groß/ obschon an den grössern der Kopff/ wie ein Kalbs-Kopff seyn soll. Wesswegen sie auß gantz dumb und einfältig / doch mit den Augen sehr scharffsichtig sind. Das Hertz ist so gestalt/ daß man meinen solte es habe 3. 'Hertzen/ und weilen solches wie ein Lilie anzusehen/ als will Pomet l. c. p. 85. seinen Lands-Leuten/ den Frantzosen sehr grosses Glück und gute Progreß in den Americanischen Insuln (wo sie häuffig zufinden) dahero prognosticiren/ gleich als ob die gantze Welt vor die Frantzösische Lilien gewachsen sey! am besten ist/ daß die alte Propheten gestorben sind / sc.
§. V. In dessen gibt es verschiedene Species von den Schild-Krotten/ indem sich einige in den Wassern auff halten/ welche See-Schildkrotten TESTUDINES MARINAE heissen: Andere aber in der Erden/ so deßwegen auch Erd-Schildkroten oder
TESTUDINES TERRESTRES
genennet werden; wie wohlen die See-Schildkroten zuweilen auch auff Land gehen und derowegen unter die Amphipia gerechnet werden. In Teutschland finden sie sich meistens in sumpffigten und morastichten Orthen/ dergleichen zu meiner Zeit umb Philipsburg gefunden wurden. Die grösten aber hat man in Africa, auff der Insul Moritz/ allwo sie in solcher grösse gefunden werden / daß/ wann zwey Personen auff eine sitzen/ dieselbe ungehindert fortgehen kan und soll eine Schale so groß seyn/ daß ihrer sieben oder acht/ einer an dem andern darauff sitzen können / wie Mallet in Beschreibung des gantzen Erd-Kräyses Part. 3. von Africa p. 55. berichtet und in einem Kupfferstück unter Augen leget; welches desto glaublicher/ weilen D. Wormius einen Schild davon gehabt/ so in der länge 4. Schu/ in der Breite dritthalb und in der Dicke einen Zoll gehabt/ welche noch und andere kleinere er in seinem Museo p, 316. beschrieben hat.
§. VI. Auff was Art und Weiß nun solche grosse Thiere in Indien gefangen werden/ hat auß R. P. du Tertre Relation obgemeldter Pomet l. c. p. 86. angeführet. Sie werden nehmlich 1. zu der Zeit in der See ergriffen/ wann sie sich paaren und aneinander hangen/ da zuweilen das Mäunlein und Weiblein zugleich ergriffen werden/ die Weiblein aber mehrentheils echappiren sollen. 2. Werden sie auch mit Spiesen/ wie das See-Kalb oder Manati gefället/ welcher ihn durch den Schild gestossen wird 3. wird ihnen zu der Zeit wann sie ihre Eyer auff das Land legen/ auff den Dienst gelauret/ wiewohlen sie gar vorsichtig damit seyn sollen/ indem/ sie ein oder etliche Tag zuvor/ und zwar bey der Nacht und Mondschein zuvor auß der See zu Land steigen und sich einen Platz außsuchen/ welchen sie so gleich verlassen/ wann sie jemanden am Ufer erblicken. Die andere Nacht suchen sie dann solchen Ort wider auff/ machen mit den Forderfüssen eine Grube etwa eines Schuhes breit und drithalb Schuh tieff/ worinnen sie auff einmal auff 200. biß 300. Eyer legen sollen/ welche eines kleinen Ballen groß sind und nachdem sie zugescharet/ nach 40. Tagen außgehen sollen.
§. VII. Den Nutzen der Schildkröten anlangend/ so werden sie an denjenigen Orthen/ wo sie zu finden sind/ zur Speise gebraucht/ und soll das Fleisch von den grössern dem Ochsen-Fleisch so ahnlich seyn daß es fast gar nicht/ als an dem Fette/ welches grünlicht-gelb/ zu unterscheiden ist und soll eine Krotte zuweilen eine halbe Tonne Fleisch geben/ den Kopff / Halß/ und Eyer nicht mit gerechnet/ worinnen sich allein 30. Menschen satt essen können. Ja man kan noch 15. biß 20. Maaß Oehle oder Fett/ so goldgelb ist/ darvon schmeltzen/ worinnen man andere Speise/ wan es noch frisch ist/ kochen/ und wan es alt ist/ in den Lampen brennen kan. Dieses Schildkrotten-Fett oder
AXUNGIA TESTUDINUM
wird von den Indianern vor ein sonderliches und bewehrtes Mittel gegen alles Gliederweh / absonderlich in den Hüfften und Kuien/ auch andern Flüssen gehalten. Wie auch gegen den Krampff und Nervenkranckheiten: das Fleisch aber dessen Brüh und safft wird den Schwind- und Lungensüchtigen gerathen-Außdem schild und untersten Schalen aber werden allerhand Galanterien / als Kistlein/ Fudralen/ Schreibtafeln/ Kämme/ allerhand Stiele zu Lancetten/ Scheer und andern Messer und dergleichen verfertiget/ welche in grossem Wehrt gehalten werden.
§. VIII. Zu eben dergleichen Galanterien wird die Haut von einem Fisch/ so man
De See-Hund
nennet/ angewendet/ welche sehr rauh und hart/ auch gantz krauß/ wie Chagrin aussiehet / mit welchem Nahmen sie auch von vielen beleget wird; und kan deswegen auch von den Kunst-Schreinern zum poliren des holtzes gebrauchet werden. Die beste muß breit und groß / graubraun/ rauh und schön granulirt/ auch noch mit den Ohren und Floß-Federn begabet seyn; wird zu allerhand Sachen/ als Bücher einzubinden/ Fuderalen/ am meisten aber zu Messer-Stielen gebraucht; worzu auch die Haut von einem andern dergleichen Fisch/ so ROUSSETTE genennet wird/ und voll kleiner Sternen ist/ pflegt employret zu werden/ worvon offt allegirter Pomet l. c. kangelesen werden.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/534>, abgerufen am 23.02.2025. |