Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XXXI. Capitel. Von dem weissen Eischbein/ Schild-Krotten und See-Hunden.
[Abbildung]
§. I. DAs weisse Fischbein/ Lateinisch OS SEPIAE genandt/ ist eine weisse und leichte Krust oder Schale/ oben und unten erhöhet und bäuchicht/ auff einer Seiten etwas hart und glatt/ auf der andern rauh/ doch sehr mürb wie Bimstein: hat einen etwas scharffen Geschmack: findet sich aller Orten am Ufer des Meers/ wie in Holland ohnfern Leyden bey Cadvvic op See zu sehen: allwo es die Holländer Zee-Schuym das ist: See-Schaum nennen: Doch bringen die Tyroler die schönsten aus Welschland auff dem Rücken / und verkauffen sie tausend weiß/ wie Marxius aus dem Schurtzio pag. 146. seiner Material-Kammer berichtet. §. II. Der Fisch/ wovon es herrühret/ heisset SEPIA, Black-Fisch oder Black-Küttel/ und wird wegen seiner abscheulichen Gestalt auch eine Meer-Spinne genannt/ welcher doch auch in der Speise genossen wird. Dieser Fisch träget auff seinem Rücken das so genannte Fischbein/ von welchem die gröste Stücker vor die beste gehalten werden/ weilen sie meistens von den Goldschmieden zu Formen gebraucht werden/ welchen die kleine Stücklein nicht dienlich sind / so hergegen von den Perruquen-Machern unter das Haar-Puder gestossen werde; die allergrösten Stücker aber sollen nie über einen halben Schuh groß seyn/ wie Pomet in Histor. Simplic. P. 2. p. 92. angemercket hat. §. III. Uber jetztbemeldten Gebrauch dieses Fische-Beins hat es auch in der Artzney seinen Nutzen / indem es/ wie andere See-Gewächs und Muscheln alle scharffe Säure versussen und etwas anhalten soll; weswegen es vor ein sonderlich Mittel gegen den weissen Fiuß der Weiber gebrauchet wird / wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. p. 8. ib. meldet. Eusserlich aber dienet es zu Augen- und Zahn-Pulver/ gegen den Scharbock im Munde/ absonderlich wann es mit Löffel-Kraut-Safft oder dessen [unleserliches Material] geträncket wird; weswegen auch die Lacca Florentina oder Kugel-Lac gut zu den Zähnen ist/ unter welche das weisse Fischbein auch genommen wird/ weilen es die Farben/ wie auch Fürnuß gläntzend machen soll/ wie Vielheüer in Beschreibung frembder Materialien pag. 182. in acht genommen. §. IV. Gleichwie nun der Black-Fisch ein dergleichen zartes Bein auff seinem Rücken führet/ also haben die Schild-Kröten oder TESTUDINES Das XXXI. Capitel. Von dem weissen Eischbein/ Schild-Krotten und See-Hunden.
[Abbildung]
§. I. DAs weisse Fischbein/ Lateinisch OS SEPIAE genandt/ ist eine weisse und leichte Krust oder Schale/ oben und unten erhöhet und bäuchicht/ auff einer Seiten etwas hart und glatt/ auf der andern rauh/ doch sehr mürb wie Bimstein: hat einen etwas scharffen Geschmack: findet sich aller Orten am Ufer des Meers/ wie in Holland ohnfern Leyden bey Cadvvic op See zu sehen: allwo es die Holländer Zee-Schuym das ist: See-Schaum nennen: Doch bringen die Tyroler die schönsten aus Welschland auff dem Rücken / und verkauffen sie tausend weiß/ wie Marxius aus dem Schurtzio pag. 146. seiner Material-Kammer berichtet. §. II. Der Fisch/ wovon es herrühret/ heisset SEPIA, Black-Fisch oder Black-Küttel/ und wird wegen seiner abscheulichen Gestalt auch eine Meer-Spinne genannt/ welcher doch auch in der Speise genossen wird. Dieser Fisch träget auff seinem Rücken das so genannte Fischbein/ von welchem die gröste Stücker vor die beste gehalten werden/ weilen sie meistens von den Goldschmieden zu Formen gebraucht werden/ welchen die kleine Stücklein nicht dienlich sind / so hergegen von den Perruquen-Machern unter das Haar-Puder gestossen werdë; die allergrösten Stücker aber sollen nie über einen halben Schuh groß seyn/ wie Pomet in Histor. Simplic. P. 2. p. 92. angemercket hat. §. III. Uber jetztbemeldten Gebrauch dieses Fische-Beins hat es auch in der Artzney seinen Nutzen / indem es/ wie andere See-Gewächs und Muscheln alle scharffe Säure versussen und etwas anhalten soll; weswegen es vor ein sonderlich Mittel gegen den weissen Fiuß der Weiber gebrauchet wird / wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. p. 8. ib. meldet. Eusserlich aber dienet es zu Augen- und Zahn-Pulver/ gegen den Scharbock im Munde/ absonderlich wann es mit Löffel-Kraut-Safft oder dessen [unleserliches Material] geträncket wird; weswegen auch die Lacca Florentina oder Kugel-Lac gut zu den Zähnen ist/ unter welche das weisse Fischbein auch genommen wird/ weilen es die Farben/ wie auch Fürnuß gläntzend machen soll/ wie Vielheüer in Beschreibung frembder Materialien pag. 182. in acht genommen. §. IV. Gleichwie nun der Black-Fisch ein dergleichen zartes Bein auff seinem Rücken führet/ also haben die Schild-Kröten oder TESTUDINES <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0533" n="484"/> </div> <div> <head>Das XXXI. Capitel.</head> <p>Von dem weissen Eischbein/ Schild-Krotten und See-Hunden.</p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. I.</head> <p>DAs weisse Fischbein/ Lateinisch</p> <p> <hi rendition="#k">OS SEPIAE</hi> </p> <p>genandt/ ist eine weisse und leichte Krust oder Schale/ oben und unten erhöhet und bäuchicht/ auff einer Seiten etwas hart und glatt/ auf der andern rauh/ doch sehr mürb wie Bimstein: hat einen etwas scharffen Geschmack: findet sich aller Orten am Ufer des Meers/ wie in Holland ohnfern Leyden bey Cadvvic op See zu sehen: allwo es die Holländer Zee-Schuym das ist: See-Schaum nennen: Doch bringen die Tyroler die schönsten aus Welschland auff dem Rücken / und verkauffen sie tausend weiß/ wie Marxius aus dem Schurtzio pag. 146. seiner Material-Kammer berichtet.</p> </div> <div> <head>§. II.</head> <p>Der Fisch/ wovon es herrühret/ heisset SEPIA, Black-Fisch oder Black-Küttel/ und wird wegen seiner abscheulichen Gestalt auch eine Meer-Spinne genannt/ welcher doch auch in der Speise genossen wird. Dieser Fisch träget auff seinem Rücken das so genannte Fischbein/ von welchem die gröste Stücker vor die beste gehalten werden/ weilen sie meistens von den Goldschmieden zu Formen gebraucht werden/ welchen die kleine Stücklein nicht dienlich sind / so hergegen von den Perruquen-Machern unter das Haar-Puder gestossen werdë; die allergrösten Stücker aber sollen nie über einen halben Schuh groß seyn/ wie Pomet in Histor. Simplic. P. 2. p. 92. angemercket hat.</p> </div> <div> <head>§. III.</head> <p>Uber jetztbemeldten Gebrauch dieses Fische-Beins hat es auch in der Artzney seinen Nutzen / indem es/ wie andere See-Gewächs und Muscheln alle scharffe Säure versussen und etwas anhalten soll; weswegen es vor ein sonderlich Mittel gegen den weissen Fiuß der Weiber gebrauchet wird / wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. p. 8. ib. meldet. Eusserlich aber dienet es zu Augen- und Zahn-Pulver/ gegen den Scharbock im Munde/ absonderlich wann es mit Löffel-Kraut-Safft oder dessen <gap reason="illegible"/> geträncket wird; weswegen auch die Lacca Florentina oder Kugel-Lac gut zu den Zähnen ist/ unter welche das weisse Fischbein auch genommen wird/ weilen es die Farben/ wie auch Fürnuß gläntzend machen soll/ wie Vielheüer in Beschreibung frembder Materialien pag. 182. in acht genommen.</p> </div> <div> <head>§. IV.</head> <p>Gleichwie nun der Black-Fisch ein dergleichen zartes Bein auff seinem Rücken führet/ also haben die Schild-Kröten oder</p> <p> <hi rendition="#k">TESTUDINES</hi> </p> </div> </body> </text> </TEI> [484/0533]
Das XXXI. Capitel. Von dem weissen Eischbein/ Schild-Krotten und See-Hunden.
[Abbildung]
§. I. DAs weisse Fischbein/ Lateinisch
OS SEPIAE
genandt/ ist eine weisse und leichte Krust oder Schale/ oben und unten erhöhet und bäuchicht/ auff einer Seiten etwas hart und glatt/ auf der andern rauh/ doch sehr mürb wie Bimstein: hat einen etwas scharffen Geschmack: findet sich aller Orten am Ufer des Meers/ wie in Holland ohnfern Leyden bey Cadvvic op See zu sehen: allwo es die Holländer Zee-Schuym das ist: See-Schaum nennen: Doch bringen die Tyroler die schönsten aus Welschland auff dem Rücken / und verkauffen sie tausend weiß/ wie Marxius aus dem Schurtzio pag. 146. seiner Material-Kammer berichtet.
§. II. Der Fisch/ wovon es herrühret/ heisset SEPIA, Black-Fisch oder Black-Küttel/ und wird wegen seiner abscheulichen Gestalt auch eine Meer-Spinne genannt/ welcher doch auch in der Speise genossen wird. Dieser Fisch träget auff seinem Rücken das so genannte Fischbein/ von welchem die gröste Stücker vor die beste gehalten werden/ weilen sie meistens von den Goldschmieden zu Formen gebraucht werden/ welchen die kleine Stücklein nicht dienlich sind / so hergegen von den Perruquen-Machern unter das Haar-Puder gestossen werdë; die allergrösten Stücker aber sollen nie über einen halben Schuh groß seyn/ wie Pomet in Histor. Simplic. P. 2. p. 92. angemercket hat.
§. III. Uber jetztbemeldten Gebrauch dieses Fische-Beins hat es auch in der Artzney seinen Nutzen / indem es/ wie andere See-Gewächs und Muscheln alle scharffe Säure versussen und etwas anhalten soll; weswegen es vor ein sonderlich Mittel gegen den weissen Fiuß der Weiber gebrauchet wird / wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. p. 8. ib. meldet. Eusserlich aber dienet es zu Augen- und Zahn-Pulver/ gegen den Scharbock im Munde/ absonderlich wann es mit Löffel-Kraut-Safft oder dessen _ geträncket wird; weswegen auch die Lacca Florentina oder Kugel-Lac gut zu den Zähnen ist/ unter welche das weisse Fischbein auch genommen wird/ weilen es die Farben/ wie auch Fürnuß gläntzend machen soll/ wie Vielheüer in Beschreibung frembder Materialien pag. 182. in acht genommen.
§. IV. Gleichwie nun der Black-Fisch ein dergleichen zartes Bein auff seinem Rücken führet/ also haben die Schild-Kröten oder
TESTUDINES
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/533 |
Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/533>, abgerufen am 23.02.2025. |