Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Perser Gewohnheit/ damit sie den grossen Orientalischen Schaafen die Junge auß dem Leib schneiden/ auf daß sie deren zarten Peltz/ so bey ihnen sehr theuer gehalten/ und zum Unterfutter grosser Herren Kleider gebraucht wird/ theilhafftig würden: Welches eben die jenige Felle sind/ so in den Kunst-Kammern vor das Borometz außgegeben werden. Kommen also diese Felle von keinem Kraut oder Gewächs/ (welche Meinung auß Unverstand der Dollmetscher / oder falschen Relaten des Pöbels mag entstanden seyn /) sondern in der That von den grossen Schaafen selbsten her/ wie obbelobter Author in angeregter/ Anno 1694. zu Leiden progradu Doct. ventilirten Observation mit mehrerm zeiget. §. 5. Die jetztgemeldte grosse Schaafe aber sind eben die OVES ORIENTALES, welche der berühmte Herr Ludolf. in Histor. AEthiopica, und dessen Commentar. Lib. I. cap. 10. beschrieben hat/ wie daß nehmlich die Hämel davon so ungeheuer-grosse und fette Schwäntze haben/ daß sie allein öffters 40. Pfund wiegen/ und deßwegen auf eigenen darunter gebundenen Rädern müssen nachgeschleppet werden/ wie oben auß dem Kupffer am besten zu ersehen ist: über welches jetzt-belobter Author noch eine andere Figur eines Mutter-Schaafes in seinem grossen Kupfferstück zeiget. §. 6. Von den Europäischen und Einheimischen Schaafen führen die Materialisten den so genannten OESIPUM oder HYSSOPUM HUMIDAM, welches nichts anders/ als die jenige Schmeer oder Fettigkeit ist/ welche/ so man die Wolle wäschet/ oder in warmem Wasser siedet/ oben auff dem Wasser schwimmet/ welche abgeschäumet/ durch ein Tuch gedrucket/ und in kleine Fäßlein geschlagen wird: kommet zuweilen auß Franckreich/ muß neu gemacht/ frisch/ nicht stinckend seyn/ und graulicht weiß außsehen. Wird zu den lahmen Gliedern- und Nerven-Kranckheiten gerühmt/ und kommt unter verschiedene Composita. §. 7. An verschiedenen Orten treiben die Materialisten auch mit allerhand frembder Wolle/ so auß Spanien/ Franckreich/ Engeland/ Polen und andern Orten herkommet/ grossen Handel / von deren Unterscheid Pomet in seiner Material-Kammer kan gelesen werden. Die Wollenweber aestimiren die süsse/ das ist/ zarte Wolle; die Apothecker die schmierichte oder LANAM SUCCIDAM, welche dem Oesypo an Kräfften gleich kommt. Perser Gewohnheit/ damit sie den grossen Orientalischen Schaafen die Junge auß dem Leib schneiden/ auf daß sie deren zarten Peltz/ so bey ihnen sehr theuer gehalten/ und zum Unterfutter grosser Herren Kleider gebraucht wird/ theilhafftig würden: Welches eben die jenige Felle sind/ so in den Kunst-Kammern vor das Borometz außgegeben werden. Kommen also diese Felle von keinem Kraut oder Gewächs/ (welche Meinung auß Unverstand der Dollmetscher / oder falschen Relaten des Pöbels mag entstanden seyn /) sondern in der That von den grossen Schaafen selbsten her/ wie obbelobter Author in angeregter/ Anno 1694. zu Leiden progradu Doct. ventilirten Observation mit mehrerm zeiget. §. 5. Die jetztgemeldte grosse Schaafe aber sind eben die OVES ORIENTALES, welche der berühmte Herr Ludolf. in Histor. AEthiopica, und dessen Commentar. Lib. I. cap. 10. beschrieben hat/ wie daß nehmlich die Hämel davon so ungeheuer-grosse und fette Schwäntze haben/ daß sie allein öffters 40. Pfund wiegen/ und deßwegen auf eigenen darunter gebundenen Rädern müssen nachgeschleppet werden/ wie oben auß dem Kupffer am besten zu ersehen ist: über welches jetzt-belobter Author noch eine andere Figur eines Mutter-Schaafes in seinem grossen Kupfferstück zeiget. §. 6. Von den Europäischen und Einheimischen Schaafen führen die Materialisten den so genannten OESIPUM oder HYSSOPUM HUMIDAM, welches nichts anders/ als die jenige Schmeer oder Fettigkeit ist/ welche/ so man die Wolle wäschet/ oder in warmem Wasser siedet/ oben auff dem Wasser schwimmet/ welche abgeschäumet/ durch ein Tuch gedrucket/ und in kleine Fäßlein geschlagen wird: kommet zuweilen auß Franckreich/ muß neu gemacht/ frisch/ nicht stinckend seyn/ und graulicht weiß außsehen. Wird zu den lahmen Gliedern- und Nerven-Kranckheiten gerühmt/ und kommt unter verschiedene Composita. §. 7. An verschiedenen Orten treiben die Materialisten auch mit allerhand frembder Wolle/ so auß Spanien/ Franckreich/ Engeland/ Polen und andern Orten herkommet/ grossen Handel / von deren Unterscheid Pomet in seiner Material-Kammer kan gelesen werden. Die Wollenweber aestimiren die süsse/ das ist/ zarte Wolle; die Apothecker die schmierichte oder LANAM SUCCIDAM, welche dem Oesypo an Kräfften gleich kommt. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0505" n="459"/> Perser Gewohnheit/ damit sie den grossen Orientalischen Schaafen die Junge auß dem Leib schneiden/ auf daß sie deren zarten Peltz/ so bey ihnen sehr theuer gehalten/ und zum Unterfutter grosser Herren Kleider gebraucht wird/ theilhafftig würden: Welches eben die jenige Felle sind/ so in den Kunst-Kammern vor das Borometz außgegeben werden. Kommen also diese Felle von keinem Kraut oder Gewächs/ (welche Meinung auß Unverstand der Dollmetscher / oder falschen Relaten des Pöbels mag entstanden seyn /) sondern in der That von den grossen Schaafen selbsten her/ wie obbelobter Author in angeregter/ Anno 1694. zu Leiden progradu Doct. ventilirten Observation mit mehrerm zeiget.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Die jetztgemeldte grosse Schaafe aber sind eben die</p> <p> <hi rendition="#k">OVES ORIENTALES,</hi> </p> <p>welche der berühmte Herr Ludolf. in Histor. AEthiopica, und dessen Commentar. Lib. I. cap. 10. beschrieben hat/ wie daß nehmlich die Hämel davon so ungeheuer-grosse und fette Schwäntze haben/ daß sie allein öffters 40. 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Perser Gewohnheit/ damit sie den grossen Orientalischen Schaafen die Junge auß dem Leib schneiden/ auf daß sie deren zarten Peltz/ so bey ihnen sehr theuer gehalten/ und zum Unterfutter grosser Herren Kleider gebraucht wird/ theilhafftig würden: Welches eben die jenige Felle sind/ so in den Kunst-Kammern vor das Borometz außgegeben werden. Kommen also diese Felle von keinem Kraut oder Gewächs/ (welche Meinung auß Unverstand der Dollmetscher / oder falschen Relaten des Pöbels mag entstanden seyn /) sondern in der That von den grossen Schaafen selbsten her/ wie obbelobter Author in angeregter/ Anno 1694. zu Leiden progradu Doct. ventilirten Observation mit mehrerm zeiget.
§. 5. Die jetztgemeldte grosse Schaafe aber sind eben die
OVES ORIENTALES,
welche der berühmte Herr Ludolf. in Histor. AEthiopica, und dessen Commentar. Lib. I. cap. 10. beschrieben hat/ wie daß nehmlich die Hämel davon so ungeheuer-grosse und fette Schwäntze haben/ daß sie allein öffters 40. Pfund wiegen/ und deßwegen auf eigenen darunter gebundenen Rädern müssen nachgeschleppet werden/ wie oben auß dem Kupffer am besten zu ersehen ist: über welches jetzt-belobter Author noch eine andere Figur eines Mutter-Schaafes in seinem grossen Kupfferstück zeiget.
§. 6. Von den Europäischen und Einheimischen Schaafen führen die Materialisten den so genannten
OESIPUM oder HYSSOPUM
HUMIDAM,
welches nichts anders/ als die jenige Schmeer oder Fettigkeit ist/ welche/ so man die Wolle wäschet/ oder in warmem Wasser siedet/ oben auff dem Wasser schwimmet/ welche abgeschäumet/ durch ein Tuch gedrucket/ und in kleine Fäßlein geschlagen wird: kommet zuweilen auß Franckreich/ muß neu gemacht/ frisch/ nicht stinckend seyn/ und graulicht weiß außsehen. Wird zu den lahmen Gliedern- und Nerven-Kranckheiten gerühmt/ und kommt unter verschiedene Composita.
§. 7. An verschiedenen Orten treiben die Materialisten auch mit allerhand frembder
Wolle/
so auß Spanien/ Franckreich/ Engeland/ Polen und andern Orten herkommet/ grossen Handel / von deren Unterscheid Pomet in seiner Material-Kammer kan gelesen werden. Die Wollenweber aestimiren die süsse/ das ist/ zarte Wolle; die Apothecker die schmierichte oder LANAM SUCCIDAM, welche dem Oesypo an Kräfften gleich kommt.
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