Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.keiten von den wilden Thieren/ in den Material-Kammern/ als das Baren-Schmaltz oder AXUNGIAM URSI, welches theils auß Polen/ theils auß Canada kommet. Muß frisch/ graulicht und leimicht seyn / auch einen starcken und wiedrigen Geruch und mittelmäßige Consistentz haben: welches aber gar zu hart/ auch weiß ist/ taugt nicht viel und ist mit Unschlitt verfälscht/ wie Pomet in seinen Französischen Materialien Part. 2. l. I. pag. 41. zeiget: Wird sehr gegen die Ohren-Schmertzen und deren Geschwulst/ so man Ohrklam nennet gerühmet/ auch zu den Nabel- und andern Brüchen vorschrieben. So soll auch das Bären-Schmaltz den außgefallenen Affter und die Mutter/ so zu Tage gegangen/ wieder zurück ziehen/ wann man es ins Kreutz reibet: auff welche weiß D. Sulzberger auch die in den Hoden-Sack außgefallene Gedärme durch den Bruch wieder zurückgezogen/ und sie fest gehalten haben solle/ wie D. Ettmüller in seinem Commentar. in Schroeder. pag. 802. erzehlet. §. 5. Ferner hat man auch das Dachs-Fett oder AXUNGIAM TAXI, unter den Materialien/ welches gegen das Nieren- und Lenden-Weh/ Stein und dergleichen gerühmet/ und den Jägern an die erfrohrne Glieder gerieben wird/ in welchem Fall dieses Fett selbsten gut befunden; weßwegen auch der alte carminische Medicus Serenus nicht unbillich reimet: Nec spernendus adeps, dederit quae bestia melis,das ist: Man soll nicht blosser Dings das gute Fett verachten/ Das man von einem Dachs gar häuffig pflegt zu machen. §. 6. Was aber letztens vor ein groß Wesen von dem so genandten Murmelthier-Schmaltz / oder AXUNGIA MURIS MONTANI gemacht werde/ ist zur Genüge bakandt/ welches der Storget und Landfahrer allgemeine Salbe und Artzney ist; wird auß Italien und der Schweitz gebracht/ allwo sich das Murmelthier oder MUS MONTANUS oder MURMETUM (so eine grosse Maus und wie ein klein Caninichen anzusehen ist) auf den Alpengebürgen aufhält. hat eine sehr zertheilende Krafft/ und wird deßwegen vom Paracelso als ein sonderlich Mittel gegen das Seitenstechen gerühmet; wie dann auch Mynsicht eine vermischte Salbe gegen das Seitenstechen hat/ worinnen dieses Fett den Meister spielet/ wie in dessen Armamentario Medico-Chymicop. 188. zu sehen ist. Nicht weniger wird es gegen contracte und steiffe Glieder/ auch andere Nerven-Kranckheiten gebrauchet/ worvon Schroederus, Dale und andere zu sehen. Das XVII. Capitel. Von den wilden Schwein-Zähnen und Mortadellen. §. 1 Obschon das Schwein/ SUS oder PORCUS, ein sehr unflätiges und garstiges Thier ist/ auch ohne Zweiffel deßwegen unter die unreine Thiere im alten Testament gerechnet worden; so hat sich doch die wundersame Allmacht Gottes auch darinnen sehen lassen/ welche nicht allein in die zahme/ sondern auch wilden Schwei- keiten von den wilden Thieren/ in den Material-Kammern/ als das Baren-Schmaltz oder AXUNGIAM URSI, welches theils auß Polen/ theils auß Canada kommet. Muß frisch/ graulicht und leimicht seyn / auch einen starcken und wiedrigen Geruch und mittelmäßige Consistentz haben: welches aber gar zu hart/ auch weiß ist/ taugt nicht viel und ist mit Unschlitt verfälscht/ wie Pomet in seinen Französischen Materialien Part. 2. l. I. pag. 41. zeiget: Wird sehr gegen die Ohren-Schmertzen und deren Geschwulst/ so man Ohrklam nennet gerühmet/ auch zu den Nabel- und andern Brüchen vorschrieben. So soll auch das Bären-Schmaltz den außgefallenen Affter und die Mutter/ so zu Tage gegangen/ wieder zurück ziehen/ wann man es ins Kreutz reibet: auff welche weiß D. Sulzberger auch die in den Hoden-Sack außgefallene Gedärme durch den Bruch wieder zurückgezogen/ und sie fest gehalten haben solle/ wie D. Ettmüller in seinem Commentar. in Schroeder. pag. 802. erzehlet. §. 5. Ferner hat man auch das Dachs-Fett oder AXUNGIAM TAXI, unter den Materialien/ welches gegen das Nieren- und Lenden-Weh/ Stein und dergleichen gerühmet/ und den Jägern an die erfrohrne Glieder gerieben wird/ in welchem Fall dieses Fett selbsten gut befunden; weßwegen auch der alte carminische Medicus Serenus nicht unbillich reimet: Nec spernendus adeps, dederit quae bestia melis,das ist: Man soll nicht blosser Dings das gute Fett verachten/ Das man von einem Dachs gar häuffig pflegt zu machen. §. 6. Was aber letztens vor ein groß Wesen von dem so genandten Murmelthier-Schmaltz / oder AXUNGIA MURIS MONTANI gemacht werde/ ist zur Genüge bakandt/ welches der Storget und Landfahrer allgemeine Salbe und Artzney ist; wird auß Italien und der Schweitz gebracht/ allwo sich das Murmelthier oder MUS MONTANUS oder MURMETUM (so eine grosse Maus und wie ein klein Caninichen anzusehen ist) auf den Alpengebürgen aufhält. hat eine sehr zertheilende Krafft/ und wird deßwegen vom Paracelso als ein sonderlich Mittel gegen das Seitenstechen gerühmet; wie dann auch Mynsicht eine vermischte Salbe gegen das Seitenstechen hat/ worinnen dieses Fett den Meister spielet/ wie in dessen Armamentario Medico-Chymicop. 188. zu sehen ist. Nicht weniger wird es gegen contracte und steiffe Glieder/ auch andere Nerven-Kranckheiten gebrauchet/ worvon Schroederus, Dale und andere zu sehen. Das XVII. Capitel. Von den wilden Schwein-Zähnen und Mortadellen. §. 1 Obschon das Schwein/ SUS oder PORCUS, ein sehr unflätiges und garstiges Thier ist/ auch ohne Zweiffel deßwegen unter die unreine Thiere im alten Testament gerechnet worden; so hat sich doch die wundersame Allmacht Gottes auch darinnen sehen lassen/ welche nicht allein in die zahmë/ sondern auch wilden Schwei- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0499" n="453"/> keiten von den wilden Thieren/ in den Material-Kammern/ als das Baren-Schmaltz oder</p> <p> <hi rendition="#k">AXUNGIAM URSI,</hi> </p> <p>welches theils auß Polen/ theils auß Canada kommet. Muß frisch/ graulicht und leimicht seyn / auch einen starcken und wiedrigen Geruch und mittelmäßige Consistentz haben: welches aber gar zu hart/ auch weiß ist/ taugt nicht viel und ist mit Unschlitt verfälscht/ wie Pomet in seinen Französischen Materialien Part. 2. l. I. pag. 41. zeiget: Wird sehr gegen die Ohren-Schmertzen und deren Geschwulst/ so man Ohrklam nennet gerühmet/ auch zu den Nabel- und andern Brüchen vorschrieben. So soll auch das Bären-Schmaltz den außgefallenen Affter und die Mutter/ so zu Tage gegangen/ wieder zurück ziehen/ wann man es ins Kreutz reibet: auff welche weiß D. Sulzberger auch die in den Hoden-Sack außgefallene Gedärme durch den Bruch wieder zurückgezogen/ und sie fest gehalten haben solle/ wie D. 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keiten von den wilden Thieren/ in den Material-Kammern/ als das Baren-Schmaltz oder
AXUNGIAM URSI,
welches theils auß Polen/ theils auß Canada kommet. Muß frisch/ graulicht und leimicht seyn / auch einen starcken und wiedrigen Geruch und mittelmäßige Consistentz haben: welches aber gar zu hart/ auch weiß ist/ taugt nicht viel und ist mit Unschlitt verfälscht/ wie Pomet in seinen Französischen Materialien Part. 2. l. I. pag. 41. zeiget: Wird sehr gegen die Ohren-Schmertzen und deren Geschwulst/ so man Ohrklam nennet gerühmet/ auch zu den Nabel- und andern Brüchen vorschrieben. So soll auch das Bären-Schmaltz den außgefallenen Affter und die Mutter/ so zu Tage gegangen/ wieder zurück ziehen/ wann man es ins Kreutz reibet: auff welche weiß D. Sulzberger auch die in den Hoden-Sack außgefallene Gedärme durch den Bruch wieder zurückgezogen/ und sie fest gehalten haben solle/ wie D. Ettmüller in seinem Commentar. in Schroeder. pag. 802. erzehlet.
§. 5. Ferner hat man auch das Dachs-Fett
oder
AXUNGIAM TAXI,
unter den Materialien/ welches gegen das Nieren- und Lenden-Weh/ Stein und dergleichen gerühmet/ und den Jägern an die erfrohrne Glieder gerieben wird/ in welchem Fall dieses Fett selbsten gut befunden; weßwegen auch der alte carminische Medicus Serenus nicht unbillich reimet:
Nec spernendus adeps, dederit quae bestia melis, das ist:
Man soll nicht blosser Dings das gute Fett verachten/ Das man von einem Dachs gar häuffig pflegt zu machen.
§. 6. Was aber letztens vor ein groß Wesen von dem so genandten Murmelthier-Schmaltz /
oder
AXUNGIA MURIS MONTANI
gemacht werde/ ist zur Genüge bakandt/ welches der Storget und Landfahrer allgemeine Salbe und Artzney ist; wird auß Italien und der Schweitz gebracht/ allwo sich das Murmelthier oder MUS MONTANUS oder MURMETUM (so eine grosse Maus und wie ein klein Caninichen anzusehen ist) auf den Alpengebürgen aufhält. hat eine sehr zertheilende Krafft/ und wird deßwegen vom Paracelso als ein sonderlich Mittel gegen das Seitenstechen gerühmet; wie dann auch Mynsicht eine vermischte Salbe gegen das Seitenstechen hat/ worinnen dieses Fett den Meister spielet/ wie in dessen Armamentario Medico-Chymicop. 188. zu sehen ist. Nicht weniger wird es gegen contracte und steiffe Glieder/ auch andere Nerven-Kranckheiten gebrauchet/ worvon Schroederus, Dale und andere zu sehen.
Das XVII. Capitel. Von den wilden Schwein-Zähnen und Mortadellen.
§. 1 Obschon das Schwein/ SUS oder PORCUS, ein sehr unflätiges und garstiges Thier ist/ auch ohne Zweiffel deßwegen unter die unreine Thiere im alten Testament gerechnet worden; so hat sich doch die wundersame Allmacht Gottes auch darinnen sehen lassen/ welche nicht allein in die zahmë/ sondern auch wilden Schwei-
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/499>, abgerufen am 23.02.2025. |