Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XIV. Capitel. Von den Bemsen-Kugeln/ Bemsen-Stein und Bocks - Blut.
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§. 1. DIe Gemsen-Kugeln/ PILAE DAMARUM oder AEGAROPILAE sind länglicht rund/ und zuweilen etwas zusammengetruckte Fleisch-Kugeln/ ohngefähr einer welschen Nuß groß/ äusserlich mit einer grauen oder schwartz-braun lederichten Haut umgeben / inwendig aber aus vielen Fäserlein bestehend: eines sehr guten aromatischen Geruchs/ und etwas bittern Geschmacks: werden aus dem Welschen Tyroler- und Schweitzer - Gebürg heraus gebracht. §. 2. Die Gemsen/ worinnen sie gefunden werden/ sind sehr wilder Art/ und halten sich nur auff hohen Felsen und Gebürgen auff/ weßwegen sie auch Lateinisch RUPICAPRAE oder Stein-Geissen genennet werden: Sind in der Grösse einer gemeinen Geise/ und haben schwartze kleine/ und forn aus wie Hacken/ umgebogene Hörnlein/ so sehr spitz sind/ so gar/ daß/ wann sie sich damit irgend kratzen wollen/ solche zuweilen sich selbsten also in das Gesässe eingrappen / daß sie davon sterben sollen: hencken sich sonsten damit an die Felsen an/ worauff sie mit den Spitzen der Füssen lauffen/ und springen: Nähren sich von guten gewürtzten Kräutern und Wurtzeln/ absonderlich von dem Dolonico oder Gemsen-Würtz/ worvon die Gemsen-Kugeln entstehen sollen/ wie der berühmte VVelschius seel. in einem eigenen Buch AEgagropilis lehret. §. 3. Diese Gemsen-Kugeln nun wachsen um solche von den Wurtzeln und Kräutern hinterbliebenen Fäserlein/ in dem ersten und zweyten Ventriculo dieser Thieren/ wie alle andere wiederkäuende Thiere vier Magen haben/ welche obbelobter Hr. VVelschius l. c. auch in Kupffer gestochen unter Augen geleget hat. Indessen ist zu mercken/ daß dergleichen Kugeln nicht in allen Thieren/ sondern nur in denjenigen gefunden werden/ in welchen die zur deren Zeugung gehörige Säure/ welche diese Kugeln zusammen ziehet/ und gleichsam gerinnen machet/ zu finden ist / wie aus wohlerwehntem Authore in dessen Anhang bey deß Schröderi Apothecker-Kunst pag. 5. angeführet wird. §. 4. Man bringet auch dergleichen Kugeln aus Indien/ welche bey den Indianischen Gemsen gefunden werden/ dergleichen eine sehr schöne und grosse Marxius zu Windsheim bey dem Apothecker Korneffer gesehen/ welche in der Grösse eines Kinds-Kopffs/ gantz rund/ leicht und etliche Untzen gewogen/ auch ehe einem schön gläntzenden Bezoar-Stein/ als einer ordinaire Gemsen-Kugel gleich gefehen hat/ wie in dessen Material-Kammer p. 160. zu lesen ist; doch findet man zuweilen auch unter den gemeinen Gemsen-Kugeln einige/ so äusserlich gleichsam eine steinerne Krust/ wie die Bezoar-Steine haben/ aber fast niemahlen grösser/ als eine Faust sind; worinnen VVelschius dem Schroedero wiederspricht/ welcher diese Kugeln nie grösser als eine welsche Nuß zu seyn/ geschrieben hat. §. 5. Die Kräffte und Würckung dieser Kugeln seynd erwärmend und zertheilend/ stärcken den Magen / das Haupt und Sennadern/ und bekommen derowegen den jenigen/ so Das XIV. Capitel. Von den Bemsen-Kugeln/ Bemsen-Stein und Bocks - Blut.
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§. 1. DIe Gemsen-Kugeln/ PILAE DAMARUM oder AEGAROPILAE sind länglicht rund/ und zuweilen etwas zusammengetruckte Fleisch-Kugeln/ ohngefähr einer welschen Nuß groß/ äusserlich mit einer grauen oder schwartz-braun lederichten Haut umgeben / inwendig aber aus vielen Fäserlein bestehend: eines sehr guten aromatischen Geruchs/ und etwas bittern Geschmacks: werden aus dem Welschen Tyroler- und Schweitzer - Gebürg heraus gebracht. §. 2. Die Gemsen/ worinnen sie gefunden werden/ sind sehr wilder Art/ und halten sich nur auff hohen Felsen und Gebürgen auff/ weßwegen sie auch Lateinisch RUPICAPRAE oder Stein-Geissen genennet werden: Sind in der Grösse einer gemeinen Geise/ und haben schwartze kleine/ und forn aus wie Hacken/ umgebogene Hörnlein/ so sehr spitz sind/ so gar/ daß/ wann sie sich damit irgend kratzen wollen/ solche zuweilen sich selbsten also in das Gesässe eingrappen / daß sie davon sterben sollen: hencken sich sonsten damit an die Felsen an/ worauff sie mit den Spitzen der Füssen lauffen/ und springen: Nähren sich von guten gewürtzten Kräutern und Wurtzeln/ absonderlich von dem Dolonico oder Gemsen-Würtz/ worvon die Gemsen-Kugeln entstehen sollen/ wie der berühmte VVelschius seel. in einem eigenen Buch AEgagropilis lehret. §. 3. Diese Gemsen-Kugeln nun wachsen um solche von den Wurtzeln und Kräutern hinterbliebenen Fäserlein/ in dem ersten und zweyten Ventriculo dieser Thieren/ wie alle andere wiederkäuende Thiere vier Magen haben/ welche obbelobter Hr. VVelschius l. c. auch in Kupffer gestochen unter Augen geleget hat. Indessen ist zu mercken/ daß dergleichen Kugeln nicht in allen Thieren/ sondern nur in denjenigen gefunden werden/ in welchen die zur deren Zeugung gehörige Säure/ welche diese Kugeln zusammen ziehet/ und gleichsam gerinnen machet/ zu finden ist / wie aus wohlerwehntem Authore in dessen Anhang bey deß Schröderi Apothecker-Kunst pag. 5. angeführet wird. §. 4. Man bringet auch dergleichen Kugeln aus Indien/ welche bey den Indianischen Gemsen gefunden werden/ dergleichen eine sehr schöne und grosse Marxius zu Windsheim bey dem Apothecker Korneffer gesehen/ welche in der Grösse eines Kinds-Kopffs/ gantz rund/ leicht und etliche Untzẽ gewogen/ auch ehe einem schön gläntzenden Bezoar-Stein/ als einer ordinaire Gemsen-Kugel gleich gefehen hat/ wie in dessen Material-Kammer p. 160. zu lesen ist; doch findet man zuweilen auch unter den gemeinen Gemsen-Kugeln einige/ so äusserlich gleichsam eine steinerne Krust/ wie die Bezoar-Steine haben/ aber fast niemahlen grösser/ als eine Faust sind; worinnen VVelschius dem Schroedero wiederspricht/ welcher diese Kugeln nie grösser als eine welsche Nuß zu seyn/ geschrieben hat. §. 5. 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VVelschius l. c. auch in Kupffer gestochen unter Augen geleget hat. Indessen ist zu mercken/ daß dergleichen Kugeln nicht in allen Thieren/ sondern nur in denjenigen gefunden werden/ in welchen die zur deren Zeugung gehörige Säure/ welche diese Kugeln zusammen ziehet/ und gleichsam gerinnen machet/ zu finden ist / wie aus wohlerwehntem Authore in dessen Anhang bey deß Schröderi Apothecker-Kunst pag. 5. angeführet wird.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Man bringet auch dergleichen Kugeln aus Indien/ welche bey den Indianischen Gemsen gefunden werden/ dergleichen eine sehr schöne und grosse Marxius zu Windsheim bey dem Apothecker Korneffer gesehen/ welche in der Grösse eines Kinds-Kopffs/ gantz rund/ leicht und etliche Untzẽ gewogen/ auch ehe einem schön gläntzenden Bezoar-Stein/ als einer ordinaire Gemsen-Kugel gleich gefehen hat/ wie in dessen Material-Kammer p. 160. zu lesen ist; doch findet man zuweilen auch unter den gemeinen Gemsen-Kugeln einige/ so äusserlich gleichsam eine steinerne Krust/ wie die Bezoar-Steine haben/ aber fast niemahlen grösser/ als eine Faust sind; worinnen VVelschius dem Schroedero wiederspricht/ welcher diese Kugeln nie grösser als eine welsche Nuß zu seyn/ geschrieben hat.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Die Kräffte und Würckung dieser Kugeln seynd erwärmend und zertheilend/ stärcken den Magen / das Haupt und Sennadern/ und bekommen derowegen den jenigen/ so </p> </div> </body> </text> </TEI> [448./0494]
Das XIV. Capitel. Von den Bemsen-Kugeln/ Bemsen-Stein und Bocks - Blut.
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§. 1. DIe Gemsen-Kugeln/ PILAE DAMARUM oder
AEGAROPILAE
sind länglicht rund/ und zuweilen etwas zusammengetruckte Fleisch-Kugeln/ ohngefähr einer welschen Nuß groß/ äusserlich mit einer grauen oder schwartz-braun lederichten Haut umgeben / inwendig aber aus vielen Fäserlein bestehend: eines sehr guten aromatischen Geruchs/ und etwas bittern Geschmacks: werden aus dem Welschen Tyroler- und Schweitzer - Gebürg heraus gebracht.
§. 2. Die Gemsen/ worinnen sie gefunden werden/ sind sehr wilder Art/ und halten sich nur auff hohen Felsen und Gebürgen auff/ weßwegen sie auch Lateinisch RUPICAPRAE oder Stein-Geissen genennet werden: Sind in der Grösse einer gemeinen Geise/ und haben schwartze kleine/ und forn aus wie Hacken/ umgebogene Hörnlein/ so sehr spitz sind/ so gar/ daß/ wann sie sich damit irgend kratzen wollen/ solche zuweilen sich selbsten also in das Gesässe eingrappen / daß sie davon sterben sollen: hencken sich sonsten damit an die Felsen an/ worauff sie mit den Spitzen der Füssen lauffen/ und springen: Nähren sich von guten gewürtzten Kräutern und Wurtzeln/ absonderlich von dem Dolonico oder Gemsen-Würtz/ worvon die Gemsen-Kugeln entstehen sollen/ wie der berühmte VVelschius seel. in einem eigenen Buch AEgagropilis lehret.
§. 3. Diese Gemsen-Kugeln nun wachsen um solche von den Wurtzeln und Kräutern hinterbliebenen Fäserlein/ in dem ersten und zweyten Ventriculo dieser Thieren/ wie alle andere wiederkäuende Thiere vier Magen haben/ welche obbelobter Hr. VVelschius l. c. auch in Kupffer gestochen unter Augen geleget hat. Indessen ist zu mercken/ daß dergleichen Kugeln nicht in allen Thieren/ sondern nur in denjenigen gefunden werden/ in welchen die zur deren Zeugung gehörige Säure/ welche diese Kugeln zusammen ziehet/ und gleichsam gerinnen machet/ zu finden ist / wie aus wohlerwehntem Authore in dessen Anhang bey deß Schröderi Apothecker-Kunst pag. 5. angeführet wird.
§. 4. Man bringet auch dergleichen Kugeln aus Indien/ welche bey den Indianischen Gemsen gefunden werden/ dergleichen eine sehr schöne und grosse Marxius zu Windsheim bey dem Apothecker Korneffer gesehen/ welche in der Grösse eines Kinds-Kopffs/ gantz rund/ leicht und etliche Untzẽ gewogen/ auch ehe einem schön gläntzenden Bezoar-Stein/ als einer ordinaire Gemsen-Kugel gleich gefehen hat/ wie in dessen Material-Kammer p. 160. zu lesen ist; doch findet man zuweilen auch unter den gemeinen Gemsen-Kugeln einige/ so äusserlich gleichsam eine steinerne Krust/ wie die Bezoar-Steine haben/ aber fast niemahlen grösser/ als eine Faust sind; worinnen VVelschius dem Schroedero wiederspricht/ welcher diese Kugeln nie grösser als eine welsche Nuß zu seyn/ geschrieben hat.
§. 5. Die Kräffte und Würckung dieser Kugeln seynd erwärmend und zertheilend/ stärcken den Magen / das Haupt und Sennadern/ und bekommen derowegen den jenigen/ so
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