Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Das X. Capitel.

Von dem gedörrten Esels-Blut/ Maul-Esel-Stein/ Chagrin oder Schagren und dessen Zubereitung.

[Abbildung]

§. I.

ES dörffte vielen unbillich zu seyn vorkommen/ wann man in dieser allgemeinen Schaubühne der Fruchtbringenden Gesellschafft/ nemlich der zahmen Eseln gäntzlich vergessen wolte/ zumahlen solche auch an Fürstlichen Höfen/ allwo man die Milch darvon gegen die Schwind- und Lungensucht gebrauchet/ nicht verschmähet worden/ auch das Eselblut in wohlbestellten Apothecken auffgehalten wird/ welches in langen/ schmalen und zusammen gerollten Lappen/ wie die Torna Solis, auffgefangen/ und deswegen auch

TORNA SANGUINIS ASININI

genennet wird: worzu doch recht saubere und zu sonst nichts gebrauchte leinene Tüchlein zu nehmen sind/ mit welchen das hinter den Ohren des Esels ausgelassene Geblüt auffgefasset und getrocknet wird; so sich doch über ein Jahr nicht wohl halten lässet/ wie D. Hartmannus in seiner Praxi Chymiatrica pag. 30. berichtet.

§. II.

Diesem Esels-Blut nun wird benebenst der Schweiß-treibenden Krafft eine sonderliche und unfehlbare Tugend die Tobsucht/ Raserey und Muniam zu curiren beygeleget/ wann man nach vorhergehendem Erbrechen/ Aderlaß und dergleichen zwey Finger breit und eines Daumens lang von diesen Lappen in Brunnen-Wasser oder [unleserliches Material] annugall. eingeweicht/ und das Wasser drey Tag nacheinander dem Patienten/ welcher darauff schwitzen muß/ eingiebet; wie damit jetztgemeldter Hartmannus nicht allein einen Zimmermann/ sondern D. Michael von Leipzig auch einen Muniacum am Atenburgischen Hof curiret hat/ wie Hoffmannus in Cluv. Schroeder. p. 642. bezeuget. Von den Uugulis asini aber und anderer dessen Theilen/ kan Herr D. Paullini in seinen curiosen Tract. de Asino gelesen werden/ wo derer Beschreibung und Gebrauch weitläufftig zufinden ist.

§. III.

Von den Maul-Eseln oder Mutro, als dessen Bastard/ kommt wenig oder garnichts in die Apothecken und Material-Kammern/ ausser daß in einigen Museis auch ein grosser Stein/ welcher zuweilen in dessen Magen gefunden wird/ zusehen ist/ und weilen er nicht anderst/ als die Bezoarstein aus vielen übereinander liegenden Blättlein bestehet/ auch vielleicht eben die Kräffte hat /

BEZOAR MULINUM

könte genennet werden; dergleichen mir einer/ so äusserlich gleichsam mit einem Netz von weissen Fäserlein überzogen/ inwendig aber grau ist/ zu Handen gekommen/ dessen in der Disp. vom Pedra Porcan schon Meldung gethan habe.

Das X. Capitel.

Von dem gedörrten Esels-Blut/ Maul-Esel-Stein/ Chagrin oder Schagren und dessen Zubereitung.

[Abbildung]

§. I.

ES dörffte vielen unbillich zu seyn vorkom̃en/ wann man in dieser allgemeinen Schaubühne der Fruchtbringenden Gesellschafft/ nemlich der zahmen Eseln gäntzlich vergessen wolte/ zumahlen solche auch an Fürstlichen Höfen/ allwo man die Milch darvon gegen die Schwind- und Lungensucht gebrauchet/ nicht verschmähet worden/ auch das Eselblut in wohlbestellten Apothecken auffgehalten wird/ welches in langen/ schmalen und zusammen gerollten Lappen/ wie die Torna Solis, auffgefangen/ und deswegen auch

TORNA SANGUINIS ASININI

genennet wird: worzu doch recht saubere und zu sonst nichts gebrauchte leinene Tüchlein zu nehmen sind/ mit welchen das hinter den Ohren des Esels ausgelassene Geblüt auffgefasset und getrocknet wird; so sich doch über ein Jahr nicht wohl halten lässet/ wie D. Hartmannus in seiner Praxi Chymiatrica pag. 30. berichtet.

§. II.

Diesem Esels-Blut nun wird benebenst der Schweiß-treibenden Krafft eine sonderliche und unfehlbare Tugend die Tobsucht/ Raserey und Muniam zu curiren beygeleget/ wann man nach vorhergehendem Erbrechen/ Aderlaß und dergleichen zwey Finger breit und eines Daumens lang von diesen Lappen in Brunnen-Wasser oder [unleserliches Material] annugall. eingeweicht/ und das Wasser drey Tag nacheinander dem Patienten/ welcher darauff schwitzen muß/ eingiebet; wie damit jetztgemeldter Hartmannus nicht allein einen Zimmermann/ sondern D. Michael von Leipzig auch einen Muniacum am Atenburgischen Hof curiret hat/ wie Hoffmannus in Cluv. Schroeder. p. 642. bezeuget. Von den Uugulis asini aber und anderer dessen Theilen/ kan Herr D. Paullini in seinen curiosen Tract. de Asino gelesen werden/ wo derer Beschreibung und Gebrauch weitläufftig zufinden ist.

§. III.

Von den Maul-Eseln oder Mutro, als dessen Bastard/ kommt wenig oder garnichts in die Apothecken und Material-Kammern/ ausser daß in einigen Museis auch ein grosser Stein/ welcher zuweilen in dessen Magen gefunden wird/ zusehen ist/ und weilen er nicht anderst/ als die Bezoarstein aus vielen übereinander liegenden Blättlein bestehet/ auch vielleicht eben die Kräffte hat /

BEZOAR MULINUM

könte genennet werden; dergleichen mir einer/ so äusserlich gleichsam mit einem Netz von weissen Fäserlein überzogen/ inwendig aber grau ist/ zu Handen gekommen/ dessen in der Disp. vom Pedra Porcan schon Meldung gethan habe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0484" n="438"/>
      </div>
      <div>
        <head>Das X. Capitel.</head>
        <p>Von dem gedörrten Esels-Blut/ Maul-Esel-Stein/ Chagrin oder Schagren und dessen       Zubereitung.</p>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
      <div>
        <head>§. I.</head>
        <p>ES dörffte vielen unbillich zu seyn vorkom&#x0303;en/ wann man in dieser allgemeinen       Schaubühne der Fruchtbringenden Gesellschafft/ nemlich der zahmen Eseln gäntzlich vergessen       wolte/ zumahlen solche auch an Fürstlichen Höfen/ allwo man die Milch darvon gegen die       Schwind- und Lungensucht gebrauchet/ nicht verschmähet worden/ auch das Eselblut in       wohlbestellten Apothecken auffgehalten wird/ welches in langen/ schmalen und zusammen       gerollten Lappen/ wie die Torna Solis, auffgefangen/ und deswegen auch</p>
        <p> <hi rendition="#k">TORNA SANGUINIS ASININI</hi> </p>
        <p>genennet wird: worzu doch recht saubere und zu sonst nichts gebrauchte leinene Tüchlein zu       nehmen sind/ mit welchen das hinter den Ohren des Esels ausgelassene Geblüt auffgefasset und       getrocknet wird; so sich doch über ein Jahr nicht wohl halten lässet/ wie D. Hartmannus in       seiner Praxi Chymiatrica pag. 30. berichtet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. II.</head>
        <p>Diesem Esels-Blut nun wird benebenst der Schweiß-treibenden Krafft eine sonderliche und       unfehlbare Tugend die Tobsucht/ Raserey und Muniam zu curiren beygeleget/ wann man nach       vorhergehendem Erbrechen/ Aderlaß und dergleichen zwey Finger breit und eines Daumens lang von       diesen Lappen in Brunnen-Wasser oder <gap reason="illegible"/> annugall. eingeweicht/ und das Wasser drey Tag       nacheinander dem Patienten/ welcher darauff schwitzen muß/ eingiebet; wie damit       jetztgemeldter Hartmannus nicht allein einen Zimmermann/ sondern D. Michael von Leipzig auch       einen Muniacum am Atenburgischen Hof curiret hat/ wie Hoffmannus in Cluv. Schroeder. p. 642.       bezeuget. Von den Uugulis asini aber und anderer dessen Theilen/ kan Herr D. Paullini in       seinen curiosen Tract. de Asino gelesen werden/ wo derer Beschreibung und Gebrauch       weitläufftig zufinden ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. III.</head>
        <p>Von den Maul-Eseln oder Mutro, als dessen Bastard/ kommt wenig oder garnichts in die       Apothecken und Material-Kammern/ ausser daß in einigen Museis auch ein grosser Stein/ welcher       zuweilen in dessen Magen gefunden wird/ zusehen ist/ und weilen er nicht anderst/ als die       Bezoarstein aus vielen übereinander liegenden Blättlein bestehet/ auch vielleicht eben die       Kräffte hat /</p>
        <p> <hi rendition="#k">BEZOAR MULINUM</hi> </p>
        <p>könte genennet werden; dergleichen mir einer/ so äusserlich gleichsam mit einem Netz von       weissen Fäserlein überzogen/ inwendig aber grau ist/ zu Handen gekommen/ dessen in der Disp.       vom Pedra Porcan schon Meldung gethan habe.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[438/0484] Das X. Capitel. Von dem gedörrten Esels-Blut/ Maul-Esel-Stein/ Chagrin oder Schagren und dessen Zubereitung. [Abbildung] §. I. ES dörffte vielen unbillich zu seyn vorkom̃en/ wann man in dieser allgemeinen Schaubühne der Fruchtbringenden Gesellschafft/ nemlich der zahmen Eseln gäntzlich vergessen wolte/ zumahlen solche auch an Fürstlichen Höfen/ allwo man die Milch darvon gegen die Schwind- und Lungensucht gebrauchet/ nicht verschmähet worden/ auch das Eselblut in wohlbestellten Apothecken auffgehalten wird/ welches in langen/ schmalen und zusammen gerollten Lappen/ wie die Torna Solis, auffgefangen/ und deswegen auch TORNA SANGUINIS ASININI genennet wird: worzu doch recht saubere und zu sonst nichts gebrauchte leinene Tüchlein zu nehmen sind/ mit welchen das hinter den Ohren des Esels ausgelassene Geblüt auffgefasset und getrocknet wird; so sich doch über ein Jahr nicht wohl halten lässet/ wie D. Hartmannus in seiner Praxi Chymiatrica pag. 30. berichtet. §. II. Diesem Esels-Blut nun wird benebenst der Schweiß-treibenden Krafft eine sonderliche und unfehlbare Tugend die Tobsucht/ Raserey und Muniam zu curiren beygeleget/ wann man nach vorhergehendem Erbrechen/ Aderlaß und dergleichen zwey Finger breit und eines Daumens lang von diesen Lappen in Brunnen-Wasser oder _ annugall. eingeweicht/ und das Wasser drey Tag nacheinander dem Patienten/ welcher darauff schwitzen muß/ eingiebet; wie damit jetztgemeldter Hartmannus nicht allein einen Zimmermann/ sondern D. Michael von Leipzig auch einen Muniacum am Atenburgischen Hof curiret hat/ wie Hoffmannus in Cluv. Schroeder. p. 642. bezeuget. Von den Uugulis asini aber und anderer dessen Theilen/ kan Herr D. Paullini in seinen curiosen Tract. de Asino gelesen werden/ wo derer Beschreibung und Gebrauch weitläufftig zufinden ist. §. III. Von den Maul-Eseln oder Mutro, als dessen Bastard/ kommt wenig oder garnichts in die Apothecken und Material-Kammern/ ausser daß in einigen Museis auch ein grosser Stein/ welcher zuweilen in dessen Magen gefunden wird/ zusehen ist/ und weilen er nicht anderst/ als die Bezoarstein aus vielen übereinander liegenden Blättlein bestehet/ auch vielleicht eben die Kräffte hat / BEZOAR MULINUM könte genennet werden; dergleichen mir einer/ so äusserlich gleichsam mit einem Netz von weissen Fäserlein überzogen/ inwendig aber grau ist/ zu Handen gekommen/ dessen in der Disp. vom Pedra Porcan schon Meldung gethan habe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/484
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/484>, abgerufen am 21.12.2024.