Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das VII. Capitel. Von denen Englischen Kalb-Fellen/ Franßösischem Leder/ wie auch Englisch/ Holländischen und gemeinem Leim.
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§. I. NAch denen in vorhergehenden Capitel abgehandelten Ochsen muß man auch der Küh und Kälber noch gedencken/ welche denen Materialisten und Apotheckern das ihre auch mittheilen. Alldieweilen aber hier zu Land die Kälber gar zu bald/ und ehe sie 3. Wochen alt sind / geschlachtet werden/ und derowegen manchem einen Eckel erwecken; so wird es die Mühe nicht verlohnen/ daß man solche hier beschreiben oder abmahlen solte; weßwegen an deren Stell das vor einigen Jahren in den Advisen so belobte Holländische Kalb/ so zwey Jahr gesogen hatte / in obgesetztem Abriß (So eine Hohe Stands-Person in Holland darvon gegeben/ und mir nachgehends gnädigst mitgetheilet worden) unter Augen legen/ zumahlen die sehr grosse Braten davon/ so 50. biß 60. Pfund gewogen/ manchem das Maul wässerend werden gemachet haben. §. II. Weilen man nun in Engelland gemeiniglich auch schöne grosse Kälber/ und so keine Katzen / wie in Teutschland schlachtet: So ist kein Wunder/ daß auch die Englische Kalb-Felle vor andern gesuchet und vor die beste gehalten werden/ wormit auch an einigen Orthen die Materialisten handeln dörffen/ wie der Parisische Materialist Petrus Pomet in seiner Französischen Material-Kammer lib. 1. p. 32. berichtet. §. III. Hierauß pflegen die Buchbinder und andere Künstler nachmahlen das so genandte Französische Leder zumachen/ wann sie nemlich solche mit Essig/ worinnen alt Eysen oder Feil-Staub gelegen / mit einem Feder-Kiel bespritzen/ oder auch mit andern Flecken bemahlen und nachmahlen mit dem so genandten Glantz oder Lac-Fernuß bestreichen/ daß es wie Schildkrott außstehet. §. IV. Nicht weniger lieben die Pergament-Macher dergleichen gute Kalbs-Häute/ absonderlich zu demjenigen Pergament/ wormit die Trummeln überzogen werden; indem zu dem andern/ so die Buchbinder brauchen/ auch die gemeine und dünnere Häute gut genug seyn. Von beyden aber fallen die Das VII. Capitel. Von denen Englischen Kalb-Fellen/ Franßösischem Leder/ wie auch Englisch/ Holländischen und gemeinem Leim.
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§. I. NAch denen in vorhergehenden Capitel abgehandelten Ochsen muß man auch der Küh und Kälber noch gedencken/ welche denen Materialisten und Apotheckern das ihre auch mittheilen. Alldieweilen aber hier zu Land die Kälber gar zu bald/ und ehe sie 3. Wochen alt sind / geschlachtet werden/ und derowegen manchem einen Eckel erwecken; so wird es die Mühe nicht verlohnen/ daß man solche hier beschreiben oder abmahlen solte; weßwegen an deren Stell das vor einigen Jahren in den Advisen so belobte Holländische Kalb/ so zwey Jahr gesogen hatte / in obgesetztem Abriß (So eine Hohe Stands-Person in Holland darvon gegeben/ und mir nachgehends gnädigst mitgetheilet worden) unter Augen legen/ zumahlen die sehr grosse Braten davon/ so 50. biß 60. Pfund gewogen/ manchem das Maul wässerend werden gemachet haben. §. II. Weilen man nun in Engelland gemeiniglich auch schöne grosse Kälber/ und so keine Katzen / wie in Teutschland schlachtet: So ist kein Wunder/ daß auch die Englische Kalb-Felle vor andern gesuchet und vor die beste gehalten werden/ wormit auch an einigen Orthen die Materialisten handeln dörffen/ wie der Parisische Materialist Petrus Pomet in seiner Französischen Material-Kammer lib. 1. p. 32. berichtet. §. III. Hierauß pflegen die Buchbinder und andere Künstler nachmahlen das so genandte Französische Leder zumachen/ wann sie nemlich solche mit Essig/ worinnen alt Eysen oder Feil-Staub gelegen / mit einem Feder-Kiel bespritzen/ oder auch mit andern Flecken bemahlen und nachmahlen mit dem so genandten Glantz oder Lac-Fernuß bestreichen/ daß es wie Schildkrott außstehet. §. IV. Nicht weniger lieben die Pergament-Macher dergleichen gute Kalbs-Häute/ absonderlich zu demjenigen Pergament/ wormit die Trummeln überzogen werden; indem zu dem andern/ so die Buchbinder brauchen/ auch die gemeine und dünnere Häute gut genug seyn. Von beyden aber fallen die <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0480" n="434"/> </div> <div> <head>Das VII. Capitel.</head> <p>Von denen Englischen Kalb-Fellen/ Franßösischem Leder/ wie auch Englisch/ Holländischen und gemeinem Leim.</p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. I.</head> <p>NAch denen in vorhergehenden Capitel abgehandelten Ochsen muß man auch der Küh und Kälber noch gedencken/ welche denen Materialisten und Apotheckern das ihre auch mittheilen. Alldieweilen aber hier zu Land die Kälber gar zu bald/ und ehe sie 3. Wochen alt sind / geschlachtet werden/ und derowegen manchem einen Eckel erwecken; so wird es die Mühe nicht verlohnen/ daß man solche hier beschreiben oder abmahlen solte; weßwegen an deren Stell das vor einigen Jahren in den Advisen so belobte Holländische Kalb/ so zwey Jahr gesogen hatte / in obgesetztem Abriß (So eine Hohe Stands-Person in Holland darvon gegeben/ und mir nachgehends gnädigst mitgetheilet worden) unter Augen legen/ zumahlen die sehr grosse Braten davon/ so 50. biß 60. Pfund gewogen/ manchem das Maul wässerend werden gemachet haben.</p> </div> <div> <head>§. II.</head> <p>Weilen man nun in Engelland gemeiniglich auch schöne grosse Kälber/ und so keine Katzen / wie in Teutschland schlachtet: So ist kein Wunder/ daß auch die</p> <p>Englische Kalb-Felle</p> <p>vor andern gesuchet und vor die beste gehalten werden/ wormit auch an einigen Orthen die Materialisten handeln dörffen/ wie der Parisische Materialist Petrus Pomet in seiner Französischen Material-Kammer lib. 1. p. 32. berichtet.</p> </div> <div> <head>§. III.</head> <p>Hierauß pflegen die Buchbinder und andere Künstler nachmahlen das so genandte</p> <p>Französische Leder</p> <p>zumachen/ wann sie nemlich solche mit Essig/ worinnen alt Eysen oder Feil-Staub gelegen / mit einem Feder-Kiel bespritzen/ oder auch mit andern Flecken bemahlen und nachmahlen mit dem so genandten Glantz oder Lac-Fernuß bestreichen/ daß es wie Schildkrott außstehet.</p> </div> <div> <head>§. IV.</head> <p>Nicht weniger lieben die Pergament-Macher dergleichen gute Kalbs-Häute/ absonderlich zu demjenigen Pergament/ wormit die Trummeln überzogen werden; indem zu dem andern/ so die Buchbinder brauchen/ auch die gemeine und dünnere Häute gut genug seyn. Von beyden aber fallen die</p> </div> </body> </text> </TEI> [434/0480]
Das VII. Capitel. Von denen Englischen Kalb-Fellen/ Franßösischem Leder/ wie auch Englisch/ Holländischen und gemeinem Leim.
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§. I. NAch denen in vorhergehenden Capitel abgehandelten Ochsen muß man auch der Küh und Kälber noch gedencken/ welche denen Materialisten und Apotheckern das ihre auch mittheilen. Alldieweilen aber hier zu Land die Kälber gar zu bald/ und ehe sie 3. Wochen alt sind / geschlachtet werden/ und derowegen manchem einen Eckel erwecken; so wird es die Mühe nicht verlohnen/ daß man solche hier beschreiben oder abmahlen solte; weßwegen an deren Stell das vor einigen Jahren in den Advisen so belobte Holländische Kalb/ so zwey Jahr gesogen hatte / in obgesetztem Abriß (So eine Hohe Stands-Person in Holland darvon gegeben/ und mir nachgehends gnädigst mitgetheilet worden) unter Augen legen/ zumahlen die sehr grosse Braten davon/ so 50. biß 60. Pfund gewogen/ manchem das Maul wässerend werden gemachet haben.
§. II. Weilen man nun in Engelland gemeiniglich auch schöne grosse Kälber/ und so keine Katzen / wie in Teutschland schlachtet: So ist kein Wunder/ daß auch die
Englische Kalb-Felle
vor andern gesuchet und vor die beste gehalten werden/ wormit auch an einigen Orthen die Materialisten handeln dörffen/ wie der Parisische Materialist Petrus Pomet in seiner Französischen Material-Kammer lib. 1. p. 32. berichtet.
§. III. Hierauß pflegen die Buchbinder und andere Künstler nachmahlen das so genandte
Französische Leder
zumachen/ wann sie nemlich solche mit Essig/ worinnen alt Eysen oder Feil-Staub gelegen / mit einem Feder-Kiel bespritzen/ oder auch mit andern Flecken bemahlen und nachmahlen mit dem so genandten Glantz oder Lac-Fernuß bestreichen/ daß es wie Schildkrott außstehet.
§. IV. Nicht weniger lieben die Pergament-Macher dergleichen gute Kalbs-Häute/ absonderlich zu demjenigen Pergament/ wormit die Trummeln überzogen werden; indem zu dem andern/ so die Buchbinder brauchen/ auch die gemeine und dünnere Häute gut genug seyn. Von beyden aber fallen die
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/480>, abgerufen am 04.03.2025. |