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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das III. Capitel.

Von dem Rhinocer- oder Nasen-Horn.

[Abbildung]

§. I.

DAs Nasen-Horn/ oder

CORNU RHINOCEROTIS

ist ein dickes/ dichtes und nicht ausgeholtes Horn/ etwa einer Ehlen lang/ eusserlich schwartz oder grau/ inwendig weißlicht/ und schlissig/ ohngefehr einer Ehlen lang/ aber sehr starck und schweer/ und wie ein halber Mond gekrümmet/ unten dick und/ oben spitz/ wie ein groß Ochsenhorn: komt über Holland und Engelland/ und gleich wie es vor diesem was sonderliches und seltzames war/ wie auß deß Schröden Pharmacop. Lib. V. p. 38. zu schliessen / also ist es dieser Zeit nichts rares mehr/ weilen bey allen Materialisten deren Mänge zu haben ist/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 169. schreibet.

§. II.

Dieses Horn wächset einem srembden Thier auff der Nasen/ welches deßwegen selbsten das Nasen-Horn und RHINOCEROS genennet worden: ist in West-Indien zufinden/ und soll an seiner Grösse dem Elephanten wenig nachgeben/ wiewohlen es viel kürtzere Beine hat/ und deßwegen nicht so hoch ist/ so streitet es dach mit dem Elephanten/ und kan denselben mit seinem Horn / wormit es jenem den Bauch auffritzet/ übermeistern deßwegen es auch Elephanten-Meister genennet wird/ wiewohlen auch dieser seinen Meister wieder haben soll/ dessen Horn in Herrn Nicolai Mus. VVittenb. zu sehen ist/ und mit dem Thier von Pareo p. 79. S. S. Majolo, Camerar: AEliano, Schroedero, Gesnero und andern beschrieben wird. Seine Gestalt aber ist recht seltzam und wunderlich/ indem es am Kopff den wilden Schweinen gleich siehet/ auff ohne dem obbeschrichenen Horn/ so es auff der Nasen träget/ noch ein anders auff dem Rücken träget / welches doch viel kleiner und nur einer Spannen lang seyn soll/ wie Gesnerus in seinem Thier-Buch in derjenigen Figur, so von einem lebendigen Nasen-Horn/ welches dem König in Portugal auß Indien nach Lisbon gesendet worden/ genommen/ und copiret worden/ unter Augen leget. Daß es aber an seinem Leib mit vielen harten Schalen bedecket/ und wie mit einem Harnisch versehen sey/ wie nicht allein einige Materialisten und Apothecker/ als Pome[unleserliches Material] in Histor. Simplic. lib. 1. c. 8. p. 26. und Vielheuer in Beschreibung srembder Materialien pag. 175. sondern auch einige Gelährte wohl schreiben dörffen/ ist ein bloß erdichtetes Mäbrlein; welches daher mag entstanden seyn/ weilen die Haut dieses Thiers (so wie des Elephanten Haut schwartzgrau und ohne Haar ist) in den Seiten und auff dem Rücken viel tieffe Runtzeln hat / welche die Mahler und Kupfferstecher durch solche Muschelformige Schattirung abbilden wollen; wie aus obiger Fig. zu sehen ist: Daher andere vermeynet es wären dergleichen harte Schalen und Pantzer/ wie solche Irrthumb schon längsten von dem Curiosen VVormio pag. 336. seines Musei aus Jacobo Bontio, einem Indianischen Natur- und Geschicht-Beschreiber entdecket worden.

§. III.

Gleiche Bewandtnuß hat es mit derjenigen Meynung/ welche mit dem AEliano glauben/ daß alle Nasen-Hörner Männliches Geschlechts wären/ auch nicht/ wie andere Thiere durch Beywohnung beyderley Geschlechtes fortgepflantzet werden; dann ob man schon nirgends eigentlich beschrieben findet/ wie sich diese Thiere beywohnen/ und wie sie ihre Jungen erziehen; so streitet doch dieses wider die

Das III. Capitel.

Von dem Rhinocer- oder Nasen-Horn.

[Abbildung]

§. I.

DAs Nasen-Horn/ oder

CORNU RHINOCEROTIS

ist ein dickes/ dichtes und nicht ausgeholtes Horn/ etwa einer Ehlen lang/ eusserlich schwartz oder grau/ inwendig weißlicht/ und schlissig/ ohngefehr einer Ehlen lang/ aber sehr starck und schweer/ und wie ein halber Mond gekrümmet/ unten dick und/ oben spitz/ wie ein groß Ochsenhorn: komt über Holland und Engelland/ und gleich wie es vor diesem was sonderliches und seltzames war/ wie auß deß Schröden Pharmacop. Lib. V. p. 38. zu schliessen / also ist es dieser Zeit nichts rares mehr/ weilen bey allen Materialisten deren Mänge zu haben ist/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 169. schreibet.

§. II.

Dieses Horn wächset einem srembden Thier auff der Nasen/ welches deßwegen selbsten das Nasen-Horn und RHINOCEROS genennet worden: ist in West-Indien zufinden/ und soll an seiner Grösse dem Elephanten wenig nachgeben/ wiewohlen es viel kürtzere Beine hat/ und deßwegen nicht so hoch ist/ so streitet es dach mit dem Elephanten/ und kan denselben mit seinem Horn / wormit es jenem den Bauch auffritzet/ übermeistern deßwegen es auch Elephanten-Meister genennet wird/ wiewohlen auch dieser seinen Meister wieder haben soll/ dessen Horn in Herrn Nicolai Mus. VVittenb. zu sehen ist/ und mit dem Thier von Pareo p. 79. S. S. Majolo, Camerar: AEliano, Schroedero, Gesnero und andern beschrieben wird. Seine Gestalt aber ist recht seltzam und wunderlich/ indem es am Kopff den wilden Schweinen gleich siehet/ auff ohne dem obbeschrichenen Horn/ so es auff der Nasen träget/ noch ein anders auff dem Rücken träget / welches doch viel kleiner und nur einer Spannen lang seyn soll/ wie Gesnerus in seinem Thier-Buch in derjenigen Figur, so von einem lebendigen Nasen-Horn/ welches dem König in Portugal auß Indien nach Lisbon gesendet worden/ genommen/ und copiret worden/ unter Augen leget. Daß es aber an seinem Leib mit vielen harten Schalen bedecket/ und wie mit einem Harnisch versehen sey/ wie nicht allein einige Materialisten und Apothecker/ als Pome[unleserliches Material] in Histor. Simplic. lib. 1. c. 8. p. 26. und Vielheuer in Beschreibung srembder Materialien pag. 175. sondern auch einige Gelährte wohl schreiben dörffen/ ist ein bloß erdichtetes Mäbrlein; welches daher mag entstanden seyn/ weilen die Haut dieses Thiers (so wie des Elephanten Haut schwartzgrau und ohne Haar ist) in den Seiten und auff dem Rücken viel tieffe Runtzeln hat / welche die Mahler und Kupfferstecher durch solche Muschelformige Schattirung abbilden wollen; wie aus obiger Fig. zu sehen ist: Daher andere vermeynet es wären dergleichen harte Schalen und Pantzer/ wie solche Irrthumb schon längsten von dem Curiosen VVormio pag. 336. seines Musei aus Jacobo Bontio, einem Indianischen Natur- und Geschicht-Beschreiber entdecket worden.

§. III.

Gleiche Bewandtnuß hat es mit derjenigen Meynung/ welche mit dem AEliano glauben/ daß alle Nasen-Hörner Männliches Geschlechts wären/ auch nicht/ wie andere Thiere durch Beywohnung beyderley Geschlechtes fortgepflantzet werden; dann ob man schon nirgends eigentlich beschrieben findet/ wie sich diese Thiere beywohnen/ und wie sie ihre Jungen erziehen; so streitet doch dieses wider die

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[424/0470] Das III. Capitel. Von dem Rhinocer- oder Nasen-Horn. [Abbildung] §. I. DAs Nasen-Horn/ oder CORNU RHINOCEROTIS ist ein dickes/ dichtes und nicht ausgeholtes Horn/ etwa einer Ehlen lang/ eusserlich schwartz oder grau/ inwendig weißlicht/ und schlissig/ ohngefehr einer Ehlen lang/ aber sehr starck und schweer/ und wie ein halber Mond gekrümmet/ unten dick und/ oben spitz/ wie ein groß Ochsenhorn: komt über Holland und Engelland/ und gleich wie es vor diesem was sonderliches und seltzames war/ wie auß deß Schröden Pharmacop. Lib. V. p. 38. zu schliessen / also ist es dieser Zeit nichts rares mehr/ weilen bey allen Materialisten deren Mänge zu haben ist/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 169. schreibet. §. II. Dieses Horn wächset einem srembden Thier auff der Nasen/ welches deßwegen selbsten das Nasen-Horn und RHINOCEROS genennet worden: ist in West-Indien zufinden/ und soll an seiner Grösse dem Elephanten wenig nachgeben/ wiewohlen es viel kürtzere Beine hat/ und deßwegen nicht so hoch ist/ so streitet es dach mit dem Elephanten/ und kan denselben mit seinem Horn / wormit es jenem den Bauch auffritzet/ übermeistern deßwegen es auch Elephanten-Meister genennet wird/ wiewohlen auch dieser seinen Meister wieder haben soll/ dessen Horn in Herrn Nicolai Mus. VVittenb. zu sehen ist/ und mit dem Thier von Pareo p. 79. S. S. Majolo, Camerar: AEliano, Schroedero, Gesnero und andern beschrieben wird. Seine Gestalt aber ist recht seltzam und wunderlich/ indem es am Kopff den wilden Schweinen gleich siehet/ auff ohne dem obbeschrichenen Horn/ so es auff der Nasen träget/ noch ein anders auff dem Rücken träget / welches doch viel kleiner und nur einer Spannen lang seyn soll/ wie Gesnerus in seinem Thier-Buch in derjenigen Figur, so von einem lebendigen Nasen-Horn/ welches dem König in Portugal auß Indien nach Lisbon gesendet worden/ genommen/ und copiret worden/ unter Augen leget. Daß es aber an seinem Leib mit vielen harten Schalen bedecket/ und wie mit einem Harnisch versehen sey/ wie nicht allein einige Materialisten und Apothecker/ als Pome_ in Histor. Simplic. lib. 1. c. 8. p. 26. und Vielheuer in Beschreibung srembder Materialien pag. 175. sondern auch einige Gelährte wohl schreiben dörffen/ ist ein bloß erdichtetes Mäbrlein; welches daher mag entstanden seyn/ weilen die Haut dieses Thiers (so wie des Elephanten Haut schwartzgrau und ohne Haar ist) in den Seiten und auff dem Rücken viel tieffe Runtzeln hat / welche die Mahler und Kupfferstecher durch solche Muschelformige Schattirung abbilden wollen; wie aus obiger Fig. zu sehen ist: Daher andere vermeynet es wären dergleichen harte Schalen und Pantzer/ wie solche Irrthumb schon längsten von dem Curiosen VVormio pag. 336. seines Musei aus Jacobo Bontio, einem Indianischen Natur- und Geschicht-Beschreiber entdecket worden. §. III. Gleiche Bewandtnuß hat es mit derjenigen Meynung/ welche mit dem AEliano glauben/ daß alle Nasen-Hörner Männliches Geschlechts wären/ auch nicht/ wie andere Thiere durch Beywohnung beyderley Geschlechtes fortgepflantzet werden; dann ob man schon nirgends eigentlich beschrieben findet/ wie sich diese Thiere beywohnen/ und wie sie ihre Jungen erziehen; so streitet doch dieses wider die

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/470>, abgerufen am 21.11.2024.