Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

nirgends/ als in der grossen Herren Schätzen zu finden ist/ wie Herr D. Kempffer de Mumia Nat. berichtet. Die zweyte Art kostete nur halb so viel/ dieweilen so keine grosse Mühe darzu gethan/ auch nicht so kostbare Balsamische Sachen/ sondern nur die Myrrhen/ samt dem Asphalto und dergleichen darzu genommen wurden/ gehörete den jenigen/ so in ihrem Leben von mittelmässiger Condition waren. Die dritte Balsamation bestunde nur auß Pech und Judenleim/ nachdem die Todten-Cörper zuvor mit Kalck/ Saltz und dergleechen eingebeitzet/ auch wohl gar in Oehl gebraten worden/ damit ja alle Feuchtigkeit davon kommen und die Olitäten besser penetriren konten; dahero es kommen mag / daß auch die beinigte Theil von dem Balsam durchdrungen werden/ wie auß deren schwartzen Farb zu ersehen ist/ welche Nehem. Grevv. an den jenigen Mumien/ so im Museo der Königlichen Soc. zu Londen im Gresham Colledge zu sehen/ und von ihm in dessen Historie beschrieben wird / in acht genommen hat/ worvon die Act. Lipsiens. A. 82. Mens. Jan. Num. 1. auch gelesen werden konte. Endlich wurden nach vollendeter Basamirung die Mumien in viele leinene Tücher und Banden eingewickelt/ mit Charactern bezeichnet/ und benebenst ihren Abgöttern in die Gruben geleget; worvon obgemeldter Kircher mit mehrerin handelt.

§./ III.

Uber diese wahre und schwartze Mumien gedencken einige Scribenten auch der weisen Mumien / welche auß denen Menschlichen Cörpern bestehen/ so das Meer außgeworffen/ und der Meer-Sand in Lubien bedecket hat/ worinnen sie von der Sonnen also außgedörret worden/ daß weiter nichts daran als die blosse Haut und Bein/ über welche die Haut gleichsam wie ein Pergament gezogen ist/ weßwegen auch ein gantze Mumia über 30. Pfund nicht wieget/ dergleichen eine vor diesem zu Pariß in Des Herrn B[unleserliches Material]udet Cabinet zusehen war; und weilen also nichts balsamisches daran zu finden ist/ so werden sie auch gantz nicht zur Artzney gesuchet/ können auch mit Recht keine Mumien genennet werden/ welches in der Arabischen ober Persischen Sprach engentlich ein balsamisches Hertz auß den alten Gräbern bebeutet/ wie Frid. Hoffmann in Clav. Schroed. p. 673. lehret.

§. IV.

Weilen indeffen die Veritable Egyptische Mumien in selbigen Ländern gar hoch gehalten und von den Einwohnern offentlich nicht abgefolget/ sondern heimlich und bey nächtlicher Zeit von den Coors-Gesellen in die Schiffe müssen getragen werden/ wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien pag. 181. auß andern Marerialisten bezeuget; So hat man sich unterfangen solche künstlicher Weise auß dem Menschen-Fleisch nach zu machen/ doch aber nicht auff die jenige Art / welche ein verfluchter Jud zu Alexandria in AEgypten so mit der Mumia gehandelt/ im Gebrach gehabt/ und die verstorbene Menschen-Cörper/ ohne Unterscheid/ ob sie von ansteckenden Seuchen oder andern Kranckheiten gestorben/ also zubereitet und angeschmieret/ vor die rechte Mumien verkauffet/ auch sich damit noch über die Christen/ so dergleichen schöne Waare suchen / mocquiret hat/ wie ein gewissen Franzoß/ so alles selbsten bey dem Juden gesehen/ dem Frantzösischen Materialisten/ Herr Pomet, erzehlet/ und dieser in seiner Histoire Generale des Drogues lib. 1. 6. referiret hat: Sondern auff die jenige Manier/ welche Schroederus und dessen Außleger D. Ettmüllerus in C mm. p. 790. wie auch Le Febvre im ersten Theil seiner Chymie p. 231. auffgezeichnet haben.

§. V.

Inzwischen sind einige Gelährte/ welche durch die Mumien nicht das balsamirte Menschen-Fleisch oder die Cörper selbsten/ wie sie gebracht und in deren Kunst- und Naturalien-Kammer gezeiget werden/ sondern nur dasjenige Hartz oder Erdpech/ so mit dem Geblüt sich vereiniget/ und also auß den Gräbern solcher balsamirten Cörper dringet / verstehen wollen/ wie in des Wormii Mus p. 30. zu sehen; Ja es werden einige gefunden/ so das blosse Asphaltum auch an statt der Mumien gebrauchen; da hergegen die Materialisten das balsamirte Fleisch selbsten auch davor passiren lassen/ und im Einkauffen nur darauff Achtung geben/ daß man deß Pulvers und kleinen Zeugs nicht zu viel annehme/ auch wann man grosse Stücker kaufft/ es nicht blosse dörre Beine seyn/ sondern daß die Beine außwendig Fett und noch Fleisch an sich haben/ imvendig aber voller Marck seyn/ wie Schurzius p. 59. und auß demselben Marxius p. 126. ihrer Material-Kammern in acht nehmen. Die beste muß schön schwartz / oder zum wenigsten graw und darbey leicht und gläntzend seyn/ auch einen guten Geruch haben / so nicht nach Pech rieche/ wie Pomet c. l. schreibet. Das kleine muß vom Sand wormit es vermischet wird/ gesäubert werden.

§. VI.

Der Krafft und Würckung nach hat die Mumia eine erwärmende/ zertheilende und Balsamische Qualität/ zertheilet die Winde im Leib/ wie auch das harte/ geronnene und verstockte Geblüt / so jemand gefallen und sich wehe gethan hat: Ist gut gegen die Lungensucht/ Miltz- und Seitenstechen/ Mutterschmertzen und äusserliche wunde; weßwegen sie auch unter sehr viel alte Compositiones, als Pulv. contra casum Empl. Apostol. in dergleichen kommet/ und in den Apo-

nirgends/ als in der grossen Herren Schätzen zu finden ist/ wie Herr D. Kempffer de Mumia Nat. berichtet. Die zweyte Art kostete nur halb so viel/ dieweilen so keine grosse Mühe darzu gethan/ auch nicht so kostbare Balsamische Sachen/ sondern nur die Myrrhen/ samt dem Asphalto und dergleichen darzu genommen wurden/ gehörete den jenigen/ so in ihrem Leben von mittelmässiger Condition waren. Die dritte Balsamation bestunde nur auß Pech und Judenleim/ nachdem die Todten-Cörper zuvor mit Kalck/ Saltz und dergleechen eingebeitzet/ auch wohl gar in Oehl gebraten worden/ damit ja alle Feuchtigkeit davon kommen und die Olitäten besser penetriren konten; dahero es kommen mag / daß auch die beinigte Theil von dem Balsam durchdrungen werden/ wie auß deren schwartzen Farb zu ersehen ist/ welche Nehem. Grevv. an den jenigen Mumien/ so im Museo der Königlichen Soc. zu Londen im Gresham Colledge zu sehen/ und von ihm in dessen Historie beschrieben wird / in acht genommen hat/ worvon die Act. Lipsiens. A. 82. Mens. Jan. Num. 1. auch gelesen werden konte. Endlich wurden nach vollendeter Basamirung die Mumien in viele leinene Tücher und Banden eingewickelt/ mit Charactern bezeichnet/ und benebenst ihren Abgöttern in die Gruben geleget; worvon obgemeldter Kircher mit mehrerin handelt.

§./ III.

Uber diese wahre und schwartze Mumien gedencken einige Scribenten auch der weisen Mumien / welche auß denen Menschlichen Cörpern bestehen/ so das Meer außgeworffen/ und der Meer-Sand in Lubien bedecket hat/ worinnen sie von der Sonnen also außgedörret worden/ daß weiter nichts daran als die blosse Haut und Bein/ über welche die Haut gleichsam wie ein Pergament gezogen ist/ weßwegen auch ein gantze Mumia über 30. Pfund nicht wieget/ dergleichen eine vor diesem zu Pariß in Des Herrn B[unleserliches Material]udet Cabinet zusehen war; und weilen also nichts balsamisches daran zu finden ist/ so werden sie auch gantz nicht zur Artzney gesuchet/ können auch mit Recht keine Mumien genennet werden/ welches in der Arabischen ober Persischen Sprach engentlich ein balsamisches Hertz auß den alten Gräbern bebeutet/ wie Frid. Hoffmann in Clav. Schroed. p. 673. lehret.

§. IV.

Weilen indeffen die Veritable Egyptische Mumien in selbigen Ländern gar hoch gehalten und von den Einwohnern offentlich nicht abgefolget/ sondern heimlich und bey nächtlicher Zeit von den Coors-Gesellen in die Schiffe müssen getragen werden/ wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien pag. 181. auß andern Marerialisten bezeuget; So hat man sich unterfangen solche künstlicher Weise auß dem Menschen-Fleisch nach zu machen/ doch aber nicht auff die jenige Art / welche ein verfluchter Jud zu Alexandria in AEgypten so mit der Mumia gehandelt/ im Gebrach gehabt/ und die verstorbene Menschen-Cörper/ ohne Unterscheid/ ob sie von ansteckenden Seuchen oder andern Kranckheiten gestorben/ also zubereitet und angeschmieret/ vor die rechte Mumien verkauffet/ auch sich damit noch über die Christen/ so dergleichen schöne Waare suchen / mocquiret hat/ wie ein gewissen Franzoß/ so alles selbsten bey dem Juden gesehen/ dem Frantzösischen Materialisten/ Herr Pomet, erzehlet/ und dieser in seiner Histoire Generale des Drogues lib. 1. 6. referiret hat: Sondern auff die jenige Manier/ welche Schroederus und dessen Außleger D. Ettmüllerus in C mm. p. 790. wie auch Le Febvre im ersten Theil seiner Chymie p. 231. auffgezeichnet haben.

§. V.

Inzwischen sind einige Gelährte/ welche durch die Mumien nicht das balsamirte Menschen-Fleisch oder die Cörper selbsten/ wie sie gebracht und in deren Kunst- und Naturalien-Kammer gezeiget werden/ sondern nur dasjenige Hartz oder Erdpech/ so mit dem Geblüt sich vereiniget/ und also auß den Gräbern solcher balsamirten Cörper dringet / verstehen wollen/ wie in des Wormii Mus p. 30. zu sehen; Ja es werden einige gefunden/ so das blosse Asphaltum auch an statt der Mumien gebrauchen; da hergegen die Materialisten das balsamirte Fleisch selbsten auch davor passiren lassen/ und im Einkauffen nur darauff Achtung geben/ daß man deß Pulvers und kleinen Zeugs nicht zu viel annehme/ auch wann man grosse Stücker kaufft/ es nicht blosse dörre Beine seyn/ sondern daß die Beine außwendig Fett und noch Fleisch an sich haben/ imvendig aber voller Marck seyn/ wie Schurzius p. 59. und auß demselben Marxius p. 126. ihrer Material-Kammern in acht nehmen. Die beste muß schön schwartz / oder zum wenigsten graw und darbey leicht und gläntzend seyn/ auch einen guten Geruch haben / so nicht nach Pech rieche/ wie Pomet c. l. schreibet. Das kleine muß vom Sand wormit es vermischet wird/ gesäubert werden.

§. VI.

Der Krafft und Würckung nach hat die Mumia eine erwärmende/ zertheilende und Balsamische Qualität/ zertheilet die Winde im Leib/ wie auch das harte/ geronnene und verstockte Geblüt / so jemand gefallen und sich wehe gethan hat: Ist gut gegen die Lungensucht/ Miltz- und Seitenstechen/ Mutterschmertzen und äusserliche wunde; weßwegen sie auch unter sehr viel alte Compositiones, als Pulv. contra casum Empl. Apostol. in dergleichen kommet/ und in den Apo-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0464" n="418"/>
nirgends/ als in der grossen       Herren Schätzen zu finden ist/ wie Herr D. Kempffer de Mumia Nat. berichtet. Die zweyte Art       kostete nur halb so viel/ dieweilen so keine grosse Mühe darzu gethan/ auch nicht so kostbare       Balsamische Sachen/ sondern nur die Myrrhen/ samt dem Asphalto und dergleichen darzu genommen       wurden/ gehörete den jenigen/ so in ihrem Leben von mittelmässiger Condition waren. Die       dritte Balsamation bestunde nur auß Pech und Judenleim/ nachdem die Todten-Cörper zuvor mit       Kalck/ Saltz und dergleechen eingebeitzet/ auch wohl gar in Oehl gebraten worden/ damit ja       alle Feuchtigkeit davon kommen und die Olitäten besser penetriren konten; dahero es kommen mag      / daß auch die beinigte Theil von dem Balsam durchdrungen werden/ wie auß deren schwartzen       Farb zu ersehen ist/ welche Nehem. Grevv. an den jenigen Mumien/ so im Museo der Königlichen       Soc. zu Londen im Gresham Colledge zu sehen/ und von ihm in dessen Historie beschrieben wird /       in acht genommen hat/ worvon die Act. Lipsiens. A. 82. Mens. Jan. Num. 1. auch gelesen werden       konte. Endlich wurden nach vollendeter Basamirung die Mumien in viele leinene Tücher und Banden       eingewickelt/ mit Charactern bezeichnet/ und benebenst ihren Abgöttern in die Gruben geleget;       worvon obgemeldter Kircher mit mehrerin handelt.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§./ III.</head>
        <p>Uber diese wahre und schwartze Mumien gedencken einige Scribenten auch der weisen Mumien /       welche auß denen Menschlichen Cörpern bestehen/ so das Meer außgeworffen/ und der Meer-Sand       in Lubien bedecket hat/ worinnen sie von der Sonnen also außgedörret worden/ daß weiter       nichts daran als die blosse Haut und Bein/ über welche die Haut gleichsam wie ein Pergament       gezogen ist/ weßwegen auch ein gantze Mumia über 30. Pfund nicht wieget/ dergleichen eine vor       diesem zu Pariß in Des Herrn B<gap reason="illegible"/>udet Cabinet zusehen war; und weilen also nichts balsamisches       daran zu finden ist/ so werden sie auch gantz nicht zur Artzney gesuchet/ können auch mit       Recht keine Mumien genennet werden/ welches in der Arabischen ober Persischen Sprach       engentlich ein balsamisches Hertz auß den alten Gräbern bebeutet/ wie Frid. Hoffmann in Clav.       Schroed. p. 673. lehret.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. IV.</head>
        <p>Weilen indeffen die Veritable Egyptische Mumien in selbigen Ländern gar hoch gehalten und von       den Einwohnern offentlich nicht abgefolget/ sondern heimlich und bey nächtlicher Zeit von den       Coors-Gesellen in die Schiffe müssen getragen werden/ wie Vielheur in Beschreibung frembder       Materialien pag. 181. auß andern Marerialisten bezeuget; So hat man sich unterfangen solche       künstlicher Weise auß dem Menschen-Fleisch nach zu machen/ doch aber nicht auff die jenige Art      / welche ein verfluchter Jud zu Alexandria in AEgypten so mit der Mumia gehandelt/ im Gebrach       gehabt/ und die verstorbene Menschen-Cörper/ ohne Unterscheid/ ob sie von ansteckenden       Seuchen oder andern Kranckheiten gestorben/ also zubereitet und angeschmieret/ vor die rechte       Mumien verkauffet/ auch sich damit noch über die Christen/ so dergleichen schöne Waare suchen      / mocquiret hat/ wie ein gewissen Franzoß/ so alles selbsten bey dem Juden gesehen/ dem       Frantzösischen Materialisten/ Herr Pomet, erzehlet/ und dieser in seiner Histoire Generale       des Drogues lib. 1. 6. referiret hat: Sondern auff die jenige Manier/ welche Schroederus und       dessen Außleger D. Ettmüllerus in C mm. p. 790. wie auch Le Febvre im ersten Theil seiner       Chymie p. 231. auffgezeichnet haben.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. V.</head>
        <p>Inzwischen sind einige Gelährte/ welche durch die Mumien nicht das balsamirte       Menschen-Fleisch oder die Cörper selbsten/ wie sie gebracht und in deren Kunst- und       Naturalien-Kammer gezeiget werden/ sondern nur dasjenige Hartz oder Erdpech/ so mit dem       Geblüt sich vereiniget/ und also auß den Gräbern solcher balsamirten Cörper dringet /       verstehen wollen/ wie in des Wormii Mus p. 30. zu sehen; Ja es werden einige gefunden/ so das       blosse Asphaltum auch an statt der Mumien gebrauchen; da hergegen die Materialisten das       balsamirte Fleisch selbsten auch davor passiren lassen/ und im Einkauffen nur darauff Achtung       geben/ daß man deß Pulvers und kleinen Zeugs nicht zu viel annehme/ auch wann man grosse       Stücker kaufft/ es nicht blosse dörre Beine seyn/ sondern daß die Beine außwendig Fett und       noch Fleisch an sich haben/ imvendig aber voller Marck seyn/ wie Schurzius p. 59. und auß       demselben Marxius p. 126. ihrer Material-Kammern in acht nehmen. Die beste muß schön schwartz /       oder zum wenigsten graw und darbey leicht und gläntzend seyn/ auch einen guten Geruch haben /       so nicht nach Pech rieche/ wie Pomet c. l. schreibet. Das kleine muß vom Sand wormit es       vermischet wird/ gesäubert werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. VI.</head>
        <p>Der Krafft und Würckung nach hat die Mumia eine erwärmende/ zertheilende und Balsamische       Qualität/ zertheilet die Winde im Leib/ wie auch das harte/ geronnene und verstockte Geblüt      / so jemand gefallen und sich wehe gethan hat: Ist gut gegen die Lungensucht/ Miltz- und       Seitenstechen/ Mutterschmertzen und äusserliche wunde; weßwegen sie auch unter sehr viel alte       Compositiones, als Pulv. contra casum Empl. Apostol. in dergleichen kommet/ und in den Apo-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[418/0464] nirgends/ als in der grossen Herren Schätzen zu finden ist/ wie Herr D. Kempffer de Mumia Nat. berichtet. Die zweyte Art kostete nur halb so viel/ dieweilen so keine grosse Mühe darzu gethan/ auch nicht so kostbare Balsamische Sachen/ sondern nur die Myrrhen/ samt dem Asphalto und dergleichen darzu genommen wurden/ gehörete den jenigen/ so in ihrem Leben von mittelmässiger Condition waren. Die dritte Balsamation bestunde nur auß Pech und Judenleim/ nachdem die Todten-Cörper zuvor mit Kalck/ Saltz und dergleechen eingebeitzet/ auch wohl gar in Oehl gebraten worden/ damit ja alle Feuchtigkeit davon kommen und die Olitäten besser penetriren konten; dahero es kommen mag / daß auch die beinigte Theil von dem Balsam durchdrungen werden/ wie auß deren schwartzen Farb zu ersehen ist/ welche Nehem. Grevv. an den jenigen Mumien/ so im Museo der Königlichen Soc. zu Londen im Gresham Colledge zu sehen/ und von ihm in dessen Historie beschrieben wird / in acht genommen hat/ worvon die Act. Lipsiens. A. 82. Mens. Jan. Num. 1. auch gelesen werden konte. Endlich wurden nach vollendeter Basamirung die Mumien in viele leinene Tücher und Banden eingewickelt/ mit Charactern bezeichnet/ und benebenst ihren Abgöttern in die Gruben geleget; worvon obgemeldter Kircher mit mehrerin handelt. §./ III. Uber diese wahre und schwartze Mumien gedencken einige Scribenten auch der weisen Mumien / welche auß denen Menschlichen Cörpern bestehen/ so das Meer außgeworffen/ und der Meer-Sand in Lubien bedecket hat/ worinnen sie von der Sonnen also außgedörret worden/ daß weiter nichts daran als die blosse Haut und Bein/ über welche die Haut gleichsam wie ein Pergament gezogen ist/ weßwegen auch ein gantze Mumia über 30. Pfund nicht wieget/ dergleichen eine vor diesem zu Pariß in Des Herrn B_ udet Cabinet zusehen war; und weilen also nichts balsamisches daran zu finden ist/ so werden sie auch gantz nicht zur Artzney gesuchet/ können auch mit Recht keine Mumien genennet werden/ welches in der Arabischen ober Persischen Sprach engentlich ein balsamisches Hertz auß den alten Gräbern bebeutet/ wie Frid. Hoffmann in Clav. Schroed. p. 673. lehret. §. IV. Weilen indeffen die Veritable Egyptische Mumien in selbigen Ländern gar hoch gehalten und von den Einwohnern offentlich nicht abgefolget/ sondern heimlich und bey nächtlicher Zeit von den Coors-Gesellen in die Schiffe müssen getragen werden/ wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien pag. 181. auß andern Marerialisten bezeuget; So hat man sich unterfangen solche künstlicher Weise auß dem Menschen-Fleisch nach zu machen/ doch aber nicht auff die jenige Art / welche ein verfluchter Jud zu Alexandria in AEgypten so mit der Mumia gehandelt/ im Gebrach gehabt/ und die verstorbene Menschen-Cörper/ ohne Unterscheid/ ob sie von ansteckenden Seuchen oder andern Kranckheiten gestorben/ also zubereitet und angeschmieret/ vor die rechte Mumien verkauffet/ auch sich damit noch über die Christen/ so dergleichen schöne Waare suchen / mocquiret hat/ wie ein gewissen Franzoß/ so alles selbsten bey dem Juden gesehen/ dem Frantzösischen Materialisten/ Herr Pomet, erzehlet/ und dieser in seiner Histoire Generale des Drogues lib. 1. 6. referiret hat: Sondern auff die jenige Manier/ welche Schroederus und dessen Außleger D. Ettmüllerus in C mm. p. 790. wie auch Le Febvre im ersten Theil seiner Chymie p. 231. auffgezeichnet haben. §. V. Inzwischen sind einige Gelährte/ welche durch die Mumien nicht das balsamirte Menschen-Fleisch oder die Cörper selbsten/ wie sie gebracht und in deren Kunst- und Naturalien-Kammer gezeiget werden/ sondern nur dasjenige Hartz oder Erdpech/ so mit dem Geblüt sich vereiniget/ und also auß den Gräbern solcher balsamirten Cörper dringet / verstehen wollen/ wie in des Wormii Mus p. 30. zu sehen; Ja es werden einige gefunden/ so das blosse Asphaltum auch an statt der Mumien gebrauchen; da hergegen die Materialisten das balsamirte Fleisch selbsten auch davor passiren lassen/ und im Einkauffen nur darauff Achtung geben/ daß man deß Pulvers und kleinen Zeugs nicht zu viel annehme/ auch wann man grosse Stücker kaufft/ es nicht blosse dörre Beine seyn/ sondern daß die Beine außwendig Fett und noch Fleisch an sich haben/ imvendig aber voller Marck seyn/ wie Schurzius p. 59. und auß demselben Marxius p. 126. ihrer Material-Kammern in acht nehmen. Die beste muß schön schwartz / oder zum wenigsten graw und darbey leicht und gläntzend seyn/ auch einen guten Geruch haben / so nicht nach Pech rieche/ wie Pomet c. l. schreibet. Das kleine muß vom Sand wormit es vermischet wird/ gesäubert werden. §. VI. Der Krafft und Würckung nach hat die Mumia eine erwärmende/ zertheilende und Balsamische Qualität/ zertheilet die Winde im Leib/ wie auch das harte/ geronnene und verstockte Geblüt / so jemand gefallen und sich wehe gethan hat: Ist gut gegen die Lungensucht/ Miltz- und Seitenstechen/ Mutterschmertzen und äusserliche wunde; weßwegen sie auch unter sehr viel alte Compositiones, als Pulv. contra casum Empl. Apostol. in dergleichen kommet/ und in den Apo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/464
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/464>, abgerufen am 21.11.2024.