Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre TERRA LEMNIA vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnische Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter. §. 3. Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die TERRA SIGILLATA MELITENSIS, welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden. §. 4. Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS, welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS, ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll. §. 5. Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS, oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget. §. 6. Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die- schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre TERRA LEMNIA vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnischë Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter. §. 3. Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die TERRA SIGILLATA MELITENSIS, welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden. §. 4. Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS, welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS, ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll. §. 5. Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS, oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget. §. 6. Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0046" n="2"/> schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre</p> <p> <hi rendition="#k">TERRA LEMNIA</hi> </p> <p>vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnischë Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die</p> <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA MELITENSIS,</hi> </p> <p>welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder</p> <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS,</hi> </p> <p>welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder</p> <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS,</hi> </p> <p>ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die</p> <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS,</hi> </p> <p>oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die- </p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0046]
schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre
TERRA LEMNIA
vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnischë Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter.
§. 3. Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die
TERRA SIGILLATA MELITENSIS,
welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden.
§. 4. Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder
TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS,
welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder
TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS,
ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll.
§. 5. Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die
TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS,
oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget.
§. 6. Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |