Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre TERRA LEMNIA vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnische Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter. §. 3. Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die TERRA SIGILLATA MELITENSIS, welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden. §. 4. Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS, welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS, ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll. §. 5. Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS, oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget. §. 6. Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die- schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre TERRA LEMNIA vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnischë Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter. §. 3. Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die TERRA SIGILLATA MELITENSIS, welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden. §. 4. Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS, welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS, ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll. §. 5. Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS, oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget. §. 6. Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0046" n="2"/> schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre</p> <p> <hi rendition="#k">TERRA LEMNIA</hi> </p> <p>vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnischë Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die</p> <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA MELITENSIS,</hi> </p> <p>welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder</p> <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS,</hi> </p> <p>welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder</p> <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS,</hi> </p> <p>ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die</p> <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS,</hi> </p> <p>oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die- </p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0046]
schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre
TERRA LEMNIA
vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnischë Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter.
§. 3. Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die
TERRA SIGILLATA MELITENSIS,
welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden.
§. 4. Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder
TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS,
welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder
TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS,
ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll.
§. 5. Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die
TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS,
oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget.
§. 6. Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die-
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/46>, abgerufen am 04.03.2025. |