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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das XIII. Capitel

Von dem rechten und fasschen Drachen-Blut.

[Abbildung]

§. I.

DAs Drachen-Blut

oder

SANGUIS DRACONIS

ist ein dunckel-rothes hartz/ welches am Feur gleich schmeltzet und sich entflammet/ auch durch das Reiben ein Blut-rothe Farbe von sich gibt/ eines hartzicht- und anhaltenden Geschmacks: Kommet meistens aus West - Indien von der Insul Socotera, Madagascar und andern Canarien - Insulen; wiewohlen in Ost - Indien dessen auch viel zu finden ist.

§. 2.

Dieser Safft soll nach der gemeinesten Meynung auß dem so genandten Drachen-Baum oder DRACONE arbore fliessen/ welcher so genennet wird/ weilen in der Frucht von der Natur die Figur eines Drachen soll abgebildet seyn/ wie Manardus selbsten geschrieben; wiewohlen Clusius in seinen Anmerckungen über gemeldten Scribenten versichert/ daß er solches niemahlen in der Frucht habe finden können/ wie in dessen descr. Rariorum Plantarum lib. I. cap. I. zu ersehen ist. Dahero auch Flacourt in der Beschreibung der Insul Madagascar solches vor einen Aberglauben hält/ wie im Anhang dieses Buchs im VI. Ost-Indianischen Sendschreiben zu sehen ist. Mit gewisserem Grund aber wird er von Herrn Commelin. in Hort. Ambstel. unter die Palmen gerechnet/ und wellen er lange spitzige Blätter/ wie die Schwerteln/ oder die Jucca gloriosa hat/ von demselbigen Palma Prunifera Fol. Juccae genandt worden: Hat sonsten einen dicken Stamm/ auff welchem acht oder neun Aeste/ etwa zweyer Ehlen hoch/ ohne Blätter/ gantz nackend stehen/ welche sich oben wieder in drey oder vier andere dergleichen/ aber nur eines Ehlenbogens hoch und eines Arms-dick/ zertheilen/ worauß sich die spitzige lange Blätter in die Höhe schwingen/ so einer Ehlen hoch und eines Daumens-dick/ in der Mitten mit einer Linien durchzogen und auff der Seiten etwas röthlich find/ auch immer grün bleiben. Unten an den Aesten hänget die Frucht Trauben weiß/ welche gelb und einer Kirschen groß ist/ am Geschmack sauer/ mit einem dunnen Häutlein bekleidet und inwendig mit einem steinichten Kern/ wie die Kirschen versehen/ wie Theod. Tahernaemont. alles auß obgemeldten Clusio gar deutlich im dritten Buch von den Kräutern pag. 687. beschrieben hat. Ob es aber in den Canarien-Insulen noch andere Bäume gebe/ welche ein gleiches Gummi zeugen und so/ wie sie Pomet in obiger Figur abgerissen/ anzusehen seyen? will eben nicht widersprechen/ indem auch in Ost-

Das XIII. Capitel

Von dem rechten und fasschen Drachen-Blut.

[Abbildung]

§. I.

DAs Drachen-Blut

oder

SANGUIS DRACONIS

ist ein dunckel-rothes hartz/ welches am Feur gleich schmeltzet und sich entflammet/ auch durch das Reiben ein Blut-rothe Farbe von sich gibt/ eines hartzicht- und anhaltenden Geschmacks: Kommet meistens aus West - Indien von der Insul Socotera, Madagascar und andern Canarien - Insulen; wiewohlen in Ost - Indien dessen auch viel zu finden ist.

§. 2.

Dieser Safft soll nach der gemeinesten Meynung auß dem so genandten Drachen-Baum oder DRACONE arbore fliessen/ welcher so genennet wird/ weilen in der Frucht von der Natur die Figur eines Drachen soll abgebildet seyn/ wie Manardus selbsten geschrieben; wiewohlen Clusius in seinen Anmerckungen über gemeldten Scribenten versichert/ daß er solches niemahlen in der Frucht habe finden können/ wie in dessen descr. Rariorum Plantarum lib. I. cap. I. zu ersehen ist. Dahero auch Flacourt in der Beschreibung der Insul Madagascar solches vor einen Aberglauben hält/ wie im Anhang dieses Buchs im VI. Ost-Indianischen Sendschreiben zu sehen ist. Mit gewisserem Grund aber wird er von Herrn Commelin. in Hort. Ambstel. unter die Palmen gerechnet/ und wellen er lange spitzige Blätter/ wie die Schwerteln/ oder die Jucca gloriosa hat/ von demselbigen Palma Prunifera Fol. Juccae genandt worden: Hat sonsten einen dicken Stamm/ auff welchem acht oder neun Aeste/ etwa zweyer Ehlen hoch/ ohne Blätter/ gantz nackend stehen/ welche sich oben wieder in drey oder vier andere dergleichen/ aber nur eines Ehlenbogens hoch und eines Arms-dick/ zertheilen/ worauß sich die spitzige lange Blätter in die Höhe schwingen/ so einer Ehlen hoch und eines Daumens-dick/ in der Mitten mit einer Linien durchzogen und auff der Seiten etwas röthlich find/ auch immer grün bleiben. Unten an den Aesten hänget die Frucht Trauben weiß/ welche gelb und einer Kirschen groß ist/ am Geschmack sauer/ mit einem dunnen Häutlein bekleidet und inwendig mit einem steinichten Kern/ wie die Kirschen versehen/ wie Theod. Tahernaemont. alles auß obgemeldten Clusio gar deutlich im dritten Buch von den Kräutern pag. 687. beschrieben hat. Ob es aber in den Canarien-Insulen noch andere Bäume gebe/ welche ein gleiches Gummi zeugen und so/ wie sie Pomet in obiger Figur abgerissen/ anzusehen seyen? will eben nicht widersprechen/ indem auch in Ost-

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[386/0432] Das XIII. Capitel Von dem rechten und fasschen Drachen-Blut. [Abbildung] §. I. DAs Drachen-Blut oder SANGUIS DRACONIS ist ein dunckel-rothes hartz/ welches am Feur gleich schmeltzet und sich entflammet/ auch durch das Reiben ein Blut-rothe Farbe von sich gibt/ eines hartzicht- und anhaltenden Geschmacks: Kommet meistens aus West - Indien von der Insul Socotera, Madagascar und andern Canarien - Insulen; wiewohlen in Ost - Indien dessen auch viel zu finden ist. §. 2. Dieser Safft soll nach der gemeinesten Meynung auß dem so genandten Drachen-Baum oder DRACONE arbore fliessen/ welcher so genennet wird/ weilen in der Frucht von der Natur die Figur eines Drachen soll abgebildet seyn/ wie Manardus selbsten geschrieben; wiewohlen Clusius in seinen Anmerckungen über gemeldten Scribenten versichert/ daß er solches niemahlen in der Frucht habe finden können/ wie in dessen descr. Rariorum Plantarum lib. I. cap. I. zu ersehen ist. Dahero auch Flacourt in der Beschreibung der Insul Madagascar solches vor einen Aberglauben hält/ wie im Anhang dieses Buchs im VI. Ost-Indianischen Sendschreiben zu sehen ist. Mit gewisserem Grund aber wird er von Herrn Commelin. in Hort. Ambstel. unter die Palmen gerechnet/ und wellen er lange spitzige Blätter/ wie die Schwerteln/ oder die Jucca gloriosa hat/ von demselbigen Palma Prunifera Fol. Juccae genandt worden: Hat sonsten einen dicken Stamm/ auff welchem acht oder neun Aeste/ etwa zweyer Ehlen hoch/ ohne Blätter/ gantz nackend stehen/ welche sich oben wieder in drey oder vier andere dergleichen/ aber nur eines Ehlenbogens hoch und eines Arms-dick/ zertheilen/ worauß sich die spitzige lange Blätter in die Höhe schwingen/ so einer Ehlen hoch und eines Daumens-dick/ in der Mitten mit einer Linien durchzogen und auff der Seiten etwas röthlich find/ auch immer grün bleiben. Unten an den Aesten hänget die Frucht Trauben weiß/ welche gelb und einer Kirschen groß ist/ am Geschmack sauer/ mit einem dunnen Häutlein bekleidet und inwendig mit einem steinichten Kern/ wie die Kirschen versehen/ wie Theod. Tahernaemont. alles auß obgemeldten Clusio gar deutlich im dritten Buch von den Kräutern pag. 687. beschrieben hat. Ob es aber in den Canarien-Insulen noch andere Bäume gebe/ welche ein gleiches Gummi zeugen und so/ wie sie Pomet in obiger Figur abgerissen/ anzusehen seyen? will eben nicht widersprechen/ indem auch in Ost-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/432>, abgerufen am 21.11.2024.