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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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wachsen/ worzu der Cereus Peruvianus (so oben Fig. 2. abgemahlet und zu Leyden im Universitäts Garten zu sehen ist) gehöret. Wiewohlen Commelinus in seinen Anmerckungen über die zwey Theile des Horti Mal. pag. 82. alle diese nicht vor genuin, sondern dasjenige/ doch gleichmäsiges Gewächs/ so allda Fig. 42. abgemahlet wird/ vor das wahre Euphorbium halten will.

§. 3.

Unterdessen haben diese unterschiedene Meynungen den guten alten Casp. Hoffmannum dahin vermöget/ daß er in seinem Buch von den Officinal-Medicamente p. 35. geschrieben/ daß der alten Vorfahren Euphorbium etwas anderst gewesen sey/ als dasjenige/ was wir heut zu Tag bekommen und also heissen/ welches wir an seinem Ort beruhen lassen. Gnug ists/ daß man hinter des bekandten Euphorbii Ursprung soweit gekommen ist/ dessen Schroederus in Pharm. pag. 239. zweyerley Sorten hat/ nemblich das granulirte/ so in kleinen Körnern/ wie Erbsen / etwas durchlöchert und wie die Sarcocolla durchscheinend gelb sey: Und die andere/ so in den Schläuchen/ worinnen es auffgefangen wird/ in weißlichten Klumpen komme.

§. 4.

Das beste ist/ so in schönen Granen kommet/ weiß-gelb/ recht trucken und sauber ist/ kein Staub/ noch viel kleines geröhrichtes bey sich hat/ wie Marxius pag. 90. in seiner Material- Kammer schreibet. Daß aber einige nur dasjenige/ so ein Jahr alt ist/ auffsuchen und dem frischen nicht trauen wollen/ ist eben so kein nothwendig requisitum, indem es wohl ehe/ als binnen Jahres frist/ nicht herausser kommet/ auch eher altes als frisches zu haben ist. Es lässet sich sonsten biß ins vierdte Jahr halten/ nach welchem es abnehmen soll/ dafern es nicht in Hirschen oder Linsen auffgehalten werde/ wie Tabernaemontanus im andern Buch von den Kräutern pag. 406. berichtet; und weilen es zuweilen mit der Sarcocolla, Gummi und Wolffsmilch-Safft verfälschet wird/ hat man im Einkauff Achtung darauff zu geben.

§. 5.

Der Würckung und Qualitäten nach ist dieses das allerhitzigste und schärffste Gummi unter andern allen; und ob es zwar auch unter die purgierende Medicamenten gerechnet wird/ so darff man doch selbiges nicht wohl innerlich verschreiben/ weilen es gar zu starck und ungestüm würcket und das gute mit dem bösen außfeget; weßhalben es mehr von den Huf-Schmieden und Roß-Aertzten gebrauchet wird. Doch wollen es einige noch bey sehr starcken Bauren/ wann sonsten nichts treiben will/ oder auch in hartnäckichten Kranckheiten/ als der Schlaaf-Sucht / Schlag-Flüssen und dergleichen/ zulassen/ absonderlich wann es etwas alt und mit sauren Säfften corrigiret ist/ wie in des Ettmülleri Comment. in Schroeder. pag. 759. zu sehen ist. Eusserlich aber hat es einen grossen Nutzen das Abnehmen und Schwinden der Glieder zu curiren / wann man nebst steter Bewegung dieselbe entweder mit dem Euphorbio oder dessen Oehl (welches Schroeder l. c. pag. 240. nebst dem Extract. und andern beschrieben hat) fleissig reibet/ auff welche Manier ich einen guten Freund/ dem der Arm gantz geschwunden war/ hab curiren lassen. So dienet dasselbige auch vortrefflich die Cariem Ossium oder angefressene Beine zu heilen / wann die scharffe ätzende Feuchtigkeiten in alten Schäden die Knochen angegriffen: welche Schäden nimmermehr auß dem Grund zu heilen sind/ wo nicht die Caries Ossium zuvor weggenommen / welches entweder durch subtile Schab-Eissen oder dergleichen scharffe und außtruckende Pulver geschehen kan. Zuweilen kommet es auch unter die Nieß-Pulver und Schnupp-Taback/ allwo man doch auch behutsam zu verfahren hat/ indem es so starck operiret/ daß offters das Blut hernach gehet; weswegen dann auch die Apothecker/ wann sie das Euphorbium zerstossen/ nicht allein die ohne dem bedeckte Mörsel oben mit Oehle anstreichen und also den subtilen Staub allda hemmen/ sondern auch die Nase-Löcher mit Baum-Wolle zustopffen müssen/ anderst ihnen leichtlich ein gefährliches Nasen-Bluteu und dergleichen zustossen kan.

§. 6.

Mit was Grund aber dem gemeinen

Epheu-Hartz

oder

GUMMI HEDERAE

ein gleichmäsige Schärffe (wormit es die Haar außbeissen soll) beygeleget werde/ kan ich nicht finden/ indem dergleichen Haar-abätzende Krafft daran nicht kan gespüret werden/ wie Theod. Tabernaemont. schon im andern Buch von den Kräutern pag. 595. bemercket hat: ist sonsten ein grün-schwartzes/ dürres/ hartes und inwendig wie braun Glaß anzusehen des Gummi/ eines scharfficht-auch etwas anhaltenden Geschmacks/ und guten Geruchs: kommet in kleinen Stückern / wie dicke Bohnen/ theils auß Indien/ theils auß der Provintz Languedoc in Franckreich/ allwo zu Montpelier im Königlichen Garten Pomet einsmahl ein grosses Stück an dem Eppich gefunden / wie er in seinem Buch pag. 264. berichtet; wie es dann obbelobter Tabernaemontanus auch in Teutschland gefunden hat.

wachsen/ worzu der Cereus Peruvianus (so oben Fig. 2. abgemahlet und zu Leyden im Universitäts Garten zu sehen ist) gehöret. Wiewohlen Commelinus in seinen Anmerckungen über die zwey Theile des Horti Mal. pag. 82. alle diese nicht vor genuin, sondern dasjenige/ doch gleichmäsiges Gewächs/ so allda Fig. 42. abgemahlet wird/ vor das wahre Euphorbium halten will.

§. 3.

Unterdessen haben diese unterschiedene Meynungen den guten alten Casp. Hoffmannum dahin vermöget/ daß er in seinem Buch von den Officinal-Medicamente p. 35. geschrieben/ daß der alten Vorfahren Euphorbium etwas anderst gewesen sey/ als dasjenige/ was wir heut zu Tag bekommen und also heissen/ welches wir an seinem Ort beruhen lassen. Gnug ists/ daß man hinter des bekandten Euphorbii Ursprung soweit gekommen ist/ dessen Schroederus in Pharm. pag. 239. zweyerley Sorten hat/ nemblich das granulirte/ so in kleinen Körnern/ wie Erbsen / etwas durchlöchert und wie die Sarcocolla durchscheinend gelb sey: Und die andere/ so in den Schläuchen/ worinnen es auffgefangen wird/ in weißlichten Klumpen komme.

§. 4.

Das beste ist/ so in schönen Granen kommet/ weiß-gelb/ recht trucken und sauber ist/ kein Staub/ noch viel kleines geröhrichtes bey sich hat/ wie Marxius pag. 90. in seiner Material- Kammer schreibet. Daß aber einige nur dasjenige/ so ein Jahr alt ist/ auffsuchen und dem frischen nicht trauen wollen/ ist eben so kein nothwendig requisitum, indem es wohl ehe/ als binnen Jahres frist/ nicht herausser kommet/ auch eher altes als frisches zu haben ist. Es lässet sich sonsten biß ins vierdte Jahr halten/ nach welchem es abnehmen soll/ dafern es nicht in Hirschen oder Linsen auffgehalten werde/ wie Tabernaemontanus im andern Buch von den Kräutern pag. 406. berichtet; und weilen es zuweilen mit der Sarcocolla, Gummi und Wolffsmilch-Safft verfälschet wird/ hat man im Einkauff Achtung darauff zu geben.

§. 5.

Der Würckung und Qualitäten nach ist dieses das allerhitzigste und schärffste Gummi unter andern allen; und ob es zwar auch unter die purgierende Medicamenten gerechnet wird/ so darff man doch selbiges nicht wohl innerlich verschreiben/ weilen es gar zu starck und ungestüm würcket und das gute mit dem bösen außfeget; weßhalben es mehr von den Huf-Schmieden und Roß-Aertzten gebrauchet wird. Doch wollen es einige noch bey sehr starcken Bauren/ wann sonsten nichts treiben will/ oder auch in hartnäckichten Kranckheiten/ als der Schlaaf-Sucht / Schlag-Flüssen und dergleichen/ zulassen/ absonderlich wann es etwas alt und mit sauren Säfften corrigiret ist/ wie in des Ettmülleri Comment. in Schroeder. pag. 759. zu sehen ist. Eusserlich aber hat es einen grossen Nutzen das Abnehmen und Schwinden der Glieder zu curiren / wann man nebst steter Bewegung dieselbe entweder mit dem Euphorbio oder dessen Oehl (welches Schroeder l. c. pag. 240. nebst dem Extract. und andern beschrieben hat) fleissig reibet/ auff welche Manier ich einen guten Freund/ dem der Arm gantz geschwunden war/ hab curiren lassen. So dienet dasselbige auch vortrefflich die Cariem Ossium oder angefressene Beine zu heilen / wann die scharffe ätzende Feuchtigkeiten in alten Schäden die Knochen angegriffen: welche Schäden nimmermehr auß dem Grund zu heilen sind/ wo nicht die Caries Ossium zuvor weggenommen / welches entweder durch subtile Schab-Eissen oder dergleichen scharffe und außtruckende Pulver geschehen kan. Zuweilen kommet es auch unter die Nieß-Pulver und Schnupp-Taback/ allwo man doch auch behutsam zu verfahren hat/ indem es so starck operiret/ daß offters das Blut hernach gehet; weswegen dann auch die Apothecker/ wann sie das Euphorbium zerstossen/ nicht allein die ohne dem bedeckte Mörsel oben mit Oehle anstreichen und also den subtilen Staub allda hemmen/ sondern auch die Nase-Löcher mit Baum-Wolle zustopffen müssen/ anderst ihnen leichtlich ein gefährliches Nasen-Bluteu und dergleichen zustossen kan.

§. 6.

Mit was Grund aber dem gemeinen

Epheu-Hartz

oder

GUMMI HEDERAE

ein gleichmäsige Schärffe (wormit es die Haar außbeissen soll) beygeleget werde/ kan ich nicht finden/ indem dergleichen Haar-abätzende Krafft daran nicht kan gespüret werden/ wie Theod. Tabernaemont. schon im andern Buch von den Kräutern pag. 595. bemercket hat: ist sonsten ein grün-schwartzes/ dürres/ hartes und inwendig wie braun Glaß anzusehen des Gummi/ eines scharfficht-auch etwas anhaltenden Geschmacks/ und guten Geruchs: kommet in kleinen Stückern / wie dicke Bohnen/ theils auß Indien/ theils auß der Provintz Languedoc in Franckreich/ allwo zu Montpelier im Königlichen Garten Pomet einsmahl ein grosses Stück an dem Eppich gefunden / wie er in seinem Buch pag. 264. berichtet; wie es dann obbelobter Tabernaemontanus auch in Teutschland gefunden hat.

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wachsen/ worzu der Cereus Peruvianus (so oben Fig. 2.       abgemahlet und zu Leyden im Universitäts Garten zu sehen ist) gehöret. Wiewohlen Commelinus in       seinen Anmerckungen über die zwey Theile des Horti Mal. pag. 82. alle diese nicht vor genuin,       sondern dasjenige/ doch gleichmäsiges Gewächs/ so allda Fig. 42. abgemahlet wird/ vor das       wahre Euphorbium halten will.</p>
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[382/0428] wachsen/ worzu der Cereus Peruvianus (so oben Fig. 2. abgemahlet und zu Leyden im Universitäts Garten zu sehen ist) gehöret. Wiewohlen Commelinus in seinen Anmerckungen über die zwey Theile des Horti Mal. pag. 82. alle diese nicht vor genuin, sondern dasjenige/ doch gleichmäsiges Gewächs/ so allda Fig. 42. abgemahlet wird/ vor das wahre Euphorbium halten will. §. 3. Unterdessen haben diese unterschiedene Meynungen den guten alten Casp. Hoffmannum dahin vermöget/ daß er in seinem Buch von den Officinal-Medicamente p. 35. geschrieben/ daß der alten Vorfahren Euphorbium etwas anderst gewesen sey/ als dasjenige/ was wir heut zu Tag bekommen und also heissen/ welches wir an seinem Ort beruhen lassen. Gnug ists/ daß man hinter des bekandten Euphorbii Ursprung soweit gekommen ist/ dessen Schroederus in Pharm. pag. 239. zweyerley Sorten hat/ nemblich das granulirte/ so in kleinen Körnern/ wie Erbsen / etwas durchlöchert und wie die Sarcocolla durchscheinend gelb sey: Und die andere/ so in den Schläuchen/ worinnen es auffgefangen wird/ in weißlichten Klumpen komme. §. 4. Das beste ist/ so in schönen Granen kommet/ weiß-gelb/ recht trucken und sauber ist/ kein Staub/ noch viel kleines geröhrichtes bey sich hat/ wie Marxius pag. 90. in seiner Material- Kammer schreibet. Daß aber einige nur dasjenige/ so ein Jahr alt ist/ auffsuchen und dem frischen nicht trauen wollen/ ist eben so kein nothwendig requisitum, indem es wohl ehe/ als binnen Jahres frist/ nicht herausser kommet/ auch eher altes als frisches zu haben ist. Es lässet sich sonsten biß ins vierdte Jahr halten/ nach welchem es abnehmen soll/ dafern es nicht in Hirschen oder Linsen auffgehalten werde/ wie Tabernaemontanus im andern Buch von den Kräutern pag. 406. berichtet; und weilen es zuweilen mit der Sarcocolla, Gummi und Wolffsmilch-Safft verfälschet wird/ hat man im Einkauff Achtung darauff zu geben. §. 5. Der Würckung und Qualitäten nach ist dieses das allerhitzigste und schärffste Gummi unter andern allen; und ob es zwar auch unter die purgierende Medicamenten gerechnet wird/ so darff man doch selbiges nicht wohl innerlich verschreiben/ weilen es gar zu starck und ungestüm würcket und das gute mit dem bösen außfeget; weßhalben es mehr von den Huf-Schmieden und Roß-Aertzten gebrauchet wird. Doch wollen es einige noch bey sehr starcken Bauren/ wann sonsten nichts treiben will/ oder auch in hartnäckichten Kranckheiten/ als der Schlaaf-Sucht / Schlag-Flüssen und dergleichen/ zulassen/ absonderlich wann es etwas alt und mit sauren Säfften corrigiret ist/ wie in des Ettmülleri Comment. in Schroeder. pag. 759. zu sehen ist. Eusserlich aber hat es einen grossen Nutzen das Abnehmen und Schwinden der Glieder zu curiren / wann man nebst steter Bewegung dieselbe entweder mit dem Euphorbio oder dessen Oehl (welches Schroeder l. c. pag. 240. nebst dem Extract. und andern beschrieben hat) fleissig reibet/ auff welche Manier ich einen guten Freund/ dem der Arm gantz geschwunden war/ hab curiren lassen. So dienet dasselbige auch vortrefflich die Cariem Ossium oder angefressene Beine zu heilen / wann die scharffe ätzende Feuchtigkeiten in alten Schäden die Knochen angegriffen: welche Schäden nimmermehr auß dem Grund zu heilen sind/ wo nicht die Caries Ossium zuvor weggenommen / welches entweder durch subtile Schab-Eissen oder dergleichen scharffe und außtruckende Pulver geschehen kan. Zuweilen kommet es auch unter die Nieß-Pulver und Schnupp-Taback/ allwo man doch auch behutsam zu verfahren hat/ indem es so starck operiret/ daß offters das Blut hernach gehet; weswegen dann auch die Apothecker/ wann sie das Euphorbium zerstossen/ nicht allein die ohne dem bedeckte Mörsel oben mit Oehle anstreichen und also den subtilen Staub allda hemmen/ sondern auch die Nase-Löcher mit Baum-Wolle zustopffen müssen/ anderst ihnen leichtlich ein gefährliches Nasen-Bluteu und dergleichen zustossen kan. §. 6. Mit was Grund aber dem gemeinen Epheu-Hartz oder GUMMI HEDERAE ein gleichmäsige Schärffe (wormit es die Haar außbeissen soll) beygeleget werde/ kan ich nicht finden/ indem dergleichen Haar-abätzende Krafft daran nicht kan gespüret werden/ wie Theod. Tabernaemont. schon im andern Buch von den Kräutern pag. 595. bemercket hat: ist sonsten ein grün-schwartzes/ dürres/ hartes und inwendig wie braun Glaß anzusehen des Gummi/ eines scharfficht-auch etwas anhaltenden Geschmacks/ und guten Geruchs: kommet in kleinen Stückern / wie dicke Bohnen/ theils auß Indien/ theils auß der Provintz Languedoc in Franckreich/ allwo zu Montpelier im Königlichen Garten Pomet einsmahl ein grosses Stück an dem Eppich gefunden / wie er in seinem Buch pag. 264. berichtet; wie es dann obbelobter Tabernaemontanus auch in Teutschland gefunden hat.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/428>, abgerufen am 30.12.2024.