Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XXVI. Capitel Von den Myrthen- oder welschen Heidel-Beerlein.
[Abbildung]
§. 1. DIe welsche Heydel-Beern oder Baccae Myrthi Italicae sind schwartze länglichte Beern/ wohl noch so groß als die gemeine Teutsche Heidel-Beeren/ haben oben ein Krönlein wie andere Beeren / und sind voll weisser/ harten und gleichsam zusammen gedruckten Körner/ welche wie ein halber Mond/ dessen Spitzen inwarts gebogen/ formiret und eines sehr herben und zusammenziehenden Geschmacks sind: werden insgemein von den Apotheckern auch/ wie unsere Heidel-Beeren/ Myrtilli genennet/ welches einigen sonst gelehrten Medicis und Materialisten Anlaß gegeben/ daß sie entweder wanckelmüthig worden oder gar behaupten dörffen / die Myrthen-Beerlein in den Apothecken wären nichts anderst/ als unsere gemeine Heidel-Beern / wie solches der sonsten sehr artige Materialist zu Paris/ Monsieur Pomet mit seinem eigenen Exempel bezeuget/ welcher im ersten Theil seiner Maeterial Histori im 22. cap. pag. 26. (und zwar recht) gezeiget hatte/ daß die Myrthen-Beerlein von dem Italianischen Myrtho, wie er von Moyse Charas gehöret hatte/ herrühreten: Nachmahlen aber in dem Appendice sich selbsten ohnnöthiger weiß corrigiret/ und auff Beredung des Herrn Tourneforts behaupten will/ daß die Baccae Myrthi der Apothecker nichts anders als der Teutschen Heidel-Beern/ oder Baccae Vitis Idaeae seyen; worinnen er sich mächtig verhauen/ indem unsere Heidel-Beern nicht halb so groß / keine Kron oben haben/ rund und nicht länglicht sind/ sehr kleine runde Kernlein haben sc. und hätte er also hierin eher dem Charas, als einem Apothecker/ dann Mons. Tournefort glauben sollen/ indem einem jeden Künstler in seiner Kunst zuglauben ist. §. 2. Dieses ist unter andern auch daher zu erweissen/ weilen die rechte Myrthen-Beerlein aus Welschland und Franckreich zu uns gebracht werden/ wie Marxius/ Schurtz/ Vielhauer und andere Materialisten in offentlichen Schrifften bekennen/ allwo sie an den grossen Myrthen-Bäumen (deren obgedachter Chara[unleserliches Material] auff seiner Reiß in Spanien einen/ so Mannsdick gewesen/ bestiegen/ wie Pomet l. c. von ihm gehöret hat) neben dem Meer wachsen: haben eine vortrefflich und wohlriechende Blüte / Das XXVI. Capitel Von den Myrthen- oder welschen Heidel-Beerlein.
[Abbildung]
§. 1. DIe welsche Heydel-Beern oder Baccae Myrthi Italicae sind schwartze länglichte Beern/ wohl noch so groß als die gemeine Teutsche Heidel-Beeren/ haben oben ein Krönlein wie andere Beeren / und sind voll weisser/ harten und gleichsam zusammen gedruckten Körner/ welche wie ein halber Mond/ dessen Spitzen inwarts gebogen/ formiret und eines sehr herben und zusam̃enziehenden Geschmacks sind: werden insgemein von den Apotheckern auch/ wie unsere Heidel-Beeren/ Myrtilli genennet/ welches einigen sonst gelehrten Medicis und Materialisten Anlaß gegeben/ daß sie entweder wanckelmüthig worden oder gar behaupten dörffen / die Myrthen-Beerlein in den Apothecken wären nichts anderst/ als unsere gemeine Heidel-Beern / wie solches der sonsten sehr artige Materialist zu Paris/ Monsieur Pomet mit seinem eigenen Exempel bezeuget/ welcher im ersten Theil seiner Maeterial Histori im 22. cap. pag. 26. (und zwar recht) gezeiget hatte/ daß die Myrthen-Beerlein von dem Italianischen Myrtho, wie er von Moyse Charas gehöret hatte/ herrühreten: Nachmahlen aber in dem Appendice sich selbsten ohnnöthiger weiß corrigiret/ und auff Beredung des Herrn Tourneforts behaupten will/ daß die Baccae Myrthi der Apothecker nichts anders als der Teutschen Heidel-Beern/ oder Baccae Vitis Idaeae seyen; worinnen er sich mächtig verhauen/ indem unsere Heidel-Beern nicht halb so groß / keine Kron oben haben/ rund und nicht länglicht sind/ sehr kleine runde Kernlein haben sc. und hätte er also hierin eher dem Charas, als einem Apothecker/ dann Mons. Tournefort glauben sollen/ indem einem jeden Künstler in seiner Kunst zuglauben ist. §. 2. Dieses ist unter andern auch daher zu erweissen/ weilen die rechte Myrthen-Beerlein aus Welschland und Franckreich zu uns gebracht werden/ wie Marxius/ Schurtz/ Vielhauer und andere Materialisten in offentlichen Schrifften bekennen/ allwo sie an den grossen Myrthen-Bäumen (deren obgedachter Chara[unleserliches Material] auff seiner Reiß in Spanien einen/ so Mannsdick gewesen/ bestiegen/ wie Pomet l. c. von ihm gehöret hat) neben dem Meer wachsen: haben eine vortrefflich und wohlriechende Blüte / <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0394" n="348"/> </div> <div> <head>Das XXVI. Capitel</head> <p>Von den Myrthen- oder welschen Heidel-Beerlein.</p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>DIe welsche Heydel-Beern oder Baccae Myrthi Italicae sind schwartze länglichte Beern/ wohl noch so groß als die gemeine Teutsche Heidel-Beeren/ haben oben ein Krönlein wie andere Beeren / und sind voll weisser/ harten und gleichsam zusammen gedruckten Körner/ welche wie ein halber Mond/ dessen Spitzen inwarts gebogen/ formiret und eines sehr herben und zusam̃enziehenden Geschmacks sind: werden insgemein von den Apotheckern auch/ wie unsere Heidel-Beeren/ Myrtilli genennet/ welches einigen sonst gelehrten Medicis und Materialisten Anlaß gegeben/ daß sie entweder wanckelmüthig worden oder gar behaupten dörffen / die Myrthen-Beerlein in den Apothecken wären nichts anderst/ als unsere gemeine Heidel-Beern / wie solches der sonsten sehr artige Materialist zu Paris/ Monsieur Pomet mit seinem eigenen Exempel bezeuget/ welcher im ersten Theil seiner Maeterial Histori im 22. cap. pag. 26. (und zwar recht) gezeiget hatte/ daß die Myrthen-Beerlein von dem Italianischen Myrtho, wie er von Moyse Charas gehöret hatte/ herrühreten: Nachmahlen aber in dem Appendice sich selbsten ohnnöthiger weiß corrigiret/ und auff Beredung des Herrn Tourneforts behaupten will/ daß die Baccae Myrthi der Apothecker nichts anders als der Teutschen Heidel-Beern/ oder Baccae Vitis Idaeae seyen; worinnen er sich mächtig verhauen/ indem unsere Heidel-Beern nicht halb so groß / keine Kron oben haben/ rund und nicht länglicht sind/ sehr kleine runde Kernlein haben sc. und hätte er also hierin eher dem Charas, als einem Apothecker/ dann Mons. Tournefort glauben sollen/ indem einem jeden Künstler in seiner Kunst zuglauben ist.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Dieses ist unter andern auch daher zu erweissen/ weilen die rechte Myrthen-Beerlein aus Welschland und Franckreich zu uns gebracht werden/ wie Marxius/ Schurtz/ Vielhauer und andere Materialisten in offentlichen Schrifften bekennen/ allwo sie an den grossen Myrthen-Bäumen (deren obgedachter Chara<gap reason="illegible"/> auff seiner Reiß in Spanien einen/ so Mannsdick gewesen/ bestiegen/ wie Pomet l. c. von ihm gehöret hat) neben dem Meer wachsen: haben eine vortrefflich und wohlriechende Blüte / </p> </div> </body> </text> </TEI> [348/0394]
Das XXVI. Capitel Von den Myrthen- oder welschen Heidel-Beerlein.
[Abbildung]
§. 1. DIe welsche Heydel-Beern oder Baccae Myrthi Italicae sind schwartze länglichte Beern/ wohl noch so groß als die gemeine Teutsche Heidel-Beeren/ haben oben ein Krönlein wie andere Beeren / und sind voll weisser/ harten und gleichsam zusammen gedruckten Körner/ welche wie ein halber Mond/ dessen Spitzen inwarts gebogen/ formiret und eines sehr herben und zusam̃enziehenden Geschmacks sind: werden insgemein von den Apotheckern auch/ wie unsere Heidel-Beeren/ Myrtilli genennet/ welches einigen sonst gelehrten Medicis und Materialisten Anlaß gegeben/ daß sie entweder wanckelmüthig worden oder gar behaupten dörffen / die Myrthen-Beerlein in den Apothecken wären nichts anderst/ als unsere gemeine Heidel-Beern / wie solches der sonsten sehr artige Materialist zu Paris/ Monsieur Pomet mit seinem eigenen Exempel bezeuget/ welcher im ersten Theil seiner Maeterial Histori im 22. cap. pag. 26. (und zwar recht) gezeiget hatte/ daß die Myrthen-Beerlein von dem Italianischen Myrtho, wie er von Moyse Charas gehöret hatte/ herrühreten: Nachmahlen aber in dem Appendice sich selbsten ohnnöthiger weiß corrigiret/ und auff Beredung des Herrn Tourneforts behaupten will/ daß die Baccae Myrthi der Apothecker nichts anders als der Teutschen Heidel-Beern/ oder Baccae Vitis Idaeae seyen; worinnen er sich mächtig verhauen/ indem unsere Heidel-Beern nicht halb so groß / keine Kron oben haben/ rund und nicht länglicht sind/ sehr kleine runde Kernlein haben sc. und hätte er also hierin eher dem Charas, als einem Apothecker/ dann Mons. Tournefort glauben sollen/ indem einem jeden Künstler in seiner Kunst zuglauben ist.
§. 2. Dieses ist unter andern auch daher zu erweissen/ weilen die rechte Myrthen-Beerlein aus Welschland und Franckreich zu uns gebracht werden/ wie Marxius/ Schurtz/ Vielhauer und andere Materialisten in offentlichen Schrifften bekennen/ allwo sie an den grossen Myrthen-Bäumen (deren obgedachter Chara_ auff seiner Reiß in Spanien einen/ so Mannsdick gewesen/ bestiegen/ wie Pomet l. c. von ihm gehöret hat) neben dem Meer wachsen: haben eine vortrefflich und wohlriechende Blüte /
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/394 |
Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/394>, abgerufen am 23.02.2025. |