Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Das XXI. Capitel

Von den Balläpffeln/ Lichen-Yistel und

Lerchen-Schwamm.

[Abbildung]

§. 1.

OBschon so wohl unsere/ als auch andere frembde Eich Bäume oder QUERCUS durchauß und an allen Theilen zu vielen Stücken/ als zum Bauen/ Brennen und der Mast sehr nöthig und dienlich sind/ auch das Holtz/ dessen Asche und die Früchte zur Artzney gezogen werden; so scheinet doch vor andern nöthig zu seyn/ daß man anjetzo derjenigen Dingen meistens gedencke / welche die Materialisten darvon zur Handlung ziehen und aus der Frembde bringen lassen / worunter die sonst bekandte

Galläpffel /

GALLAE oder Galles

hauptsächlich zu beschreiben sind. Diese Galläpffel nun sind nichts anders/ als ein Neben-Gewächs/ welches sich/ gleichsam wie Wartzen/ auff die Blätter des Eich-Baums setzet und von der unreinen Feuchtigkeit/ so darauß dringet/ gezeuget wird: Sind rund und ohngefehr so groß/ wie ein grosse Muscat-Nuß/ außwendig rauhe mit ungleichen Zacken besetzet/ inwendig schwam- und holtzicht und mit einem Löchelein versehen/ eines herben und sehr anhaltenden Geschmacks: kommen theils auß Türckey/ theil aus Franckreich und Teutschland/ und wird ein sehr grossen Handel damit getrieben.

§. 2.

Nun gibt es zwar sehr viele Gattungen von den Galläpffeln/ als klein und groß/ schwartz und weiß/ glatt und knockicht/ schwer und leicht/ Sorianisch- und Aleppischer/ Schmirnischer / Tripolischer und Puischen-Galles: Man führet aber fast nimmer über 2. Sorten davon/ nemblich Türckisch (worunter fast alle frembde Nationen stecken) und Puisch-Gallus, wie Marxius in seiner Material- Kammer pag. 99. berichtet. Jener/ nemblich der Türckische/ wird von Aleppo, Tripoli und Smirna gebracht und richten sich verständige Materialisten nach den Ballen / worinnen er kommet/ indem die Aleppische/ (welche die besten) in länglichten und stracken Ballen: Die Smirnische und Tripolitanische aber (welche etwas schlecht) in dicken und kurtzen Ballen kommen und ist das Pack-Tuch insgemein streifficht. Die Materialisten aber mischen hernach alle durch einander und nennen sie Gallas in Sortis und sollen diejenige/ so dergleichen kauffen/ zu sehen/ daß die kleineste und schwereste nicht herauß gelesen seyen. In Puglia und Romana soll auch guter Galles wachsen/ welcher zu Venedig ins Groß verkaufft wird/ wo der Saum netto 370. [unleserliches Material]. hält/ worvon Schurzii Material- Kammer pag. 36. mit mehreren handelt. Puischen-Gallus, als der schlechteste/ komt auß Franckreich und Teutschland: Ist insgemein groß/ glatt /

Das XXI. Capitel

Von den Balläpffeln/ Lichen-Yistel und

Lerchen-Schwamm.

[Abbildung]

§. 1.

OBschon so wohl unsere/ als auch andere frembde Eich Bäume oder QUERCUS durchauß und an allen Theilen zu vielen Stücken/ als zum Bauen/ Breñen und der Mast sehr nöthig und dienlich sind/ auch das Holtz/ dessen Asche und die Früchte zur Artzney gezogen werden; so scheinet doch vor andern nöthig zu seyn/ daß man anjetzo derjenigen Dingen meistens gedencke / welche die Materialisten darvon zur Handlung ziehen und aus der Frembde bringen lassen / worunter die sonst bekandte

Galläpffel /

GALLAE oder Galles

hauptsächlich zu beschreiben sind. Diese Galläpffel nun sind nichts anders/ als ein Neben-Gewächs/ welches sich/ gleichsam wie Wartzen/ auff die Blätter des Eich-Baums setzet und von der unreinen Feuchtigkeit/ so darauß dringet/ gezeuget wird: Sind rund und ohngefehr so groß/ wie ein grosse Muscat-Nuß/ außwendig rauhe mit ungleichen Zacken besetzet/ inwendig schwam- und holtzicht und mit einem Löchelein versehen/ eines herben und sehr anhaltenden Geschmacks: kommen theils auß Türckey/ theil aus Franckreich und Teutschland/ und wird ein sehr grossen Handel damit getrieben.

§. 2.

Nun gibt es zwar sehr viele Gattungen von den Galläpffeln/ als klein und groß/ schwartz und weiß/ glatt und knockicht/ schwer und leicht/ Sorianisch- und Aleppischer/ Schmirnischer / Tripolischer und Puischen-Galles: Man führet aber fast nimmer über 2. Sorten davon/ nemblich Türckisch (worunter fast alle frembde Nationen stecken) und Puisch-Gallus, wie Marxius in seiner Material- Kammer pag. 99. berichtet. Jener/ nemblich der Türckische/ wird von Aleppo, Tripoli und Smirna gebracht und richten sich verständige Materialisten nach den Ballen / worinnen er kommet/ indem die Aleppische/ (welche die besten) in länglichten und stracken Ballen: Die Smirnische und Tripolitanische aber (welche etwas schlecht) in dicken und kurtzen Ballen kommen und ist das Pack-Tuch insgemein streifficht. Die Materialisten aber mischen hernach alle durch einander und nennen sie Gallas in Sortis und sollen diejenige/ so dergleichen kauffen/ zu sehen/ daß die kleineste und schwereste nicht herauß gelesen seyen. In Puglia und Romana soll auch guter Galles wachsen/ welcher zu Venedig ins Groß verkaufft wird/ wo der Saum netto 370. [unleserliches Material]. hält/ worvon Schurzii Material- Kammer pag. 36. mit mehreren handelt. Puischen-Gallus, als der schlechteste/ komt auß Franckreich und Teutschland: Ist insgemein groß/ glatt /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0382" n="336"/>
      </div>
      <div>
        <head>Das XXI. Capitel</head>
        <p>Von den Balläpffeln/ Lichen-Yistel und</p>
        <p>Lerchen-Schwamm.</p>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>OBschon so wohl unsere/ als auch andere frembde Eich Bäume oder QUERCUS durchauß und an       allen Theilen zu vielen Stücken/ als zum Bauen/ Bren&#x0303;en und der Mast sehr nöthig und       dienlich sind/ auch das Holtz/ dessen Asche und die Früchte zur Artzney gezogen werden; so       scheinet doch vor andern nöthig zu seyn/ daß man anjetzo derjenigen Dingen meistens gedencke /       welche die Materialisten darvon zur Handlung ziehen und aus der Frembde bringen lassen /       worunter die sonst bekandte</p>
        <p>Galläpffel /</p>
        <p>GALLAE oder Galles</p>
        <p>hauptsächlich zu beschreiben sind. Diese Galläpffel nun sind nichts anders/ als ein       Neben-Gewächs/ welches sich/ gleichsam wie Wartzen/ auff die Blätter des Eich-Baums setzet       und von der unreinen Feuchtigkeit/ so darauß dringet/ gezeuget wird: Sind rund und ohngefehr       so groß/ wie ein grosse Muscat-Nuß/ außwendig rauhe mit ungleichen Zacken besetzet/ inwendig       schwam- und holtzicht und mit einem Löchelein versehen/ eines herben und sehr anhaltenden       Geschmacks: kommen theils auß Türckey/ theil aus Franckreich und Teutschland/ und wird ein       sehr grossen Handel damit getrieben.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Nun gibt es zwar sehr viele Gattungen von den Galläpffeln/ als klein und groß/ schwartz und       weiß/ glatt und knockicht/ schwer und leicht/ Sorianisch- und Aleppischer/ Schmirnischer /       Tripolischer und Puischen-Galles: Man führet aber fast nimmer über 2. Sorten davon/ nemblich       Türckisch (worunter fast alle frembde Nationen stecken) und Puisch-Gallus, wie Marxius in       seiner Material- Kammer pag. 99. berichtet. Jener/ nemblich der Türckische/ wird von Aleppo,       Tripoli und Smirna gebracht und richten sich verständige Materialisten nach den Ballen /       worinnen er kommet/ indem die Aleppische/ (welche die besten) in länglichten und stracken       Ballen: Die Smirnische und Tripolitanische aber (welche etwas schlecht) in dicken und kurtzen       Ballen kommen und ist das Pack-Tuch insgemein streifficht. Die Materialisten aber mischen       hernach alle durch einander und nennen sie Gallas in Sortis und sollen diejenige/ so       dergleichen kauffen/ zu sehen/ daß die kleineste und schwereste nicht herauß gelesen seyen.       In Puglia und Romana soll auch guter Galles wachsen/ welcher zu Venedig ins Groß verkaufft       wird/ wo der Saum netto 370. <gap reason="illegible"/>. hält/ worvon Schurzii Material- Kammer pag. 36. mit       mehreren handelt. Puischen-Gallus, als der schlechteste/ komt auß Franckreich und Teutschland:       Ist insgemein groß/ glatt /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[336/0382] Das XXI. Capitel Von den Balläpffeln/ Lichen-Yistel und Lerchen-Schwamm. [Abbildung] §. 1. OBschon so wohl unsere/ als auch andere frembde Eich Bäume oder QUERCUS durchauß und an allen Theilen zu vielen Stücken/ als zum Bauen/ Breñen und der Mast sehr nöthig und dienlich sind/ auch das Holtz/ dessen Asche und die Früchte zur Artzney gezogen werden; so scheinet doch vor andern nöthig zu seyn/ daß man anjetzo derjenigen Dingen meistens gedencke / welche die Materialisten darvon zur Handlung ziehen und aus der Frembde bringen lassen / worunter die sonst bekandte Galläpffel / GALLAE oder Galles hauptsächlich zu beschreiben sind. Diese Galläpffel nun sind nichts anders/ als ein Neben-Gewächs/ welches sich/ gleichsam wie Wartzen/ auff die Blätter des Eich-Baums setzet und von der unreinen Feuchtigkeit/ so darauß dringet/ gezeuget wird: Sind rund und ohngefehr so groß/ wie ein grosse Muscat-Nuß/ außwendig rauhe mit ungleichen Zacken besetzet/ inwendig schwam- und holtzicht und mit einem Löchelein versehen/ eines herben und sehr anhaltenden Geschmacks: kommen theils auß Türckey/ theil aus Franckreich und Teutschland/ und wird ein sehr grossen Handel damit getrieben. §. 2. Nun gibt es zwar sehr viele Gattungen von den Galläpffeln/ als klein und groß/ schwartz und weiß/ glatt und knockicht/ schwer und leicht/ Sorianisch- und Aleppischer/ Schmirnischer / Tripolischer und Puischen-Galles: Man führet aber fast nimmer über 2. Sorten davon/ nemblich Türckisch (worunter fast alle frembde Nationen stecken) und Puisch-Gallus, wie Marxius in seiner Material- Kammer pag. 99. berichtet. Jener/ nemblich der Türckische/ wird von Aleppo, Tripoli und Smirna gebracht und richten sich verständige Materialisten nach den Ballen / worinnen er kommet/ indem die Aleppische/ (welche die besten) in länglichten und stracken Ballen: Die Smirnische und Tripolitanische aber (welche etwas schlecht) in dicken und kurtzen Ballen kommen und ist das Pack-Tuch insgemein streifficht. Die Materialisten aber mischen hernach alle durch einander und nennen sie Gallas in Sortis und sollen diejenige/ so dergleichen kauffen/ zu sehen/ daß die kleineste und schwereste nicht herauß gelesen seyen. In Puglia und Romana soll auch guter Galles wachsen/ welcher zu Venedig ins Groß verkaufft wird/ wo der Saum netto 370. _ . hält/ worvon Schurzii Material- Kammer pag. 36. mit mehreren handelt. Puischen-Gallus, als der schlechteste/ komt auß Franckreich und Teutschland: Ist insgemein groß/ glatt /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/382
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/382>, abgerufen am 21.12.2024.