Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XVII. Capitel Von der MALDIVER COCOS-Nusz/ COCCEL-Körner und Krähen-Augen.
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§. 1. ÜBer die gemeine und runde Cocus-Nüsse/ davon wir im vorhergehenden Capitel gehandelt haben / gibt es noch eine andere/ aber rare/ Art/ welche man die Maldiver Cocus-Nüß oder COCUM MALDIVENSEM zu nennen pfleget: ist den vorigen fast in allem gleich/ ausser daß sie eusserlich eine andere Gestalt hat/ und da die andere bey nahe rund sind/ ist diese wie ein Hertz anzusehen und wird sonsten auch Tavarcare genennet; Und weilen die Sinenser solche als einen Abgott in ihren Häussern bewahren/ und solche aller Orten auffsuchen/ so ist sie deßwegen übel zu bekommen/ wie Herr Rumphius in dem zwölfften Ost-Indianischen Send-Schreiben unten im Anhang dieses Buchs schreibet. §. 2. Dieser Frucht wird vor andern eine grosse Krafft gegen allerhand Gifft zugeschrieben/ dahero sie auch von dem berümbten Bauhino Nux Indica ad venena celebrata oder die Indianische Gifft-Nuß genennet wird. Absonderlich aber wird die so genandte GEMMA NUCIS MALDIVENSIS, deren Wormius in Museo pag. 203. gedencket/ in Indien deßwegen hoch gehalten/ und nicht allein / wie der übrige Kern/ gegen allerhand Gifft/ Flecken-Fieber und dergleichen gerühmet/ sondern gar vor eine Panacee gehalten. Solche findet sich in der Mitten des Nuß-Kerns/ wie ein Aug / daraus sie wieder sprosset: ist rund/ in der Grösse eines kleinen Tauben-Eyes/ glatt/ hart und wie die Perlen gläntzend: hat meistentheils eine gelbe Farb/ ausser daß sie an einem Theil etwas weiß ist. An dem einen End ist ein kleines Stielgen zu sehen/ wormit sie dem übrigen Nuß-Kern angehänget gewesen: wigt ohngefehr anderthalb Quint und gehet im Wasser zu Grunde. Die Indianer sollen sie in güldene und silberne Ringe also einfassen/ daß sie die blosse Haut an den Fingern anrühre/ und halten also diese Ringe vor ein sonderbahr Amuler wieder die Zauberey und alle Vergifftung. Unterdessen kan auch viel Aberglaubiges Wesen darunter stecken/ welches diejenige Histori bestättigen kan/ deren Franciscus Redi in seinen Experimentis Naturalibus p. 35. gedencket. Als nemblich eine frembde Das XVII. Capitel Von der MALDIVER COCOS-Nusz/ COCCEL-Körner und Krähen-Augen.
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§. 1. ÜBer die gemeine und runde Cocus-Nüsse/ davon wir im vorhergehenden Capitel gehandelt haben / gibt es noch eine andere/ aber rare/ Art/ welche man die Maldiver Cocus-Nüß oder COCUM MALDIVENSEM zu nennen pfleget: ist den vorigen fast in allem gleich/ ausser daß sie eusserlich eine andere Gestalt hat/ und da die andere bey nahe rund sind/ ist diese wie ein Hertz anzusehen und wird sonsten auch Tavarcaré genennet; Und weilen die Sinenser solche als einen Abgott in ihren Häussern bewahren/ und solche aller Orten auffsuchen/ so ist sie deßwegen übel zu bekommen/ wie Herr Rumphius in dem zwölfften Ost-Indianischen Send-Schreiben unten im Anhang dieses Buchs schreibet. §. 2. Dieser Frucht wird vor andern eine grosse Krafft gegen allerhand Gifft zugeschrieben/ dahero sie auch von dem berümbten Bauhino Nux Indica ad venena celebrata oder die Indianische Gifft-Nuß genennet wird. Absonderlich aber wird die so genandte GEMMA NUCIS MALDIVENSIS, deren Wormius in Museo pag. 203. gedencket/ in Indien deßwegen hoch gehalten/ und nicht allein / wie der übrige Kern/ gegen allerhand Gifft/ Flecken-Fieber und dergleichen gerühmet/ sondern gar vor eine Panacée gehalten. Solche findet sich in der Mitten des Nuß-Kerns/ wie ein Aug / daraus sie wieder sprosset: ist rund/ in der Grösse eines kleinen Tauben-Eyes/ glatt/ hart und wie die Perlen gläntzend: hat meistentheils eine gelbe Farb/ ausser daß sie an einem Theil etwas weiß ist. An dem einen End ist ein kleines Stielgen zu sehen/ wormit sie dem übrigen Nuß-Kern angehänget gewesen: wigt ohngefehr anderthalb Quint und gehet im Wasser zu Grunde. Die Indianer sollen sie in güldene und silberne Ringe also einfassen/ daß sie die blosse Haut an den Fingern anrühre/ und halten also diese Ringe vor ein sonderbahr Amuler wieder die Zauberey und alle Vergifftung. Unterdessen kan auch viel Aberglaubiges Wesen darunter stecken/ welches diejenige Histori bestättigen kan/ deren Franciscus Redi in seinen Experimentis Naturalibus p. 35. gedencket. Als nemblich eine frembde <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0372" n="326"/> </div> <div> <head>Das XVII. Capitel</head> <p> <hi rendition="#k">Von der MALDIVER COCOS-Nusz/</hi> </p> <p>COCCEL-Körner und Krähen-Augen.</p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>ÜBer die gemeine und runde Cocus-Nüsse/ davon wir im vorhergehenden Capitel gehandelt haben / gibt es noch eine andere/ aber rare/ Art/ welche man die</p> <p>Maldiver Cocus-Nüß</p> <p>oder</p> <p> <hi rendition="#k">COCUM MALDIVENSEM</hi> </p> <p>zu nennen pfleget: ist den vorigen fast in allem gleich/ ausser daß sie eusserlich eine andere Gestalt hat/ und da die andere bey nahe rund sind/ ist diese wie ein Hertz anzusehen und wird sonsten auch Tavarcaré genennet; Und weilen die Sinenser solche als einen Abgott in ihren Häussern bewahren/ und solche aller Orten auffsuchen/ so ist sie deßwegen übel zu bekommen/ wie Herr Rumphius in dem zwölfften Ost-Indianischen Send-Schreiben unten im Anhang dieses Buchs schreibet.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Dieser Frucht wird vor andern eine grosse Krafft gegen allerhand Gifft zugeschrieben/ dahero sie auch von dem berümbten Bauhino Nux Indica ad venena celebrata oder die Indianische Gifft-Nuß genennet wird. Absonderlich aber wird die so genandte GEMMA NUCIS MALDIVENSIS, deren Wormius in Museo pag. 203. gedencket/ in Indien deßwegen hoch gehalten/ und nicht allein / wie der übrige Kern/ gegen allerhand Gifft/ Flecken-Fieber und dergleichen gerühmet/ sondern gar vor eine Panacée gehalten. Solche findet sich in der Mitten des Nuß-Kerns/ wie ein Aug / daraus sie wieder sprosset: ist rund/ in der Grösse eines kleinen Tauben-Eyes/ glatt/ hart und wie die Perlen gläntzend: hat meistentheils eine gelbe Farb/ ausser daß sie an einem Theil etwas weiß ist. An dem einen End ist ein kleines Stielgen zu sehen/ wormit sie dem übrigen Nuß-Kern angehänget gewesen: wigt ohngefehr anderthalb Quint und gehet im Wasser zu Grunde. Die Indianer sollen sie in güldene und silberne Ringe also einfassen/ daß sie die blosse Haut an den Fingern anrühre/ und halten also diese Ringe vor ein sonderbahr Amuler wieder die Zauberey und alle Vergifftung. Unterdessen kan auch viel Aberglaubiges Wesen darunter stecken/ welches diejenige Histori bestättigen kan/ deren Franciscus Redi in seinen Experimentis Naturalibus p. 35. gedencket. Als nemblich eine frembde </p> </div> </body> </text> </TEI> [326/0372]
Das XVII. Capitel Von der MALDIVER COCOS-Nusz/
COCCEL-Körner und Krähen-Augen.
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§. 1. ÜBer die gemeine und runde Cocus-Nüsse/ davon wir im vorhergehenden Capitel gehandelt haben / gibt es noch eine andere/ aber rare/ Art/ welche man die
Maldiver Cocus-Nüß
oder
COCUM MALDIVENSEM
zu nennen pfleget: ist den vorigen fast in allem gleich/ ausser daß sie eusserlich eine andere Gestalt hat/ und da die andere bey nahe rund sind/ ist diese wie ein Hertz anzusehen und wird sonsten auch Tavarcaré genennet; Und weilen die Sinenser solche als einen Abgott in ihren Häussern bewahren/ und solche aller Orten auffsuchen/ so ist sie deßwegen übel zu bekommen/ wie Herr Rumphius in dem zwölfften Ost-Indianischen Send-Schreiben unten im Anhang dieses Buchs schreibet.
§. 2. Dieser Frucht wird vor andern eine grosse Krafft gegen allerhand Gifft zugeschrieben/ dahero sie auch von dem berümbten Bauhino Nux Indica ad venena celebrata oder die Indianische Gifft-Nuß genennet wird. Absonderlich aber wird die so genandte GEMMA NUCIS MALDIVENSIS, deren Wormius in Museo pag. 203. gedencket/ in Indien deßwegen hoch gehalten/ und nicht allein / wie der übrige Kern/ gegen allerhand Gifft/ Flecken-Fieber und dergleichen gerühmet/ sondern gar vor eine Panacée gehalten. Solche findet sich in der Mitten des Nuß-Kerns/ wie ein Aug / daraus sie wieder sprosset: ist rund/ in der Grösse eines kleinen Tauben-Eyes/ glatt/ hart und wie die Perlen gläntzend: hat meistentheils eine gelbe Farb/ ausser daß sie an einem Theil etwas weiß ist. An dem einen End ist ein kleines Stielgen zu sehen/ wormit sie dem übrigen Nuß-Kern angehänget gewesen: wigt ohngefehr anderthalb Quint und gehet im Wasser zu Grunde. Die Indianer sollen sie in güldene und silberne Ringe also einfassen/ daß sie die blosse Haut an den Fingern anrühre/ und halten also diese Ringe vor ein sonderbahr Amuler wieder die Zauberey und alle Vergifftung. Unterdessen kan auch viel Aberglaubiges Wesen darunter stecken/ welches diejenige Histori bestättigen kan/ deren Franciscus Redi in seinen Experimentis Naturalibus p. 35. gedencket. Als nemblich eine frembde
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