Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

fettes und wohlgedungtes Erdreich eingeleget werden.

§. 3.

Ob aber dieses auch in Europa angehe? hat man vor einigen Jahren in dem neu-angerichteten Medicinischen Garten zu Ambsterdam mit gutem Success probiret/ wie Hr. Dumbsdorff/ ein basiger Teutscher Apothecker/ an den jüngern Herrn D. Volckamer nach Nürnberg berichtet. Solches gienge also zu: sie legten eine grosse Cocos-Nuß im Herbst also in die Erde/ daß das öberste grosse Aug oben lage: worauf aus einem der kleineren Augen/ welche unten lagen/ ein Stämlein entsprossen/ welches in zwey Jahren fünff Viertel einer Ehlen hoch gewachsen ist. Hierum kamen die Blätter hervor/ welche drey Vierthel von einer Ehlen lang waren: Und wann solche abfielen/ entstunden davon einige Striemen wie Knöpffe/ welches die Ursach seyn mag / daß der Stamm solche Reifflein und Gelencke hat/ wie alles aus der oben gesetzten Figur / welche in denen Miscellan. German. Cur. Dec. 2. Ann. 7. Obs. 250. pag. 467. enthalten / klärlicher zu sehen ist.

§. 4.

Der Unterscheid dieser Früchten wird entweder von ihrer Grösse oder eusserlichen Figur genommen. Der Grösse nach sind einige groß/ wie die gemeine: Einige kleiner/ welche auff besonderen Bäumen wachsen und von Tabernaemontano im dritten Buch von den Kräutern pag. 649 Nuculae Indicae oder Indianische Nüsselein genennet werden/ obwohlen sie an sich selbsten so klein nicht sind. Der Figur nach sind die meisten oval-rund; doch findet man zu weilen auch länglichte/ wie alles aus dem obigen Kupffer-Stück zu sehen ist.

§. 5.

Was den Nutzen und Gebrauch der Cocos-Nüsse anlanget/ so haben dieselbige nicht weniger als der gantze Baum einen überaus grossen Nutzen/ indem sie nicht allein eine gute Nahrung geben / davon sich etliche hundert Million Seelen ernehren und die Schwind-Süchtige sich erhalten sollen: sondern auch den natürlichen Saamen vermehren/ auch ihrer Fett- und Oehligkeit halben dem Stein-Schmertzen wehren können. Weßwegen dann auch aus dem Kern ein zweyfaches Oehl von den Indianern gepresset wird/ eines aus den frischen/ welches gelind laxieret und den harten Leib erweichet: das andere aus den dürren oder etwas gerösteten Kernen/ welches sie nicht allein zu den Lampen brauchen/ sondern es dienet dasselbe auch den Contracten Gliedern und Glieder-Schmertzen/ wie Wormius in Mus. pag. 209. davon meldet. So sollen sie auch aus der obersten Rinde einen dergleichen öhlichten Liquorem pressen/ welcher zu eben dergleichen Nerven-Kranckheiten dienlich ist/ auch die Würme im Leib tödten soll/ wie Tabernaemontanus pag. 649. seines Kräuter-Buchs aus dem Avicenna gedencket. Man kan auch aus diesen Kernen/ so man sie mit Wasser zerstöset/ eine Emulsion, gleich der Mandel-Milch/ machen/ worinnen die Indianer den Reiß und andere Speisse kochen und delicater machen. Nicht weniger ist das süse Wässerlein in den Kernen sehr nützlich/ indem es nicht allein einen angenehmen Tränck abgibt und sich lang halten lässet/ sondern auch ein vortrefflicher Spiritus und Aquavit davon kan destilliret werden/ welcher des berümbten D. Hermanni Liquor balsamicus ist/ worinnen er allerhand rare Gewächse und Ungezieffer conserviret und zu seiner Zeit zu Leyden in seinem Museo Ceylanico sehen liese/ wie mir solches Herr Doct. Kempffer, so ihm denselben bey seiner Retour aus Ost-Indien mitbrachte/ entdecket hat.

§. 6.

Aus der harten und holtzichten Schale dieser Nüß machte man allerhand Galanterien/ als Trinck-Geschirr/ Löffel/ Dosen und dergleichen/ absonderlich wann sie eusserlich schön poliret werden; worzu diese Nüsse bey denen Materialisten sehr gesuchet werden/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 214. bezeuget. Was davon abgehet/ kan man entweder zu Dinten-Pulver brauchen/ oder zu Kohlen verbrennen/ welche den Gold-Schmieden sehr dienlich sind.

§. 7.

Ingleichen dienet die eussere bastichte Rinde den Indianern zu den Schiff-Seiler/ welche bey die funfftzig Claffter lang/ fast eines halben Manns-dick sind und nicht so leicht in dem Wasser verfaulen; weßwegen sie auch die Ritze und Löcher an den Schiffen damit außstopffen: Und weilen auch das Holtz von dem Stamme zu dem Schiff- und andern Bau sehr dienlich ist/ auch die Indianer mit den Aesten und Blättern ihre Hütten und Schiffe decken/ Marten-Körbe und andere Sachen davon machen/ so ist fast kein nützlicher Baum/ als dieser/ in der Welt zu finden / wie obbelobter Wormius in seinem schönen Museo pag. 209. wohl raisoniret/ auch oben angeführter Georg Meister (so viele Jahr in Ost-Indien bey dem Justitz-Rath und Medico D. Cleyern, als ein Gärtner/ gedienet hat) solches loc. cit. pag. 49. bestättiget/ welcher davon sehr umbständlich handelt.

fettes und wohlgedungtes Erdreich eingeleget werden.

§. 3.

Ob aber dieses auch in Europa angehe? hat man vor einigen Jahren in dem neu-angerichteten Medicinischen Garten zu Ambsterdam mit gutem Success probiret/ wie Hr. Dumbsdorff/ ein basiger Teutscher Apothecker/ an den jüngern Herrn D. Volckamer nach Nürnberg berichtet. Solches gienge also zu: sie legten eine grosse Cocos-Nuß im Herbst also in die Erde/ daß das öberste grosse Aug oben lage: worauf aus einem der kleineren Augen/ welche unten lagen/ ein Stämlein entsprossen/ welches in zwey Jahren fünff Viertel einer Ehlen hoch gewachsen ist. Hierum kamen die Blätter hervor/ welche drey Vierthel von einer Ehlen lang waren: Und wann solche abfielen/ entstunden davon einige Striemen wie Knöpffe/ welches die Ursach seyn mag / daß der Stamm solche Reifflein und Gelencke hat/ wie alles aus der oben gesetzten Figur / welche in denen Miscellan. German. Cur. Dec. 2. Ann. 7. Obs. 250. pag. 467. enthalten / klärlicher zu sehen ist.

§. 4.

Der Unterscheid dieser Früchten wird entweder von ihrer Grösse oder eusserlichen Figur genommen. Der Grösse nach sind einige groß/ wie die gemeine: Einige kleiner/ welche auff besonderen Bäumen wachsen und von Tabernaemontano im dritten Buch von den Kräutern pag. 649 Nuculae Indicae oder Indianische Nüsselein genennet werden/ obwohlen sie an sich selbsten so klein nicht sind. Der Figur nach sind die meisten oval-rund; doch findet man zu weilen auch länglichte/ wie alles aus dem obigen Kupffer-Stück zu sehen ist.

§. 5.

Was den Nutzen und Gebrauch der Cocos-Nüsse anlanget/ so haben dieselbige nicht weniger als der gantze Baum einen überaus grossen Nutzen/ indem sie nicht allein eine gute Nahrung geben / davon sich etliche hundert Million Seelen ernehren und die Schwind-Süchtige sich erhalten sollen: sondern auch den natürlichen Saamen vermehren/ auch ihrer Fett- und Oehligkeit halben dem Stein-Schmertzen wehren können. Weßwegen dann auch aus dem Kern ein zweyfaches Oehl von den Indianern gepresset wird/ eines aus den frischen/ welches gelind laxieret und den harten Leib erweichet: das andere aus den dürren oder etwas gerösteten Kernen/ welches sie nicht allein zu den Lampen brauchen/ sondern es dienet dasselbe auch den Contracten Gliedern und Glieder-Schmertzen/ wie Wormius in Mus. pag. 209. davon meldet. So sollen sie auch aus der obersten Rinde einen dergleichen öhlichten Liquorem pressen/ welcher zu eben dergleichen Nerven-Kranckheiten dienlich ist/ auch die Würme im Leib tödten soll/ wie Tabernaemontanus pag. 649. seines Kräuter-Buchs aus dem Avicennâ gedencket. Man kan auch aus diesen Kernen/ so man sie mit Wasser zerstöset/ eine Emulsion, gleich der Mandel-Milch/ machen/ worinnen die Indianer den Reiß und andere Speisse kochen und delicater machen. Nicht weniger ist das süse Wässerlein in den Kernen sehr nützlich/ indem es nicht allein einen angenehmen Tränck abgibt und sich lang halten lässet/ sondern auch ein vortrefflicher Spiritus und Aquavit davon kan destilliret werden/ welcher des berümbten D. Hermanni Liquor balsamicus ist/ worinnen er allerhand rare Gewächse und Ungezieffer conserviret und zu seiner Zeit zu Leyden in seinem Museo Ceylanico sehen liese/ wie mir solches Herr Doct. Kempffer, so ihm denselben bey seiner Retour aus Ost-Indien mitbrachte/ entdecket hat.

§. 6.

Aus der harten und holtzichten Schale dieser Nüß machte man allerhand Galanterien/ als Trinck-Geschirr/ Löffel/ Dosen und dergleichen/ absonderlich wann sie eusserlich schön poliret werden; worzu diese Nüsse bey denen Materialisten sehr gesuchet werden/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 214. bezeuget. Was davon abgehet/ kan man entweder zu Dinten-Pulver brauchen/ oder zu Kohlen verbrennen/ welche den Gold-Schmieden sehr dienlich sind.

§. 7.

Ingleichen dienet die eussere bastichte Rinde den Indianern zu den Schiff-Seiler/ welche bey die funfftzig Claffter lang/ fast eines halben Manns-dick sind und nicht so leicht in dem Wasser verfaulen; weßwegen sie auch die Ritze und Löcher an den Schiffen damit außstopffen: Und weilen auch das Holtz von dem Stamme zu dem Schiff- und andern Bau sehr dienlich ist/ auch die Indianer mit den Aesten und Blättern ihre Hütten und Schiffe decken/ Marten-Körbe und andere Sachen davon machen/ so ist fast kein nützlicher Baum/ als dieser/ in der Welt zu finden / wie obbelobter Wormius in seinem schönen Museo pag. 209. wohl raisoniret/ auch oben angeführter Georg Meister (so viele Jahr in Ost-Indien bey dem Justitz-Rath und Medico D. Cleyern, als ein Gärtner/ gedienet hat) solches loc. cit. pag. 49. bestättiget/ welcher davon sehr umbständlich handelt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0371" n="325"/>
fettes und wohlgedungtes Erdreich eingeleget werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Ob aber dieses auch in Europa angehe? hat man vor einigen Jahren in dem neu-angerichteten       Medicinischen Garten zu Ambsterdam mit gutem Success probiret/ wie Hr. Dumbsdorff/ ein       basiger Teutscher Apothecker/ an den jüngern Herrn D. Volckamer nach Nürnberg berichtet.       Solches gienge also zu: sie legten eine grosse Cocos-Nuß im Herbst also in die Erde/ daß das       öberste grosse Aug oben lage: worauf aus einem der kleineren Augen/ welche unten lagen/ ein       Stämlein entsprossen/ welches in zwey Jahren fünff Viertel einer Ehlen hoch gewachsen ist.       Hierum kamen die Blätter hervor/ welche drey Vierthel von einer Ehlen lang waren: Und wann       solche abfielen/ entstunden davon einige Striemen wie Knöpffe/ welches die Ursach seyn mag /       daß der Stamm solche Reifflein und Gelencke hat/ wie alles aus der oben gesetzten Figur /       welche in denen Miscellan. German. Cur. Dec. 2. Ann. 7. Obs. 250. pag. 467. enthalten /       klärlicher zu sehen ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Der Unterscheid dieser Früchten wird entweder von ihrer Grösse oder eusserlichen Figur       genommen. Der Grösse nach sind einige groß/ wie die gemeine: Einige kleiner/ welche auff       besonderen Bäumen wachsen und von Tabernaemontano im dritten Buch von den Kräutern pag. 649       Nuculae Indicae oder Indianische Nüsselein genennet werden/ obwohlen sie an sich selbsten so       klein nicht sind. Der Figur nach sind die meisten oval-rund; doch findet man zu weilen auch       länglichte/ wie alles aus dem obigen Kupffer-Stück zu sehen ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Was den Nutzen und Gebrauch der Cocos-Nüsse anlanget/ so haben dieselbige nicht weniger als       der gantze Baum einen überaus grossen Nutzen/ indem sie nicht allein eine gute Nahrung geben /       davon sich etliche hundert Million Seelen ernehren und die Schwind-Süchtige sich erhalten       sollen: sondern auch den natürlichen Saamen vermehren/ auch ihrer Fett- und Oehligkeit halben       dem Stein-Schmertzen wehren können. Weßwegen dann auch aus dem Kern ein zweyfaches Oehl von den       Indianern gepresset wird/ eines aus den frischen/ welches gelind laxieret und den harten Leib       erweichet: das andere aus den dürren oder etwas gerösteten Kernen/ welches sie nicht allein zu       den Lampen brauchen/ sondern es dienet dasselbe auch den Contracten Gliedern und       Glieder-Schmertzen/ wie Wormius in Mus. pag. 209. davon meldet. So sollen sie auch aus der       obersten Rinde einen dergleichen öhlichten Liquorem pressen/ welcher zu eben dergleichen       Nerven-Kranckheiten dienlich ist/ auch die Würme im Leib tödten soll/ wie Tabernaemontanus       pag. 649. seines Kräuter-Buchs aus dem Avicennâ gedencket. Man kan auch aus diesen Kernen/ so       man sie mit Wasser zerstöset/ eine Emulsion, gleich der Mandel-Milch/ machen/ worinnen die       Indianer den Reiß und andere Speisse kochen und delicater machen. Nicht weniger ist das süse       Wässerlein in den Kernen sehr nützlich/ indem es nicht allein einen angenehmen Tränck abgibt       und sich lang halten lässet/ sondern auch ein vortrefflicher Spiritus und Aquavit davon kan       destilliret werden/ welcher des berümbten D. Hermanni Liquor balsamicus ist/ worinnen er       allerhand rare Gewächse und Ungezieffer conserviret und zu seiner Zeit zu Leyden in seinem       Museo Ceylanico sehen liese/ wie mir solches Herr Doct. Kempffer, so ihm denselben bey seiner       Retour aus Ost-Indien mitbrachte/ entdecket hat.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Aus der harten und holtzichten Schale dieser Nüß machte man allerhand Galanterien/ als       Trinck-Geschirr/ Löffel/ Dosen und dergleichen/ absonderlich wann sie eusserlich schön       poliret werden; worzu diese Nüsse bey denen Materialisten sehr gesuchet werden/ wie Pomet in       seiner Histoire des Drogues pag. 214. bezeuget. Was davon abgehet/ kan man entweder zu       Dinten-Pulver brauchen/ oder zu Kohlen verbrennen/ welche den Gold-Schmieden sehr dienlich       sind.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 7.</head>
        <p>Ingleichen dienet die eussere bastichte Rinde den Indianern zu den Schiff-Seiler/ welche bey       die funfftzig Claffter lang/ fast eines halben Manns-dick sind und nicht so leicht in dem       Wasser verfaulen; weßwegen sie auch die Ritze und Löcher an den Schiffen damit außstopffen: Und       weilen auch das Holtz von dem Stamme zu dem Schiff- und andern Bau sehr dienlich ist/ auch die       Indianer mit den Aesten und Blättern ihre Hütten und Schiffe decken/ Marten-Körbe und andere       Sachen davon machen/ so ist fast kein nützlicher Baum/ als dieser/ in der Welt zu finden /       wie obbelobter Wormius in seinem schönen Museo pag. 209. wohl raisoniret/ auch oben       angeführter Georg Meister (so viele Jahr in Ost-Indien bey dem Justitz-Rath und Medico D.       Cleyern, als ein Gärtner/ gedienet hat) solches loc. cit. pag. 49. bestättiget/ welcher davon       sehr umbständlich handelt.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0371] fettes und wohlgedungtes Erdreich eingeleget werden. §. 3. Ob aber dieses auch in Europa angehe? hat man vor einigen Jahren in dem neu-angerichteten Medicinischen Garten zu Ambsterdam mit gutem Success probiret/ wie Hr. Dumbsdorff/ ein basiger Teutscher Apothecker/ an den jüngern Herrn D. Volckamer nach Nürnberg berichtet. Solches gienge also zu: sie legten eine grosse Cocos-Nuß im Herbst also in die Erde/ daß das öberste grosse Aug oben lage: worauf aus einem der kleineren Augen/ welche unten lagen/ ein Stämlein entsprossen/ welches in zwey Jahren fünff Viertel einer Ehlen hoch gewachsen ist. Hierum kamen die Blätter hervor/ welche drey Vierthel von einer Ehlen lang waren: Und wann solche abfielen/ entstunden davon einige Striemen wie Knöpffe/ welches die Ursach seyn mag / daß der Stamm solche Reifflein und Gelencke hat/ wie alles aus der oben gesetzten Figur / welche in denen Miscellan. German. Cur. Dec. 2. Ann. 7. Obs. 250. pag. 467. enthalten / klärlicher zu sehen ist. §. 4. Der Unterscheid dieser Früchten wird entweder von ihrer Grösse oder eusserlichen Figur genommen. Der Grösse nach sind einige groß/ wie die gemeine: Einige kleiner/ welche auff besonderen Bäumen wachsen und von Tabernaemontano im dritten Buch von den Kräutern pag. 649 Nuculae Indicae oder Indianische Nüsselein genennet werden/ obwohlen sie an sich selbsten so klein nicht sind. Der Figur nach sind die meisten oval-rund; doch findet man zu weilen auch länglichte/ wie alles aus dem obigen Kupffer-Stück zu sehen ist. §. 5. Was den Nutzen und Gebrauch der Cocos-Nüsse anlanget/ so haben dieselbige nicht weniger als der gantze Baum einen überaus grossen Nutzen/ indem sie nicht allein eine gute Nahrung geben / davon sich etliche hundert Million Seelen ernehren und die Schwind-Süchtige sich erhalten sollen: sondern auch den natürlichen Saamen vermehren/ auch ihrer Fett- und Oehligkeit halben dem Stein-Schmertzen wehren können. Weßwegen dann auch aus dem Kern ein zweyfaches Oehl von den Indianern gepresset wird/ eines aus den frischen/ welches gelind laxieret und den harten Leib erweichet: das andere aus den dürren oder etwas gerösteten Kernen/ welches sie nicht allein zu den Lampen brauchen/ sondern es dienet dasselbe auch den Contracten Gliedern und Glieder-Schmertzen/ wie Wormius in Mus. pag. 209. davon meldet. So sollen sie auch aus der obersten Rinde einen dergleichen öhlichten Liquorem pressen/ welcher zu eben dergleichen Nerven-Kranckheiten dienlich ist/ auch die Würme im Leib tödten soll/ wie Tabernaemontanus pag. 649. seines Kräuter-Buchs aus dem Avicennâ gedencket. Man kan auch aus diesen Kernen/ so man sie mit Wasser zerstöset/ eine Emulsion, gleich der Mandel-Milch/ machen/ worinnen die Indianer den Reiß und andere Speisse kochen und delicater machen. Nicht weniger ist das süse Wässerlein in den Kernen sehr nützlich/ indem es nicht allein einen angenehmen Tränck abgibt und sich lang halten lässet/ sondern auch ein vortrefflicher Spiritus und Aquavit davon kan destilliret werden/ welcher des berümbten D. Hermanni Liquor balsamicus ist/ worinnen er allerhand rare Gewächse und Ungezieffer conserviret und zu seiner Zeit zu Leyden in seinem Museo Ceylanico sehen liese/ wie mir solches Herr Doct. Kempffer, so ihm denselben bey seiner Retour aus Ost-Indien mitbrachte/ entdecket hat. §. 6. Aus der harten und holtzichten Schale dieser Nüß machte man allerhand Galanterien/ als Trinck-Geschirr/ Löffel/ Dosen und dergleichen/ absonderlich wann sie eusserlich schön poliret werden; worzu diese Nüsse bey denen Materialisten sehr gesuchet werden/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 214. bezeuget. Was davon abgehet/ kan man entweder zu Dinten-Pulver brauchen/ oder zu Kohlen verbrennen/ welche den Gold-Schmieden sehr dienlich sind. §. 7. Ingleichen dienet die eussere bastichte Rinde den Indianern zu den Schiff-Seiler/ welche bey die funfftzig Claffter lang/ fast eines halben Manns-dick sind und nicht so leicht in dem Wasser verfaulen; weßwegen sie auch die Ritze und Löcher an den Schiffen damit außstopffen: Und weilen auch das Holtz von dem Stamme zu dem Schiff- und andern Bau sehr dienlich ist/ auch die Indianer mit den Aesten und Blättern ihre Hütten und Schiffe decken/ Marten-Körbe und andere Sachen davon machen/ so ist fast kein nützlicher Baum/ als dieser/ in der Welt zu finden / wie obbelobter Wormius in seinem schönen Museo pag. 209. wohl raisoniret/ auch oben angeführter Georg Meister (so viele Jahr in Ost-Indien bey dem Justitz-Rath und Medico D. Cleyern, als ein Gärtner/ gedienet hat) solches loc. cit. pag. 49. bestättiget/ welcher davon sehr umbständlich handelt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/371
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/371>, abgerufen am 21.12.2024.