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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Rheinischen Brandenwein nennet und wird entweder von dem Wein selbsten oder der Wein-Häfen gebrennet/ welcher letztere zwar viel stärcker/ als der andere ist/ aber einen etwas unangenehmen Geruch hat: wird häuffig von Colmar und Straßburg herunter gebracht/ welcher hier zu Land sehr gesuchet wird/ indem der / so auß Francken komt/ nicht so gut ist. In Holland und Engeland hat man die von dem Frantzen-Wein gemachte Brandenweine/ unter welchen die von Conjac, Nantes und Bourdeaux am bekandsten sind und auff der See in der Meng getruncken werden. Der beste Brandenwein ist / welcher schön weiß/ hell und klar/ eines guten Geschmacks ist/ auch die Prob, und wie man redet/ die Perle hält/ das ist/ welcher viele Bläßlein auffwirfft und solche lange hält / wann man ihn im Glaß beweget. Andere zünden ihn an/ und wann er gleich brennet uud nicht viel zurück lässet/ ist er gut. Man muß zusehen/ daß er nicht mit Frucht-Brandenwein verfälschet sey/ welchen man hier zu Land nicht allein von Korn-Früchten/ sondern auch von abgefallenen und wurmstichichten Quetschen häuffig brennet/ auch mit Fenchel/ Aniß/ Wacholder-Beern und dergleichen zuweilen abläutert. So hat man auch in den Apothecken den

Rectificirten-Brandenwein oder SPIRITUM VINI RECTIFICATUM,

welcher entweder durch widerhohltes destilliren oder Abziehen/ oder durch eine Schlange so weit getrieben wird/ biß er das Pulver anstecke/ auch wann er angestecket wird/ gantz keine Feuchtigkeit zurück lasse und so man einige Tropffen außschüttet/ solche in der Lufft zergehen und die Erde nicht berühren/ welche die drey Proben sind/ wodurch er erkennet wird. Doch kan man durch einen viel kürtzeren Weg darzu gelangen/ wann man den Rheinischen Brandenwein mit dem [unleserliches Material] Pottaschen/ Soude und dergleichen in einem Gefäß wohl schüttelt und rüttelt/ welche alles [unleserliches Material] in sich schlucken/ wie zu meiner Zeit den rectificirten Brandenwein auff diese Manier zu Pariß/ in dem Königlichen Laboratorio, gleichsam in einem moment habe machen gesehen. Ist ein vortrefflich-herrliches Werck/ nicht allein andere Cörper aufzulösen und allerhand Essentzen/ Tincturen und dergleichen zu machen/ sondern er selbst stärcket die Nerven und Gliedmaßen der gestalt/ daß ich einen guten Freund und Anverwandten kenne/ welcher denselben vor eine Panacee hält und nur durch eusserliches Einreiben an Menschen und Viehe damit recht glückliche Curen thut.

§. 12.

Nicht weniger wird mit dem

Wein-Essig oder ACETO VINI

ein grosser Handel getrieben und legen sich wohl eigene Personen auff das blosse Essig-machen. Je besser der Wein/ worauß er gemacht wird/ je stärcker der Essig ist. Und weilen man auch Eßig von den sauren und schlechten Baum-Früchten/ Bier/ Breyhahn und dergleichen machen kan/ hat man sich vorzusehen/ daß man solche nicht vor Wein-Eßig kauffe. Er komt auch in Tonnen von Straßburg am besten: Hat eine kühlende und anhaltende Krafft / treibet doch auch den Schweiß und behütet vor Fäulung; weßwegen er auch gegen die Pest selbsten gerühmet und allerhand Bezoardische-Eßige in den Apothecken darauß gemachet werden.

§. 13.

Ein dergleichen sauerer Safft wird auch aus den unreiffen Trauben oder Uvis agrestis gedrucket/ welchen die Apothecker

OMPHACIUM,

die Frantzosen und Holländer aber du VERIUS nennen: Hat eine anhaltende und zugleich kühlende Krafft/ stärcket den Magen/ machet appetit und refraichiret diejenige/ so grosse Hitze haben / wann er in der Speise und anderstwo genossen wird; wie dann auch deswegen ein Syrop davon zu finden/ welcher Syrupus de agresta genennet wird: Soll auch zur Reinigung des Wachses gebrauchet werden. Es muß nicht mit dem [unleserliches Material] omphacino confundirt werden/ wie Sim. Paulli l. c. pag. 413. erinnert.

§. 14.

Letzlich muß man auch die Wein-Hefen nicht vorbey gehen/ auß welcher die Kiefer guten Brandenwein brennen/ welche offters davon allein reich werden. Diejenige Wein-Händler aber / so ins Grose handeln und die FAECES Vini nach dem Ablaß in grosser Menge bekommen/ pflegen solche nicht leicht den Kiefern zu überlassen/ sondern pressen und keltern sie zuvor auß/ und bekommen offters noch einen ziemlichen Wein darvon: Nachgehens lassen sie solche zu einer schwartzen Farb verbrennen/ welche die Frantzosen von Franckfurt/ Mäyntz und Straßburg nach Pariß kommen lassen und

NOIR d' ALLEMAGNE

nennen: ist am besten/ wann es etwas feucht/ doch nicht mit Wasser naß gemacht/ schön gläntzend-schwartz/ zart und leicht ist/ auch keine Körnlein in sich hat/ absonderlich wann an statt des gemeinen Beins/ Helffenbein damit verbrandt worden; wird uff gewissen Mühlen und Machinen klein gemahlen. Es dienet den Kupffer-Druckern zu ihrer Farb/ welche

Rheinischen Brandenwein nennet und wird entweder von dem Wein selbsten oder der Wein-Häfen gebrennet/ welcher letztere zwar viel stärcker/ als der andere ist/ aber einen etwas unangenehmen Geruch hat: wird häuffig von Colmar und Straßburg herunter gebracht/ welcher hier zu Land sehr gesuchet wird/ indem der / so auß Francken komt/ nicht so gut ist. In Holland und Engeland hat man die von dem Frantzen-Wein gemachte Brandenweine/ unter welchen die von Conjac, Nantes und Bourdeaux am bekandsten sind und auff der See in der Meng getruncken werden. Der beste Brandenwein ist / welcher schön weiß/ hell und klar/ eines guten Geschmacks ist/ auch die Prob, und wie man redet/ die Perle hält/ das ist/ welcher viele Bläßlein auffwirfft und solche lange hält / wann man ihn im Glaß beweget. Andere zünden ihn an/ und wann er gleich brennet uud nicht viel zurück lässet/ ist er gut. Man muß zusehen/ daß er nicht mit Frucht-Brandenwein verfälschet sey/ welchen man hier zu Land nicht allein von Korn-Früchten/ sondern auch von abgefallenen und wurmstichichten Quetschen häuffig brennet/ auch mit Fenchel/ Aniß/ Wacholder-Beern und dergleichen zuweilen abläutert. So hat man auch in den Apothecken den

Rectificirten-Brandenwein oder SPIRITUM VINI RECTIFICATUM,

welcher entweder durch widerhohltes destilliren oder Abziehen/ oder durch eine Schlange so weit getrieben wird/ biß er das Pulver anstecke/ auch wann er angestecket wird/ gantz keine Feuchtigkeit zurück lasse und so man einige Tropffen außschüttet/ solche in der Lufft zergehen und die Erde nicht berühren/ welche die drey Proben sind/ wodurch er erkennet wird. Doch kan man durch einen viel kürtzeren Weg darzu gelangen/ wann man den Rheinischen Brandenwein mit dem [unleserliches Material] Pottaschen/ Soude und dergleichen in einem Gefäß wohl schüttelt und rüttelt/ welche alles [unleserliches Material] in sich schlucken/ wie zu meiner Zeit den rectificirten Brandenwein auff diese Manier zu Pariß/ in dem Königlichen Laboratorio, gleichsam in einem moment habe machen gesehen. Ist ein vortrefflich-herrliches Werck/ nicht allein andere Cörper aufzulösen und allerhand Essentzen/ Tincturen und dergleichen zu machen/ sondern er selbst stärcket die Nerven und Gliedmaßen der gestalt/ daß ich einen guten Freund und Anverwandten kenne/ welcher denselben vor eine Panacee hält und nur durch eusserliches Einreiben an Menschen und Viehe damit recht glückliche Curen thut.

§. 12.

Nicht weniger wird mit dem

Wein-Essig oder ACETO VINI

ein grosser Handel getrieben und legen sich wohl eigene Personen auff das blosse Essig-machen. Je besser der Wein/ worauß er gemacht wird/ je stärcker der Essig ist. Und weilen man auch Eßig von den sauren und schlechtẽ Baum-Früchten/ Bier/ Breyhahn und dergleichen machen kan/ hat man sich vorzusehen/ daß man solche nicht vor Wein-Eßig kauffe. Er komt auch in Tonnen von Straßburg am besten: Hat eine kühlende und anhaltende Krafft / treibet doch auch den Schweiß und behütet vor Fäulung; weßwegen er auch gegen die Pest selbsten gerühmet und allerhand Bezoardische-Eßige in den Apothecken darauß gemachet werden.

§. 13.

Ein dergleichen sauerer Safft wird auch aus den unreiffen Trauben oder Uvis agrestis gedrucket/ welchen die Apothecker

OMPHACIUM,

die Frantzosen und Holländer aber du VERIUS nennen: Hat eine anhaltende und zugleich kühlende Krafft/ stärcket den Magen/ machet appetit und refraichiret diejenige/ so grosse Hitze haben / wann er in der Speise und anderstwo genossen wird; wie dann auch deswegen ein Syrop davon zu finden/ welcher Syrupus de agrestâ genennet wird: Soll auch zur Reinigung des Wachses gebrauchet werden. Es muß nicht mit dem [unleserliches Material] omphacino confundirt werden/ wie Sim. Paulli l. c. pag. 413. erinnert.

§. 14.

Letzlich muß man auch die Wein-Hefen nicht vorbey gehen/ auß welcher die Kiefer guten Brandenwein brennen/ welche offters davon allein reich werden. Diejenige Wein-Händler aber / so ins Grose handeln und die FAECES Vini nach dem Ablaß in grosser Menge bekommen/ pflegen solche nicht leicht den Kiefern zu überlassen/ sondern pressen und keltern sie zuvor auß/ und bekom̃en offters noch einen ziemlichen Wein darvon: Nachgehens lassen sie solche zu einer schwartzen Farb verbrennen/ welche die Frantzosen von Franckfurt/ Mäyntz und Straßburg nach Pariß kommen lassen und

NOIR d' ALLEMAGNE

nennen: ist am besten/ wann es etwas feucht/ doch nicht mit Wasser naß gemacht/ schön gläntzend-schwartz/ zart und leicht ist/ auch keine Körnlein in sich hat/ absonderlich wann an statt des gemeinen Beins/ Helffenbein damit verbrandt worden; wird uff gewissen Mühlen und Machinen klein gemahlen. Es dienet den Kupffer-Druckern zu ihrer Farb/ welche

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[318/0364] Rheinischen Brandenwein nennet und wird entweder von dem Wein selbsten oder der Wein-Häfen gebrennet/ welcher letztere zwar viel stärcker/ als der andere ist/ aber einen etwas unangenehmen Geruch hat: wird häuffig von Colmar und Straßburg herunter gebracht/ welcher hier zu Land sehr gesuchet wird/ indem der / so auß Francken komt/ nicht so gut ist. In Holland und Engeland hat man die von dem Frantzen-Wein gemachte Brandenweine/ unter welchen die von Conjac, Nantes und Bourdeaux am bekandsten sind und auff der See in der Meng getruncken werden. Der beste Brandenwein ist / welcher schön weiß/ hell und klar/ eines guten Geschmacks ist/ auch die Prob, und wie man redet/ die Perle hält/ das ist/ welcher viele Bläßlein auffwirfft und solche lange hält / wann man ihn im Glaß beweget. Andere zünden ihn an/ und wann er gleich brennet uud nicht viel zurück lässet/ ist er gut. Man muß zusehen/ daß er nicht mit Frucht-Brandenwein verfälschet sey/ welchen man hier zu Land nicht allein von Korn-Früchten/ sondern auch von abgefallenen und wurmstichichten Quetschen häuffig brennet/ auch mit Fenchel/ Aniß/ Wacholder-Beern und dergleichen zuweilen abläutert. So hat man auch in den Apothecken den Rectificirten-Brandenwein oder SPIRITUM VINI RECTIFICATUM, welcher entweder durch widerhohltes destilliren oder Abziehen/ oder durch eine Schlange so weit getrieben wird/ biß er das Pulver anstecke/ auch wann er angestecket wird/ gantz keine Feuchtigkeit zurück lasse und so man einige Tropffen außschüttet/ solche in der Lufft zergehen und die Erde nicht berühren/ welche die drey Proben sind/ wodurch er erkennet wird. Doch kan man durch einen viel kürtzeren Weg darzu gelangen/ wann man den Rheinischen Brandenwein mit dem _ Pottaschen/ Soude und dergleichen in einem Gefäß wohl schüttelt und rüttelt/ welche alles _ in sich schlucken/ wie zu meiner Zeit den rectificirten Brandenwein auff diese Manier zu Pariß/ in dem Königlichen Laboratorio, gleichsam in einem moment habe machen gesehen. Ist ein vortrefflich-herrliches Werck/ nicht allein andere Cörper aufzulösen und allerhand Essentzen/ Tincturen und dergleichen zu machen/ sondern er selbst stärcket die Nerven und Gliedmaßen der gestalt/ daß ich einen guten Freund und Anverwandten kenne/ welcher denselben vor eine Panacee hält und nur durch eusserliches Einreiben an Menschen und Viehe damit recht glückliche Curen thut. §. 12. Nicht weniger wird mit dem Wein-Essig oder ACETO VINI ein grosser Handel getrieben und legen sich wohl eigene Personen auff das blosse Essig-machen. Je besser der Wein/ worauß er gemacht wird/ je stärcker der Essig ist. Und weilen man auch Eßig von den sauren und schlechtẽ Baum-Früchten/ Bier/ Breyhahn und dergleichen machen kan/ hat man sich vorzusehen/ daß man solche nicht vor Wein-Eßig kauffe. Er komt auch in Tonnen von Straßburg am besten: Hat eine kühlende und anhaltende Krafft / treibet doch auch den Schweiß und behütet vor Fäulung; weßwegen er auch gegen die Pest selbsten gerühmet und allerhand Bezoardische-Eßige in den Apothecken darauß gemachet werden. §. 13. Ein dergleichen sauerer Safft wird auch aus den unreiffen Trauben oder Uvis agrestis gedrucket/ welchen die Apothecker OMPHACIUM, die Frantzosen und Holländer aber du VERIUS nennen: Hat eine anhaltende und zugleich kühlende Krafft/ stärcket den Magen/ machet appetit und refraichiret diejenige/ so grosse Hitze haben / wann er in der Speise und anderstwo genossen wird; wie dann auch deswegen ein Syrop davon zu finden/ welcher Syrupus de agrestâ genennet wird: Soll auch zur Reinigung des Wachses gebrauchet werden. Es muß nicht mit dem _ omphacino confundirt werden/ wie Sim. Paulli l. c. pag. 413. erinnert. §. 14. Letzlich muß man auch die Wein-Hefen nicht vorbey gehen/ auß welcher die Kiefer guten Brandenwein brennen/ welche offters davon allein reich werden. Diejenige Wein-Händler aber / so ins Grose handeln und die FAECES Vini nach dem Ablaß in grosser Menge bekommen/ pflegen solche nicht leicht den Kiefern zu überlassen/ sondern pressen und keltern sie zuvor auß/ und bekom̃en offters noch einen ziemlichen Wein darvon: Nachgehens lassen sie solche zu einer schwartzen Farb verbrennen/ welche die Frantzosen von Franckfurt/ Mäyntz und Straßburg nach Pariß kommen lassen und NOIR d' ALLEMAGNE nennen: ist am besten/ wann es etwas feucht/ doch nicht mit Wasser naß gemacht/ schön gläntzend-schwartz/ zart und leicht ist/ auch keine Körnlein in sich hat/ absonderlich wann an statt des gemeinen Beins/ Helffenbein damit verbrandt worden; wird uff gewissen Mühlen und Machinen klein gemahlen. Es dienet den Kupffer-Druckern zu ihrer Farb/ welche

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/364>, abgerufen am 21.11.2024.