Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Rheinischen Brandenwein nennet und wird entweder von dem Wein selbsten oder der Wein-Häfen gebrennet/ welcher letztere zwar viel stärcker/ als der andere ist/ aber einen etwas unangenehmen Geruch hat: wird häuffig von Colmar und Straßburg herunter gebracht/ welcher hier zu Land sehr gesuchet wird/ indem der / so auß Francken komt/ nicht so gut ist. In Holland und Engeland hat man die von dem Frantzen-Wein gemachte Brandenweine/ unter welchen die von Conjac, Nantes und Bourdeaux am bekandsten sind und auff der See in der Meng getruncken werden. Der beste Brandenwein ist / welcher schön weiß/ hell und klar/ eines guten Geschmacks ist/ auch die Prob, und wie man redet/ die Perle hält/ das ist/ welcher viele Bläßlein auffwirfft und solche lange hält / wann man ihn im Glaß beweget. Andere zünden ihn an/ und wann er gleich brennet uud nicht viel zurück lässet/ ist er gut. Man muß zusehen/ daß er nicht mit Frucht-Brandenwein verfälschet sey/ welchen man hier zu Land nicht allein von Korn-Früchten/ sondern auch von abgefallenen und wurmstichichten Quetschen häuffig brennet/ auch mit Fenchel/ Aniß/ Wacholder-Beern und dergleichen zuweilen abläutert. So hat man auch in den Apothecken den

Rectificirten-Brandenwein oder SPIRITUM VINI RECTIFICATUM,

welcher entweder durch widerhohltes destilliren oder Abziehen/ oder durch eine Schlange so weit getrieben wird/ biß er das Pulver anstecke/ auch wann er angestecket wird/ gantz keine Feuchtigkeit zurück lasse und so man einige Tropffen außschüttet/ solche in der Lufft zergehen und die Erde nicht berühren/ welche die drey Proben sind/ wodurch er erkennet wird. Doch kan man durch einen viel kürtzeren Weg darzu gelangen/ wann man den Rheinischen Brandenwein mit dem [unleserliches Material] Pottaschen/ Soude und dergleichen in einem Gefäß wohl schüttelt und rüttelt/ welche alles [unleserliches Material] in sich schlucken/ wie zu meiner Zeit den rectificirten Brandenwein auff diese Manier zu Pariß/ in dem Königlichen Laboratorio, gleichsam in einem moment habe machen gesehen. Ist ein vortrefflich-herrliches Werck/ nicht allein andere Cörper aufzulösen und allerhand Essentzen/ Tincturen und dergleichen zu machen/ sondern er selbst stärcket die Nerven und Gliedmaßen der gestalt/ daß ich einen guten Freund und Anverwandten kenne/ welcher denselben vor eine Panacee hält und nur durch eusserliches Einreiben an Menschen und Viehe damit recht glückliche Curen thut.

§. 12.

Nicht weniger wird mit dem

Wein-Essig oder ACETO VINI

ein grosser Handel getrieben und legen sich wohl eigene Personen auff das blosse Essig-machen. Je besser der Wein/ worauß er gemacht wird/ je stärcker der Essig ist. Und weilen man auch Eßig von den sauren und schlechten Baum-Früchten/ Bier/ Breyhahn und dergleichen machen kan/ hat man sich vorzusehen/ daß man solche nicht vor Wein-Eßig kauffe. Er komt auch in Tonnen von Straßburg am besten: Hat eine kühlende und anhaltende Krafft / treibet doch auch den Schweiß und behütet vor Fäulung; weßwegen er auch gegen die Pest selbsten gerühmet und allerhand Bezoardische-Eßige in den Apothecken darauß gemachet werden.

§. 13.

Ein dergleichen sauerer Safft wird auch aus den unreiffen Trauben oder Uvis agrestis gedrucket/ welchen die Apothecker

OMPHACIUM,

die Frantzosen und Holländer aber du VERIUS nennen: Hat eine anhaltende und zugleich kühlende Krafft/ stärcket den Magen/ machet appetit und refraichiret diejenige/ so grosse Hitze haben / wann er in der Speise und anderstwo genossen wird; wie dann auch deswegen ein Syrop davon zu finden/ welcher Syrupus de agresta genennet wird: Soll auch zur Reinigung des Wachses gebrauchet werden. Es muß nicht mit dem [unleserliches Material] omphacino confundirt werden/ wie Sim. Paulli l. c. pag. 413. erinnert.

§. 14.

Letzlich muß man auch die Wein-Hefen nicht vorbey gehen/ auß welcher die Kiefer guten Brandenwein brennen/ welche offters davon allein reich werden. Diejenige Wein-Händler aber / so ins Grose handeln und die FAECES Vini nach dem Ablaß in grosser Menge bekommen/ pflegen solche nicht leicht den Kiefern zu überlassen/ sondern pressen und keltern sie zuvor auß/ und bekommen offters noch einen ziemlichen Wein darvon: Nachgehens lassen sie solche zu einer schwartzen Farb verbrennen/ welche die Frantzosen von Franckfurt/ Mäyntz und Straßburg nach Pariß kommen lassen und

NOIR d' ALLEMAGNE

nennen: ist am besten/ wann es etwas feucht/ doch nicht mit Wasser naß gemacht/ schön gläntzend-schwartz/ zart und leicht ist/ auch keine Körnlein in sich hat/ absonderlich wann an statt des gemeinen Beins/ Helffenbein damit verbrandt worden; wird uff gewissen Mühlen und Machinen klein gemahlen. Es dienet den Kupffer-Druckern zu ihrer Farb/ welche

Rheinischen Brandenwein nennet und wird entweder von dem Wein selbsten oder der Wein-Häfen gebrennet/ welcher letztere zwar viel stärcker/ als der andere ist/ aber einen etwas unangenehmen Geruch hat: wird häuffig von Colmar und Straßburg herunter gebracht/ welcher hier zu Land sehr gesuchet wird/ indem der / so auß Francken komt/ nicht so gut ist. In Holland und Engeland hat man die von dem Frantzen-Wein gemachte Brandenweine/ unter welchen die von Conjac, Nantes und Bourdeaux am bekandsten sind und auff der See in der Meng getruncken werden. Der beste Brandenwein ist / welcher schön weiß/ hell und klar/ eines guten Geschmacks ist/ auch die Prob, und wie man redet/ die Perle hält/ das ist/ welcher viele Bläßlein auffwirfft und solche lange hält / wann man ihn im Glaß beweget. Andere zünden ihn an/ und wann er gleich brennet uud nicht viel zurück lässet/ ist er gut. Man muß zusehen/ daß er nicht mit Frucht-Brandenwein verfälschet sey/ welchen man hier zu Land nicht allein von Korn-Früchten/ sondern auch von abgefallenen und wurmstichichten Quetschen häuffig brennet/ auch mit Fenchel/ Aniß/ Wacholder-Beern und dergleichen zuweilen abläutert. So hat man auch in den Apothecken den

Rectificirten-Brandenwein oder SPIRITUM VINI RECTIFICATUM,

welcher entweder durch widerhohltes destilliren oder Abziehen/ oder durch eine Schlange so weit getrieben wird/ biß er das Pulver anstecke/ auch wann er angestecket wird/ gantz keine Feuchtigkeit zurück lasse und so man einige Tropffen außschüttet/ solche in der Lufft zergehen und die Erde nicht berühren/ welche die drey Proben sind/ wodurch er erkennet wird. Doch kan man durch einen viel kürtzeren Weg darzu gelangen/ wann man den Rheinischen Brandenwein mit dem [unleserliches Material] Pottaschen/ Soude und dergleichen in einem Gefäß wohl schüttelt und rüttelt/ welche alles [unleserliches Material] in sich schlucken/ wie zu meiner Zeit den rectificirten Brandenwein auff diese Manier zu Pariß/ in dem Königlichen Laboratorio, gleichsam in einem moment habe machen gesehen. Ist ein vortrefflich-herrliches Werck/ nicht allein andere Cörper aufzulösen und allerhand Essentzen/ Tincturen und dergleichen zu machen/ sondern er selbst stärcket die Nerven und Gliedmaßen der gestalt/ daß ich einen guten Freund und Anverwandten kenne/ welcher denselben vor eine Panacee hält und nur durch eusserliches Einreiben an Menschen und Viehe damit recht glückliche Curen thut.

§. 12.

Nicht weniger wird mit dem

Wein-Essig oder ACETO VINI

ein grosser Handel getrieben und legen sich wohl eigene Personen auff das blosse Essig-machen. Je besser der Wein/ worauß er gemacht wird/ je stärcker der Essig ist. Und weilen man auch Eßig von den sauren und schlechtẽ Baum-Früchten/ Bier/ Breyhahn und dergleichen machen kan/ hat man sich vorzusehen/ daß man solche nicht vor Wein-Eßig kauffe. Er komt auch in Tonnen von Straßburg am besten: Hat eine kühlende und anhaltende Krafft / treibet doch auch den Schweiß und behütet vor Fäulung; weßwegen er auch gegen die Pest selbsten gerühmet und allerhand Bezoardische-Eßige in den Apothecken darauß gemachet werden.

§. 13.

Ein dergleichen sauerer Safft wird auch aus den unreiffen Trauben oder Uvis agrestis gedrucket/ welchen die Apothecker

OMPHACIUM,

die Frantzosen und Holländer aber du VERIUS nennen: Hat eine anhaltende und zugleich kühlende Krafft/ stärcket den Magen/ machet appetit und refraichiret diejenige/ so grosse Hitze haben / wann er in der Speise und anderstwo genossen wird; wie dann auch deswegen ein Syrop davon zu finden/ welcher Syrupus de agrestâ genennet wird: Soll auch zur Reinigung des Wachses gebrauchet werden. Es muß nicht mit dem [unleserliches Material] omphacino confundirt werden/ wie Sim. Paulli l. c. pag. 413. erinnert.

§. 14.

Letzlich muß man auch die Wein-Hefen nicht vorbey gehen/ auß welcher die Kiefer guten Brandenwein brennen/ welche offters davon allein reich werden. Diejenige Wein-Händler aber / so ins Grose handeln und die FAECES Vini nach dem Ablaß in grosser Menge bekommen/ pflegen solche nicht leicht den Kiefern zu überlassen/ sondern pressen und keltern sie zuvor auß/ und bekom̃en offters noch einen ziemlichen Wein darvon: Nachgehens lassen sie solche zu einer schwartzen Farb verbrennen/ welche die Frantzosen von Franckfurt/ Mäyntz und Straßburg nach Pariß kommen lassen und

NOIR d' ALLEMAGNE

nennen: ist am besten/ wann es etwas feucht/ doch nicht mit Wasser naß gemacht/ schön gläntzend-schwartz/ zart und leicht ist/ auch keine Körnlein in sich hat/ absonderlich wann an statt des gemeinen Beins/ Helffenbein damit verbrandt worden; wird uff gewissen Mühlen und Machinen klein gemahlen. Es dienet den Kupffer-Druckern zu ihrer Farb/ welche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0364" n="318"/>
Rheinischen Brandenwein nennet       und wird entweder von dem Wein selbsten oder der Wein-Häfen gebrennet/ welcher letztere zwar       viel stärcker/ als der andere ist/ aber einen etwas unangenehmen Geruch hat: wird häuffig von       Colmar und Straßburg herunter gebracht/ welcher hier zu Land sehr gesuchet wird/ indem der /       so auß Francken komt/ nicht so gut ist. In Holland und Engeland hat man die von dem       Frantzen-Wein gemachte Brandenweine/ unter welchen die von Conjac, Nantes und Bourdeaux am       bekandsten sind und auff der See in der Meng getruncken werden. Der beste Brandenwein ist /       welcher schön weiß/ hell und klar/ eines guten Geschmacks ist/ auch die Prob, und wie man       redet/ die Perle hält/ das ist/ welcher viele Bläßlein auffwirfft und solche lange hält /       wann man ihn im Glaß beweget. Andere zünden ihn an/ und wann er gleich brennet uud nicht viel       zurück lässet/ ist er gut. Man muß zusehen/ daß er nicht mit Frucht-Brandenwein verfälschet       sey/ welchen man hier zu Land nicht allein von Korn-Früchten/ sondern auch von abgefallenen       und wurmstichichten Quetschen häuffig brennet/ auch mit Fenchel/ Aniß/ Wacholder-Beern und       dergleichen zuweilen abläutert. So hat man auch in den Apothecken den</p>
        <p>Rectificirten-Brandenwein oder SPIRITUM VINI RECTIFICATUM,</p>
        <p>welcher entweder durch widerhohltes destilliren oder Abziehen/ oder durch eine Schlange so       weit getrieben wird/ biß er das Pulver anstecke/ auch wann er angestecket wird/ gantz keine       Feuchtigkeit zurück lasse und so man einige Tropffen außschüttet/ solche in der Lufft zergehen       und die Erde nicht berühren/ welche die drey Proben sind/ wodurch er erkennet wird. Doch kan       man durch einen viel kürtzeren Weg darzu gelangen/ wann man den Rheinischen Brandenwein mit       dem <gap reason="illegible"/> Pottaschen/ Soude und dergleichen in einem Gefäß wohl schüttelt und rüttelt/ welche       alles <gap reason="illegible"/> in sich schlucken/ wie zu meiner Zeit den rectificirten Brandenwein auff diese       Manier zu Pariß/ in dem Königlichen Laboratorio, gleichsam in einem moment habe machen       gesehen. Ist ein vortrefflich-herrliches Werck/ nicht allein andere Cörper aufzulösen und       allerhand Essentzen/ Tincturen und dergleichen zu machen/ sondern er selbst stärcket die       Nerven und Gliedmaßen der gestalt/ daß ich einen guten Freund und Anverwandten kenne/ welcher       denselben vor eine Panacee hält und nur durch eusserliches Einreiben an Menschen und Viehe       damit recht glückliche Curen thut.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 12.</head>
        <p>Nicht weniger wird mit dem</p>
        <p>Wein-Essig oder ACETO VINI</p>
        <p>ein grosser Handel getrieben und legen sich wohl eigene Personen auff das blosse       Essig-machen. Je besser der Wein/ worauß er gemacht wird/ je stärcker der Essig ist. Und       weilen man auch Eßig von den sauren und schlechte&#x0303; Baum-Früchten/ Bier/ Breyhahn und       dergleichen machen kan/ hat man sich vorzusehen/ daß man solche nicht vor Wein-Eßig kauffe.       Er komt auch in Tonnen von Straßburg am besten: Hat eine kühlende und anhaltende Krafft /       treibet doch auch den Schweiß und behütet vor Fäulung; weßwegen er auch gegen die Pest selbsten       gerühmet und allerhand Bezoardische-Eßige in den Apothecken darauß gemachet werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 13.</head>
        <p>Ein dergleichen sauerer Safft wird auch aus den unreiffen Trauben oder Uvis agrestis       gedrucket/ welchen die Apothecker</p>
        <p> <hi rendition="#k">OMPHACIUM,</hi> </p>
        <p>die Frantzosen und Holländer aber du VERIUS nennen: Hat eine anhaltende und zugleich kühlende       Krafft/ stärcket den Magen/ machet appetit und refraichiret diejenige/ so grosse Hitze haben      / wann er in der Speise und anderstwo genossen wird; wie dann auch deswegen ein Syrop davon zu       finden/ welcher Syrupus de agrestâ genennet wird: Soll auch zur Reinigung des Wachses       gebrauchet werden. Es muß nicht mit dem <gap reason="illegible"/> omphacino confundirt werden/ wie Sim. Paulli l. c.       pag. 413. erinnert.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 14.</head>
        <p>Letzlich muß man auch die Wein-Hefen nicht vorbey gehen/ auß welcher die Kiefer guten       Brandenwein brennen/ welche offters davon allein reich werden. Diejenige Wein-Händler aber /       so ins Grose handeln und die FAECES Vini nach dem Ablaß in grosser Menge bekommen/ pflegen       solche nicht leicht den Kiefern zu überlassen/ sondern pressen und keltern sie zuvor auß/ und       bekom&#x0303;en offters noch einen ziemlichen Wein darvon: Nachgehens lassen sie solche zu       einer schwartzen Farb verbrennen/ welche die Frantzosen von Franckfurt/ Mäyntz und Straßburg       nach Pariß kommen lassen und</p>
        <p> <hi rendition="#k">NOIR d' ALLEMAGNE</hi> </p>
        <p>nennen: ist am besten/ wann es etwas feucht/ doch nicht mit Wasser naß gemacht/ schön       gläntzend-schwartz/ zart und leicht ist/ auch keine Körnlein in sich hat/ absonderlich wann       an statt des gemeinen Beins/ Helffenbein damit verbrandt worden; wird uff gewissen Mühlen und       Machinen klein gemahlen. Es dienet den Kupffer-Druckern zu ihrer Farb/ welche
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[318/0364] Rheinischen Brandenwein nennet und wird entweder von dem Wein selbsten oder der Wein-Häfen gebrennet/ welcher letztere zwar viel stärcker/ als der andere ist/ aber einen etwas unangenehmen Geruch hat: wird häuffig von Colmar und Straßburg herunter gebracht/ welcher hier zu Land sehr gesuchet wird/ indem der / so auß Francken komt/ nicht so gut ist. In Holland und Engeland hat man die von dem Frantzen-Wein gemachte Brandenweine/ unter welchen die von Conjac, Nantes und Bourdeaux am bekandsten sind und auff der See in der Meng getruncken werden. Der beste Brandenwein ist / welcher schön weiß/ hell und klar/ eines guten Geschmacks ist/ auch die Prob, und wie man redet/ die Perle hält/ das ist/ welcher viele Bläßlein auffwirfft und solche lange hält / wann man ihn im Glaß beweget. Andere zünden ihn an/ und wann er gleich brennet uud nicht viel zurück lässet/ ist er gut. Man muß zusehen/ daß er nicht mit Frucht-Brandenwein verfälschet sey/ welchen man hier zu Land nicht allein von Korn-Früchten/ sondern auch von abgefallenen und wurmstichichten Quetschen häuffig brennet/ auch mit Fenchel/ Aniß/ Wacholder-Beern und dergleichen zuweilen abläutert. So hat man auch in den Apothecken den Rectificirten-Brandenwein oder SPIRITUM VINI RECTIFICATUM, welcher entweder durch widerhohltes destilliren oder Abziehen/ oder durch eine Schlange so weit getrieben wird/ biß er das Pulver anstecke/ auch wann er angestecket wird/ gantz keine Feuchtigkeit zurück lasse und so man einige Tropffen außschüttet/ solche in der Lufft zergehen und die Erde nicht berühren/ welche die drey Proben sind/ wodurch er erkennet wird. Doch kan man durch einen viel kürtzeren Weg darzu gelangen/ wann man den Rheinischen Brandenwein mit dem _ Pottaschen/ Soude und dergleichen in einem Gefäß wohl schüttelt und rüttelt/ welche alles _ in sich schlucken/ wie zu meiner Zeit den rectificirten Brandenwein auff diese Manier zu Pariß/ in dem Königlichen Laboratorio, gleichsam in einem moment habe machen gesehen. Ist ein vortrefflich-herrliches Werck/ nicht allein andere Cörper aufzulösen und allerhand Essentzen/ Tincturen und dergleichen zu machen/ sondern er selbst stärcket die Nerven und Gliedmaßen der gestalt/ daß ich einen guten Freund und Anverwandten kenne/ welcher denselben vor eine Panacee hält und nur durch eusserliches Einreiben an Menschen und Viehe damit recht glückliche Curen thut. §. 12. Nicht weniger wird mit dem Wein-Essig oder ACETO VINI ein grosser Handel getrieben und legen sich wohl eigene Personen auff das blosse Essig-machen. Je besser der Wein/ worauß er gemacht wird/ je stärcker der Essig ist. Und weilen man auch Eßig von den sauren und schlechtẽ Baum-Früchten/ Bier/ Breyhahn und dergleichen machen kan/ hat man sich vorzusehen/ daß man solche nicht vor Wein-Eßig kauffe. Er komt auch in Tonnen von Straßburg am besten: Hat eine kühlende und anhaltende Krafft / treibet doch auch den Schweiß und behütet vor Fäulung; weßwegen er auch gegen die Pest selbsten gerühmet und allerhand Bezoardische-Eßige in den Apothecken darauß gemachet werden. §. 13. Ein dergleichen sauerer Safft wird auch aus den unreiffen Trauben oder Uvis agrestis gedrucket/ welchen die Apothecker OMPHACIUM, die Frantzosen und Holländer aber du VERIUS nennen: Hat eine anhaltende und zugleich kühlende Krafft/ stärcket den Magen/ machet appetit und refraichiret diejenige/ so grosse Hitze haben / wann er in der Speise und anderstwo genossen wird; wie dann auch deswegen ein Syrop davon zu finden/ welcher Syrupus de agrestâ genennet wird: Soll auch zur Reinigung des Wachses gebrauchet werden. Es muß nicht mit dem _ omphacino confundirt werden/ wie Sim. Paulli l. c. pag. 413. erinnert. §. 14. Letzlich muß man auch die Wein-Hefen nicht vorbey gehen/ auß welcher die Kiefer guten Brandenwein brennen/ welche offters davon allein reich werden. Diejenige Wein-Händler aber / so ins Grose handeln und die FAECES Vini nach dem Ablaß in grosser Menge bekommen/ pflegen solche nicht leicht den Kiefern zu überlassen/ sondern pressen und keltern sie zuvor auß/ und bekom̃en offters noch einen ziemlichen Wein darvon: Nachgehens lassen sie solche zu einer schwartzen Farb verbrennen/ welche die Frantzosen von Franckfurt/ Mäyntz und Straßburg nach Pariß kommen lassen und NOIR d' ALLEMAGNE nennen: ist am besten/ wann es etwas feucht/ doch nicht mit Wasser naß gemacht/ schön gläntzend-schwartz/ zart und leicht ist/ auch keine Körnlein in sich hat/ absonderlich wann an statt des gemeinen Beins/ Helffenbein damit verbrandt worden; wird uff gewissen Mühlen und Machinen klein gemahlen. Es dienet den Kupffer-Druckern zu ihrer Farb/ welche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/364
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/364>, abgerufen am 21.12.2024.