Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XII. Capitel Von den schwarczen und rothen Brust-Beerlein.
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§. 1. DJe schwartze Brust-Beeren/ SEBESTEN genandt/ find kleine schwartze Früchte/ wie unsere Pflaumen anzusehen/ welche oben meistentheils ein weisses Hütgen/ wie die Eicheln/ inwendig aber/ unter dem Honig-süssen Fleisch/ ein kleines Steinlein führen: Werden auß Syrien und Aegypten/ über Alexandrien/ nacher Venedig und Massilien/ von dannen aber in Teutschland gebracht/ wie Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien p. 155. auß dem Schroeder anmercket. §. 2. Diese Früchte wachsen auff gewissen Bäumen/ wie die Pflaumen/ deren wir zwey- erley Species bey dem sehr accuraten und annoch sehr neuen Botanico, Leonardo Plukenet Tab. CCXVII. Phytographi[unleserliches Material] finden: Eine wird Prunus Sebestena Domestica foliis subrotundis, oder die zahme und rund- blätterichte Sebesten genennet: Die andere aber Prunus Sebestena Sylv. Malabarica, welche etwas läglichte Blätter hat/ wie oben auß beyden Figuren klärlich zu ersehen ist. Beyde blühen im Früdling und geben im Herbst die Früchte/ welche alle Hütger oder Calices haben. §. 3. Die beste sind/ welche noch frisch/ vollkommen und fleischicht sind/ außwendig schwartz-braun außsehen und ihr Hütlein noch haben/ woran man erkennen kan/ daß sie noch frisch und nicht gewaschen/ noch mit etwas angerieben find. Das Fleisch davon muß süße / schleimicht/ braun-roth und weich seyn. Diejenige hergegen so schwartzgläntzend und auffgeblasen scheinen/ auch keine Hütger mehr haben/ sind nicht gut; wie dann auch die gantz kleine/ röthlichte und harte nichts taugen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues p. 212. lehret. §. 4. Ihren Qualitäten nach sind sie temperirter Natur/ erweichen den zähen Schleim und lindern die scharffe/ saltzichte und beissende Feuch-tigkeiten/ worvon die Flüsse und allerhand Brust-Kranckheiten herrühren; weßwegen sie den Husten/ die Heisserkeit der Kehlen/ Eng. brüstigkeit/ Lungensucht/ Seitenstechen und dergleichen Gebrechen mehr vertreiben. Ingleichen dienen sie gegen die hitzige Gallen-Fieber/ Nieren und Lendenweh/ so von scharffem Urin herrühren/ welchen sie auch vergleistern und lindern. So hatten auch unsere Vorsahren ein gewisse Lattwerg darvon/ welche Electuatium Diasebesten Montagnanae genennet und zu etlich Loth gegeben wurde/ damit der scharffe Schleim dadurch abgeführet würde: Weilen aber solche Lattwerg sick nicht lang halten lassen/ auch langsam verschrieben worden/ als ist sie heutzu Tag gäntzlich in Abgang gekommen; will man aber solche noch gebrauchen/ muß sie in geringer quantität angemachet werden/ wie Simon Paulli in Quad. Botan. pag. 44. erinnert. Das XII. Capitel Von den schwarczen und rothen Brust-Beerlein.
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§. 1. DJe schwartze Brust-Beeren/ SEBESTEN genandt/ find kleine schwartze Früchte/ wie unsere Pflaumen anzusehen/ welche oben meistentheils ein weisses Hütgen/ wie die Eicheln/ inwendig aber/ unter dem Honig-süssen Fleisch/ ein kleines Steinlein führen: Werden auß Syrien und Aegypten/ über Alexandrien/ nacher Venedig und Massilien/ von dannen aber in Teutschland gebracht/ wie Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien p. 155. auß dem Schroeder anmercket. §. 2. Diese Früchte wachsen auff gewissen Bäumen/ wie die Pflaumen/ deren wir zwey- erley Species bey dem sehr accuraten und annoch sehr neuen Botanico, Leonardo Plukenet Tab. CCXVII. Phytographi[unleserliches Material] finden: Eine wird Prunus Sebestena Domestica foliis subrotundis, oder die zahme und rund- blätterichte Sebesten genennet: Die andere aber Prunus Sebestena Sylv. Malabarica, welche etwas läglichte Blätter hat/ wie oben auß beyden Figuren klärlich zu ersehen ist. Beyde blühen im Früdling und geben im Herbst die Früchte/ welche alle Hütger oder Calices haben. §. 3. Die beste sind/ welche noch frisch/ vollkommen und fleischicht sind/ außwendig schwartz-braun außsehen und ihr Hütlein noch haben/ woran man erkennen kan/ daß sie noch frisch und nicht gewaschen/ noch mit etwas angerieben find. Das Fleisch davon muß süße / schleimicht/ braun-roth und weich seyn. Diejenige hergegen so schwartzgläntzend und auffgeblasen scheinen/ auch keine Hütger mehr haben/ sind nicht gut; wie dann auch die gantz kleine/ röthlichte und harte nichts taugen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues p. 212. lehret. §. 4. Ihren Qualitäten nach sind sie temperirter Natur/ erweichen den zähen Schleim und lindern die scharffe/ saltzichte und beissende Feuch-tigkeiten/ worvon die Flüsse und allerhand Brust-Kranckheiten herrühren; weßwegen sie den Husten/ die Heisserkeit der Kehlen/ Eng. brüstigkeit/ Lungensucht/ Seitenstechen und dergleichen Gebrechen mehr vertreiben. Ingleichen dienen sie gegen die hitzige Gallen-Fieber/ Nieren und Lendenweh/ so von scharffem Urin herrühren/ welchen sie auch vergleistern und lindern. So hatten auch unsere Vorsahren ein gewisse Lattwerg darvon/ welche Electuatium Diasebesten Montagnanae genennet und zu etlich Loth gegeben wurde/ damit der scharffe Schleim dadurch abgeführet würde: Weilen aber solche Lattwerg sick nicht lang halten lassen/ auch langsam verschrieben worden/ als ist sie heutzu Tag gäntzlich in Abgang gekommen; will man aber solche noch gebrauchen/ muß sie in geringer quantität angemachet werden/ wie Simon Paulli in Quad. Botan. pag. 44. erinnert. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0356" n="310"/> </div> <div> <head>Das XII. 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Diejenige hergegen so schwartzgläntzend und auffgeblasen scheinen/ auch keine Hütger mehr haben/ sind nicht gut; wie dann auch die gantz kleine/ röthlichte und harte nichts taugen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues p. 212. lehret.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Ihren Qualitäten nach sind sie temperirter Natur/ erweichen den zähen Schleim und lindern die scharffe/ saltzichte und beissende Feuch-tigkeiten/ worvon die Flüsse und allerhand Brust-Kranckheiten herrühren; weßwegen sie den Husten/ die Heisserkeit der Kehlen/ Eng. brüstigkeit/ Lungensucht/ Seitenstechen und dergleichen Gebrechen mehr vertreiben. Ingleichen dienen sie gegen die hitzige Gallen-Fieber/ Nieren und Lendenweh/ so von scharffem Urin herrühren/ welchen sie auch vergleistern und lindern. So hatten auch unsere Vorsahren ein gewisse Lattwerg darvon/ welche Electuatium Diasebesten Montagnanae genennet und zu etlich Loth gegeben wurde/ damit der scharffe Schleim dadurch abgeführet würde: Weilen aber solche Lattwerg sick nicht lang halten lassen/ auch langsam verschrieben worden/ als ist sie heutzu Tag gäntzlich in Abgang gekommen; will man aber solche noch gebrauchen/ muß sie in geringer quantität angemachet werden/ wie Simon Paulli in Quad. Botan. pag. 44. erinnert. </p> </div> </body> </text> </TEI> [310/0356]
Das XII. Capitel Von den schwarczen und rothen Brust-Beerlein.
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§. 1. DJe schwartze Brust-Beeren/ SEBESTEN genandt/ find kleine schwartze Früchte/ wie unsere Pflaumen anzusehen/ welche oben meistentheils ein weisses Hütgen/ wie die Eicheln/ inwendig aber/ unter dem Honig-süssen Fleisch/ ein kleines Steinlein führen: Werden auß Syrien und Aegypten/ über Alexandrien/ nacher Venedig und Massilien/ von dannen aber in Teutschland gebracht/ wie Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien p. 155. auß dem Schroeder anmercket.
§. 2. Diese Früchte wachsen auff gewissen Bäumen/ wie die Pflaumen/ deren wir zwey- erley Species bey dem sehr accuraten und annoch sehr neuen Botanico, Leonardo Plukenet Tab. CCXVII. Phytographi_ finden: Eine wird Prunus Sebestena Domestica foliis subrotundis, oder die zahme und rund- blätterichte Sebesten genennet: Die andere aber Prunus Sebestena Sylv. Malabarica, welche etwas läglichte Blätter hat/ wie oben auß beyden Figuren klärlich zu ersehen ist. Beyde blühen im Früdling und geben im Herbst die Früchte/ welche alle Hütger oder Calices haben.
§. 3. Die beste sind/ welche noch frisch/ vollkommen und fleischicht sind/ außwendig schwartz-braun außsehen und ihr Hütlein noch haben/ woran man erkennen kan/ daß sie noch frisch und nicht gewaschen/ noch mit etwas angerieben find. Das Fleisch davon muß süße / schleimicht/ braun-roth und weich seyn. Diejenige hergegen so schwartzgläntzend und auffgeblasen scheinen/ auch keine Hütger mehr haben/ sind nicht gut; wie dann auch die gantz kleine/ röthlichte und harte nichts taugen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues p. 212. lehret.
§. 4. Ihren Qualitäten nach sind sie temperirter Natur/ erweichen den zähen Schleim und lindern die scharffe/ saltzichte und beissende Feuch-tigkeiten/ worvon die Flüsse und allerhand Brust-Kranckheiten herrühren; weßwegen sie den Husten/ die Heisserkeit der Kehlen/ Eng. brüstigkeit/ Lungensucht/ Seitenstechen und dergleichen Gebrechen mehr vertreiben. Ingleichen dienen sie gegen die hitzige Gallen-Fieber/ Nieren und Lendenweh/ so von scharffem Urin herrühren/ welchen sie auch vergleistern und lindern. So hatten auch unsere Vorsahren ein gewisse Lattwerg darvon/ welche Electuatium Diasebesten Montagnanae genennet und zu etlich Loth gegeben wurde/ damit der scharffe Schleim dadurch abgeführet würde: Weilen aber solche Lattwerg sick nicht lang halten lassen/ auch langsam verschrieben worden/ als ist sie heutzu Tag gäntzlich in Abgang gekommen; will man aber solche noch gebrauchen/ muß sie in geringer quantität angemachet werden/ wie Simon Paulli in Quad. Botan. pag. 44. erinnert.
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