Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.sich selbsten eine Wurtzel gewinnen und außschlagen/ wie Mons. Tournefort solches in einem Abriß in des Pomets Material-Kammer pag. 198. unter Augen leget. Sonsten aber werden sie in der Artzney den Weibern in den Mutter-Schmertzen und andern derselben Kranckheiten verschrieben/ darvon sie auch den Nahmen bekommen haben; Weßwegen dann auch ein Safft oder Syrup davon gemacht wird/ welcher gegen das Auffblöhen der Mutter/ den weisen Fluß der Weiber/ auch deren Sterilität und Unfruchtharkeit gelobet und von Doct. Ettmüllern. c. l. recommendiret wird. §. 8. Uber diese vorbemeldte hat man noch eine andere Art sehr kleiner Nägelein/ welche CARYOPHYLLI REGII oder Königs-Näglein genennet/ und bißher von wenigen oder fast niemanden/ ausser dem berümbten Wormio, in seinem Museo pag. 203. beschrieben worden: Sind kaum eines Gersten-Korns dick und formiren mit ihren Zacken (davon auff beyden Seiten wohl 6. biß 8. zu sehen sind) eine Cron/ welche einer Blumen ähnlicher sind als einer Frucht/ wie sie in oben gesetzter Figur (dergleichen ich zu Franckfurt am Mayn bey Herrn Vito, als Er eben auß Ost-Indien kommen/ gesehen) von Plukenetio Tab. 155. abgemahlet worden: Sind sonsten an Farb und Geschmack/ wie auch Geruch/ den andern gleich. §. 9. Der Baum dieser Königs-Nägelein soll von denen Einwohnern der Insul Macciam in grossen Ehren gehalten und THINCARADOI, das ist/ Caryophyllus Regius genennet werden/ welchen der König gedachter Insul mit einer Wacht bewahren soll/ damit er nicht violiret werde/ auch die Frucht nicht so leicht vereussert werden könne/ welche deswegen auch so rar zu bekommen seyn soll; Wie man dann zugleich vorgibt/ es wäre nur ein eintziger dergleichen Baum in der Welt zu finden und daß andere Bäume sich gegen denselben gleichsam neigeten/ auch wann er blühe/ alle andere Blüth von den andern Bäumen abfallen thäte. Allein alles dieses scheinet einem Mährlein viel ähnlicher/ als einer warhafftigen Histori (ohnerachtet es ein gewisse Person/ so den Baum gesehen haben will/ obgemeldtem Wormio vor gewiß erzehlet hat) indem der Herr Rumphius, in seinen Brieffen an Herr Herbert de Jager, versichert/ daß die Bäume der rechten Königs-Nägelein gäntzlich außgerottet worden seyen/ dahero auch die grosse rarität der Früchte entstanden ist/ wie unten im Anhang dieses/ auß den Ost-Indianischen Sendschreiben/ zu ersehen ist. §. 10. Obwohlen nun nicht zuzweifflen ist/ daß diese Näglein eben solche Qualitäten und Tugenden haben/ wie die vorige/ so sind sie doch viel zu rar und zu kostbahr/ daß sie also in den Speisen und Artzneyen könten employirt werden. Weßwegen sie nur in den Kunst- und Naturalien-Kammern zur Rarität gezeiget/ von den Indianern aber eingefädent und an statt der Arm- und Halß Bändern angehenget werden. sich selbsten eine Wurtzel gewinnen und außschlagen/ wie Mons. Tournefort solches in einem Abriß in des Pomets Material-Kammer pag. 198. unter Augen leget. Sonsten aber werden sie in der Artzney den Weibern in den Mutter-Schmertzen und andern derselben Kranckheiten verschrieben/ darvon sie auch den Nahmen bekommen haben; Weßwegen dann auch ein Safft oder Syrup davon gemacht wird/ welcher gegen das Auffblöhen der Mutter/ den weisen Fluß der Weiber/ auch deren Sterilität und Unfruchtharkeit gelobet und von Doct. Ettmüllern. c. l. recommendiret wird. §. 8. Uber diese vorbemeldte hat man noch eine andere Art sehr kleiner Nägelein/ welche CARYOPHYLLI REGII oder Königs-Näglein genennet/ und bißher von wenigen oder fast niemanden/ ausser dem berümbten Wormiô, in seinem Museo pag. 203. beschrieben worden: Sind kaum eines Gersten-Korns dick und formiren mit ihren Zacken (davon auff beyden Seiten wohl 6. biß 8. zu sehen sind) eine Cron/ welche einer Blumen ähnlicher sind als einer Frucht/ wie sie in oben gesetzter Figur (dergleichen ich zu Franckfurt am Mayn bey Herrn Vito, als Er eben auß Ost-Indien kommen/ gesehen) von Plukenetio Tab. 155. abgemahlet worden: Sind sonsten an Farb und Geschmack/ wie auch Geruch/ den andern gleich. §. 9. Der Baum dieser Königs-Nägelein soll von denen Einwohnern der Insul Macciam in grossen Ehren gehalten und THINCARADOI, das ist/ Caryophyllus Regius genennet werden/ welchen der König gedachter Insul mit einer Wacht bewahren soll/ damit er nicht violiret werde/ auch die Frucht nicht so leicht vereussert werden könne/ welche deswegen auch so rar zu bekommen seyn soll; Wie man dann zugleich vorgibt/ es wäre nur ein eintziger dergleichen Baum in der Welt zu finden und daß andere Bäume sich gegen denselben gleichsam neigeten/ auch wann er blühe/ alle andere Blüth von den andern Bäumen abfallen thäte. Allein alles dieses scheinet einem Mährlein viel ähnlicher/ als einer warhafftigen Histori (ohnerachtet es ein gewisse Person/ so den Baum gesehen haben will/ obgemeldtem Wormio vor gewiß erzehlet hat) indem der Herr Rumphius, in seinen Brieffen an Herr Herbert de Jager, versichert/ daß die Bäume der rechten Königs-Nägelein gäntzlich außgerottet worden seyen/ dahero auch die grosse rarität der Früchte entstanden ist/ wie unten im Anhang dieses/ auß den Ost-Indianischen Sendschreiben/ zu ersehen ist. §. 10. Obwohlen nun nicht zuzweifflen ist/ daß diese Näglein eben solche Qualitäten und Tugenden haben/ wie die vorige/ so sind sie doch viel zu rar und zu kostbahr/ daß sie also in den Speisen und Artzneyen könten employirt werden. Weßwegen sie nur in den Kunst- und Naturalien-Kammern zur Rarität gezeiget/ von den Indianern aber eingefädent und an statt der Arm- und Halß Bändern angehenget werden. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0342" n="296"/> sich selbsten eine Wurtzel gewinnen und außschlagen/ wie Mons. Tournefort solches in einem Abriß in des Pomets Material-Kammer pag. 198. unter Augen leget. Sonsten aber werden sie in der Artzney den Weibern in den Mutter-Schmertzen und andern derselben Kranckheiten verschrieben/ darvon sie auch den Nahmen bekommen haben; Weßwegen dann auch ein Safft oder Syrup davon gemacht wird/ welcher gegen das Auffblöhen der Mutter/ den weisen Fluß der Weiber/ auch deren Sterilität und Unfruchtharkeit gelobet und von Doct. 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Allein alles dieses scheinet einem Mährlein viel ähnlicher/ als einer warhafftigen Histori (ohnerachtet es ein gewisse Person/ so den Baum gesehen haben will/ obgemeldtem Wormio vor gewiß erzehlet hat) indem der Herr Rumphius, in seinen Brieffen an Herr Herbert de Jager, versichert/ daß die Bäume der rechten Königs-Nägelein gäntzlich außgerottet worden seyen/ dahero auch die grosse rarität der Früchte entstanden ist/ wie unten im Anhang dieses/ auß den Ost-Indianischen Sendschreiben/ zu ersehen ist.</p> </div> <div> <head>§. 10.</head> <p>Obwohlen nun nicht zuzweifflen ist/ daß diese Näglein eben solche Qualitäten und Tugenden haben/ wie die vorige/ so sind sie doch viel zu rar und zu kostbahr/ daß sie also in den Speisen und Artzneyen könten employirt werden. Weßwegen sie nur in den Kunst- und Naturalien-Kammern zur Rarität gezeiget/ von den Indianern aber eingefädent und an statt der Arm- und Halß Bändern angehenget werden.</p> </div> </body> </text> </TEI> [296/0342]
sich selbsten eine Wurtzel gewinnen und außschlagen/ wie Mons. Tournefort solches in einem Abriß in des Pomets Material-Kammer pag. 198. unter Augen leget. Sonsten aber werden sie in der Artzney den Weibern in den Mutter-Schmertzen und andern derselben Kranckheiten verschrieben/ darvon sie auch den Nahmen bekommen haben; Weßwegen dann auch ein Safft oder Syrup davon gemacht wird/ welcher gegen das Auffblöhen der Mutter/ den weisen Fluß der Weiber/ auch deren Sterilität und Unfruchtharkeit gelobet und von Doct. Ettmüllern. c. l. recommendiret wird.
§. 8. Uber diese vorbemeldte hat man noch eine andere Art sehr kleiner Nägelein/ welche
CARYOPHYLLI REGII
oder
Königs-Näglein
genennet/ und bißher von wenigen oder fast niemanden/ ausser dem berümbten Wormiô, in seinem Museo pag. 203. beschrieben worden: Sind kaum eines Gersten-Korns dick und formiren mit ihren Zacken (davon auff beyden Seiten wohl 6. biß 8. zu sehen sind) eine Cron/ welche einer Blumen ähnlicher sind als einer Frucht/ wie sie in oben gesetzter Figur (dergleichen ich zu Franckfurt am Mayn bey Herrn Vito, als Er eben auß Ost-Indien kommen/ gesehen) von Plukenetio Tab. 155. abgemahlet worden: Sind sonsten an Farb und Geschmack/ wie auch Geruch/ den andern gleich.
§. 9. Der Baum dieser Königs-Nägelein soll von denen Einwohnern der Insul Macciam in grossen Ehren gehalten und THINCARADOI, das ist/ Caryophyllus Regius genennet werden/ welchen der König gedachter Insul mit einer Wacht bewahren soll/ damit er nicht violiret werde/ auch die Frucht nicht so leicht vereussert werden könne/ welche deswegen auch so rar zu bekommen seyn soll; Wie man dann zugleich vorgibt/ es wäre nur ein eintziger dergleichen Baum in der Welt zu finden und daß andere Bäume sich gegen denselben gleichsam neigeten/ auch wann er blühe/ alle andere Blüth von den andern Bäumen abfallen thäte. Allein alles dieses scheinet einem Mährlein viel ähnlicher/ als einer warhafftigen Histori (ohnerachtet es ein gewisse Person/ so den Baum gesehen haben will/ obgemeldtem Wormio vor gewiß erzehlet hat) indem der Herr Rumphius, in seinen Brieffen an Herr Herbert de Jager, versichert/ daß die Bäume der rechten Königs-Nägelein gäntzlich außgerottet worden seyen/ dahero auch die grosse rarität der Früchte entstanden ist/ wie unten im Anhang dieses/ auß den Ost-Indianischen Sendschreiben/ zu ersehen ist.
§. 10. Obwohlen nun nicht zuzweifflen ist/ daß diese Näglein eben solche Qualitäten und Tugenden haben/ wie die vorige/ so sind sie doch viel zu rar und zu kostbahr/ daß sie also in den Speisen und Artzneyen könten employirt werden. Weßwegen sie nur in den Kunst- und Naturalien-Kammern zur Rarität gezeiget/ von den Indianern aber eingefädent und an statt der Arm- und Halß Bändern angehenget werden.
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