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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 2.

Der Baum/ worvon diese Rinde geschälet wird/ heisset bey dem Bontio Gannanaperide, wächset in America/ absonderlich in dem König-Reich Peru, in der Provintz Quitto, nechst der Stadt Loxa, und zwar auff den Gebürgen/ ist an der Grösse beynahe einem Kirschen-Baum gleich/ trägt runde Blätter/ wie ein Pflaumen-Baum/ welche doch darbey zaserlich sind/ samt einer langen rothen Blüte/ wie die Balaustia oder Granaten-Blüt. Ob aber darauff ein Frucht folge oder nicht? davon sind verschiedene Meynungen Viele geben vor/ es gehöre dieser Baum unter die Unfruchtbahre/ weilen er nichts als die Blumen hervor bringe: Hergegen Mons. Pomet, ein Frantzöischer Materialist/ dessen schon offt Meldung geschehen/ versichert/ daß er von einem Doctore Medicinae, so offters in West-Indien gewesen/ gehöret habe/ daß dieser Baum freylich auch eine Frucht trage/ worinnen eine Mandel/ mit einer dünnen Schale umbgeben/ zu finden sey. Dem seye aber/ wie es ist/ so ersetzet doch die herrliche und sehr nützliche Rinde schon alles/ in Ansehung derer einige diesen Baum Arborem Vitae oder den Baum des Lebens zu nennen pflegen: Die Spanier aber nennen dessen Holtz Palo de Calenturas, das ist Fieber-Holtz / wiewohlen sie die Rinde selbst auch so heissen.

§. 3.

Die Rinde pflegen sie in Indien also zu sortiren/ daß diejenige/ so entweder unten an den Bergen oder sonst in niedrigen Oertern wächset/ vor die geringste: Diejenige so oben auff den Gebürgen gesamlet wird/ vor die Mittel-Gattung: und dann die/ welche mitten an den Bergen zu haben/ vor die beste gehalten werde/ indem die erste zu viel Nahrung und Feuchtigkeit hat und deßwegen dicker uud inwendig bleicher außfihet: die zweyte hat etwas zu wenig Nahrung / weßwegen sie viel zarter/ doch auch höher an der Farbe ist: Die letztere aber ist die beste / weilen sie nicht zu wenig noch zu viel Feuchtigkeit in sich ziehet und deßwegen die bitterste und bräuneste/ doch zugleich vor andern die rareste ist/ davon Mons. Pomet in seiner Hist. pag. 133. zu sehen.

§. 4.

Uber diese 3. Soxten findet man noch eine andere Art bey einigen Materialisten/ welche sie die Bastard-China nennen/ ist außwendig gantz grau/ rau und mosicht/ inwendig schwartz / welche entweder von andern Rinden mit der aloe gefärbet und bitter gemacht wird/ wie diesen Betrug ein gewisser Apothecker zu Rom entdecket/ oder aber die alte und verfaulte China China ist/ weßwegen sie auch viel wohlfeiler/ aber bey weitem so kräfftig nicht ist/ wie die wahre und ohnver fälschte. Damit dann Niemand so leicht damit angeführet werde/ so ist wohl in acht zu nehmen/ daß die rechte Peruvianische Fieber-Rinde hart/ wichtig und trucken seyn müsse / auch nicht durchs Wasser verdorben und mit andern Unreinigkeiten vermenget/ wie zuweilen die jenige Stücker/ so unten in den Päcken gefunden werden/ außsehe: Von aussen muß sie gleichsam wie Schagren seyn/ braunichte und hier und dar weißlichte Mooß-Flecken haben/ inwendig aber nicht gantz roth/ wie die Faule/ sondern röthlicht und wie Caneel außsehen: welche Farb doch euserlich nicht zum besten ist/ obschon einige der Sachen nicht recht verständige solche vor andern aestimiren. So sind auch die kleine und feine Stücklein die besten/ welche zwar leicht gebrochen werden/ doch aber kein Mehl und Staub von sich geben/ auch nicht zaserlicht inwendig sind. Der rechte Geschmack ist bitter und etwas aromatisch: der Geruch lieblich und doch gleichsam etwas schimlicht/ aber nicht widerlich/ welchen Geruch der berümbdte Englische Medicus. D. Morton vor ein gewiß Zeichen der rechten China Chinae hält. Solten einige mit der Aloe verfälschte Stücker darunter seyn/ wird man sie leicht an der gantz widrigen Bitterkeit und zähen Schleim/ welchem sie im Mund zurück lassen/ erkennen. Daß aber die Cassia Caryophyllata vor die rechte China Chinae nicht passiren könne/ hat D. Hoffmann in Com. über den Schroederum pag. 443. schon gezeiget.

§. 5.

Was die Krafft und Tugend dieser Rinden anlanget/ so ist sie bißdaher fast einig und allein gegen alle Wechsel-Fieber/ absonderlich aber gegen das Quartan gebrauchet worden/ ausser daß kürtzlich auch von einigen der Teutschen Käyserl. Societät in acht genommen worden/ daß solche die Spul-Würme gleich andern bitteren Kräuter tödte und außtreibe/ wie davon deren Miscellan. Cur. Dec. II. A. VII. zu sehen sind. Heut zu Tag brauchen es etliche/ als D. Hermann und Apinus, auch in den hitzigen und Flecken-Fiebern/ thut aber doch mehr/ wo ein Wechsel-Fieber mit verstecket ist. Es ist deswegen zu verwundern/ daß dieses vortreffliche Medicament gleich nach dessen Erfindung von einigen so verdächtig und verhast gemacht worden/ daß solches wohl 30. biß 40. Jahren in Europa fast gar nichts geachtet worden/ biß endlich Talbotius, ein Engeländer/ solches wieder in Auffnahm gebracht/ nachdem er den Dauphin zu Pariß damit vom Fieber befreyet und ein grosses Geld von dem König gestrichen/ daß er es offenbahret hat/ wie davon weitläufftig in mei-

§. 2.

Der Baum/ worvon diese Rinde geschälet wird/ heisset bey dem Bontio Gannanaperide, wächset in America/ absonderlich in dem König-Reich Peru, in der Provintz Quitto, nechst der Stadt Loxa, und zwar auff den Gebürgen/ ist an der Grösse beynahe einem Kirschen-Baum gleich/ trägt runde Blätter/ wie ein Pflaumen-Baum/ welche doch darbey zaserlich sind/ samt einer langen rothen Blüte/ wie die Balaustia oder Granaten-Blüt. Ob aber darauff ein Frucht folge oder nicht? davon sind verschiedene Meynungen Viele geben vor/ es gehöre dieser Baum unter die Unfruchtbahre/ weilen er nichts als die Blumen hervor bringe: Hergegen Mons. Pomet, ein Frantzöischer Materialist/ dessen schon offt Meldung geschehen/ versichert/ daß er von einem Doctore Medicinae, so offters in West-Indien gewesen/ gehöret habe/ daß dieser Baum freylich auch eine Frucht trage/ worinnen eine Mandel/ mit einer dünnen Schale umbgeben/ zu finden sey. Dem seye aber/ wie es ist/ so ersetzet doch die herrliche und sehr nützliche Rinde schon alles/ in Ansehung derer einige diesen Baum Arborem Vitae oder den Baum des Lebens zu nennen pflegen: Die Spanier aber nennen dessen Holtz Palo de Calenturas, das ist Fieber-Holtz / wiewohlen sie die Rinde selbst auch so heissen.

§. 3.

Die Rinde pflegen sie in Indien also zu sortiren/ daß diejenige/ so entweder unten an den Bergen oder sonst in niedrigen Oertern wächset/ vor die geringste: Diejenige so oben auff den Gebürgen gesamlet wird/ vor die Mittel-Gattung: und dann die/ welche mitten an den Bergen zu haben/ vor die beste gehalten werde/ indem die erste zu viel Nahrung und Feuchtigkeit hat und deßwegen dicker uud inwendig bleicher außfihet: die zweyte hat etwas zu wenig Nahrung / weßwegen sie viel zarter/ doch auch höher an der Farbe ist: Die letztere aber ist die beste / weilen sie nicht zu wenig noch zu viel Feuchtigkeit in sich ziehet und deßwegen die bitterste und bräuneste/ doch zugleich vor andern die rareste ist/ davon Mons. Pomet in seiner Hist. pag. 133. zu sehen.

§. 4.

Uber diese 3. Soxten findet man noch eine andere Art bey einigen Materialisten/ welche sie die Bastard-China nennen/ ist außwendig gantz grau/ rau und mosicht/ inwendig schwartz / welche entweder von andern Rinden mit der aloe gefärbet und bitter gemacht wird/ wie diesen Betrug ein gewisser Apothecker zu Rom entdecket/ oder aber die alte und verfaulte China China ist/ weßwegen sie auch viel wohlfeiler/ aber bey weitem so kräfftig nicht ist/ wie die wahre und ohnver fälschte. Damit dann Niemand so leicht damit angeführet werde/ so ist wohl in acht zu nehmen/ daß die rechte Peruvianische Fieber-Rinde hart/ wichtig und trucken seyn müsse / auch nicht durchs Wasser verdorben und mit andern Unreinigkeiten vermenget/ wie zuweilen die jenige Stücker/ so unten in den Päcken gefunden werden/ außsehe: Von aussen muß sie gleichsam wie Schagren seyn/ braunichte und hier und dar weißlichte Mooß-Flecken haben/ inwendig aber nicht gantz roth/ wie die Faule/ sondern röthlicht und wie Caneel außsehen: welche Farb doch euserlich nicht zum besten ist/ obschon einige der Sachen nicht recht verständige solche vor andern aestimiren. So sind auch die kleine und feine Stücklein die besten/ welche zwar leicht gebrochen werden/ doch aber kein Mehl und Staub von sich geben/ auch nicht zaserlicht inwendig sind. Der rechte Geschmack ist bitter und etwas aromatisch: der Geruch lieblich und doch gleichsam etwas schimlicht/ aber nicht widerlich/ welchen Geruch der berümbdte Englische Medicus. D. Morton vor ein gewiß Zeichen der rechten China Chinae hält. Solten einige mit der Aloe verfälschte Stücker darunter seyn/ wird man sie leicht an der gantz widrigen Bitterkeit und zähen Schleim/ welchem sie im Mund zurück lassen/ erkennen. Daß aber die Cassia Caryophyllata vor die rechte China Chinae nicht passiren könne/ hat D. Hoffmann in Com. über den Schroederum pag. 443. schon gezeiget.

§. 5.

Was die Krafft und Tugend dieser Rinden anlanget/ so ist sie bißdaher fast einig und allein gegen alle Wechsel-Fieber/ absonderlich aber gegen das Quartan gebrauchet worden/ ausser daß kürtzlich auch von einigen der Teutschen Käyserl. Societät in acht genommen worden/ daß solche die Spul-Würme gleich andern bitteren Kräuter tödte und außtreibe/ wie davon deren Miscellan. Cur. Dec. II. A. VII. zu sehen sind. Heut zu Tag brauchen es etliche/ als D. Hermann und Apinus, auch in den hitzigen und Flecken-Fiebern/ thut aber doch mehr/ wo ein Wechsel-Fieber mit verstecket ist. Es ist deswegen zu verwundern/ daß dieses vortreffliche Medicament gleich nach dessen Erfindung von einigen so verdächtig und verhast gemacht worden/ daß solches wohl 30. biß 40. Jahren in Europa fast gar nichts geachtet worden/ biß endlich Talbotius, ein Engeländer/ solches wieder in Auffnahm gebracht/ nachdem er den Dauphin zu Pariß damit vom Fieber befreyet und ein grosses Geld von dem König gestrichen/ daß er es offenbahret hat/ wie davon weitläufftig in mei-

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[256/0302] §. 2. Der Baum/ worvon diese Rinde geschälet wird/ heisset bey dem Bontio Gannanaperide, wächset in America/ absonderlich in dem König-Reich Peru, in der Provintz Quitto, nechst der Stadt Loxa, und zwar auff den Gebürgen/ ist an der Grösse beynahe einem Kirschen-Baum gleich/ trägt runde Blätter/ wie ein Pflaumen-Baum/ welche doch darbey zaserlich sind/ samt einer langen rothen Blüte/ wie die Balaustia oder Granaten-Blüt. Ob aber darauff ein Frucht folge oder nicht? davon sind verschiedene Meynungen Viele geben vor/ es gehöre dieser Baum unter die Unfruchtbahre/ weilen er nichts als die Blumen hervor bringe: Hergegen Mons. Pomet, ein Frantzöischer Materialist/ dessen schon offt Meldung geschehen/ versichert/ daß er von einem Doctore Medicinae, so offters in West-Indien gewesen/ gehöret habe/ daß dieser Baum freylich auch eine Frucht trage/ worinnen eine Mandel/ mit einer dünnen Schale umbgeben/ zu finden sey. Dem seye aber/ wie es ist/ so ersetzet doch die herrliche und sehr nützliche Rinde schon alles/ in Ansehung derer einige diesen Baum Arborem Vitae oder den Baum des Lebens zu nennen pflegen: Die Spanier aber nennen dessen Holtz Palo de Calenturas, das ist Fieber-Holtz / wiewohlen sie die Rinde selbst auch so heissen. §. 3. Die Rinde pflegen sie in Indien also zu sortiren/ daß diejenige/ so entweder unten an den Bergen oder sonst in niedrigen Oertern wächset/ vor die geringste: Diejenige so oben auff den Gebürgen gesamlet wird/ vor die Mittel-Gattung: und dann die/ welche mitten an den Bergen zu haben/ vor die beste gehalten werde/ indem die erste zu viel Nahrung und Feuchtigkeit hat und deßwegen dicker uud inwendig bleicher außfihet: die zweyte hat etwas zu wenig Nahrung / weßwegen sie viel zarter/ doch auch höher an der Farbe ist: Die letztere aber ist die beste / weilen sie nicht zu wenig noch zu viel Feuchtigkeit in sich ziehet und deßwegen die bitterste und bräuneste/ doch zugleich vor andern die rareste ist/ davon Mons. Pomet in seiner Hist. pag. 133. zu sehen. §. 4. Uber diese 3. Soxten findet man noch eine andere Art bey einigen Materialisten/ welche sie die Bastard-China nennen/ ist außwendig gantz grau/ rau und mosicht/ inwendig schwartz / welche entweder von andern Rinden mit der aloe gefärbet und bitter gemacht wird/ wie diesen Betrug ein gewisser Apothecker zu Rom entdecket/ oder aber die alte und verfaulte China China ist/ weßwegen sie auch viel wohlfeiler/ aber bey weitem so kräfftig nicht ist/ wie die wahre und ohnver fälschte. Damit dann Niemand so leicht damit angeführet werde/ so ist wohl in acht zu nehmen/ daß die rechte Peruvianische Fieber-Rinde hart/ wichtig und trucken seyn müsse / auch nicht durchs Wasser verdorben und mit andern Unreinigkeiten vermenget/ wie zuweilen die jenige Stücker/ so unten in den Päcken gefunden werden/ außsehe: Von aussen muß sie gleichsam wie Schagren seyn/ braunichte und hier und dar weißlichte Mooß-Flecken haben/ inwendig aber nicht gantz roth/ wie die Faule/ sondern röthlicht und wie Caneel außsehen: welche Farb doch euserlich nicht zum besten ist/ obschon einige der Sachen nicht recht verständige solche vor andern aestimiren. So sind auch die kleine und feine Stücklein die besten/ welche zwar leicht gebrochen werden/ doch aber kein Mehl und Staub von sich geben/ auch nicht zaserlicht inwendig sind. Der rechte Geschmack ist bitter und etwas aromatisch: der Geruch lieblich und doch gleichsam etwas schimlicht/ aber nicht widerlich/ welchen Geruch der berümbdte Englische Medicus. D. Morton vor ein gewiß Zeichen der rechten China Chinae hält. Solten einige mit der Aloe verfälschte Stücker darunter seyn/ wird man sie leicht an der gantz widrigen Bitterkeit und zähen Schleim/ welchem sie im Mund zurück lassen/ erkennen. Daß aber die Cassia Caryophyllata vor die rechte China Chinae nicht passiren könne/ hat D. Hoffmann in Com. über den Schroederum pag. 443. schon gezeiget. §. 5. Was die Krafft und Tugend dieser Rinden anlanget/ so ist sie bißdaher fast einig und allein gegen alle Wechsel-Fieber/ absonderlich aber gegen das Quartan gebrauchet worden/ ausser daß kürtzlich auch von einigen der Teutschen Käyserl. Societät in acht genommen worden/ daß solche die Spul-Würme gleich andern bitteren Kräuter tödte und außtreibe/ wie davon deren Miscellan. Cur. Dec. II. A. VII. zu sehen sind. Heut zu Tag brauchen es etliche/ als D. Hermann und Apinus, auch in den hitzigen und Flecken-Fiebern/ thut aber doch mehr/ wo ein Wechsel-Fieber mit verstecket ist. Es ist deswegen zu verwundern/ daß dieses vortreffliche Medicament gleich nach dessen Erfindung von einigen so verdächtig und verhast gemacht worden/ daß solches wohl 30. biß 40. Jahren in Europa fast gar nichts geachtet worden/ biß endlich Talbotius, ein Engeländer/ solches wieder in Auffnahm gebracht/ nachdem er den Dauphin zu Pariß damit vom Fieber befreyet und ein grosses Geld von dem König gestrichen/ daß er es offenbahret hat/ wie davon weitläufftig in mei-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/302>, abgerufen am 21.12.2024.