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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das XII. Capitel

Von der wilden Branaten-Blüt und den Granat-Aepffeln.

[Abbildung]

§. 1.

OBschon die Materialisten sowohl die Blüt/ als die Frucht von dem Granat-Baum führen/ so kommen doch beyde nicht von einem Baum/ sondern die Aepffel oder Frucht von dem zahmen/ die Blüt aber von dem wilden Granat-Aepffel-Baum/ indem sich die Blumen von dem zahmen/ sonsten CYTINI genandt/ nicht sowohl/ als von dem wilden halten lassen/ wie Pomet in Histor. Simpl. pag. 180. berichtet. Diese wilde Granat-Aepffel Blumen nun werden von den Apotheckern insgemein

FLORES BALAUSTIORUM

geheissen/ welche aus schönen licht-rothen und wohlaußgedörten Rosen bestehen/ welche von dem wilden Granat-Baum/ BALAUSTIUM genandt/ herrühren/ und theils aus Orient von Carthago, theils aus Italien/ Spanien und andern warmen Ländern heraus gebracht werden.

§. 2.

Von diesen Blumen findet man zweyerley Sorten/ nemblich die Feine und Gemeine. Jene bestehen aus den gantzen Blumen: diese aber nur aus dem untersten Theil oder Bälcklein/ worinnen die Blume gleichsam eingeschlossen ist; welche letztere nicht viel taugen und derowegen wenig gesucht werden. Weßwegen die volle und feine zu erwehlen/ welche noch frische/ aber wohl gedörrete/ schöne breite und mit einer hochrothen Sammet-Farb gezierte Blume haben/ und von allem Staub und kleinem Gemirbel gesaubert seyn sollen.

§. 3.

Dem Nutzen und Gebrauch nach sind sie nicht allein zum färben sehr dienlich/ wie Schurtzius in seiner Material. Kammer pag. 30. berichtet/ sondern haben auch in der Artzney-Kunst eine grosse Krafft zusammen zu ziehen und außzutrucknen; weßwegen sie nicht allein innerlich gegen alle Durchbrüche/ Rothe-Ruhr/ sondern auch eusserlich in Blut-Stürtzungen und dergleichen sehr gebraucht werden. So kommen sie auch zu den anhaltenden und zurücktreibenden Gurgel-Wassern/ worvon Ettmüllerus in Commentar. Schroederiano pag. 578. zu lesen ist. Andere nehmen sie unter die Zahn. Pulver/ absonderlich wann das Zahnfleisch blutet und Schaarbockicht ist/ worzu sie sonderlich vom Tabernaemontano pag. 760. gerühmet werden.

Das XII. Capitel

Von der wilden Branaten-Blüt und den Granat-Aepffeln.

[Abbildung]

§. 1.

OBschon die Materialisten sowohl die Blüt/ als die Frucht von dem Granat-Baum führen/ so kommen doch beyde nicht von einem Baum/ sondern die Aepffel oder Frucht von dem zahmen/ die Blüt aber von dem wilden Granat-Aepffel-Baum/ indem sich die Blumen von dem zahmen/ sonsten CYTINI genandt/ nicht sowohl/ als von dem wilden halten lassen/ wie Pomet in Histor. Simpl. pag. 180. berichtet. Diese wilde Granat-Aepffel Blumen nun werden von den Apotheckern insgemein

FLORES BALAUSTIORUM

geheissen/ welche aus schönen licht-rothen und wohlaußgedörten Rosen bestehen/ welche von dem wilden Granat-Baum/ BALAUSTIUM genandt/ herrühren/ und theils aus Orient von Carthago, theils aus Italien/ Spanien und andern warmen Ländern heraus gebracht werden.

§. 2.

Von diesen Blumen findet man zweyerley Sorten/ nemblich die Feine und Gemeine. Jene bestehen aus den gantzen Blumen: diese aber nur aus dem untersten Theil oder Bälcklein/ worinnen die Blume gleichsam eingeschlossen ist; welche letztere nicht viel taugen und derowegen wenig gesucht werden. Weßwegen die volle und feine zu erwehlen/ welche noch frische/ aber wohl gedörrete/ schöne breite und mit einer hochrothen Sammet-Farb gezierte Blume haben/ und von allem Staub und kleinem Gemirbel gesaubert seyn sollen.

§. 3.

Dem Nutzen und Gebrauch nach sind sie nicht allein zum färben sehr dienlich/ wie Schurtzius in seiner Material. Kammer pag. 30. berichtet/ sondern haben auch in der Artzney-Kunst eine grosse Krafft zusammen zu ziehen und außzutrucknen; weßwegen sie nicht allein innerlich gegen alle Durchbrüche/ Rothe-Ruhr/ sondern auch eusserlich in Blut-Stürtzungen und dergleichen sehr gebraucht werden. So kommen sie auch zu den anhaltenden und zurücktreibenden Gurgel-Wassern/ worvon Ettmüllerus in Commentar. Schroederiano pag. 578. zu lesen ist. Andere nehmen sie unter die Zahn. Pulver/ absonderlich wann das Zahnfleisch blutet und Schaarbockicht ist/ worzu sie sonderlich vom Tabernaemontano pag. 760. gerühmet werden.

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[231/0277] Das XII. Capitel Von der wilden Branaten-Blüt und den Granat-Aepffeln. [Abbildung] §. 1. OBschon die Materialisten sowohl die Blüt/ als die Frucht von dem Granat-Baum führen/ so kommen doch beyde nicht von einem Baum/ sondern die Aepffel oder Frucht von dem zahmen/ die Blüt aber von dem wilden Granat-Aepffel-Baum/ indem sich die Blumen von dem zahmen/ sonsten CYTINI genandt/ nicht sowohl/ als von dem wilden halten lassen/ wie Pomet in Histor. Simpl. pag. 180. berichtet. Diese wilde Granat-Aepffel Blumen nun werden von den Apotheckern insgemein FLORES BALAUSTIORUM geheissen/ welche aus schönen licht-rothen und wohlaußgedörten Rosen bestehen/ welche von dem wilden Granat-Baum/ BALAUSTIUM genandt/ herrühren/ und theils aus Orient von Carthago, theils aus Italien/ Spanien und andern warmen Ländern heraus gebracht werden. §. 2. Von diesen Blumen findet man zweyerley Sorten/ nemblich die Feine und Gemeine. Jene bestehen aus den gantzen Blumen: diese aber nur aus dem untersten Theil oder Bälcklein/ worinnen die Blume gleichsam eingeschlossen ist; welche letztere nicht viel taugen und derowegen wenig gesucht werden. Weßwegen die volle und feine zu erwehlen/ welche noch frische/ aber wohl gedörrete/ schöne breite und mit einer hochrothen Sammet-Farb gezierte Blume haben/ und von allem Staub und kleinem Gemirbel gesaubert seyn sollen. §. 3. Dem Nutzen und Gebrauch nach sind sie nicht allein zum färben sehr dienlich/ wie Schurtzius in seiner Material. Kammer pag. 30. berichtet/ sondern haben auch in der Artzney-Kunst eine grosse Krafft zusammen zu ziehen und außzutrucknen; weßwegen sie nicht allein innerlich gegen alle Durchbrüche/ Rothe-Ruhr/ sondern auch eusserlich in Blut-Stürtzungen und dergleichen sehr gebraucht werden. So kommen sie auch zu den anhaltenden und zurücktreibenden Gurgel-Wassern/ worvon Ettmüllerus in Commentar. Schroederiano pag. 578. zu lesen ist. Andere nehmen sie unter die Zahn. Pulver/ absonderlich wann das Zahnfleisch blutet und Schaarbockicht ist/ worzu sie sonderlich vom Tabernaemontano pag. 760. gerühmet werden.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/277>, abgerufen am 21.11.2024.