Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.nicht allein die Nieren-formige Schöttlein/ mit einem sehr subtilen Saamen/ hervorsckiessen/ (welche Tournefort Tab. 326. Instit. Rer. Herb. sehr artlich abgemahlet hat) sondern es hat auch dieser Mooß vor dem Saamen seine eigene Blüt/ deßwegen er von dem berümbten Engeländischen Botanico Morison ein vollkommener Mooß oder Muscus Perfectus geheissen wird. §. 3. Jetztgemeldter Saame oder SEMEN LYCOPODII nun ist eben dasjenige/ welches diesen Mooß so berümbt machet/ und bestehet aus einem sehr subrilen/ leichten und gelben Staub/ fast wie Schwefel-Blumen anzuschen/ hat auch eine dergleiche schweffelichte Art/ indem er/ durch ein Licht geblasen/ blitzet und eine grosse Flamme gibt/ obwohlen er auff Kohlen geworffen nicht so/ wie der Schwefel/ brennet: Gibt aber auch einen acidum und ein schwartzes Oehl von sich/ wann man den Mooß durch eine Retort, treibet/ wie obbelobter Herr Wedelius erfahren hat; und weilen er also eine balsamische Art an sich hat/ ist er sehr dauer hasst und lässet sich über 30. Jahren halten; und ob man schon anfangs diesen Saamen meistens aus Pohlen und Moscau (allwo sie ihn Plaun nennen) beschreiben müssen/ so findet man ihn doch nun auch allenthalben in Teutschland/ daß man in Friedens-Zeiten ein gantzes Pfund umb einen Gülden haben kan. §. 4. Auß obbemeldten schwefelichten Theilgen fliessen die so belobte Kräffte und Tugenden dieses Stäubleins her/ welches nicht allein den Schweiß und Urin/ ja auch zuweilen den Stuhl-Gang befördern kan/ sondern auch eine besansitigende und stillende Krafft hat und deßwegen gegen die schwere Noch und andere Haupt-Kranckheiten/ absonderlich aber gegen das Alp-drucken sehr gerühmer wird. So ist auch nicht zu zweifflen/ daß er in denen Scorbutischen Nerven-Kranckheiten/ lauffenden Gicht/ Nieren und Lenden-Weh/ guten Effect thue/ wie Herr D. Wedel versichern will/ indem er von dem berümbten Ludovici gegen den Stein selbsten mit Nutzen gebrauchet worden. Absonderlich aber ist dieser Balsamische Saame/ wegen seiner heilenden Krasft auch in allen Brust-Schwachheiten/ als Lungensucht/ Blutspeyenund dergleichen gut/ und rühmet ihn Ettmüllerus auch gegen die Hectic. In Pohlen brauchen sie ihn gegen die Hollen-Zöpffe oder Plicam Polonicam, als ein specificum, worvon in den Miscellan. Germ. Cur. Dec. 1. An. 2. Obs. 52. pag. 94. zulesen ist. Was er aber eusserlich un Blutstillen der Wunden vermöge/ bezeuget der Seel. Doct. Feht Tr. de Scorzon. pag. 12. Er heilet auch allerley Räudigkeit/ Verwundungen/ Rothlauff/ Jucken an heimlichen Oertern/ absonderlich wann die kleine Kinder allda wund werden. Man kan diesen Saamen auch zum Haar-Pouder gebrauchen / weilen ersehr leicht ist und die Haar von den Milben befreyet So wird er auch zu den Kunst. Feuern oder Feuer, Wercken gebrauchet/ allwo er nur blitzet/ und keinen Knall von sich gibt / man mische dann gestosen Bircken-Laub darunter/ wie Olearius in seiner Persianischen Reiß-Beschreibung L. 4. cap. 25. lehret. Doch kan man auch aus den Büchsen damit schiessen / wie solches vor diesem Hertzog [unleserliches Material]rnst/ der Fromme genandt/ zu Gotha/ in beysein Herrn Doct. Wedels, aus sonderlicher Culiosität probiren lassen/ wie in obgemeldter Disputation zu sehen / worinnen auch allerhand Composita, so von diesem Pulver können gemacht werden/ beschrieben sind. §. 5. Zu den breit-blätterichten Mooß-Kräutern gehöret das Stein-Leber-Kraut/ wie auch das Lungen-Kraut/ welche beyde auch gedörret in den Apothecken auffgehoben werden. Das erste / nemblich das Stein-Leber-Kraut wird Lateinisch LICHEN genennet/ weilen es gleichsam wie ein Außsätziger Grind eufferlich an den Felssen in tieffen Brunnen sitzet/ und bestehet aus breiten/ tieff außgekerbten fetten Blättern/ zwischen welchen mit der Zeit kleine Stengel mit gesternten Blümlein hervor kommen/ wie oben aus der Figur zu sehen ist: wird innerlich gegen einige langwierige Kranckheiten/ so vor diesem von Verstopffung der Leber hergeleitet worden/ als gegen die Gelbsucht/ Krätze und dergleichen von den Alten gerühmet/ wiewohlen die heutige Medici, als Ettmüllerus, und andere kein grosses Werck davon machen. Eusserlich soll es das Blut in Verwundungen stillen/ wie Hoffmannnus in Clau. Schraed. p. 496. bezeuget. §. 6. Was endlich das Lungen-Kraut / oder PULMONARIAM ARBOREAM, sonsten auch Muscum Arboreum genandt/ anlangen thut/ so bestehet dasselbige aus breiten lederichten Lappen/ so an den alten Eychen und andern Bäumen gefunden werden: hat eine außtructnende und etwas anhaltende Krafft/ weßwegen es in der Lungensucht/ so von über flüssiger Feuchtigkeit und Flüssen herrühret/ in denen Brust- Träncken/ innerlich gebrauchet werden kan. Eusserlich stillet es ingleichen das Bluten/ zu Pulver gestossen und eingetruncken. nicht allein die Nieren-formige Schöttlein/ mit einem sehr subtilen Saamen/ hervorsckiessen/ (welche Tournefort Tab. 326. Instit. Rer. Herb. sehr artlich abgemahlet hat) sondern es hat auch dieser Mooß vor dem Saamen seine eigene Blüt/ deßwegen er von dem berümbten Engeländischen Botanico Morison ein vollkommener Mooß oder Muscus Perfectus geheissen wird. §. 3. Jetztgemeldter Saame oder SEMEN LYCOPODII nun ist eben dasjenige/ welches diesen Mooß so berümbt machet/ und bestehet aus einem sehr subrilen/ leichten und gelben Staub/ fast wie Schwefel-Blumen anzuschen/ hat auch eine dergleiche schweffelichte Art/ indem er/ durch ein Licht geblasen/ blitzet und eine grosse Flamme gibt/ obwohlen er auff Kohlen geworffen nicht so/ wie der Schwefel/ brennet: Gibt aber auch einen acidum und ein schwartzes Oehl von sich/ wann man den Mooß durch eine Retort, treibet/ wie obbelobter Herr Wedelius erfahren hat; und weilen er also eine balsamische Art an sich hat/ ist er sehr dauer hasst und lässet sich über 30. Jahren halten; und ob man schon anfangs diesen Saamen meistens aus Pohlen und Moscau (allwo sie ihn Plaun nennen) beschreiben müssen/ so findet man ihn doch nun auch allenthalben in Teutschland/ daß man in Friedens-Zeiten ein gantzes Pfund umb einen Gülden haben kan. §. 4. Auß obbemeldten schwefelichten Theilgen fliessen die so belobte Kräffte und Tugenden dieses Stäubleins her/ welches nicht allein den Schweiß und Urin/ ja auch zuweilen den Stuhl-Gang befördern kan/ sondern auch eine besansitigende und stillende Krafft hat und deßwegen gegen die schwere Noch und andere Haupt-Kranckheiten/ absonderlich aber gegen das Alp-drucken sehr gerühmer wird. So ist auch nicht zu zweifflen/ daß er in denen Scorbutischen Nerven-Kranckheiten/ lauffenden Gicht/ Nieren und Lenden-Weh/ guten Effect thue/ wie Herr D. Wedel versichern will/ indem er von dem berümbten Ludovici gegen den Stein selbsten mit Nutzen gebrauchet worden. Absonderlich aber ist dieser Balsamische Saame/ wegen seiner heilenden Krasft auch in allen Brust-Schwachheiten/ als Lungensucht/ Blutspeyenund dergleichen gut/ und rühmet ihn Ettmüllerus auch gegen die Hectic. In Pohlen brauchen sie ihn gegen die Hollen-Zöpffe oder Plicam Polonicam, als ein specificum, worvon in den Miscellan. Germ. Cur. Dec. 1. An. 2. Obs. 52. pag. 94. zulesen ist. Was er aber eusserlich un Blutstillen der Wunden vermöge/ bezeuget der Seel. Doct. Feht Tr. de Scorzon. pag. 12. Er heilet auch allerley Räudigkeit/ Verwundungen/ Rothlauff/ Jucken an heimlichen Oertern/ absonderlich wann die kleine Kinder allda wund werden. Man kan diesen Saamen auch zum Haar-Pouder gebrauchen / weilen ersehr leicht ist und die Haar von den Milben befreyet So wird er auch zu den Kunst. Feuern oder Feuer, Wercken gebrauchet/ allwo er nur blitzet/ und keinen Knall von sich gibt / man mische dann gestosen Bircken-Laub darunter/ wie Olearius in seiner Persianischen Reiß-Beschreibung L. 4. cap. 25. lehret. Doch kan man auch aus den Büchsen damit schiessen / wie solches vor diesem Hertzog [unleserliches Material]rnst/ der Fromme genandt/ zu Gotha/ in beysein Herrn Doct. Wedels, aus sonderlicher Culiosität probiren lassen/ wie in obgemeldter Disputation zu sehen / worinnen auch allerhand Composita, so von diesem Pulver können gemacht werden/ beschrieben sind. §. 5. Zu den breit-blätterichten Mooß-Kräutern gehöret das Stein-Leber-Kraut/ wie auch das Lungen-Kraut/ welche beyde auch gedörret in den Apothecken auffgehoben werden. Das erste / nemblich das Stein-Leber-Kraut wird Lateinisch LICHEN genennet/ weilen es gleichsam wie ein Außsätziger Grind eufferlich an den Felssen in tieffen Brunnen sitzet/ und bestehet aus breiten/ tieff außgekerbten fetten Blättern/ zwischen welchen mit der Zeit kleine Stengel mit gesternten Blümlein hervor kommen/ wie oben aus der Figur zu sehen ist: wird innerlich gegen einige langwierige Kranckheiten/ so vor diesem von Verstopffung der Leber hergeleitet worden/ als gegen die Gelbsucht/ Krätze und dergleichen von den Alten gerühmet/ wiewohlen die heutige Medici, als Ettmüllerus, und andere kein grosses Werck davon machen. Eusserlich soll es das Blut in Verwundungen stillen/ wie Hoffmannnus in Clau. Schraed. p. 496. bezeuget. §. 6. Was endlich das Lungen-Kraut / oder PULMONARIAM ARBOREAM, sonsten auch Muscum Arboreum genandt/ anlangen thut/ so bestehet dasselbige aus breiten lederichten Lappen/ so an den alten Eychen und andern Bäumen gefunden werden: hat eine außtructnende und etwas anhaltende Krafft/ weßwegen es in der Lungensucht/ so von über flüssiger Feuchtigkeit und Flüssen herrühret/ in denen Brust- Träncken/ innerlich gebrauchet werden kan. Eusserlich stillet es ingleichen das Bluten/ zu Pulver gestossen und eingetruncken. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0274" n="228"/> nicht allein die Nieren-formige Schöttlein/ mit einem sehr subtilen Saamen/ hervorsckiessen/ (welche Tournefort Tab. 326. Instit. Rer. Herb. sehr artlich abgemahlet hat) sondern es hat auch dieser Mooß vor dem Saamen seine eigene Blüt/ deßwegen er von dem berümbten Engeländischen Botanico Morison ein vollkommener Mooß oder Muscus Perfectus geheissen wird.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Jetztgemeldter Saame oder</p> <p> <hi rendition="#k">SEMEN LYCOPODII</hi> </p> <p>nun ist eben dasjenige/ welches diesen Mooß so berümbt machet/ und bestehet aus einem sehr subrilen/ leichten und gelben Staub/ fast wie Schwefel-Blumen anzuschen/ hat auch eine dergleiche schweffelichte Art/ indem er/ durch ein Licht geblasen/ blitzet und eine grosse Flamme gibt/ obwohlen er auff Kohlen geworffen nicht so/ wie der Schwefel/ brennet: Gibt aber auch einen acidum und ein schwartzes Oehl von sich/ wann man den Mooß durch eine Retort, treibet/ wie obbelobter Herr Wedelius erfahren hat; und weilen er also eine balsamische Art an sich hat/ ist er sehr dauer hasst und lässet sich über 30. Jahren halten; und ob man schon anfangs diesen Saamen meistens aus Pohlen und Moscau (allwo sie ihn Plaun nennen) beschreiben müssen/ so findet man ihn doch nun auch allenthalben in Teutschland/ daß man in Friedens-Zeiten ein gantzes Pfund umb einen Gülden haben kan.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Auß obbemeldten schwefelichten Theilgen fliessen die so belobte Kräffte und Tugenden dieses Stäubleins her/ welches nicht allein den Schweiß und Urin/ ja auch zuweilen den Stuhl-Gang befördern kan/ sondern auch eine besansitigende und stillende Krafft hat und deßwegen gegen die schwere Noch und andere Haupt-Kranckheiten/ absonderlich aber gegen das Alp-drucken sehr gerühmer wird. So ist auch nicht zu zweifflen/ daß er in denen Scorbutischen Nerven-Kranckheiten/ lauffenden Gicht/ Nieren und Lenden-Weh/ guten Effect thue/ wie Herr D. Wedel versichern will/ indem er von dem berümbten Ludovici gegen den Stein selbsten mit Nutzen gebrauchet worden. Absonderlich aber ist dieser Balsamische Saame/ wegen seiner heilenden Krasft auch in allen Brust-Schwachheiten/ als Lungensucht/ Blutspeyenund dergleichen gut/ und rühmet ihn Ettmüllerus auch gegen die Hectic. In Pohlen brauchen sie ihn gegen die Hollen-Zöpffe oder Plicam Polonicam, als ein specificum, worvon in den Miscellan. Germ. Cur. Dec. 1. An. 2. Obs. 52. pag. 94. zulesen ist. Was er aber eusserlich un Blutstillen der Wunden vermöge/ bezeuget der Seel. Doct. Feht Tr. de Scorzon. pag. 12. Er heilet auch allerley Räudigkeit/ Verwundungen/ Rothlauff/ Jucken an heimlichen Oertern/ absonderlich wann die kleine Kinder allda wund werden. Man kan diesen Saamen auch zum Haar-Pouder gebrauchen / weilen ersehr leicht ist und die Haar von den Milben befreyet So wird er auch zu den Kunst. Feuern oder Feuer, Wercken gebrauchet/ allwo er nur blitzet/ und keinen Knall von sich gibt / man mische dann gestosen Bircken-Laub darunter/ wie Olearius in seiner Persianischen Reiß-Beschreibung L. 4. cap. 25. lehret. Doch kan man auch aus den Büchsen damit schiessen / wie solches vor diesem Hertzog <gap reason="illegible"/>rnst/ der Fromme genandt/ zu Gotha/ in beysein Herrn Doct. Wedels, aus sonderlicher Culiosität probiren lassen/ wie in obgemeldter Disputation zu sehen / worinnen auch allerhand Composita, so von diesem Pulver können gemacht werden/ beschrieben sind.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Zu den breit-blätterichten Mooß-Kräutern gehöret das Stein-Leber-Kraut/ wie auch das Lungen-Kraut/ welche beyde auch gedörret in den Apothecken auffgehoben werden. 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nicht allein die Nieren-formige Schöttlein/ mit einem sehr subtilen Saamen/ hervorsckiessen/ (welche Tournefort Tab. 326. Instit. Rer. Herb. sehr artlich abgemahlet hat) sondern es hat auch dieser Mooß vor dem Saamen seine eigene Blüt/ deßwegen er von dem berümbten Engeländischen Botanico Morison ein vollkommener Mooß oder Muscus Perfectus geheissen wird.
§. 3. Jetztgemeldter Saame oder
SEMEN LYCOPODII
nun ist eben dasjenige/ welches diesen Mooß so berümbt machet/ und bestehet aus einem sehr subrilen/ leichten und gelben Staub/ fast wie Schwefel-Blumen anzuschen/ hat auch eine dergleiche schweffelichte Art/ indem er/ durch ein Licht geblasen/ blitzet und eine grosse Flamme gibt/ obwohlen er auff Kohlen geworffen nicht so/ wie der Schwefel/ brennet: Gibt aber auch einen acidum und ein schwartzes Oehl von sich/ wann man den Mooß durch eine Retort, treibet/ wie obbelobter Herr Wedelius erfahren hat; und weilen er also eine balsamische Art an sich hat/ ist er sehr dauer hasst und lässet sich über 30. Jahren halten; und ob man schon anfangs diesen Saamen meistens aus Pohlen und Moscau (allwo sie ihn Plaun nennen) beschreiben müssen/ so findet man ihn doch nun auch allenthalben in Teutschland/ daß man in Friedens-Zeiten ein gantzes Pfund umb einen Gülden haben kan.
§. 4. Auß obbemeldten schwefelichten Theilgen fliessen die so belobte Kräffte und Tugenden dieses Stäubleins her/ welches nicht allein den Schweiß und Urin/ ja auch zuweilen den Stuhl-Gang befördern kan/ sondern auch eine besansitigende und stillende Krafft hat und deßwegen gegen die schwere Noch und andere Haupt-Kranckheiten/ absonderlich aber gegen das Alp-drucken sehr gerühmer wird. So ist auch nicht zu zweifflen/ daß er in denen Scorbutischen Nerven-Kranckheiten/ lauffenden Gicht/ Nieren und Lenden-Weh/ guten Effect thue/ wie Herr D. Wedel versichern will/ indem er von dem berümbten Ludovici gegen den Stein selbsten mit Nutzen gebrauchet worden. Absonderlich aber ist dieser Balsamische Saame/ wegen seiner heilenden Krasft auch in allen Brust-Schwachheiten/ als Lungensucht/ Blutspeyenund dergleichen gut/ und rühmet ihn Ettmüllerus auch gegen die Hectic. In Pohlen brauchen sie ihn gegen die Hollen-Zöpffe oder Plicam Polonicam, als ein specificum, worvon in den Miscellan. Germ. Cur. Dec. 1. An. 2. Obs. 52. pag. 94. zulesen ist. Was er aber eusserlich un Blutstillen der Wunden vermöge/ bezeuget der Seel. Doct. Feht Tr. de Scorzon. pag. 12. Er heilet auch allerley Räudigkeit/ Verwundungen/ Rothlauff/ Jucken an heimlichen Oertern/ absonderlich wann die kleine Kinder allda wund werden. Man kan diesen Saamen auch zum Haar-Pouder gebrauchen / weilen ersehr leicht ist und die Haar von den Milben befreyet So wird er auch zu den Kunst. Feuern oder Feuer, Wercken gebrauchet/ allwo er nur blitzet/ und keinen Knall von sich gibt / man mische dann gestosen Bircken-Laub darunter/ wie Olearius in seiner Persianischen Reiß-Beschreibung L. 4. cap. 25. lehret. Doch kan man auch aus den Büchsen damit schiessen / wie solches vor diesem Hertzog _ rnst/ der Fromme genandt/ zu Gotha/ in beysein Herrn Doct. Wedels, aus sonderlicher Culiosität probiren lassen/ wie in obgemeldter Disputation zu sehen / worinnen auch allerhand Composita, so von diesem Pulver können gemacht werden/ beschrieben sind.
§. 5. Zu den breit-blätterichten Mooß-Kräutern gehöret das Stein-Leber-Kraut/ wie auch das Lungen-Kraut/ welche beyde auch gedörret in den Apothecken auffgehoben werden. Das erste / nemblich das Stein-Leber-Kraut wird Lateinisch
LICHEN
genennet/ weilen es gleichsam wie ein Außsätziger Grind eufferlich an den Felssen in tieffen Brunnen sitzet/ und bestehet aus breiten/ tieff außgekerbten fetten Blättern/ zwischen welchen mit der Zeit kleine Stengel mit gesternten Blümlein hervor kommen/ wie oben aus der Figur zu sehen ist: wird innerlich gegen einige langwierige Kranckheiten/ so vor diesem von Verstopffung der Leber hergeleitet worden/ als gegen die Gelbsucht/ Krätze und dergleichen von den Alten gerühmet/ wiewohlen die heutige Medici, als Ettmüllerus, und andere kein grosses Werck davon machen. Eusserlich soll es das Blut in Verwundungen stillen/ wie Hoffmannnus in Clau. Schraed. p. 496. bezeuget.
§. 6. Was endlich das
Lungen-Kraut /
oder
PULMONARIAM ARBOREAM,
sonsten auch Muscum Arboreum genandt/ anlangen thut/ so bestehet dasselbige aus breiten lederichten Lappen/ so an den alten Eychen und andern Bäumen gefunden werden: hat eine außtructnende und etwas anhaltende Krafft/ weßwegen es in der Lungensucht/ so von über flüssiger Feuchtigkeit und Flüssen herrühret/ in denen Brust- Träncken/ innerlich gebrauchet werden kan. Eusserlich stillet es ingleichen das Bluten/ zu Pulver gestossen und eingetruncken.
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