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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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ein gar zu grosser Unterscheid/ wie auß der im Anfang dieses Capitels gesetzten Figur (welche wohlgemeldter Herr Cleyer in Japan von dem lebendigen Strauch nehmen lassen und in den Act. Med. Hafniensibus Vol. IV. pag. 2. auch zu finden ist) zusehen war: Anbey berichtend/ auff was manier derselbe gepflantzet und wie der Thee davon gesamler werde. Es machen nemblich die Einwohner in China und Japan (wo es eigentlich wächset) eine Grube in die Erde und werffen darin 40. biß 50. Saamen-Körner/ scharren alsdann alles zu und bedecken es mit Strohe. Hiervon entspringen ohngefehr 6. 8. 10. biß 14. Sträuchlein / welche sie alle zusammen auffwachsen lassen/ weilen sie gern dick stehen. Solche lassen sie also 3. Jahr ruhen/ ehe sie die Thee-Blätter davon samblen/ und wann solche vorbey/ so samblen sie im April die neu-hervor schiessende junge Blättlein (welche von den alten/ so der Strauch nicht abwirffet/ und deßwegen gelbicht werden/ leicht zu unterscheiden sind) bey hellem Wetter/ darunter die dünne und schmale/ so nur 3. oder 4. Tage alt sind/ vor die besten gehalten werden/ wiewohlen auff fetten und wohlgebaueten Aeckern auch die breite in solcher Zeit wachsen können.

§. 3.

Hier aber ist sehr merckwürdig/ daß der also frische Thee eine narcotische und gantz dum- und trunckenmachende Krafft habe/ welche biß daher von Niemanden unter so vielen Authoren, welche von demselben geschrieben haben/ meines Wissens/ observiret worden. Indessen hat mich dessen vor wenigen Jahren ein damahlen auß Ost-Indien kommender und in diesen Sachen sehr erfahrner Mann/ Nahmens Herr D. Kempffer auß Westphalen (welcher sich lange Zeit bey obgemeldtem Herrn Cleyero in Ost-Indien auffgehalten und in dieses Nahmen vor etwa 16. Jahren einen Brieff in duplo an mich schreiben/ auch einige Curiositäten schicken müssen/ so mir aber wegen Ver-Unglückung des Schiffes nicht zu Handen gekommen) mündlich versickert/ und kann auch theils auß der praeparation, welche durch das Rösten geschiehet/ theils durch seine Krafft/ wormit es den Schlaaff (wie andere in gar geringer dosi genommene opiata) verhindert / leicht geschlossen und geglaubet werden. Damit nun die frische Blätter davon befreyet und zum täglichen Gebrauch praepariret werden möchten/ so thun sie dieselbige in eine grosse eiserne oder kupfferne Pfanne und wältzen sie darin mit der Hand/ über dem Feur/ hin und her/ biß der Safft etwas hernach gehe: hernach wältzen sie andere auff einem Banck zu Bützger/ welche wieder/ wie zuvor/ etlichmahl geröstet und gerollet werden: dann nachdem sie weniger oder mehr also gearbeitet werden/ je wohlfeiler oder theurer sie sind/ wie solches nicht allein obbelobter Herr D. Kempffer mündlich/ sondern auch Herr Cleyerus in seinem Brieff an D. Simon Paulli berichtet/ welcher in den Act. Hafniensibus l. c. kan gelesen werden.

§. 4.

Sonsten hat man verschiedene Sorten von dem Thee, welche entweder nach der Blättern Grösse / oder nach der Farbe unterschieden werden. Der beste ist recht hell grün/ hat einen guten Geschmack und Geruch/ wie der Japonische insgemein zu seyn pfleget/ welcher nicht allein rarer und besser/ sondern auch viel theurer ist/ und mag vielleicht derjenige seyn/ welchen wir hier zu Land

Kayser-Thee oder auch Thee Boye

nennen: mit welchem Nahmen doch in Indien nur die Blüth (welche der Käyser meistens trincket) beleget wird/ wie Georg Meister indem Ost-Indischen Lust-Gärten p. 176. berichtet: und kan man den Unterscheid auch an dem Thee-Wasser sehen/ indem der frisch- und gute Thee eine grünlichte/ der schlechte aber eine gelbe couleur und Tinctur gibt: wiewohlen auch viel an der Zeit gelegen/ wie lang man ihn extrahiren lässet. Pomet gedencket über dieses auch der

Thee-Blumen /

welche vielmehr einer Blum/ als Blättern gleich sehen/ eine schwartz braune couleur haben und von den Holländern dem Gold gleich sollen geschätzet werden/ worvon dessen Frantzöische Material-Kammer pag. 144. zu sehen. In Indien selbst soll ein Catjen 100. Thaler kosten/ wie Georg Meister schreibet.

§. 5.

Nachdem aber diese Thee-Blätter so theur gehalten und noch heutiges Tages das [unleserliches Material]. unter 5. Rthlr. langsam zu bekommen ist: als haben verschiedene Medici darvor gehalten/ daß man wohl bey Uns audere gute Kräuter finden könne/ welche eben den effect thun würden; derohalben einige die Beronien/ welche dem Thee fast gleich sihet: Andere den Ehrenpreyß/ welchen sie derowegen Veronicam Theeizantem in eigenen Büchlein genennet/ als Francus und Pechlinus: Andere den Roßinarin/ als Ettmüllerus in Comm. Schroed. pag. 673: Noch andere die Salbey an dessen statt recommendiren/ welche letztere nicht allein in der letzteren Campagne von den Officirern mit Nutzen getruncken/ sondern auch von den Indianern gegen den Thee also außgetauschet wird/ daß sie der Ost-Indischen Compagnie vor I. [unleserliches Material]. Salviae 2. [unleserliches Material]. und wohl mehr Thee geben; welches die Ursach seyn mag/ daß der Thee bey uns wohlfeiler/ als in Indien

ein gar zu grosser Unterscheid/ wie auß der im Anfang dieses Capitels gesetzten Figur (welche wohlgemeldter Herr Cleyer in Japan von dem lebendigen Strauch nehmen lassen und in den Act. Med. Hafniensibus Vol. IV. pag. 2. auch zu finden ist) zusehen war: Anbey berichtend/ auff was manier derselbe gepflantzet und wie der Thee davon gesamler werde. Es machen nemblich die Einwohner in China und Japan (wo es eigentlich wächset) eine Grube in die Erde und werffen darin 40. biß 50. Saamen-Körner/ scharren alsdann alles zu und bedecken es mit Strohe. Hiervon entspringen ohngefehr 6. 8. 10. biß 14. Sträuchlein / welche sie alle zusammen auffwachsen lassen/ weilen sie gern dick stehen. Solche lassen sie also 3. Jahr ruhen/ ehe sie die Thee-Blätter davon samblen/ und wann solche vorbey/ so samblen sie im April die neu-hervor schiessende junge Blättlein (welche von den alten/ so der Strauch nicht abwirffet/ und deßwegen gelbicht werden/ leicht zu unterscheiden sind) bey hellem Wetter/ darunter die dünne und schmale/ so nur 3. oder 4. Tage alt sind/ vor die besten gehalten werden/ wiewohlen auff fetten und wohlgebaueten Aeckern auch die breite in solcher Zeit wachsen können.

§. 3.

Hier aber ist sehr merckwürdig/ daß der also frische Thee eine narcotische und gantz dum- und trunckenmachende Krafft habe/ welche biß daher von Niemanden unter so vielen Authoren, welche von demselben geschrieben haben/ meines Wissens/ observiret worden. Indessen hat mich dessen vor wenigen Jahren ein damahlen auß Ost-Indien kommender und in diesen Sachen sehr erfahrner Mann/ Nahmens Herr D. Kempffer auß Westphalen (welcher sich lange Zeit bey obgemeldtem Herrn Cleyero in Ost-Indien auffgehalten und in dieses Nahmen vor etwa 16. Jahren einen Brieff in duplo an mich schreiben/ auch einige Curiositäten schicken müssen/ so mir aber wegen Ver-Unglückung des Schiffes nicht zu Handen gekommen) mündlich versickert/ und kann auch theils auß der praeparation, welche durch das Rösten geschiehet/ theils durch seine Krafft/ wormit es den Schlaaff (wie andere in gar geringer dosi genommene opiata) verhindert / leicht geschlossen und geglaubet werden. Damit nun die frische Blätter davon befreyet und zum täglichen Gebrauch praepariret werden möchten/ so thun sie dieselbige in eine grosse eiserne oder kupfferne Pfanne und wältzen sie darin mit der Hand/ über dem Feur/ hin und her/ biß der Safft etwas hernach gehe: hernach wältzen sie andere auff einem Banck zu Bützger/ welche wieder/ wie zuvor/ etlichmahl geröstet und gerollet werden: dann nachdem sie weniger oder mehr also gearbeitet werden/ je wohlfeiler oder theurer sie sind/ wie solches nicht allein obbelobter Herr D. Kempffer mündlich/ sondern auch Herr Cleyerus in seinem Brieff an D. Simon Paulli berichtet/ welcher in den Act. Hafniensibus l. c. kan gelesen werden.

§. 4.

Sonsten hat man verschiedene Sorten von dem Thee, welche entweder nach der Blättern Grösse / oder nach der Farbe unterschieden werden. Der beste ist recht hell grün/ hat einen guten Geschmack und Geruch/ wie der Japonische insgemein zu seyn pfleget/ welcher nicht allein rarer und besser/ sondern auch viel theurer ist/ und mag vielleicht derjenige seyn/ welchen wir hier zu Land

Kayser-Thee oder auch Thee Boye

neñen: mit welchem Nahmen doch in Indien nur die Blüth (welche der Käyser meistens trincket) beleget wird/ wie Georg Meister indem Ost-Indischen Lust-Gärten p. 176. berichtet: und kan man den Unterscheid auch an dem Thee-Wasser sehen/ indem der frisch- und gute Thee eine grünlichte/ der schlechte aber eine gelbe couleur und Tinctur gibt: wiewohlen auch viel an der Zeit gelegen/ wie lang man ihn extrahiren lässet. Pomet gedencket über dieses auch der

Thee-Blumen /

welche vielmehr einer Blum/ als Blättern gleich sehen/ eine schwartz braune couleur haben und von den Holländern dem Gold gleich sollen geschätzet werden/ worvon dessen Frantzöische Material-Kammer pag. 144. zu sehen. In Indien selbst soll ein Catjen 100. Thaler kosten/ wie Georg Meister schreibet.

§. 5.

Nachdem aber diese Thee-Blätter so theur gehalten und noch heutiges Tages das [unleserliches Material]. unter 5. Rthlr. langsam zu bekommen ist: als haben verschiedene Medici darvor gehalten/ daß man wohl bey Uns audere gute Kräuter finden könne/ welche eben den effect thun würden; derohalben einige die Beronien/ welche dem Thee fast gleich sihet: Andere den Ehrenpreyß/ welchen sie derowegen Veronicam Theeizantem in eigenen Büchlein genennet/ als Francus und Pechlinus: Andere den Roßinarin/ als Ettmüllerus in Comm. Schroed. pag. 673: Noch andere die Salbey an dessen statt recommendiren/ welche letztere nicht allein in der letzteren Campagne von den Officirern mit Nutzen getruncken/ sondern auch von den Indianern gegen den Thee also außgetauschet wird/ daß sie der Ost-Indischen Compagnie vor I. [unleserliches Material]. Salviae 2. [unleserliches Material]. und wohl mehr Thee geben; welches die Ursach seyn mag/ daß der Thee bey uns wohlfeiler/ als in Indien

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[209/0255] ein gar zu grosser Unterscheid/ wie auß der im Anfang dieses Capitels gesetzten Figur (welche wohlgemeldter Herr Cleyer in Japan von dem lebendigen Strauch nehmen lassen und in den Act. Med. Hafniensibus Vol. IV. pag. 2. auch zu finden ist) zusehen war: Anbey berichtend/ auff was manier derselbe gepflantzet und wie der Thee davon gesamler werde. Es machen nemblich die Einwohner in China und Japan (wo es eigentlich wächset) eine Grube in die Erde und werffen darin 40. biß 50. Saamen-Körner/ scharren alsdann alles zu und bedecken es mit Strohe. Hiervon entspringen ohngefehr 6. 8. 10. biß 14. Sträuchlein / welche sie alle zusammen auffwachsen lassen/ weilen sie gern dick stehen. Solche lassen sie also 3. Jahr ruhen/ ehe sie die Thee-Blätter davon samblen/ und wann solche vorbey/ so samblen sie im April die neu-hervor schiessende junge Blättlein (welche von den alten/ so der Strauch nicht abwirffet/ und deßwegen gelbicht werden/ leicht zu unterscheiden sind) bey hellem Wetter/ darunter die dünne und schmale/ so nur 3. oder 4. Tage alt sind/ vor die besten gehalten werden/ wiewohlen auff fetten und wohlgebaueten Aeckern auch die breite in solcher Zeit wachsen können. §. 3. Hier aber ist sehr merckwürdig/ daß der also frische Thee eine narcotische und gantz dum- und trunckenmachende Krafft habe/ welche biß daher von Niemanden unter so vielen Authoren, welche von demselben geschrieben haben/ meines Wissens/ observiret worden. Indessen hat mich dessen vor wenigen Jahren ein damahlen auß Ost-Indien kommender und in diesen Sachen sehr erfahrner Mann/ Nahmens Herr D. Kempffer auß Westphalen (welcher sich lange Zeit bey obgemeldtem Herrn Cleyero in Ost-Indien auffgehalten und in dieses Nahmen vor etwa 16. Jahren einen Brieff in duplo an mich schreiben/ auch einige Curiositäten schicken müssen/ so mir aber wegen Ver-Unglückung des Schiffes nicht zu Handen gekommen) mündlich versickert/ und kann auch theils auß der praeparation, welche durch das Rösten geschiehet/ theils durch seine Krafft/ wormit es den Schlaaff (wie andere in gar geringer dosi genommene opiata) verhindert / leicht geschlossen und geglaubet werden. Damit nun die frische Blätter davon befreyet und zum täglichen Gebrauch praepariret werden möchten/ so thun sie dieselbige in eine grosse eiserne oder kupfferne Pfanne und wältzen sie darin mit der Hand/ über dem Feur/ hin und her/ biß der Safft etwas hernach gehe: hernach wältzen sie andere auff einem Banck zu Bützger/ welche wieder/ wie zuvor/ etlichmahl geröstet und gerollet werden: dann nachdem sie weniger oder mehr also gearbeitet werden/ je wohlfeiler oder theurer sie sind/ wie solches nicht allein obbelobter Herr D. Kempffer mündlich/ sondern auch Herr Cleyerus in seinem Brieff an D. Simon Paulli berichtet/ welcher in den Act. Hafniensibus l. c. kan gelesen werden. §. 4. Sonsten hat man verschiedene Sorten von dem Thee, welche entweder nach der Blättern Grösse / oder nach der Farbe unterschieden werden. Der beste ist recht hell grün/ hat einen guten Geschmack und Geruch/ wie der Japonische insgemein zu seyn pfleget/ welcher nicht allein rarer und besser/ sondern auch viel theurer ist/ und mag vielleicht derjenige seyn/ welchen wir hier zu Land Kayser-Thee oder auch Thee Boye neñen: mit welchem Nahmen doch in Indien nur die Blüth (welche der Käyser meistens trincket) beleget wird/ wie Georg Meister indem Ost-Indischen Lust-Gärten p. 176. berichtet: und kan man den Unterscheid auch an dem Thee-Wasser sehen/ indem der frisch- und gute Thee eine grünlichte/ der schlechte aber eine gelbe couleur und Tinctur gibt: wiewohlen auch viel an der Zeit gelegen/ wie lang man ihn extrahiren lässet. Pomet gedencket über dieses auch der Thee-Blumen / welche vielmehr einer Blum/ als Blättern gleich sehen/ eine schwartz braune couleur haben und von den Holländern dem Gold gleich sollen geschätzet werden/ worvon dessen Frantzöische Material-Kammer pag. 144. zu sehen. In Indien selbst soll ein Catjen 100. Thaler kosten/ wie Georg Meister schreibet. §. 5. Nachdem aber diese Thee-Blätter so theur gehalten und noch heutiges Tages das _ . unter 5. Rthlr. langsam zu bekommen ist: als haben verschiedene Medici darvor gehalten/ daß man wohl bey Uns audere gute Kräuter finden könne/ welche eben den effect thun würden; derohalben einige die Beronien/ welche dem Thee fast gleich sihet: Andere den Ehrenpreyß/ welchen sie derowegen Veronicam Theeizantem in eigenen Büchlein genennet/ als Francus und Pechlinus: Andere den Roßinarin/ als Ettmüllerus in Comm. Schroed. pag. 673: Noch andere die Salbey an dessen statt recommendiren/ welche letztere nicht allein in der letzteren Campagne von den Officirern mit Nutzen getruncken/ sondern auch von den Indianern gegen den Thee also außgetauschet wird/ daß sie der Ost-Indischen Compagnie vor I. _ . Salviae 2. _ . und wohl mehr Thee geben; welches die Ursach seyn mag/ daß der Thee bey uns wohlfeiler/ als in Indien

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/255>, abgerufen am 23.11.2024.