Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.§. 1. DIe Gilb-Wurtz/ oder CURCUMA ist ein langlicht. runde/ gnodichte und dem Ingber nicht ungleiche Wurtzel/ in- und außwendig gelbicht anzusehen/ eines etwas scharffen und bitterichten Geschmacks und ziemlichen Geruchs: wird theils von Araber/ Perser und den Türcken über Babilon/ theils von der Ost-Indianischen Compagnie auß Indien gebracht; weßwegen sie auch Cyperus Indicus oder Indianische Cyper-Wurtz/ und Crocus Indicus, oder Indianischer Saffran genennet wird. Sonsten aber heisset sie bey den Apotheckern auch Terra Merita, welches vielleicht daher kommet/ weiln sie zu Pulver gestossen der gelben Ocher-Erd nicht ungleich fibet. §. 2. Das Kraut dieser Wurtzel wird von den Indianern Cahae oder Kua genennet/ welches soviel als Saffran heisset: hat schöne breyte grüne Blätter/ welche an dem Stengel gegen einander über wachsen und trägt eine Blume/ so der Spica nicht ungleich kommet/ wie am besten auß beygesetzter Figur, welche der Seel. D. Hermanni ni Catalogo Horti Lugdunensis mitgetheilet / und in dem Horto Malabarico in natürlicher Grösse zusechen ist/ erhellet. §. 3. Einige/ als Samuel Dale zehlen deren zweyerley Species, die lange und die runde/ wie in dessen Pharmacologie pag. 324. zu lesen ist: allein weilen man fast nir gend oder an wenigen Orten dieselbe alle beyde findet/ mag es vielleicht seyn/ wie mit der Zittwer-Wurtz/ da die lange und runde verschiedene Theile einer Wurtzel sind/ wie an gehörigem Ort zusehen ist. Zum wenigsten will der berümbte Frantzösische Materialist/ Ms. Pomet von keinen zweyen speciebus wissen/ und hält es vor einen grossen abus, daß etliche zuweilen nach der rothen Curcuma fragen/ deren es keine gibt/ ausser daß die gemeine und gelbe Curcuma mit der Zeit/ wann sie veraltet/ braun wird/ und so man diese stösset/ ein etwas röther Pulver gibt/ als die frische/ wie auß dessen Histoire generale des drogues Lib. 2. C. 12. pag. 66. erhellet. §. 4. Die beste ist/ welche noch frisch/ hartzicht und in grossen und schweren Stückern komt / auch nicht leichtlich zerbrochen warden kan. Die Wurmstichichte und mit vielem Staub angefülte ist zur Artzney nichts nutz/ ob sie schon in dem Färben nicht gäntzlich zuverwerffen ist. §. 5. Den Gebrauch der Curchmae betreffend/ so wird sie von den Medicis gar fleissig in der Gelbsucht gebrauchet/ dahero sie auch die Gelbsucht-Wurtzel genennet wird: worinnen sie dann destomehr zu rühmen/ weilen sie auch die Stein-Gelbsucht und den Lenden-Schmertzen/ so von kleinen Steinen in der Gallen Blaßen herrühren/ curiret und die Steinlein befördert/ wie davon ein sehr merckwürdiges Exeinpel bey D. Frid. Hoffmann pag. 463. Clav. Schroederian. zusehen. So dienet sie auch gegen die Wassersucht/ Miltz-Beschwerung und andere langwierige Verstopffungen/ absonderlich wann das Pulver oder die Species diacurcumae mit den Stahl-Pulvern/ [unleserliches Material]. diaphor. [unleserliches Material]. ali und dergleichen vermischet wird. In Indien gebrauchen sie sich der Curcuma aß statt des Saffrans/ färben den Reiß/ Fisch/ Fleischbrühe und andere Speißen damit. In unsern Landen färbet man damit allerhand Waaren/ und gebrauchen sich derselben nicht allein die Tuch- und Zeug-Färber/ sondern auch die Säckler und Parfumierer / die Rothgieser und Knöpffmacher/ welche die höltzerne Knöpff/ so mit gesponnen Goldfaden zu überziehen sind/ damit anstreichen/ damit das Holtz nicht durchscheine. §. 1. DIe Gilb-Wurtz/ oder CURCUMA ist ein langlicht. runde/ gnodichte und dem Ingber nicht ungleiche Wurtzel/ in- und außwendig gelbicht anzusehen/ eines etwas scharffen und bitterichten Geschmacks und ziemlichen Geruchs: wird theils von Araber/ Perser und den Türcken über Babilon/ theils von der Ost-Indianischen Compagnie auß Indien gebracht; weßwegen sie auch Cyperus Indicus oder Indianische Cyper-Wurtz/ und Crocus Indicus, oder Indianischer Saffran genennet wird. Sonsten aber heisset sie bey den Apotheckern auch Terra Merita, welches vielleicht daher kommet/ weiln sie zu Pulver gestossen der gelben Ocher-Erd nicht ungleich fibet. §. 2. Das Kraut dieser Wurtzel wird von den Indianern Cahae oder Kua genennet/ welches soviel als Saffran heisset: hat schöne breyte grüne Blätter/ welche an dem Stengel gegen einander über wachsen und trägt eine Blume/ so der Spica nicht ungleich kommet/ wie am besten auß beygesetzter Figur, welche der Seel. D. Hermanni ni Catalogo Horti Lugdunensis mitgetheilet / und in dem Horto Malabarico in natürlicher Grösse zusechen ist/ erhellet. §. 3. Einige/ als Samuel Dale zehlen deren zweyerley Species, die lange und die runde/ wie in dessen Pharmacologie pag. 324. zu lesen ist: allein weilen man fast nir gend oder an wenigen Orten dieselbe alle beyde findet/ mag es vielleicht seyn/ wie mit der Zittwer-Wurtz/ da die lange und runde verschiedene Theile einer Wurtzel sind/ wie an gehörigem Ort zusehen ist. Zum wenigsten will der berümbte Frantzösische Materialist/ Ms. Pomet von keinen zweyen speciebus wissen/ und hält es vor einen grossen abus, daß etliche zuweilen nach der rothen Curcuma fragen/ deren es keine gibt/ ausser daß die gemeine und gelbe Curcuma mit der Zeit/ wann sie veraltet/ braun wird/ und so man diese stösset/ ein etwas röther Pulver gibt/ als die frische/ wie auß dessen Histoire generale des drogues Lib. 2. C. 12. pag. 66. erhellet. §. 4. Die beste ist/ welche noch frisch/ hartzicht und in grossen und schweren Stückern komt / auch nicht leichtlich zerbrochen warden kan. Die Wurmstichichte und mit vielem Staub angefülte ist zur Artzney nichts nutz/ ob sie schon in dem Färben nicht gäntzlich zuverwerffen ist. §. 5. Den Gebrauch der Curchmae betreffend/ so wird sie von den Medicis gar fleissig in der Gelbsucht gebrauchet/ dahero sie auch die Gelbsucht-Wurtzel genennet wird: worinnen sie dann destomehr zu rühmen/ weilen sie auch die Stein-Gelbsucht und den Lenden-Schmertzen/ so von kleinen Steinen in der Gallen Blaßen herrühren/ curiret und die Steinlein befördert/ wie davon ein sehr merckwürdiges Exeinpel bey D. Frid. Hoffmann pag. 463. Clav. Schroederian. zusehen. So dienet sie auch gegen die Wassersucht/ Miltz-Beschwerung und andere langwierige Verstopffungen/ absonderlich wann das Pulver oder die Species diacurcumae mit den Stahl-Pulvern/ [unleserliches Material]. diaphor. [unleserliches Material]. ali und dergleichen vermischet wird. In Indien gebrauchen sie sich der Curcuma aß statt des Saffrans/ färben den Reiß/ Fisch/ Fleischbrühe und andere Speißen damit. In unsern Landen färbet man damit allerhand Waaren/ und gebrauchen sich derselben nicht allein die Tuch- und Zeug-Färber/ sondern auch die Säckler und Parfumierer / die Rothgieser und Knöpffmacher/ welche die höltzerne Knöpff/ so mit gesponnen Goldfaden zu überziehen sind/ damit anstreichen/ damit das Holtz nicht durchscheine. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0235" n="189"/> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>DIe Gilb-Wurtz/ oder CURCUMA ist ein langlicht. runde/ gnodichte und dem Ingber nicht ungleiche Wurtzel/ in- und außwendig gelbicht anzusehen/ eines etwas scharffen und bitterichten Geschmacks und ziemlichen Geruchs: wird theils von Araber/ Perser und den Türcken über Babilon/ theils von der Ost-Indianischen Compagnie auß Indien gebracht; weßwegen sie auch Cyperus Indicus oder Indianische Cyper-Wurtz/ und Crocus Indicus, oder Indianischer Saffran genennet wird. Sonsten aber heisset sie bey den Apotheckern auch Terra Merita, welches vielleicht daher kommet/ weiln sie zu Pulver gestossen der gelben Ocher-Erd nicht ungleich fibet.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Das Kraut dieser Wurtzel wird von den Indianern Cahae oder Kua genennet/ welches soviel als Saffran heisset: hat schöne breyte grüne Blätter/ welche an dem Stengel gegen einander über wachsen und trägt eine Blume/ so der Spica nicht ungleich kommet/ wie am besten auß beygesetzter Figur, welche der Seel. D. Hermanni ni Catalogo Horti Lugdunensis mitgetheilet / und in dem Horto Malabarico in natürlicher Grösse zusechen ist/ erhellet.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Einige/ als Samuel Dale zehlen deren zweyerley Species, die lange und die runde/ wie in dessen Pharmacologie pag. 324. zu lesen ist: allein weilen man fast nir gend oder an wenigen Orten dieselbe alle beyde findet/ mag es vielleicht seyn/ wie mit der Zittwer-Wurtz/ da die lange und runde verschiedene Theile einer Wurtzel sind/ wie an gehörigem Ort zusehen ist. Zum wenigsten will der berümbte Frantzösische Materialist/ Ms. Pomet von keinen zweyen speciebus wissen/ und hält es vor einen grossen abus, daß etliche zuweilen nach der rothen Curcuma fragen/ deren es keine gibt/ ausser daß die gemeine und gelbe Curcuma mit der Zeit/ wann sie veraltet/ braun wird/ und so man diese stösset/ ein etwas röther Pulver gibt/ als die frische/ wie auß dessen Histoire generale des drogues Lib. 2. C. 12. pag. 66. erhellet.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Die beste ist/ welche noch frisch/ hartzicht und in grossen und schweren Stückern komt / auch nicht leichtlich zerbrochen warden kan. Die Wurmstichichte und mit vielem Staub angefülte ist zur Artzney nichts nutz/ ob sie schon in dem Färben nicht gäntzlich zuverwerffen ist.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Den Gebrauch der Curchmae betreffend/ so wird sie von den Medicis gar fleissig in der Gelbsucht gebrauchet/ dahero sie auch die Gelbsucht-Wurtzel genennet wird: worinnen sie dann destomehr zu rühmen/ weilen sie auch die Stein-Gelbsucht und den Lenden-Schmertzen/ so von kleinen Steinen in der Gallen Blaßen herrühren/ curiret und die Steinlein befördert/ wie davon ein sehr merckwürdiges Exeinpel bey D. Frid. Hoffmann pag. 463. Clav. Schroederian. zusehen. So dienet sie auch gegen die Wassersucht/ Miltz-Beschwerung und andere langwierige Verstopffungen/ absonderlich wann das Pulver oder die Species diacurcumae mit den Stahl-Pulvern/ <gap reason="illegible"/>. diaphor. <gap reason="illegible"/>. ali und dergleichen vermischet wird. In Indien gebrauchen sie sich der Curcuma aß statt des Saffrans/ färben den Reiß/ Fisch/ Fleischbrühe und andere Speißen damit. In unsern Landen färbet man damit allerhand Waaren/ und gebrauchen sich derselben nicht allein die Tuch- und Zeug-Färber/ sondern auch die Säckler und Parfumierer / die Rothgieser und Knöpffmacher/ welche die höltzerne Knöpff/ so mit gesponnen Goldfaden zu überziehen sind/ damit anstreichen/ damit das Holtz nicht durchscheine.</p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0235]
§. 1. DIe Gilb-Wurtz/ oder CURCUMA ist ein langlicht. runde/ gnodichte und dem Ingber nicht ungleiche Wurtzel/ in- und außwendig gelbicht anzusehen/ eines etwas scharffen und bitterichten Geschmacks und ziemlichen Geruchs: wird theils von Araber/ Perser und den Türcken über Babilon/ theils von der Ost-Indianischen Compagnie auß Indien gebracht; weßwegen sie auch Cyperus Indicus oder Indianische Cyper-Wurtz/ und Crocus Indicus, oder Indianischer Saffran genennet wird. Sonsten aber heisset sie bey den Apotheckern auch Terra Merita, welches vielleicht daher kommet/ weiln sie zu Pulver gestossen der gelben Ocher-Erd nicht ungleich fibet.
§. 2. Das Kraut dieser Wurtzel wird von den Indianern Cahae oder Kua genennet/ welches soviel als Saffran heisset: hat schöne breyte grüne Blätter/ welche an dem Stengel gegen einander über wachsen und trägt eine Blume/ so der Spica nicht ungleich kommet/ wie am besten auß beygesetzter Figur, welche der Seel. D. Hermanni ni Catalogo Horti Lugdunensis mitgetheilet / und in dem Horto Malabarico in natürlicher Grösse zusechen ist/ erhellet.
§. 3. Einige/ als Samuel Dale zehlen deren zweyerley Species, die lange und die runde/ wie in dessen Pharmacologie pag. 324. zu lesen ist: allein weilen man fast nir gend oder an wenigen Orten dieselbe alle beyde findet/ mag es vielleicht seyn/ wie mit der Zittwer-Wurtz/ da die lange und runde verschiedene Theile einer Wurtzel sind/ wie an gehörigem Ort zusehen ist. Zum wenigsten will der berümbte Frantzösische Materialist/ Ms. Pomet von keinen zweyen speciebus wissen/ und hält es vor einen grossen abus, daß etliche zuweilen nach der rothen Curcuma fragen/ deren es keine gibt/ ausser daß die gemeine und gelbe Curcuma mit der Zeit/ wann sie veraltet/ braun wird/ und so man diese stösset/ ein etwas röther Pulver gibt/ als die frische/ wie auß dessen Histoire generale des drogues Lib. 2. C. 12. pag. 66. erhellet.
§. 4. Die beste ist/ welche noch frisch/ hartzicht und in grossen und schweren Stückern komt / auch nicht leichtlich zerbrochen warden kan. Die Wurmstichichte und mit vielem Staub angefülte ist zur Artzney nichts nutz/ ob sie schon in dem Färben nicht gäntzlich zuverwerffen ist.
§. 5. Den Gebrauch der Curchmae betreffend/ so wird sie von den Medicis gar fleissig in der Gelbsucht gebrauchet/ dahero sie auch die Gelbsucht-Wurtzel genennet wird: worinnen sie dann destomehr zu rühmen/ weilen sie auch die Stein-Gelbsucht und den Lenden-Schmertzen/ so von kleinen Steinen in der Gallen Blaßen herrühren/ curiret und die Steinlein befördert/ wie davon ein sehr merckwürdiges Exeinpel bey D. Frid. Hoffmann pag. 463. Clav. Schroederian. zusehen. So dienet sie auch gegen die Wassersucht/ Miltz-Beschwerung und andere langwierige Verstopffungen/ absonderlich wann das Pulver oder die Species diacurcumae mit den Stahl-Pulvern/ _ . diaphor. _ . ali und dergleichen vermischet wird. In Indien gebrauchen sie sich der Curcuma aß statt des Saffrans/ färben den Reiß/ Fisch/ Fleischbrühe und andere Speißen damit. In unsern Landen färbet man damit allerhand Waaren/ und gebrauchen sich derselben nicht allein die Tuch- und Zeug-Färber/ sondern auch die Säckler und Parfumierer / die Rothgieser und Knöpffmacher/ welche die höltzerne Knöpff/ so mit gesponnen Goldfaden zu überziehen sind/ damit anstreichen/ damit das Holtz nicht durchscheine.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/235>, abgerufen am 23.02.2025. |