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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 1.

DIe so genandte Pocken-Wurtzel oder Radix CHINAE ist eine dicke/ gnodichte/ glatte und holtzichte Wurtzel/ außwendig gelb-braun/ inwendig röthlich-weiß/ ohne Geruch und Geschmack / obwohlen sie frisch einen glebrichten und scharffen Geschmack von sich gibt. Sie komt auss Ost-Indien und absonderlich auß China, worvon sie auch den Nahmen hat/ und wird theils rohe / wie sie auß der Erden komt/ theils von der eusserlichen Schale gesäubert herauß gebracht.

§. 2.

In Ansehen des Gewächses/ woher sie entspringet/ gehöret sie mit der Sarsaparilla unter ein Geschlecht/ dahero sie beyde auch einerley Kräffte haben/ dann es ingleichen eine Art der stechenden Winde ist/ welche von dem Seel. Hr. D. Hermanno und andern berümbten Botanicis Smilax aspera Chinensis, LAMPATAM dicta, genennet wird/ besihe davon Sam. Dale Pharmacol. p. 239. absonderlich aber das 3. Ost-Indianisch Sendschreiben im Anhang dieses Buchs/ wo das Gewächse und dessen Gebrauch gar schön beschrieben werden; wie dann auch die Mexicanische China Wurtzel/ welche auß West-Indien gebracht wird/ so wohl von dem Hernandez als auch Plukenet vor eine Art der stechenden Winden gehalten und von jenem Lib. 6. cap. 55. p. 212. Thes. Rerum Med. Nov. Hisp. von diesem aber Tab. CX. n. 4. beschrieben und abgemahlet worden: obwohln auch die Alte Indianische Scribenten/ als Garcias ab Horto, Acosta, Monardes und andere deren schon gedacht haben. Dieses Gewächs soll theils in Gärten erzogen/ theils wild wachsen/ und sollen der letzten Wurtzel nur in Europam kommen/ indem die zahme/ als die beste/ von den Sinensern behalten werden.

§. 3.

Ohne diesen Unterscheid der Ost- und West-Indischen Pocken-Wurtz pflegen die Materialisten dieselbe noch zuweilen in die Feine/ Mittel-Gattung und die Gemeine zu sortiren/ davon die Gemeine gemeiniglich als alt verlegen und wurmstichicht gar nichts/ die mittel-Gattung wenig nutz/ die Feine aber die rechte ist. Diese/ als die beste/ wird daran erkennet/ wann sie schwer und resinos ist/ nicht leicht zerschnitten werden kan und inwendig nicht zu roth/ wie die Mexicanische und wilde/ sondern röthlich im weiß anzusehen ist. Man muß auch wohl in acht nehmen/ daß sie nicht wurmstichicht und die Löchlein nicht wieder verstopffet und vergleistert seyen/ welche schöne Kunst der Buchhalter Georg Nicolaus Schurtz in seiner Neu-eingerichteten Material-Kammer/ als ein sonderliches Kunststücklein offentlich in Druck zugeben sich nicht gescheuet hat/ wann er pag. 73. also schreibet: Wann solche wurmstichicht worden/ so muß man die China klein nehmen und stossen. Alsdann mit Gummi Tragant angemacht/ in der Dicke wie ein Kitt: darnach muß die wurmstichichte China ins Wasser getaucht und der Kitt in die Löcher eingeschlagen/ hernachmahls die China wieder gleich geschnitten/ ein wenig mit Umbra angestrichen und mit Venedischer Seiffe geschmieret und gerieben werden. Allein mein lieber Mensch/ werhat dich solches gelehret? Ist dieses auch raisonabel und gewissenhafft gehandelt? O nein! ein gewissenhaffter und auffrichtiger Materialist wird sich dergl. und andern Künsten / welche D. Ludvvig von Hornick in unsern Pandectis Medica-Legalibus Part. I. Sect. VI. Cas. 6. guten theils entdecket hat/ niemahlen unterfangen und sich deßwegen auch mehr Glücks zugetrösten haben.

§. 4.

Den Gebrauch der China-Wurtzel betreffend/ soll derselbe zu erst Anno 1535. Carolo V. bekandt worden und nachmahlen von vielen Gelährten Medicis in besonderen darvon geschriebenen Tractaten gezeiget seyn/ worunter Cardanus de Rad. Chinae und Vesalius in einem Brieff davon am meisten bekandt sind. Sie trucknet sehr und treibet den Schweiß/ heilet die Wassersucht / böse Schwären/ Grind und die Frantzosen/ worinnen sie denen Sarsaparillen nahe komt/ doch temperirter ist. Sie curiret auch die außgedörrete und schwindsüchtige Leute/ wann die Kranckheit von scharffen bösen Feuchtichkeiten herrühret/ da sie alsdann nutzlich mit den kleinen Rosinen gekocht wird/ wie bey D. Ettmüllern in Com. Schroed. de Rad. Chinae zusehen. Jngleichen dienet sie gegen alles Gliederweb/ Podagram und dergl. Es wird ein Decoctum davon gemacht/ wie man mit der Sarsaparilla verfähret/ und nimt man nach Unterscheid [unleserliches Material]zj. ad. [unleserliches Material]iij. zu XV. [unleserliches Material] Wasser/ wird 24. Stund eingeweicht/ und in einem verdeckten Hafen solang gekochet/ biß der dritte Theil eingesotten/ wie Cardanus l. c. es zubereitet. Schroederus spricht/ daß 2. Loth der Wurtzel zu 9. [unleserliches Material]. Wasser schon gnug seyen: besihe dessen Pharm. Med. Chym. lib. IV. p. 44.

§. 1.

DIe so genandte Pocken-Wurtzel oder Radix CHINAE ist eine dicke/ gnodichte/ glatte und holtzichte Wurtzel/ außwendig gelb-braun/ inwendig röthlich-weiß/ ohne Geruch und Geschmack / obwohlen sie frisch einen glebrichten und scharffen Geschmack von sich gibt. Sie komt auss Ost-Indien und absonderlich auß China, worvon sie auch den Nahmen hat/ und wird theils rohe / wie sie auß der Erden komt/ theils von der eusserlichen Schale gesäubert herauß gebracht.

§. 2.

In Ansehen des Gewächses/ woher sie entspringet/ gehöret sie mit der Sarsaparilla unter ein Geschlecht/ dahero sie beyde auch einerley Kräffte haben/ dann es ingleichen eine Art der stechenden Winde ist/ welche von dem Seel. Hr. D. Hermanno und andern berümbten Botanicis Smilax aspera Chinensis, LAMPATAM dicta, genennet wird/ besihe davon Sam. Dale Pharmacol. p. 239. absonderlich aber das 3. Ost-Indianisch Sendschreiben im Anhang dieses Buchs/ wo das Gewächse und dessen Gebrauch gar schön beschrieben werden; wie dann auch die Mexicanische China Wurtzel/ welche auß West-Indien gebracht wird/ so wohl von dem Hernandez als auch Plukenet vor eine Art der stechenden Winden gehalten und von jenem Lib. 6. cap. 55. p. 212. Thes. Rerum Med. Nov. Hisp. von diesem aber Tab. CX. n. 4. beschrieben und abgemahlet worden: obwohln auch die Alte Indianische Scribenten/ als Garcias ab Horto, Acosta, Monardes und andere deren schon gedacht haben. Dieses Gewächs soll theils in Gärten erzogen/ theils wild wachsen/ und sollen der letzten Wurtzel nur in Europam kommen/ indem die zahme/ als die beste/ von den Sinensern behalten werden.

§. 3.

Ohne diesen Unterscheid der Ost- und West-Indischen Pocken-Wurtz pflegen die Materialisten dieselbe noch zuweilen in die Feine/ Mittel-Gattung und die Gemeine zu sortiren/ davon die Gemeine gemeiniglich als alt verlegen und wurmstichicht gar nichts/ die mittel-Gattung wenig nutz/ die Feine aber die rechte ist. Diese/ als die beste/ wird daran erkennet/ wann sie schwer und resinos ist/ nicht leicht zerschnitten werden kan und inwendig nicht zu roth/ wie die Mexicanische und wilde/ sondern röthlich im weiß anzusehen ist. Man muß auch wohl in acht nehmen/ daß sie nicht wurmstichicht und die Löchlein nicht wieder verstopffet und vergleistert seyen/ welche schöne Kunst der Buchhalter Georg Nicolaus Schurtz in seiner Neu-eingerichteten Material-Kammer/ als ein sonderliches Kunststücklein offentlich in Druck zugeben sich nicht gescheuet hat/ wann er pag. 73. also schreibet: Wann solche wurmstichicht worden/ so muß man die China klein nehmen und stossen. Alsdann mit Gummi Tragant angemacht/ in der Dicke wie ein Kitt: darnach muß die wurmstichichte China ins Wasser getaucht und der Kitt in die Löcher eingeschlagen/ hernachmahls die China wieder gleich geschnitten/ ein wenig mit Umbra angestrichen und mit Venedischer Seiffe geschmieret und gerieben werden. Allein mein lieber Mensch/ werhat dich solches gelehret? Ist dieses auch raisonabel und gewissenhafft gehandelt? O nein! ein gewissenhaffter und auffrichtiger Materialist wird sich dergl. und andern Künsten / welche D. Ludvvig von Hornick in unsern Pandectis Medica-Legalibus Part. I. Sect. VI. Cas. 6. guten theils entdecket hat/ niemahlen unterfangen und sich deßwegen auch mehr Glücks zugetrösten haben.

§. 4.

Den Gebrauch der China-Wurtzel betreffend/ soll derselbe zu erst Anno 1535. Carolo V. bekandt worden und nachmahlen von vielen Gelährten Medicis in besonderen darvon geschriebenen Tractaten gezeiget seyn/ worunter Cardanus de Rad. Chinae und Vesalius in einem Brieff davon am meisten bekandt sind. Sie trucknet sehr und treibet den Schweiß/ heilet die Wassersucht / böse Schwären/ Grind und die Frantzosen/ worinnen sie denen Sarsaparillen nahe komt/ doch temperirter ist. Sie curiret auch die außgedörrete und schwindsüchtige Leute/ wann die Kranckheit von scharffen bösen Feuchtichkeiten herrühret/ da sie alsdann nutzlich mit den kleinen Rosinen gekocht wird/ wie bey D. Ettmüllern in Com. Schroed. de Rad. Chinae zusehen. Jngleichen dienet sie gegen alles Gliederweb/ Podagram und dergl. Es wird ein Decoctum davon gemacht/ wie man mit der Sarsaparilla verfähret/ und nimt man nach Unterscheid [unleserliches Material]zj. ad. [unleserliches Material]iij. zu XV. [unleserliches Material] Wasser/ wird 24. Stund eingeweicht/ und in einem verdeckten Hafen solang gekochet/ biß der dritte Theil eingesotten/ wie Cardanus l. c. es zubereitet. Schroederus spricht/ daß 2. Loth der Wurtzel zu 9. [unleserliches Material]. Wasser schon gnug seyen: besihe dessen Pharm. Med. Chym. lib. IV. p. 44.

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[170/0216] §. 1. DIe so genandte Pocken-Wurtzel oder Radix CHINAE ist eine dicke/ gnodichte/ glatte und holtzichte Wurtzel/ außwendig gelb-braun/ inwendig röthlich-weiß/ ohne Geruch und Geschmack / obwohlen sie frisch einen glebrichten und scharffen Geschmack von sich gibt. Sie komt auss Ost-Indien und absonderlich auß China, worvon sie auch den Nahmen hat/ und wird theils rohe / wie sie auß der Erden komt/ theils von der eusserlichen Schale gesäubert herauß gebracht. §. 2. In Ansehen des Gewächses/ woher sie entspringet/ gehöret sie mit der Sarsaparilla unter ein Geschlecht/ dahero sie beyde auch einerley Kräffte haben/ dann es ingleichen eine Art der stechenden Winde ist/ welche von dem Seel. Hr. D. Hermanno und andern berümbten Botanicis Smilax aspera Chinensis, LAMPATAM dicta, genennet wird/ besihe davon Sam. Dale Pharmacol. p. 239. absonderlich aber das 3. Ost-Indianisch Sendschreiben im Anhang dieses Buchs/ wo das Gewächse und dessen Gebrauch gar schön beschrieben werden; wie dann auch die Mexicanische China Wurtzel/ welche auß West-Indien gebracht wird/ so wohl von dem Hernandez als auch Plukenet vor eine Art der stechenden Winden gehalten und von jenem Lib. 6. cap. 55. p. 212. Thes. Rerum Med. Nov. Hisp. von diesem aber Tab. CX. n. 4. beschrieben und abgemahlet worden: obwohln auch die Alte Indianische Scribenten/ als Garcias ab Horto, Acosta, Monardes und andere deren schon gedacht haben. Dieses Gewächs soll theils in Gärten erzogen/ theils wild wachsen/ und sollen der letzten Wurtzel nur in Europam kommen/ indem die zahme/ als die beste/ von den Sinensern behalten werden. §. 3. Ohne diesen Unterscheid der Ost- und West-Indischen Pocken-Wurtz pflegen die Materialisten dieselbe noch zuweilen in die Feine/ Mittel-Gattung und die Gemeine zu sortiren/ davon die Gemeine gemeiniglich als alt verlegen und wurmstichicht gar nichts/ die mittel-Gattung wenig nutz/ die Feine aber die rechte ist. Diese/ als die beste/ wird daran erkennet/ wann sie schwer und resinos ist/ nicht leicht zerschnitten werden kan und inwendig nicht zu roth/ wie die Mexicanische und wilde/ sondern röthlich im weiß anzusehen ist. Man muß auch wohl in acht nehmen/ daß sie nicht wurmstichicht und die Löchlein nicht wieder verstopffet und vergleistert seyen/ welche schöne Kunst der Buchhalter Georg Nicolaus Schurtz in seiner Neu-eingerichteten Material-Kammer/ als ein sonderliches Kunststücklein offentlich in Druck zugeben sich nicht gescheuet hat/ wann er pag. 73. also schreibet: Wann solche wurmstichicht worden/ so muß man die China klein nehmen und stossen. Alsdann mit Gummi Tragant angemacht/ in der Dicke wie ein Kitt: darnach muß die wurmstichichte China ins Wasser getaucht und der Kitt in die Löcher eingeschlagen/ hernachmahls die China wieder gleich geschnitten/ ein wenig mit Umbra angestrichen und mit Venedischer Seiffe geschmieret und gerieben werden. Allein mein lieber Mensch/ werhat dich solches gelehret? Ist dieses auch raisonabel und gewissenhafft gehandelt? O nein! ein gewissenhaffter und auffrichtiger Materialist wird sich dergl. und andern Künsten / welche D. Ludvvig von Hornick in unsern Pandectis Medica-Legalibus Part. I. Sect. VI. Cas. 6. guten theils entdecket hat/ niemahlen unterfangen und sich deßwegen auch mehr Glücks zugetrösten haben. §. 4. Den Gebrauch der China-Wurtzel betreffend/ soll derselbe zu erst Anno 1535. Carolo V. bekandt worden und nachmahlen von vielen Gelährten Medicis in besonderen darvon geschriebenen Tractaten gezeiget seyn/ worunter Cardanus de Rad. Chinae und Vesalius in einem Brieff davon am meisten bekandt sind. Sie trucknet sehr und treibet den Schweiß/ heilet die Wassersucht / böse Schwären/ Grind und die Frantzosen/ worinnen sie denen Sarsaparillen nahe komt/ doch temperirter ist. Sie curiret auch die außgedörrete und schwindsüchtige Leute/ wann die Kranckheit von scharffen bösen Feuchtichkeiten herrühret/ da sie alsdann nutzlich mit den kleinen Rosinen gekocht wird/ wie bey D. Ettmüllern in Com. Schroed. de Rad. Chinae zusehen. Jngleichen dienet sie gegen alles Gliederweb/ Podagram und dergl. Es wird ein Decoctum davon gemacht/ wie man mit der Sarsaparilla verfähret/ und nimt man nach Unterscheid _ zj. ad. _ iij. zu XV. _ Wasser/ wird 24. Stund eingeweicht/ und in einem verdeckten Hafen solang gekochet/ biß der dritte Theil eingesotten/ wie Cardanus l. c. es zubereitet. Schroederus spricht/ daß 2. Loth der Wurtzel zu 9. _ . Wasser schon gnug seyen: besihe dessen Pharm. Med. Chym. lib. IV. p. 44.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/216>, abgerufen am 21.11.2024.