Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.§. 1. NInsing ist eine länglichte/ und eines kleinen Fingers-dicke Wurtzel/ wie Petestlien-Wurtzel oder Pastinack (aber kleiner) anzusehen/ welche gemeiniglich mit zweyen / offters auch mehr Zacken versehen/ in- und außwendig bleich-gelb/ und auff der eussersten Rinde mit kleinen schwartzen Strichen/ Circkuln und Adern gezieret/ auch wie die Mandragora gleichsam in Beine zertheilet/ inwendig aber mit einem hartzichten Circkul bezeichner ist: Hat einen etwas scharffen/ doch süssen/ mit einer nicht unangenehmen Bitterkeit melirten Geschmack/ wie die Liquiritien, auch sehr annehmlichen Geruch; wird von den Japonensern Nisi, von den Wilden Canna, von den Sinensern aber Ninsing und besser Gin-sem (welches letzteres Wort eines Menschen Gleichheit bedeutet/ wie es D. Menzelius in Misc. Acad. Germ. Cur. Dec. II. A. V. p. 74. auß Pisonis Mantissa Spagyrica außleget) genennet/ weilen diese Wurtzel zuweilen gleichsam Arme und Beine/ wie ein Mensch/ hat/ obwohlen dergleichen nicht in der gemeinen Leuten Hände kommen/ sondern in China selbsten von den vornembsten Personen zur Rarität auffgehoben werden soll/ wie Herr Rumphius, aus Ost-Indien/ in einem Brieff an wohlermeldten D. Menzeln berichtet/ welcher an eben gemeldtem Ort pag. 74. zu finden ist. §. 2. Diese Wurtzel findet man häuffig in dem eussersten Nordischen Theil von Sina, in der Provintz Leautung und in der Insul Corea; und obwohlen sie auch in Japan wachsen soll/ so hält man doch die Coreanische vor weit besser als die Japonische/ welche hierin von der vorigen zuerkennen / das sie eusserlich auff der Rinde keine Circkel und Linien hat/ inwendig weis und hart ist / auch so keinen kräfftigen Geschmack und Tugendte hat/ wie die vorige. Was es aber mit dem Kraut dieses Nahmens vor eine Bewandnus habe/ davon sind unterschiedene Meynungen. Wormius hielte es zu seiner Zeit vor eine Art Manns-Treu/ weilen die Wurtzeln an Gestalt und Geschmack übereinkommen/ obwohlen er in seinem Museo pag. 157. selbsten gestehet/ daß er die Blätter nie gesehen. P. Martin. Martini wurde gleichfals durch die Gestalt der Wurtzel dahin geleitet / daß er das Kraut vor eine Alt Alraun oder Mandragorae hielte/ auch andere/ als Kircherum, Blumentrostium &amp;c. solches zu glauben verursachte; allein es hat auch derselbe das Kraut niemahlen zu sehen bekommen/ wie in dessen Atlante Sinico zu lesen. Der Seel. D. Hermannus, berümbter Professor Botan. zu Leyden/ hält es in seinem Collegio in Mat. Met. vor das Sisarum Montanum, indem er aus dem Saamen/ so er aus Japonien davon bekommen/ ein dergleichen Kraut erziehlet hat/ obwohlen er gestehet/ daß die Wurtzel so kräfftig nicht gewesen/ als Ninseng, welches er der Lands-Art zuschreibet. Unterdessen ist gewiß/ daß die Figur/ welche in der Japaner und Sineser Kräuter-Bücher, gefunden und von Hr. D. Menzeln dem Miscell. Cur. D. 2. A. V. Obs. XXXIX. einverleibet ist/ mit Sisaro Montano eine grosse Gleichheit habe: Allwo D. Rumphius auch diß Kraut/ wie es ihm von einem Chinesischen Burger mitgetheilet worden/ also beschreibet: daß es ein kleines Kraut seye und an einem schmalen Stengel auff beyden Seiten Blätter wie Mayer trage/ eines Fingers-breit/ durch deren mitten eine gerade Ader gehe/ welche kleine Fäselein auff beyden Seiten werffe/ wie solches auch aus der Figur/ so wir aus dem Englischen Botanico, Hr. Plukenet Tab. CI. n. 7. entlehnet/ zu sehen/ welche der Junge Herr Breynius in Disput. de Rad. Nisi vor andern aestimiret/ obwohlen die seinige spitzigere Blätter hat/ wie in der Figur zu sehen. §. 3. Die Einsamlung dieser Wurtzel ist sehr curios und merckwürdig/ und wird von obbelobtem Herrn Rumphen an gemeltem Ort beschrieben: weilen nemlich diese Wurtzel in den 3. Winter-Monathen / November, December und Jenner/ da sich das Kraut schon gantz verlohren/ mus gegraben werden / so geben die Einwohner bey nächtlicher Zeit genau Achtung/ wo sie auff der Erden eines Glantzes gewahr werden/ welchen die Wurtzel/ so erwas aus dem Erdreich hervor gewachsen/ von sich gibt und etwan von dem Thau/ oder von seiner eigenen Feuchtigkeit/ oder auch von der Sonn/ wie ein Phosphorus, empfangen hat. Auff diesen Glantz streuen sie etwann Kalck oder Aschen/ und wo sie des andern Morgends dieses Merckmahl antreffen/ graben sie die grössere Wurtzel aus/ und bedecken die kleinere wieder mit der Erden. Die ausgegrabene müssen sie ihren Herren bringen/ welche die schönste und wie ein Mensch formirte Wurtzelen vor sich zu behalten / die andere aber ihren guten Freundten zuverehren und den Frembden keine zuverkauffen pflegen; weswegen alle diejenige/ die in Europam gebracht werden/ heimlich gegraben und verkauffet müssen werden. Und daher mag es gurhen Theils kommen/ das sie in Holland so rar und theur gehalten wird/ so gar/ daß der berümbdte Materialist/ Mons. Pomet in Ainbsterdam vor die Untze 25. livres zahlen und solche nur bey einem eintzigen Droguisten finden können/ wie er im Anhang seiner Historien pag. 5. meldet. Jetzt gilt die Untz 20. Gülden Holländisch/ und hat vor diesem woh 50. Reichsthaler gelten müssen/ wie ich noch kürtzlich von Herrn D. Spenern auß Ambsterdam berichtet worden bin. §. 1. NInsing ist eine länglichte/ und eines kleinen Fingers-dicke Wurtzel/ wie Petestlien-Wurtzel oder Pastinack (aber kleiner) anzusehen/ welche gemeiniglich mit zweyen / offters auch mehr Zacken versehen/ in- und außwendig bleich-gelb/ und auff der eussersten Rinde mit kleinen schwartzen Strichen/ Circkuln und Adern gezieret/ auch wie die Mandragora gleichsam in Beine zertheilet/ inwendig aber mit einem hartzichten Circkul bezeichner ist: Hat einen etwas scharffen/ doch süssen/ mit einer nicht unangenehmen Bitterkeit melirten Geschmack/ wie die Liquiritien, auch sehr annehmlichen Geruch; wird von den Japonensern Nisi, von den Wilden Canna, von den Sinensern aber Ninsing und besser Gin-sem (welches letzteres Wort eines Menschen Gleichheit bedeutet/ wie es D. Menzelius in Misc. Acad. Germ. Cur. Dec. II. A. V. p. 74. auß Pisonis Mantissa Spagyricâ außleget) genennet/ weilen diese Wurtzel zuweilen gleichsam Arme und Beine/ wie ein Mensch/ hat/ obwohlen dergleichen nicht in der gemeinen Leuten Hände kommen/ sondern in China selbsten von den vornembsten Personen zur Rarität auffgehoben werden soll/ wie Herr Rumphius, aus Ost-Indien/ in einem Brieff an wohlermeldten D. Menzeln berichtet/ welcher an eben gemeldtem Ort pag. 74. zu finden ist. §. 2. Diese Wurtzel findet man häuffig in dem eussersten Nordischen Theil von Sina, in der Provintz Leautung und in der Insul Corea; und obwohlen sie auch in Japan wachsen soll/ so hält man doch die Coreanische vor weit besser als die Japonische/ welche hierin von der vorigen zuerkennen / das sie eusserlich auff der Rinde keine Circkel und Linien hat/ inwendig weis und hart ist / auch so keinen kräfftigen Geschmack und Tugendte hat/ wie die vorige. Was es aber mit dem Kraut dieses Nahmens vor eine Bewandnus habe/ davon sind unterschiedene Meynungen. Wormius hielte es zu seiner Zeit vor eine Art Manns-Treu/ weilen die Wurtzeln an Gestalt und Geschmack übereinkommen/ obwohlen er in seinem Museo pag. 157. selbsten gestehet/ daß er die Blätter nie gesehen. P. Martin. Martini wurde gleichfals durch die Gestalt der Wurtzel dahin geleitet / daß er das Kraut vor eine Alt Alraun oder Mandragorae hielte/ auch andere/ als Kircherum, Blumentrostium &amp;c. solches zu glauben verursachte; allein es hat auch derselbe das Kraut niemahlen zu sehen bekommen/ wie in dessen Atlante Sinico zu lesen. Der Seel. D. Hermannus, berümbter Professor Botan. zu Leyden/ hält es in seinem Collegio in Mat. Met. vor das Sisarum Montanum, indem er aus dem Saamen/ so er aus Japonien davon bekommen/ ein dergleichen Kraut erziehlet hat/ obwohlen er gestehet/ daß die Wurtzel so kräfftig nicht gewesen/ als Ninseng, welches er der Lands-Art zuschreibet. Unterdessen ist gewiß/ daß die Figur/ welche in der Japaner und Sineser Kräuter-Bücher, gefunden und von Hr. D. Menzeln dem Miscell. Cur. D. 2. A. V. Obs. XXXIX. einverleibet ist/ mit Sisaro Montano eine grosse Gleichheit habe: Allwo D. Rumphius auch diß Kraut/ wie es ihm von einem Chinesischen Burger mitgetheilet worden/ also beschreibet: daß es ein kleines Kraut seye und an einem schmalen Stengel auff beyden Seiten Blätter wie Mayer trage/ eines Fingers-breit/ durch deren mitten eine gerade Ader gehe/ welche kleine Fäselein auff beyden Seiten werffe/ wie solches auch aus der Figur/ so wir aus dem Englischen Botanico, Hr. Plukenet Tab. CI. n. 7. entlehnet/ zu sehen/ welche der Junge Herr Breynius in Disput. de Rad. Nisi vor andern aestimiret/ obwohlen die seinige spitzigere Blätter hat/ wie in der Figur zu sehen. §. 3. Die Einsamlung dieser Wurtzel ist sehr curios und merckwürdig/ und wird von obbelobtem Herrn Rumphen an gemeltem Ort beschrieben: weilen nemlich diese Wurtzel in den 3. Winter-Monathen / November, December und Jenner/ da sich das Kraut schon gantz verlohren/ mus gegraben werden / so geben die Einwohner bey nächtlicher Zeit genau Achtung/ wo sie auff der Erden eines Glantzes gewahr werden/ welchen die Wurtzel/ so erwas aus dem Erdreich hervor gewachsen/ von sich gibt und etwan von dem Thau/ oder von seiner eigenen Feuchtigkeit/ oder auch von der Sonn/ wie ein Phosphorus, empfangen hat. Auff diesen Glantz streuen sie etwann Kalck oder Aschen/ und wo sie des andern Morgends dieses Merckmahl antreffen/ graben sie die grössere Wurtzel aus/ und bedecken die kleinere wieder mit der Erden. Die ausgegrabene müssen sie ihren Herren bringen/ welche die schönste und wie ein Mensch formirte Wurtzelen vor sich zu behalten / die andere aber ihren guten Freundten zuverehren und den Frembden keine zuverkauffen pflegen; weswegen alle diejenige/ die in Europam gebracht werden/ heimlich gegraben und verkauffet müssen werden. Und daher mag es gurhen Theils kommen/ das sie in Holland so rar und theur gehalten wird/ so gar/ daß der berümbdte Materialist/ Mons. Pomet in Ainbsterdam vor die Untze 25. livres zahlen und solche nur bey einem eintzigen Droguisten finden können/ wie er im Anhang seiner Historien pag. 5. meldet. Jetzt gilt die Untz 20. Gülden Holländisch/ und hat vor diesem woh 50. Reichsthaler gelten müssen/ wie ich noch kürtzlich von Herrn D. Spenern auß Ambsterdam berichtet worden bin. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0209" n="163"/> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>NInsing ist eine länglichte/ und eines kleinen Fingers-dicke Wurtzel/ wie Petestlien-Wurtzel oder Pastinack (aber kleiner) anzusehen/ welche gemeiniglich mit zweyen / offters auch mehr Zacken versehen/ in- und außwendig bleich-gelb/ und auff der eussersten Rinde mit kleinen schwartzen Strichen/ Circkuln und Adern gezieret/ auch wie die Mandragora gleichsam in Beine zertheilet/ inwendig aber mit einem hartzichten Circkul bezeichner ist: Hat einen etwas scharffen/ doch süssen/ mit einer nicht unangenehmen Bitterkeit melirten Geschmack/ wie die Liquiritien, auch sehr annehmlichen Geruch; wird von den Japonensern Nisi, von den Wilden Canna, von den Sinensern aber Ninsing und besser Gin-sem (welches letzteres Wort eines Menschen Gleichheit bedeutet/ wie es D. Menzelius in Misc. Acad. Germ. Cur. Dec. II. A. V. p. 74. auß Pisonis Mantissa Spagyricâ außleget) genennet/ weilen diese Wurtzel zuweilen gleichsam Arme und Beine/ wie ein Mensch/ hat/ obwohlen dergleichen nicht in der gemeinen Leuten Hände kommen/ sondern in China selbsten von den vornembsten Personen zur Rarität auffgehoben werden soll/ wie Herr Rumphius, aus Ost-Indien/ in einem Brieff an wohlermeldten D. Menzeln berichtet/ welcher an eben gemeldtem Ort pag. 74. zu finden ist.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Diese Wurtzel findet man häuffig in dem eussersten Nordischen Theil von Sina, in der Provintz Leautung und in der Insul Corea; und obwohlen sie auch in Japan wachsen soll/ so hält man doch die Coreanische vor weit besser als die Japonische/ welche hierin von der vorigen zuerkennen / das sie eusserlich auff der Rinde keine Circkel und Linien hat/ inwendig weis und hart ist / auch so keinen kräfftigen Geschmack und Tugendte hat/ wie die vorige. Was es aber mit dem Kraut dieses Nahmens vor eine Bewandnus habe/ davon sind unterschiedene Meynungen. Wormius hielte es zu seiner Zeit vor eine Art Manns-Treu/ weilen die Wurtzeln an Gestalt und Geschmack übereinkommen/ obwohlen er in seinem Museo pag. 157. selbsten gestehet/ daß er die Blätter nie gesehen. P. Martin. Martini wurde gleichfals durch die Gestalt der Wurtzel dahin geleitet / daß er das Kraut vor eine Alt Alraun oder Mandragorae hielte/ auch andere/ als Kircherum, Blumentrostium &amp;amp;c. solches zu glauben verursachte; allein es hat auch derselbe das Kraut niemahlen zu sehen bekommen/ wie in dessen Atlante Sinico zu lesen. Der Seel. D. Hermannus, berümbter Professor Botan. zu Leyden/ hält es in seinem Collegio in Mat. Met. vor das Sisarum Montanum, indem er aus dem Saamen/ so er aus Japonien davon bekommen/ ein dergleichen Kraut erziehlet hat/ obwohlen er gestehet/ daß die Wurtzel so kräfftig nicht gewesen/ als Ninseng, welches er der Lands-Art zuschreibet. Unterdessen ist gewiß/ daß die Figur/ welche in der Japaner und Sineser Kräuter-Bücher, gefunden und von Hr. D. Menzeln dem Miscell. Cur. D. 2. A. V. Obs. XXXIX. einverleibet ist/ mit Sisaro Montano eine grosse Gleichheit habe: Allwo D. Rumphius auch diß Kraut/ wie es ihm von einem Chinesischen Burger mitgetheilet worden/ also beschreibet: daß es ein kleines Kraut seye und an einem schmalen Stengel auff beyden Seiten Blätter wie Mayer trage/ eines Fingers-breit/ durch deren mitten eine gerade Ader gehe/ welche kleine Fäselein auff beyden Seiten werffe/ wie solches auch aus der Figur/ so wir aus dem Englischen Botanico, Hr. Plukenet Tab. CI. n. 7. entlehnet/ zu sehen/ welche der Junge Herr Breynius in Disput. de Rad. Nisi vor andern aestimiret/ obwohlen die seinige spitzigere Blätter hat/ wie in der Figur zu sehen.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Die Einsamlung dieser Wurtzel ist sehr curios und merckwürdig/ und wird von obbelobtem Herrn Rumphen an gemeltem Ort beschrieben: weilen nemlich diese Wurtzel in den 3. Winter-Monathen / November, December und Jenner/ da sich das Kraut schon gantz verlohren/ mus gegraben werden / so geben die Einwohner bey nächtlicher Zeit genau Achtung/ wo sie auff der Erden eines Glantzes gewahr werden/ welchen die Wurtzel/ so erwas aus dem Erdreich hervor gewachsen/ von sich gibt und etwan von dem Thau/ oder von seiner eigenen Feuchtigkeit/ oder auch von der Sonn/ wie ein Phosphorus, empfangen hat. Auff diesen Glantz streuen sie etwann Kalck oder Aschen/ und wo sie des andern Morgends dieses Merckmahl antreffen/ graben sie die grössere Wurtzel aus/ und bedecken die kleinere wieder mit der Erden. Die ausgegrabene müssen sie ihren Herren bringen/ welche die schönste und wie ein Mensch formirte Wurtzelen vor sich zu behalten / die andere aber ihren guten Freundten zuverehren und den Frembden keine zuverkauffen pflegen; weswegen alle diejenige/ die in Europam gebracht werden/ heimlich gegraben und verkauffet müssen werden. Und daher mag es gurhen Theils kommen/ das sie in Holland so rar und theur gehalten wird/ so gar/ daß der berümbdte Materialist/ Mons. Pomet in Ainbsterdam vor die Untze 25. livres zahlen und solche nur bey einem eintzigen Droguisten finden können/ wie er im Anhang seiner Historien pag. 5. meldet. Jetzt gilt die Untz 20. Gülden Holländisch/ und hat vor diesem woh 50. Reichsthaler gelten müssen/ wie ich noch kürtzlich von Herrn D. Spenern auß Ambsterdam berichtet worden bin.</p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0209]
§. 1. NInsing ist eine länglichte/ und eines kleinen Fingers-dicke Wurtzel/ wie Petestlien-Wurtzel oder Pastinack (aber kleiner) anzusehen/ welche gemeiniglich mit zweyen / offters auch mehr Zacken versehen/ in- und außwendig bleich-gelb/ und auff der eussersten Rinde mit kleinen schwartzen Strichen/ Circkuln und Adern gezieret/ auch wie die Mandragora gleichsam in Beine zertheilet/ inwendig aber mit einem hartzichten Circkul bezeichner ist: Hat einen etwas scharffen/ doch süssen/ mit einer nicht unangenehmen Bitterkeit melirten Geschmack/ wie die Liquiritien, auch sehr annehmlichen Geruch; wird von den Japonensern Nisi, von den Wilden Canna, von den Sinensern aber Ninsing und besser Gin-sem (welches letzteres Wort eines Menschen Gleichheit bedeutet/ wie es D. Menzelius in Misc. Acad. Germ. Cur. Dec. II. A. V. p. 74. auß Pisonis Mantissa Spagyricâ außleget) genennet/ weilen diese Wurtzel zuweilen gleichsam Arme und Beine/ wie ein Mensch/ hat/ obwohlen dergleichen nicht in der gemeinen Leuten Hände kommen/ sondern in China selbsten von den vornembsten Personen zur Rarität auffgehoben werden soll/ wie Herr Rumphius, aus Ost-Indien/ in einem Brieff an wohlermeldten D. Menzeln berichtet/ welcher an eben gemeldtem Ort pag. 74. zu finden ist.
§. 2. Diese Wurtzel findet man häuffig in dem eussersten Nordischen Theil von Sina, in der Provintz Leautung und in der Insul Corea; und obwohlen sie auch in Japan wachsen soll/ so hält man doch die Coreanische vor weit besser als die Japonische/ welche hierin von der vorigen zuerkennen / das sie eusserlich auff der Rinde keine Circkel und Linien hat/ inwendig weis und hart ist / auch so keinen kräfftigen Geschmack und Tugendte hat/ wie die vorige. Was es aber mit dem Kraut dieses Nahmens vor eine Bewandnus habe/ davon sind unterschiedene Meynungen. Wormius hielte es zu seiner Zeit vor eine Art Manns-Treu/ weilen die Wurtzeln an Gestalt und Geschmack übereinkommen/ obwohlen er in seinem Museo pag. 157. selbsten gestehet/ daß er die Blätter nie gesehen. P. Martin. Martini wurde gleichfals durch die Gestalt der Wurtzel dahin geleitet / daß er das Kraut vor eine Alt Alraun oder Mandragorae hielte/ auch andere/ als Kircherum, Blumentrostium &amp;c. solches zu glauben verursachte; allein es hat auch derselbe das Kraut niemahlen zu sehen bekommen/ wie in dessen Atlante Sinico zu lesen. Der Seel. D. Hermannus, berümbter Professor Botan. zu Leyden/ hält es in seinem Collegio in Mat. Met. vor das Sisarum Montanum, indem er aus dem Saamen/ so er aus Japonien davon bekommen/ ein dergleichen Kraut erziehlet hat/ obwohlen er gestehet/ daß die Wurtzel so kräfftig nicht gewesen/ als Ninseng, welches er der Lands-Art zuschreibet. Unterdessen ist gewiß/ daß die Figur/ welche in der Japaner und Sineser Kräuter-Bücher, gefunden und von Hr. D. Menzeln dem Miscell. Cur. D. 2. A. V. Obs. XXXIX. einverleibet ist/ mit Sisaro Montano eine grosse Gleichheit habe: Allwo D. Rumphius auch diß Kraut/ wie es ihm von einem Chinesischen Burger mitgetheilet worden/ also beschreibet: daß es ein kleines Kraut seye und an einem schmalen Stengel auff beyden Seiten Blätter wie Mayer trage/ eines Fingers-breit/ durch deren mitten eine gerade Ader gehe/ welche kleine Fäselein auff beyden Seiten werffe/ wie solches auch aus der Figur/ so wir aus dem Englischen Botanico, Hr. Plukenet Tab. CI. n. 7. entlehnet/ zu sehen/ welche der Junge Herr Breynius in Disput. de Rad. Nisi vor andern aestimiret/ obwohlen die seinige spitzigere Blätter hat/ wie in der Figur zu sehen.
§. 3. Die Einsamlung dieser Wurtzel ist sehr curios und merckwürdig/ und wird von obbelobtem Herrn Rumphen an gemeltem Ort beschrieben: weilen nemlich diese Wurtzel in den 3. Winter-Monathen / November, December und Jenner/ da sich das Kraut schon gantz verlohren/ mus gegraben werden / so geben die Einwohner bey nächtlicher Zeit genau Achtung/ wo sie auff der Erden eines Glantzes gewahr werden/ welchen die Wurtzel/ so erwas aus dem Erdreich hervor gewachsen/ von sich gibt und etwan von dem Thau/ oder von seiner eigenen Feuchtigkeit/ oder auch von der Sonn/ wie ein Phosphorus, empfangen hat. Auff diesen Glantz streuen sie etwann Kalck oder Aschen/ und wo sie des andern Morgends dieses Merckmahl antreffen/ graben sie die grössere Wurtzel aus/ und bedecken die kleinere wieder mit der Erden. Die ausgegrabene müssen sie ihren Herren bringen/ welche die schönste und wie ein Mensch formirte Wurtzelen vor sich zu behalten / die andere aber ihren guten Freundten zuverehren und den Frembden keine zuverkauffen pflegen; weswegen alle diejenige/ die in Europam gebracht werden/ heimlich gegraben und verkauffet müssen werden. Und daher mag es gurhen Theils kommen/ das sie in Holland so rar und theur gehalten wird/ so gar/ daß der berümbdte Materialist/ Mons. Pomet in Ainbsterdam vor die Untze 25. livres zahlen und solche nur bey einem eintzigen Droguisten finden können/ wie er im Anhang seiner Historien pag. 5. meldet. Jetzt gilt die Untz 20. Gülden Holländisch/ und hat vor diesem woh 50. Reichsthaler gelten müssen/ wie ich noch kürtzlich von Herrn D. Spenern auß Ambsterdam berichtet worden bin.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |