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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 1

DEr Reitz oder Semen Oryzae ist eine sehr wohl bekandte Frucht/ welche so wohl in Ost-Indien und der Tartarey/ als in gantz Europa/ doch in einer Landschafft mehr als in der ander/ zu finden ist. In Teutschland wird er sonderlich in der Schweitz und in dem Franckenland/ umb Bamberg und anderen Orten gezogen: In Italien im Maylän dischen Gebiet und in Piemont/ wo die Pferde/ an statt der Habern/ damit gefüttert werden. In Franckreich will er sich gar nicht ziehen lassen/ dieweilen das Erdreich allda zu trucken ist/ da hergegen der Reiß einen feuchten/ nassen Grund und Boden haben will/ und derowegen auch hier zu Land gern umb die Teiche wachsen thut.

§. 2.

Der Halm/ worauff der Reiß wächset/ ist einer Elen lang/ mit Gewerben und Geleychen unterschieben/ hat Blätter wie Lauch und gewinner am ober-Theil rothe Blumen wie die Hirschen / darauß werden langlichte Hülsen wie kleine Säcklein/ darinnen der Reisz zu finden/ und hat dieses Gewächs vor andern diese Art an sich/ daß wann es blühet/ es zugleich in den Kern wächset.

§. 3.

Der beste und dauerhaffte Reiß muß schön/ rein/ frisch/ grob/ weiß und lauter seyn: auch keinen schimlichten Geruch von sich geben. Der rothlicht-gelbe und klein-körnerichte passirt nicht vor Rauftmans-Gut und wird derowegen immer wohlfeiler gegeben. Der Italiänische und besonders der Piemontesische ist insgemein weisser und schöner/ als der Spanische/ welcher letztere röthlicht scheinet und einen unartigen Geschmack hat.

§. 4.

Der Gebrauch des Reisses dienet mehr zur Nahrung als zur Artzney/ und leben in vielen außländischen Orten die Leute fast einig davon/ als in Trückey und der Tartarey/ allwo man auch die vornehmste Ambassadeurs, ja den Türckischen Kayser selbsten mit dem Reiß/ (welcher bald weiß/ bald gelb/ bald braun/ und zwar mit oder ohne Zucker gebacken/ oder bald dick / bald dünn gesotren/ und asso auff vier- oder fünfferley weiß auff einmahl auffgetragen wird) tractiret/ wie Schvveigerus in setner Reiß-Beschreibung nach Constantinop. pag. 148. berichtet. Hier zu Land wird er entweder mit guter Fleisch-Brüh zu einer Suppen/ oder mit süsser Milch zu einem Brey gekocht; welche beyde denjenigen/ so mit einem Durchbruch oder rothen Ruhr behafftet/ gar dienlich sind/ auch wann von den Kindern Nadeln/ Ringe/ Knöpff und dergleichen eingeschlucket werden/ sehr gut thun/ weilen der gleichen Sachen darinnen gleichsam verwickelt und wieder ohne Schaden per alvum weggehen.

§. 5.

Einige destilliren auch ein Wasser davon/ welches aber/ wie alle andere nährende Destillata wenig Kräfften hat/ indem die beste nährende Krafft zurück bleibet/ wie Zvvelferus schon längsten gezeiget. So hat auch der Brandewein/ den man in Orient davon destilliret/ vor unserm gemeinen Frucht-Brandewein keinen Vorzug/ und wäre derselbe hier zu Land viel zu kostbar zu praepariren.

§. 6.

Nebst dem Reiß verkauffen auch einige Materialisten Hirschen/ unterschiedliche Art Perlen-Gersten/ Schwaden oder Semen Mannae und dergleichen. Weilen aber jene hiesiger Orten gar zu bekandt/ und derowegen ohnuöthig ist solche zu beschreiben/ so ist von dem letzteren nur dieses zu melden/ daß der kleine Mann-Saame auff einem Graß/ so Gramen Mannae genennet / und von Tabernaemontano pag. 544. Lib. 1. abgebildet wird/ in Pohlen und den See-Städten wachse: ist anfänglich in der Hülsen schwartzlicht/ aber wann er geschelet wird/ schön weiß; kombt dem Nutzen nach mit dem Hirschen und Reiß überein/ ist aber gesünder/ weilen er etwas kühlet.

§. 1

DEr Reitz oder Semen Oryzae ist eine sehr wohl bekandte Frucht/ welche so wohl in Ost-Indien und der Tartarey/ als in gantz Europa/ doch in einer Landschafft mehr als in der ander/ zu finden ist. In Teutschland wird er sonderlich in der Schweitz und in dem Franckenland/ umb Bamberg und anderen Orten gezogen: In Italien im Maylän dischen Gebiet und in Piemont/ wo die Pferde/ an statt der Habern/ damit gefüttert werden. In Franckreich will er sich gar nicht ziehen lassen/ dieweilen das Erdreich allda zu trucken ist/ da hergegen der Reiß einen feuchten/ nassen Grund und Boden haben will/ und derowegen auch hier zu Land gern umb die Teiche wachsen thut.

§. 2.

Der Halm/ worauff der Reiß wächset/ ist einer Elen lang/ mit Gewerben und Geleychen unterschieben/ hat Blätter wie Lauch und gewinner am ober-Theil rothe Blumen wie die Hirschen / darauß werden langlichte Hülsen wie kleine Säcklein/ darinnen der Reisz zu finden/ und hat dieses Gewächs vor andern diese Art an sich/ daß wann es blühet/ es zugleich in den Kern wächset.

§. 3.

Der beste und dauerhaffte Reiß muß schön/ rein/ frisch/ grob/ weiß und lauter seyn: auch keinen schimlichten Geruch von sich geben. Der rothlicht-gelbe und klein-körnerichte passirt nicht vor Rauftmans-Gut und wird derowegen immer wohlfeiler gegeben. Der Italiänische und besonders der Piemontesische ist insgemein weisser und schöner/ als der Spanische/ welcher letztere röthlicht scheinet und einen unartigen Geschmack hat.

§. 4.

Der Gebrauch des Reisses dienet mehr zur Nahrung als zur Artzney/ und leben in vielen außländischen Orten die Leute fast einig davon/ als in Trückey und der Tartarey/ allwo man auch die vornehmste Ambassadeurs, ja den Türckischen Kayser selbsten mit dem Reiß/ (welcher bald weiß/ bald gelb/ bald braun/ und zwar mit oder ohne Zucker gebacken/ oder bald dick / bald dünn gesotren/ und asso auff vier- oder fünfferley weiß auff einmahl auffgetragen wird) tractiret/ wie Schvveigerus in setner Reiß-Beschreibung nach Constantinop. pag. 148. berichtet. Hier zu Land wird er entweder mit guter Fleisch-Brüh zu einer Suppen/ oder mit süsser Milch zu einem Brey gekocht; welche beyde denjenigen/ so mit einem Durchbruch oder rothen Ruhr behafftet/ gar dienlich sind/ auch wann von den Kindern Nadeln/ Ringe/ Knöpff und dergleichen eingeschlucket werden/ sehr gut thun/ weilen der gleichen Sachen darinnen gleichsam verwickelt und wieder ohne Schaden per alvum weggehen.

§. 5.

Einige destilliren auch ein Wasser davon/ welches aber/ wie alle andere nährende Destillata wenig Kräfften hat/ indem die beste nährende Krafft zurück bleibet/ wie Zvvelferus schon längsten gezeiget. So hat auch der Brandewein/ den man in Orient davon destilliret/ vor unserm gemeinen Frucht-Brandewein keinen Vorzug/ und wäre derselbe hier zu Land viel zu kostbar zu praepariren.

§. 6.

Nebst dem Reiß verkauffen auch einige Materialisten Hirschen/ unterschiedliche Art Perlen-Gersten/ Schwaden oder Semen Mannae und dergleichen. Weilen aber jene hiesiger Orten gar zu bekandt/ und derowegen ohnuöthig ist solche zu beschreiben/ so ist von dem letzteren nur dieses zu melden/ daß der kleine Mann-Saame auff einem Graß/ so Gramen Mannae genennet / und von Tabernaemontano pag. 544. Lib. 1. abgebildet wird/ in Pohlen und den See-Städten wachse: ist anfänglich in der Hülsen schwartzlicht/ aber wann er geschelet wird/ schön weiß; kombt dem Nutzen nach mit dem Hirschen und Reiß überein/ ist aber gesünder/ weilen er etwas kühlet.

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[141/0187] §. 1 DEr Reitz oder Semen Oryzae ist eine sehr wohl bekandte Frucht/ welche so wohl in Ost-Indien und der Tartarey/ als in gantz Europa/ doch in einer Landschafft mehr als in der ander/ zu finden ist. In Teutschland wird er sonderlich in der Schweitz und in dem Franckenland/ umb Bamberg und anderen Orten gezogen: In Italien im Maylän dischen Gebiet und in Piemont/ wo die Pferde/ an statt der Habern/ damit gefüttert werden. In Franckreich will er sich gar nicht ziehen lassen/ dieweilen das Erdreich allda zu trucken ist/ da hergegen der Reiß einen feuchten/ nassen Grund und Boden haben will/ und derowegen auch hier zu Land gern umb die Teiche wachsen thut. §. 2. Der Halm/ worauff der Reiß wächset/ ist einer Elen lang/ mit Gewerben und Geleychen unterschieben/ hat Blätter wie Lauch und gewinner am ober-Theil rothe Blumen wie die Hirschen / darauß werden langlichte Hülsen wie kleine Säcklein/ darinnen der Reisz zu finden/ und hat dieses Gewächs vor andern diese Art an sich/ daß wann es blühet/ es zugleich in den Kern wächset. §. 3. Der beste und dauerhaffte Reiß muß schön/ rein/ frisch/ grob/ weiß und lauter seyn: auch keinen schimlichten Geruch von sich geben. Der rothlicht-gelbe und klein-körnerichte passirt nicht vor Rauftmans-Gut und wird derowegen immer wohlfeiler gegeben. Der Italiänische und besonders der Piemontesische ist insgemein weisser und schöner/ als der Spanische/ welcher letztere röthlicht scheinet und einen unartigen Geschmack hat. §. 4. Der Gebrauch des Reisses dienet mehr zur Nahrung als zur Artzney/ und leben in vielen außländischen Orten die Leute fast einig davon/ als in Trückey und der Tartarey/ allwo man auch die vornehmste Ambassadeurs, ja den Türckischen Kayser selbsten mit dem Reiß/ (welcher bald weiß/ bald gelb/ bald braun/ und zwar mit oder ohne Zucker gebacken/ oder bald dick / bald dünn gesotren/ und asso auff vier- oder fünfferley weiß auff einmahl auffgetragen wird) tractiret/ wie Schvveigerus in setner Reiß-Beschreibung nach Constantinop. pag. 148. berichtet. Hier zu Land wird er entweder mit guter Fleisch-Brüh zu einer Suppen/ oder mit süsser Milch zu einem Brey gekocht; welche beyde denjenigen/ so mit einem Durchbruch oder rothen Ruhr behafftet/ gar dienlich sind/ auch wann von den Kindern Nadeln/ Ringe/ Knöpff und dergleichen eingeschlucket werden/ sehr gut thun/ weilen der gleichen Sachen darinnen gleichsam verwickelt und wieder ohne Schaden per alvum weggehen. §. 5. Einige destilliren auch ein Wasser davon/ welches aber/ wie alle andere nährende Destillata wenig Kräfften hat/ indem die beste nährende Krafft zurück bleibet/ wie Zvvelferus schon längsten gezeiget. So hat auch der Brandewein/ den man in Orient davon destilliret/ vor unserm gemeinen Frucht-Brandewein keinen Vorzug/ und wäre derselbe hier zu Land viel zu kostbar zu praepariren. §. 6. Nebst dem Reiß verkauffen auch einige Materialisten Hirschen/ unterschiedliche Art Perlen-Gersten/ Schwaden oder Semen Mannae und dergleichen. Weilen aber jene hiesiger Orten gar zu bekandt/ und derowegen ohnuöthig ist solche zu beschreiben/ so ist von dem letzteren nur dieses zu melden/ daß der kleine Mann-Saame auff einem Graß/ so Gramen Mannae genennet / und von Tabernaemontano pag. 544. Lib. 1. abgebildet wird/ in Pohlen und den See-Städten wachse: ist anfänglich in der Hülsen schwartzlicht/ aber wann er geschelet wird/ schön weiß; kombt dem Nutzen nach mit dem Hirschen und Reiß überein/ ist aber gesünder/ weilen er etwas kühlet.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/187>, abgerufen am 21.12.2024.