Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.§. 1. DEr Wiesen-Kümmel oder Semen Carui ist ein kleiner/ länglicht-gestreiffter und etwas getrümter brauner Saame/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks und guten Geruchs; wächset in Teutschland überall/ von dannen viel tausend Pfundt in die See-Städte und andere Orten verschicket werden/ absonderlich von Nürnberg auß/ wie Marxius, ein dasiger Materialist, in seiner Teutschen Material-Kammer pag. 46. gedencket. §. 2. Das Kraut wächset gern in den Wiesen/ dahero auch sein Nahme entspringet/ hat tieffgekerbte Blätter und treibet verschiedene eckichte Stengel eines Schuhes hoch/ auff deren Spitzen weiß-geblümbte Cronen wachsen/ welche diesen Saamen/ so im Julio und Junio zur Zeitigung kommet/ tragen/ welcher schön grob/ frisch/ grünlicht/ und eines gleichsam gewürtzten Geschmacks seyn muß/ wann er anderst vor gut erkandt werden soll. §. 3. Seine Krafft und Tugenden streichet Hieronymus Bock in seinem Kräuter-Buch pag. 169. mit diesen Worten herauß: Dieser Kümmel ist nunmehr auch allenthalben gebräuchlich/ ja auch nutzlich in seiner Acht/ als kein Wurtz auß Arabien: Helmontius aber nennet ihn/ nebst dem Fenchel und Römischen Kümmel einen Trost der Armen/ welchen er in vielen Kranckheiten zu Hülff kommet. Absonderlich stärcket er den Magen/ das Haupt und das Gedächtnüß: zertheilet die Winde / in der Colic/ Mutter- und andern Bauch-Schmertzen/ absonderlich wann solche von trüben und ungekochtem Bier/ sauren Wein und dergleichen herrühren/ wo dieser Saame/ zu einem halben Quintlein gestossen/ bald hilfft/ wie Doct. Ettmüller auß des Thoneri Observationen in seinen Anmerckungen über des Schroederi Apothecker-Runst pag. 535. anführet. So befördert er auch den verschlossenen Harn und stillet die Stein-Schmertzen/ absonderlich wann sie/ wie gemeiniglich zu geschehen pfleget/ mit der Colic vereinbahret sind. §. 4. Es wird aber dieser Saame auff vielerley Art/ so wohl innerlich/ als äusserlich gebrauchet / indem er entweder gantz in das Brodt/ Käß und andere Speisen von uns Teutschen geknäten / auch also mit Zucker überzogen wird/ dessen man sich bey der Brunnen-Cur offters zu bedienen pfleget: oder wird das Wasser und Oehl davon destillirt/ welches letztere in etlichen Tropffen obbemeldte Kranckheiten/ absonderlich die Colic/ gewiß und ohnfehlbahr stillet. Eusserlich kan man es in die Clystiren thun; wie dann auch der Saame selbsten in ein noch heisses Brod gethan und also warm auff den Leib geleget/ die Colic stillen/ der Schwaden aber davon das Gehör wiederbringen soll/ wie Doct. Simon Paulli in seinem Kräuter-Buch pag. 40. lehret. §. 1. DEr Wiesen-Kümmel oder Semen Carui ist ein kleiner/ länglicht-gestreiffter und etwas getrümter brauner Saame/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks und guten Geruchs; wächset in Teutschland überall/ von dannen viel tausend Pfundt in die See-Städte und andere Orten verschicket werden/ absonderlich von Nürnberg auß/ wie Marxius, ein dasiger Materialist, in seiner Teutschen Material-Kammer pag. 46. gedencket. §. 2. Das Kraut wächset gern in den Wiesen/ dahero auch sein Nahme entspringet/ hat tieffgekerbte Blätter und treibet verschiedene eckichte Stengel eines Schuhes hoch/ auff deren Spitzen weiß-geblümbte Cronen wachsen/ welche diesen Saamen/ so im Julio und Junio zur Zeitigung kommet/ tragen/ welcher schön grob/ frisch/ grünlicht/ und eines gleichsam gewürtzten Geschmacks seyn muß/ wann er anderst vor gut erkandt werden soll. §. 3. Seine Krafft und Tugenden streichet Hieronymus Bock in seinem Kräuter-Buch pag. 169. mit diesen Worten herauß: Dieser Kümmel ist nunmehr auch allenthalben gebräuchlich/ ja auch nutzlich in seiner Acht/ als kein Wurtz auß Arabien: Helmontius aber nennet ihn/ nebst dem Fenchel und Römischen Kümmel einen Trost der Armen/ welchen er in vielen Kranckheiten zu Hülff kommet. Absonderlich stärcket er den Magen/ das Haupt und das Gedächtnüß: zertheilet die Winde / in der Colic/ Mutter- und andern Bauch-Schmertzen/ absonderlich wann solche von trüben und ungekochtem Bier/ sauren Wein und dergleichen herrühren/ wo dieser Saame/ zu einem halben Quintlein gestossen/ bald hilfft/ wie Doct. Ettmüller auß des Thoneri Observationen in seinen Anmerckungen über des Schroederi Apothecker-Runst pag. 535. anführet. So befördert er auch den verschlossenen Harn und stillet die Stein-Schmertzen/ absonderlich wann sie/ wie gemeiniglich zu geschehen pfleget/ mit der Colic vereinbahret sind. §. 4. Es wird aber dieser Saame auff vielerley Art/ so wohl innerlich/ als äusserlich gebrauchet / indem er entweder gantz in das Brodt/ Käß und andere Speisen von uns Teutschen geknäten / auch also mit Zucker überzogen wird/ dessen man sich bey der Brunnen-Cur offters zu bedienen pfleget: oder wird das Wasser und Oehl davon destillirt/ welches letztere in etlichen Tropffen obbemeldte Kranckheiten/ absonderlich die Colic/ gewiß und ohnfehlbahr stillet. Eusserlich kan man es in die Clystiren thun; wie dann auch der Saame selbsten in ein noch heisses Brod gethan und also warm auff den Leib geleget/ die Colic stillen/ der Schwaden aber davon das Gehör wiederbringen soll/ wie Doct. Simon Paulli in seinem Kräuter-Buch pag. 40. lehret. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0164" n="118"/> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>DEr Wiesen-Kümmel oder Semen Carui ist ein kleiner/ länglicht-gestreiffter und etwas getrümter brauner Saame/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks und guten Geruchs; wächset in Teutschland überall/ von dannen viel tausend Pfundt in die See-Städte und andere Orten verschicket werden/ absonderlich von Nürnberg auß/ wie Marxius, ein dasiger Materialist, in seiner Teutschen Material-Kammer pag. 46. gedencket.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Das Kraut wächset gern in den Wiesen/ dahero auch sein Nahme entspringet/ hat tieffgekerbte Blätter und treibet verschiedene eckichte Stengel eines Schuhes hoch/ auff deren Spitzen weiß-geblümbte Cronen wachsen/ welche diesen Saamen/ so im Julio und Junio zur Zeitigung kommet/ tragen/ welcher schön grob/ frisch/ grünlicht/ und eines gleichsam gewürtzten Geschmacks seyn muß/ wann er anderst vor gut erkandt werden soll.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Seine Krafft und Tugenden streichet Hieronymus Bock in seinem Kräuter-Buch pag. 169. mit diesen Worten herauß: Dieser Kümmel ist nunmehr auch allenthalben gebräuchlich/ ja auch nutzlich in seiner Acht/ als kein Wurtz auß Arabien: Helmontius aber nennet ihn/ nebst dem Fenchel und Römischen Kümmel einen Trost der Armen/ welchen er in vielen Kranckheiten zu Hülff kommet. Absonderlich stärcket er den Magen/ das Haupt und das Gedächtnüß: zertheilet die Winde / in der Colic/ Mutter- und andern Bauch-Schmertzen/ absonderlich wann solche von trüben und ungekochtem Bier/ sauren Wein und dergleichen herrühren/ wo dieser Saame/ zu einem halben Quintlein gestossen/ bald hilfft/ wie Doct. Ettmüller auß des Thoneri Observationen in seinen Anmerckungen über des Schroederi Apothecker-Runst pag. 535. anführet. So befördert er auch den verschlossenen Harn und stillet die Stein-Schmertzen/ absonderlich wann sie/ wie gemeiniglich zu geschehen pfleget/ mit der Colic vereinbahret sind.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Es wird aber dieser Saame auff vielerley Art/ so wohl innerlich/ als äusserlich gebrauchet / indem er entweder gantz in das Brodt/ Käß und andere Speisen von uns Teutschen geknäten / auch also mit Zucker überzogen wird/ dessen man sich bey der Brunnen-Cur offters zu bedienen pfleget: oder wird das Wasser und Oehl davon destillirt/ welches letztere in etlichen Tropffen obbemeldte Kranckheiten/ absonderlich die Colic/ gewiß und ohnfehlbahr stillet. Eusserlich kan man es in die Clystiren thun; wie dann auch der Saame selbsten in ein noch heisses Brod gethan und also warm auff den Leib geleget/ die Colic stillen/ der Schwaden aber davon das Gehör wiederbringen soll/ wie Doct. Simon Paulli in seinem Kräuter-Buch pag. 40. lehret.</p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0164]
§. 1. DEr Wiesen-Kümmel oder Semen Carui ist ein kleiner/ länglicht-gestreiffter und etwas getrümter brauner Saame/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks und guten Geruchs; wächset in Teutschland überall/ von dannen viel tausend Pfundt in die See-Städte und andere Orten verschicket werden/ absonderlich von Nürnberg auß/ wie Marxius, ein dasiger Materialist, in seiner Teutschen Material-Kammer pag. 46. gedencket.
§. 2. Das Kraut wächset gern in den Wiesen/ dahero auch sein Nahme entspringet/ hat tieffgekerbte Blätter und treibet verschiedene eckichte Stengel eines Schuhes hoch/ auff deren Spitzen weiß-geblümbte Cronen wachsen/ welche diesen Saamen/ so im Julio und Junio zur Zeitigung kommet/ tragen/ welcher schön grob/ frisch/ grünlicht/ und eines gleichsam gewürtzten Geschmacks seyn muß/ wann er anderst vor gut erkandt werden soll.
§. 3. Seine Krafft und Tugenden streichet Hieronymus Bock in seinem Kräuter-Buch pag. 169. mit diesen Worten herauß: Dieser Kümmel ist nunmehr auch allenthalben gebräuchlich/ ja auch nutzlich in seiner Acht/ als kein Wurtz auß Arabien: Helmontius aber nennet ihn/ nebst dem Fenchel und Römischen Kümmel einen Trost der Armen/ welchen er in vielen Kranckheiten zu Hülff kommet. Absonderlich stärcket er den Magen/ das Haupt und das Gedächtnüß: zertheilet die Winde / in der Colic/ Mutter- und andern Bauch-Schmertzen/ absonderlich wann solche von trüben und ungekochtem Bier/ sauren Wein und dergleichen herrühren/ wo dieser Saame/ zu einem halben Quintlein gestossen/ bald hilfft/ wie Doct. Ettmüller auß des Thoneri Observationen in seinen Anmerckungen über des Schroederi Apothecker-Runst pag. 535. anführet. So befördert er auch den verschlossenen Harn und stillet die Stein-Schmertzen/ absonderlich wann sie/ wie gemeiniglich zu geschehen pfleget/ mit der Colic vereinbahret sind.
§. 4. Es wird aber dieser Saame auff vielerley Art/ so wohl innerlich/ als äusserlich gebrauchet / indem er entweder gantz in das Brodt/ Käß und andere Speisen von uns Teutschen geknäten / auch also mit Zucker überzogen wird/ dessen man sich bey der Brunnen-Cur offters zu bedienen pfleget: oder wird das Wasser und Oehl davon destillirt/ welches letztere in etlichen Tropffen obbemeldte Kranckheiten/ absonderlich die Colic/ gewiß und ohnfehlbahr stillet. Eusserlich kan man es in die Clystiren thun; wie dann auch der Saame selbsten in ein noch heisses Brod gethan und also warm auff den Leib geleget/ die Colic stillen/ der Schwaden aber davon das Gehör wiederbringen soll/ wie Doct. Simon Paulli in seinem Kräuter-Buch pag. 40. lehret.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |