Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.§ 1. DAs Zinn ([unleserliches Material]. oder Strannum) ist ein weich- und leichtflüssiges/ weisses Metall/ welches nebst vielen schwefelichten Theilen auch etwas [unleserliches Material] rii in sich zu halten scheinet/ indem es (wie das Quecksilber) die Würine und ander Geschmeiß tödtet/ auch das Peltzwerck von den Motten und Schaben praeserviret: wird meistens auß Engeland gebracht/ ob schon in Teutschland und andern Orten dessen auch/ doch in geringerer Güte und Quantität gefunden wird. § 2. In den Bergwercken findet man dessen zweyerley/ entweder Gediegen/ oder in den Ertzen und Zinn-Graupen. Jenes findet sich entweder an den Canälen der Wässer/ an welche es sich wie Sand anhänget/ welches Boyleus in Trans. Phil. Angl. 29. [unleserliches Material]. granulatum nennet: oder in gantzen Stücken und Glumpen/ dessen Matthesius Sarept. Conc. 9. gedencket/ auch hier-oben eine Figur auß des Besleri Kunst-Kammer zu sehen ist. Dieses wird entweder auß den weissen metallischen Flüssen geschmoltzen/ dergleichen oben in der Figur einer zu sehen/ oder wird auß den andern Zinn-Steinen/ welche man Zwitter- und Zinn-Graupen nennet/ gebracht/ davon Agricola, Matthesius und das Corpus Juris Metallicum pag. 25. zu lesen sind. §. 3. Unter allen aber wird das Englische Zinn vor das beste gehalten/ dessen man doch wider verschiedene Sorten hat/ worunter das recht pure/ wie es auß den Zinn-Gruben kommet/ und von den Frantzosen l'etain plane oder das glatte Zinn genennet wird/ vor das allerbeste zu halten. Nach demselben ist das klingende Zinn zu setzen/ welches doch schon mit Bißmuth/ Zinck / Kupffer und dergleichen vermischet ist/ als welche Sachen ihm den Klang geben. Endlich ist das gemeine und schlechte Zinn noch übrig/ worunter etwas Bley gemischet wird/ wie Pomet in seiner Material-Kammer davon zu sehen ist/ allwo auch die Probe davon zu finden/ unter welchen die gemeinere ist/ daß man verschiedene Arten Zinnes in eine Kugel-Forme giesset / davon hernach die leichteste vor die beste gehalten wird. Die Kannengiesser probiren es mit den Zähnen/ ob es krache oder nicht. Das Teutsche Zinn soll gemeiniglich auß dem jenigen/ was bey überziehung des Blechs untüchtig ist/ bestehen v. c. l. §. 4. Von den ersten und besten Sorten wird das STANNIOL oder STANNUM FOLIATUM geschlagen/ welches in kleinen Schachteln verkauffet wird/ deren jede ein Groß/ oder zwölff Dutzend solcher Blätter in sich hält. Man hat es nicht allein weiß/ sondern auch gefärbet/ welches STANNUM FOL. COLORATUM genennet wird: ist roth/ gelb/ schwartz und von andern Farben zu finden. Das beste Stanniol ist/ welches gantze dichte/ glatte und wohl-gerollte Blätter hat. Es wird zu den Wachs-Fackeln in Promot. Doct. Wappen bey Adelichen Leichen/ zu Außziehrung der Häusser und Tächer/ auch andern Sachen gebrauchet. §. 5. Hieher gehöret auch die Zinn-Asche/ Zinn-Kalck oder CINERES [unleserliches Material]. welche nichts anderst sind/ als ein calcinirtes Zinn/ bestehend auß einem graulichten Pulver/ dessen sich die Porcellain- und gemeine Töpffer/ wie auch die Glas-Schleiffer zum poliren gebrauchen. Diese Cineres dienen absonderlich die metallische Brenn-Spiegel sauber zu poliren. Wann man sie so lang calcinirt/ biß sie gantz weiß werden / so wird ein Pulver darauß/ welches einige Cerussam [unleserliches Material], andere Bezoardicum [unleserliches Material] ale nennen: ist nichts anders als der Frantzosen Blancd' Espagne oder das Spanische Weisse/ welches zum Schmincken mißbrauchet wird. § 6. Wann man aber dieses Metall mit sauberem Sande und Soude d'Alican zu einem Glase brennet / und mit unterschiedenen Metallen tingiret/ wird mancherley Email, Schmeltz-Glas oder Schmeltz-Werck welches einige Materialisten (wiewohl unrecht) SMECTIS heissen/ darauß/ welches in kleinen und mit vielerley Zeichen marquirten Kuchen auß Venedig und Holland kommet/ unter welchen das Weisse gleichsam eine Mutter der anderen Farbichten ist/ und wird nicht allein von den Porcellin-Töpffern/ sondern auch von den Jubelirern und Goldschmieden zu dem Schmeltz Werck und veramuliren gesucht/ welche die Prob am besten zu nehmen wissen. Das Blaue Schmeltz-Glas wird mit Kupffer und Cyprischem Vitriol gefärbet. Das Fleisch-Farbe mit Periguer. Das Gelbe mit Feil-Staub. Das Grüne mit Nadel-feilig und Messing. Andere mit andern Metallen/ worvon Pomet loc. cit. pag. 27. und Kunckelius im zweyten Theil seiner Glasmacher-Kunst Lib. 2. pag. 93. nach zu sehen sind. § 1. DAs Zinn ([unleserliches Material]. oder Strannum) ist ein weich- und leichtflüssiges/ weisses Metall/ welches nebst vielen schwefelichten Theilen auch etwas [unleserliches Material] rii in sich zu halten scheinet/ indem es (wie das Quecksilber) die Würine und ander Geschmeiß tödtet/ auch das Peltzwerck von den Motten und Schaben praeserviret: wird meistens auß Engeland gebracht/ ob schon in Teutschland und andern Orten dessen auch/ doch in geringerer Güte und Quantität gefunden wird. § 2. In den Bergwercken findet man dessen zweyerley/ entweder Gediegen/ oder in den Ertzen und Zinn-Graupen. Jenes findet sich entweder an den Canälen der Wässer/ an welche es sich wie Sand anhänget/ welches Boyleus in Trans. Phil. Angl. 29. [unleserliches Material]. granulatum nennet: oder in gantzen Stücken und Glumpen/ dessen Matthesius Sarept. Conc. 9. gedencket/ auch hier-oben eine Figur auß des Besleri Kunst-Kammer zu sehen ist. Dieses wird entweder auß den weissen metallischen Flüssen geschmoltzen/ dergleichen oben in der Figur einer zu sehen/ oder wird auß den andern Zinn-Steinen/ welche man Zwitter- und Zinn-Graupen nennet/ gebracht/ davon Agricola, Matthesius und das Corpus Juris Metallicum pag. 25. zu lesen sind. §. 3. Unter allen aber wird das Englische Zinn vor das beste gehalten/ dessen man doch wider verschiedene Sorten hat/ worunter das recht pure/ wie es auß den Zinn-Gruben kommet/ und von den Frantzosen l'etain plané oder das glatte Zinn genennet wird/ vor das allerbeste zu halten. Nach demselben ist das klingende Zinn zu setzen/ welches doch schon mit Bißmuth/ Zinck / Kupffer und dergleichen vermischet ist/ als welche Sachen ihm den Klang geben. Endlich ist das gemeine und schlechte Zinn noch übrig/ worunter etwas Bley gemischet wird/ wie Pomet in seiner Material-Kammer davon zu sehen ist/ allwo auch die Probe davon zu finden/ unter welchen die gemeinere ist/ daß man verschiedene Arten Zinnes in eine Kugel-Forme giesset / davon hernach die leichteste vor die beste gehalten wird. Die Kannengiesser probiren es mit den Zähnen/ ob es krache oder nicht. Das Teutsche Zinn soll gemeiniglich auß dem jenigen/ was bey überziehung des Blechs untüchtig ist/ bestehen v. c. l. §. 4. Von den ersten und besten Sorten wird das STANNIOL oder STANNUM FOLIATUM geschlagen/ welches in kleinen Schachteln verkauffet wird/ deren jede ein Groß/ oder zwölff Dutzend solcher Blätter in sich hält. Man hat es nicht allein weiß/ sondern auch gefärbet/ welches STANNUM FOL. COLORATUM genennet wird: ist roth/ gelb/ schwartz und von andern Farben zu finden. Das beste Stanniol ist/ welches gantze dichte/ glatte und wohl-gerollte Blätter hat. Es wird zu den Wachs-Fackeln in Promot. Doct. Wappen bey Adelichen Leichen/ zu Außziehrung der Häusser und Tächer/ auch andern Sachen gebrauchet. §. 5. Hieher gehöret auch die Zinn-Asche/ Zinn-Kalck oder CINERES [unleserliches Material]. welche nichts anderst sind/ als ein calcinirtes Ziñ/ bestehend auß einem graulichten Pulver/ dessen sich die Porcellain- und gemeine Töpffer/ wie auch die Glas-Schleiffer zum poliren gebrauchen. Diese Cineres dienen absonderlich die metallische Brenn-Spiegel sauber zu poliren. Wann man sie so lang calcinirt/ biß sie gantz weiß werden / so wird ein Pulver darauß/ welches einige Cerussam [unleserliches Material], andere Bezoardicum [unleserliches Material] ale nennen: ist nichts anders als der Frantzosen Blancd' Espagne oder das Spanische Weisse/ welches zum Schmincken mißbrauchet wird. § 6. Wann man aber dieses Metall mit sauberem Sande und Soude d'Alican zu einem Glase brennet / und mit unterschiedenen Metallen tingiret/ wird mancherley Email, Schmeltz-Glas oder Schmeltz-Werck welches einige Materialisten (wiewohl unrecht) SMECTIS heissen/ darauß/ welches in kleinen und mit vielerley Zeichen marquirten Kuchen auß Venedig und Holland kommet/ unter welchen das Weisse gleichsam eine Mutter der anderen Farbichten ist/ und wird nicht allein von den Porcellin-Töpffern/ sondern auch von den Jubelirern und Goldschmieden zu dem Schmeltz Werck und veramuliren gesucht/ welche die Prob am besten zu nehmen wissen. Das Blaue Schmeltz-Glas wird mit Kupffer und Cyprischem Vitriol gefärbet. Das Fleisch-Farbe mit Periguer. Das Gelbe mit Feil-Staub. Das Grüne mit Nadel-feilig und Messing. Andere mit andern Metallen/ worvon Pomet loc. cit. pag. 27. und Kunckelius im zweyten Theil seiner Glasmacher-Kunst Lib. 2. pag. 93. nach zu sehen sind. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0122" n="78"/> </div> <div> <head>§ 1.</head> <p>DAs Zinn (<gap reason="illegible"/>. oder Strannum) ist ein weich- und leichtflüssiges/ weisses Metall/ welches nebst vielen schwefelichten Theilen auch etwas <gap reason="illegible"/> rii in sich zu halten scheinet/ indem es (wie das Quecksilber) die Würine und ander Geschmeiß tödtet/ auch das Peltzwerck von den Motten und Schaben praeserviret: wird meistens auß Engeland gebracht/ ob schon in Teutschland und andern Orten dessen auch/ doch in geringerer Güte und Quantität gefunden wird.</p> </div> <div> <head>§ 2.</head> <p>In den Bergwercken findet man dessen zweyerley/ entweder Gediegen/ oder in den Ertzen und Zinn-Graupen. Jenes findet sich entweder an den Canälen der Wässer/ an welche es sich wie Sand anhänget/ welches Boyleus in Trans. Phil. Angl. 29. <gap reason="illegible"/>. granulatum nennet: oder in gantzen Stücken und Glumpen/ dessen Matthesius Sarept. Conc. 9. gedencket/ auch hier-oben eine Figur auß des Besleri Kunst-Kammer zu sehen ist. Dieses wird entweder auß den weissen metallischen Flüssen geschmoltzen/ dergleichen oben in der Figur einer zu sehen/ oder wird auß den andern Zinn-Steinen/ welche man Zwitter- und Zinn-Graupen nennet/ gebracht/ davon Agricola, Matthesius und das Corpus Juris Metallicum pag. 25. zu lesen sind.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Unter allen aber wird das Englische Zinn vor das beste gehalten/ dessen man doch wider verschiedene Sorten hat/ worunter das recht pure/ wie es auß den Zinn-Gruben kommet/ und von den Frantzosen l'etain plané oder das glatte Zinn genennet wird/ vor das allerbeste zu halten. Nach demselben ist das klingende Zinn zu setzen/ welches doch schon mit Bißmuth/ Zinck / Kupffer und dergleichen vermischet ist/ als welche Sachen ihm den Klang geben. Endlich ist das gemeine und schlechte Zinn noch übrig/ worunter etwas Bley gemischet wird/ wie Pomet in seiner Material-Kammer davon zu sehen ist/ allwo auch die Probe davon zu finden/ unter welchen die gemeinere ist/ daß man verschiedene Arten Zinnes in eine Kugel-Forme giesset / davon hernach die leichteste vor die beste gehalten wird. Die Kannengiesser probiren es mit den Zähnen/ ob es krache oder nicht. Das Teutsche Zinn soll gemeiniglich auß dem jenigen/ was bey überziehung des Blechs untüchtig ist/ bestehen v. c. l.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Von den ersten und besten Sorten wird das</p> <p> <hi rendition="#k">STANNIOL oder STANNUM FOLIATUM</hi> </p> <p>geschlagen/ welches in kleinen Schachteln verkauffet wird/ deren jede ein Groß/ oder zwölff Dutzend solcher Blätter in sich hält. Man hat es nicht allein weiß/ sondern auch gefärbet/ welches STANNUM FOL. COLORATUM genennet wird: ist roth/ gelb/ schwartz und von andern Farben zu finden. Das beste Stanniol ist/ welches gantze dichte/ glatte und wohl-gerollte Blätter hat. Es wird zu den Wachs-Fackeln in Promot. Doct. Wappen bey Adelichen Leichen/ zu Außziehrung der Häusser und Tächer/ auch andern Sachen gebrauchet.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Hieher gehöret auch</p> <p>die Zinn-Asche/ Zinn-Kalck oder <hi rendition="#k">CINERES</hi> <gap reason="illegible"/>.</p> <p>welche nichts anderst sind/ als ein calcinirtes Ziñ/ bestehend auß einem graulichten Pulver/ dessen sich die Porcellain- und gemeine Töpffer/ wie auch die Glas-Schleiffer zum poliren gebrauchen. Diese Cineres dienen absonderlich die metallische Brenn-Spiegel sauber zu poliren. Wann man sie so lang calcinirt/ biß sie gantz weiß werden / so wird ein Pulver darauß/ welches einige Cerussam <gap reason="illegible"/>, andere Bezoardicum <gap reason="illegible"/> ale nennen: ist nichts anders als der Frantzosen Blancd' Espagne oder das Spanische Weisse/ welches zum Schmincken mißbrauchet wird.</p> </div> <div> <head>§ 6.</head> <p>Wann man aber dieses Metall mit sauberem Sande und Soude d'Alican zu einem Glase brennet / und mit unterschiedenen Metallen tingiret/ wird mancherley</p> <p> <hi rendition="#b">Email, Schmeltz-Glas oder Schmeltz-Werck</hi> </p> <p>welches einige Materialisten (wiewohl unrecht) SMECTIS heissen/ darauß/ welches in kleinen und mit vielerley Zeichen marquirten Kuchen auß Venedig und Holland kommet/ unter welchen das Weisse gleichsam eine Mutter der anderen Farbichten ist/ und wird nicht allein von den Porcellin-Töpffern/ sondern auch von den Jubelirern und Goldschmieden zu dem Schmeltz Werck und veramuliren gesucht/ welche die Prob am besten zu nehmen wissen.</p> <p>Das Blaue Schmeltz-Glas wird mit Kupffer und Cyprischem Vitriol gefärbet.</p> <p>Das Fleisch-Farbe mit Periguer.</p> <p>Das Gelbe mit Feil-Staub.</p> <p>Das Grüne mit Nadel-feilig und Messing. Andere mit andern Metallen/ worvon Pomet loc. cit. pag. 27. und Kunckelius im zweyten Theil seiner Glasmacher-Kunst Lib. 2. pag. 93. nach zu sehen sind.</p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0122]
§ 1. DAs Zinn (_ . oder Strannum) ist ein weich- und leichtflüssiges/ weisses Metall/ welches nebst vielen schwefelichten Theilen auch etwas _ rii in sich zu halten scheinet/ indem es (wie das Quecksilber) die Würine und ander Geschmeiß tödtet/ auch das Peltzwerck von den Motten und Schaben praeserviret: wird meistens auß Engeland gebracht/ ob schon in Teutschland und andern Orten dessen auch/ doch in geringerer Güte und Quantität gefunden wird.
§ 2. In den Bergwercken findet man dessen zweyerley/ entweder Gediegen/ oder in den Ertzen und Zinn-Graupen. Jenes findet sich entweder an den Canälen der Wässer/ an welche es sich wie Sand anhänget/ welches Boyleus in Trans. Phil. Angl. 29. _ . granulatum nennet: oder in gantzen Stücken und Glumpen/ dessen Matthesius Sarept. Conc. 9. gedencket/ auch hier-oben eine Figur auß des Besleri Kunst-Kammer zu sehen ist. Dieses wird entweder auß den weissen metallischen Flüssen geschmoltzen/ dergleichen oben in der Figur einer zu sehen/ oder wird auß den andern Zinn-Steinen/ welche man Zwitter- und Zinn-Graupen nennet/ gebracht/ davon Agricola, Matthesius und das Corpus Juris Metallicum pag. 25. zu lesen sind.
§. 3. Unter allen aber wird das Englische Zinn vor das beste gehalten/ dessen man doch wider verschiedene Sorten hat/ worunter das recht pure/ wie es auß den Zinn-Gruben kommet/ und von den Frantzosen l'etain plané oder das glatte Zinn genennet wird/ vor das allerbeste zu halten. Nach demselben ist das klingende Zinn zu setzen/ welches doch schon mit Bißmuth/ Zinck / Kupffer und dergleichen vermischet ist/ als welche Sachen ihm den Klang geben. Endlich ist das gemeine und schlechte Zinn noch übrig/ worunter etwas Bley gemischet wird/ wie Pomet in seiner Material-Kammer davon zu sehen ist/ allwo auch die Probe davon zu finden/ unter welchen die gemeinere ist/ daß man verschiedene Arten Zinnes in eine Kugel-Forme giesset / davon hernach die leichteste vor die beste gehalten wird. Die Kannengiesser probiren es mit den Zähnen/ ob es krache oder nicht. Das Teutsche Zinn soll gemeiniglich auß dem jenigen/ was bey überziehung des Blechs untüchtig ist/ bestehen v. c. l.
§. 4. Von den ersten und besten Sorten wird das
STANNIOL oder STANNUM FOLIATUM
geschlagen/ welches in kleinen Schachteln verkauffet wird/ deren jede ein Groß/ oder zwölff Dutzend solcher Blätter in sich hält. Man hat es nicht allein weiß/ sondern auch gefärbet/ welches STANNUM FOL. COLORATUM genennet wird: ist roth/ gelb/ schwartz und von andern Farben zu finden. Das beste Stanniol ist/ welches gantze dichte/ glatte und wohl-gerollte Blätter hat. Es wird zu den Wachs-Fackeln in Promot. Doct. Wappen bey Adelichen Leichen/ zu Außziehrung der Häusser und Tächer/ auch andern Sachen gebrauchet.
§. 5. Hieher gehöret auch
die Zinn-Asche/ Zinn-Kalck oder CINERES _ .
welche nichts anderst sind/ als ein calcinirtes Ziñ/ bestehend auß einem graulichten Pulver/ dessen sich die Porcellain- und gemeine Töpffer/ wie auch die Glas-Schleiffer zum poliren gebrauchen. Diese Cineres dienen absonderlich die metallische Brenn-Spiegel sauber zu poliren. Wann man sie so lang calcinirt/ biß sie gantz weiß werden / so wird ein Pulver darauß/ welches einige Cerussam _ , andere Bezoardicum _ ale nennen: ist nichts anders als der Frantzosen Blancd' Espagne oder das Spanische Weisse/ welches zum Schmincken mißbrauchet wird.
§ 6. Wann man aber dieses Metall mit sauberem Sande und Soude d'Alican zu einem Glase brennet / und mit unterschiedenen Metallen tingiret/ wird mancherley
Email, Schmeltz-Glas oder Schmeltz-Werck
welches einige Materialisten (wiewohl unrecht) SMECTIS heissen/ darauß/ welches in kleinen und mit vielerley Zeichen marquirten Kuchen auß Venedig und Holland kommet/ unter welchen das Weisse gleichsam eine Mutter der anderen Farbichten ist/ und wird nicht allein von den Porcellin-Töpffern/ sondern auch von den Jubelirern und Goldschmieden zu dem Schmeltz Werck und veramuliren gesucht/ welche die Prob am besten zu nehmen wissen.
Das Blaue Schmeltz-Glas wird mit Kupffer und Cyprischem Vitriol gefärbet.
Das Fleisch-Farbe mit Periguer.
Das Gelbe mit Feil-Staub.
Das Grüne mit Nadel-feilig und Messing. Andere mit andern Metallen/ worvon Pomet loc. cit. pag. 27. und Kunckelius im zweyten Theil seiner Glasmacher-Kunst Lib. 2. pag. 93. nach zu sehen sind.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/122>, abgerufen am 04.03.2025. |