Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

Bild:
<< vorherige Seite

Christiani Rosencreutz.
zwölff Vhr schlug/ sahe ich von fernem die sieben
Flammen vber das Meer daher fahren/ vnd sich
zu obrist auff die spitz deß Thurns zubegeben/ daß
brachte mir etwas forcht/ dann so bald sich die
Flammen gesetzt/ fiengen die Wind an/ daß Meer
gar vngestümm zumachen. So wurde auch der
Mond von Wolcken bedecket/ vnnd mein frewd
mit solcher forcht geendet/ daß ich kaum zeit gnug
hatte die Stafflen wider zu treffen/ vnd mich in
den Thurn wider zubegeben. Ob nun die Flam-
men lenger geblieben oder wider weg gefahren/
kan ich nit sagen/ dann ich mich in solcher finstere
nimmer hinauß wagen dörffen/ leget mich also
auff meinen Kolter/ vnd weil ohne das ein Brunn
in vnserm Laboratorio lieblich vnd still rauschet/
entschlieff ich desto eher/ vnd war also dieser fünf-
te Tag auch mit wunder beschlossen.

VI. Dies.

AM Morgends nach nach dem einer den an-
dern erwecket/ saßen wir ein weil zusammen/De sine [o]rt[a]
dubiae opi-
niones.

vns zuersprachen/ was doch darauß werden wur-
de: Dann etliche hielten darfür/ sie wurden alle
miteinander wider lebendig. Etliche widerspra-
chens: Denn es musten der Alten vndergang den
Jungen nit allein das Leben/ sonder auch die
vermehrung widergeben. Etliche meineten/ sie
weren nit ertödtet/ sondern andere an jhr Stat
enthauptet worden. Wie wir nuhn vns zimlich
lang mit einander besprachet: Kompt der alte

Man

Chriſtiani Roſencreutz.
zwoͤlff Vhr ſchlug/ ſahe ich von fernem die ſieben
Flammen vber das Meer daher fahren/ vnd ſich
zu obriſt auff die ſpitz deß Thurns zubegeben/ daß
brachte mir etwas forcht/ dann ſo bald ſich die
Flammen geſetzt/ fiengen die Wind an/ daß Meer
gar vngeſtuͤmm zumachen. So wurde auch der
Mond von Wolcken bedecket/ vnnd mein frewd
mit ſolcher forcht geendet/ daß ich kaum zeit gnug
hatte die Stafflen wider zu treffen/ vnd mich in
den Thurn wider zubegeben. Ob nun die Flam-
men lenger geblieben oder wider weg gefahren/
kan ich nit ſagen/ dann ich mich in ſolcher finſtere
nimmer hinauß wagen doͤrffen/ leget mich alſo
auff meinen Kolter/ vñ weil ohne das ein Brunn
in vnſerm Laboratorio lieblich vnd ſtill rauſchet/
entſchlieff ich deſto eher/ vnd war alſo dieſer fuͤnf-
te Tag auch mit wunder beſchloſſen.

VI. Dies.

AM Morgends nach nach dem einer den an-
dern erwecket/ ſaßen wir ein weil zuſammen/De ſine [o]rt[a]
dubiæ opi-
niones.

vns zuerſprachen/ was doch darauß werden wur-
de: Dann etliche hielten darfuͤr/ ſie wurden alle
miteinander wider lebendig. Etliche widerſpra-
chens: Denn es muſten der Alten vndergang den
Jungen nit allein das Leben/ ſonder auch die
vermehrung widergeben. Etliche meineten/ ſie
weren nit ertoͤdtet/ ſondern andere an jhr Stat
enthauptet worden. Wie wir nuhn vns zimlich
lang mit einander beſprachet: Kompt der alte

Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0113" n="109"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tiani</hi> Ro&#x017F;encreutz.</fw><lb/>
zwo&#x0364;lff Vhr &#x017F;chlug/ &#x017F;ahe ich von fernem die &#x017F;ieben<lb/>
Flammen vber das Meer daher fahren/ vnd &#x017F;ich<lb/>
zu obri&#x017F;t auff die &#x017F;pitz deß Thurns zubegeben/ daß<lb/>
brachte mir etwas forcht/ dann &#x017F;o bald &#x017F;ich die<lb/>
Flammen ge&#x017F;etzt/ fiengen die Wind an/ daß Meer<lb/>
gar vnge&#x017F;tu&#x0364;mm zumachen. So wurde auch der<lb/>
Mond von Wolcken bedecket/ vnnd mein frewd<lb/>
mit &#x017F;olcher forcht geendet/ daß ich kaum zeit gnug<lb/>
hatte die Stafflen wider zu treffen/ vnd mich in<lb/>
den Thurn wider zubegeben. Ob nun die Flam-<lb/>
men lenger geblieben oder wider weg gefahren/<lb/>
kan ich nit &#x017F;agen/ dann ich mich in &#x017F;olcher fin&#x017F;tere<lb/>
nimmer hinauß wagen do&#x0364;rffen/ leget mich al&#x017F;o<lb/>
auff meinen Kolter/ vn&#x0303; weil ohne das ein Brunn<lb/>
in vn&#x017F;erm Laboratorio lieblich vnd &#x017F;till rau&#x017F;chet/<lb/>
ent&#x017F;chlieff ich de&#x017F;to eher/ vnd war al&#x017F;o die&#x017F;er fu&#x0364;nf-<lb/>
te Tag auch mit wunder be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">VI. Dies.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>M Morgends nach nach dem einer den an-<lb/>
dern erwecket/ &#x017F;aßen wir ein weil zu&#x017F;ammen/<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">De &#x017F;ine <supplied>o</supplied>rt<supplied>a</supplied><lb/>
dubiæ opi-<lb/>
niones.</hi></hi></note><lb/>
vns zuer&#x017F;prachen/ was doch darauß werden wur-<lb/>
de: Dann etliche hielten darfu&#x0364;r/ &#x017F;ie wurden alle<lb/>
miteinander wider lebendig. Etliche wider&#x017F;pra-<lb/>
chens: Denn es mu&#x017F;ten der Alten vndergang den<lb/>
Jungen nit allein das Leben/ &#x017F;onder auch die<lb/>
vermehrung widergeben. Etliche meineten/ &#x017F;ie<lb/>
weren nit erto&#x0364;dtet/ &#x017F;ondern andere an jhr Stat<lb/>
enthauptet worden. Wie wir nuhn vns zimlich<lb/>
lang mit einander be&#x017F;prachet: Kompt der alte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0113] Chriſtiani Roſencreutz. zwoͤlff Vhr ſchlug/ ſahe ich von fernem die ſieben Flammen vber das Meer daher fahren/ vnd ſich zu obriſt auff die ſpitz deß Thurns zubegeben/ daß brachte mir etwas forcht/ dann ſo bald ſich die Flammen geſetzt/ fiengen die Wind an/ daß Meer gar vngeſtuͤmm zumachen. So wurde auch der Mond von Wolcken bedecket/ vnnd mein frewd mit ſolcher forcht geendet/ daß ich kaum zeit gnug hatte die Stafflen wider zu treffen/ vnd mich in den Thurn wider zubegeben. Ob nun die Flam- men lenger geblieben oder wider weg gefahren/ kan ich nit ſagen/ dann ich mich in ſolcher finſtere nimmer hinauß wagen doͤrffen/ leget mich alſo auff meinen Kolter/ vñ weil ohne das ein Brunn in vnſerm Laboratorio lieblich vnd ſtill rauſchet/ entſchlieff ich deſto eher/ vnd war alſo dieſer fuͤnf- te Tag auch mit wunder beſchloſſen. VI. Dies. AM Morgends nach nach dem einer den an- dern erwecket/ ſaßen wir ein weil zuſammen/ vns zuerſprachen/ was doch darauß werden wur- de: Dann etliche hielten darfuͤr/ ſie wurden alle miteinander wider lebendig. Etliche widerſpra- chens: Denn es muſten der Alten vndergang den Jungen nit allein das Leben/ ſonder auch die vermehrung widergeben. Etliche meineten/ ſie weren nit ertoͤdtet/ ſondern andere an jhr Stat enthauptet worden. Wie wir nuhn vns zimlich lang mit einander beſprachet: Kompt der alte Man De ſine orta dubiæ opi- niones.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/113
Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/113>, abgerufen am 21.12.2024.