manchen Dingen ist Vollständigkeit zu erreichen, fast durchaus ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man nicht etwa ein ganzes, voluminöses Werk über die Literatur eines einzelnen Gegenstan- des zu liefern Lust hätte. Die Wissenschaft aber würde durch eine solche Darstellung im Ganzen wenig gewinnen. Es würde nur ein neuer Beleg dafür seyn, wie sehr für uns das Reich der Möglichkeiten geöffnet ist, sobald das der Wirklichkeiten fehlt. Unsere Absicht kann nur seyn, Alles unter Hauptpunkte zusam- menzufassen und das Unwesentliche und Untergeordnete mehr an- zudeuten, als auszuführen.
In dem Eie der Säugethiere und des Menschen kommen aber drei verschiedene Verhältnisse während der Entwickelungszeit der Frucht in Betracht. Es giebt nämlich, zum Eie gehörende Theile, welche mittelbar oder unmittelbar durch die Thätigkeit des Fruchthälters erzeugt werden, 2) Theile welche dem Eie ei- genthümlich angehören und der Individualität des Embryo nur auf mittelbare Weise dienen und 3) Theile, welche entweder un- mittelbar in den Embryo übergehen und sich mit ihm verbinden, oder deren Formation von ihm ausgeht, sey es nun, dass er ein abgegrenzter Theil von ihnen ist oder dass eine Produktion von ihm diese Eitheile constituirt. Nach den genannten Momenten wollen wir die hierher gehörenden Objecte nun einzeln durchgehen.
A. Die von dem Fruchthälter ausgeschiedenen Membranen und Flüssigkeiten.
Wir hatten es oben gesehen, wie sich in Folge der Befruch- tung Gestalt und innere Oberfläche des Uterus umändern. Er bleibt aber nicht bloss bei diesen Veränderungen stehen, sondern es bildet sich auch eine membranförmige Ausscheidung vor der Ankunft des Eies in der Höhle der Gebärmutter. Diese Bildung einer Haut, welche man Membrana decidua nennt, ist das Pro- dukt der erhöhten Thätigkeit des Uterus in Folge der geschehe- nen Befruchtung oder irgend einer bestimmten Reizung der Ge- schlechtstheile überhaupt. Sie entsteht nicht bloss früher, als das Eichen in die Cavität der Gebärmutter gelangt, sondern findet sich in manchen Verhältnissen ohne dass überhaupt ein Eichen in dem Uterus enthalten ist. a. Bei Unfruchtbarkeit soll nicht selten eine blosse decidua ohne Ei abgehen (Burdach's Physiol. II. S. 74.), wie Denman, Evrat und Andere beobachtet haben.
III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
manchen Dingen ist Vollständigkeit zu erreichen, fast durchaus ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man nicht etwa ein ganzes, voluminöses Werk über die Literatur eines einzelnen Gegenstan- des zu liefern Lust hätte. Die Wissenschaft aber würde durch eine solche Darstellung im Ganzen wenig gewinnen. Es würde nur ein neuer Beleg dafür seyn, wie sehr für uns das Reich der Möglichkeiten geöffnet ist, sobald das der Wirklichkeiten fehlt. Unsere Absicht kann nur seyn, Alles unter Hauptpunkte zusam- menzufassen und das Unwesentliche und Untergeordnete mehr an- zudeuten, als auszuführen.
In dem Eie der Säugethiere und des Menschen kommen aber drei verschiedene Verhältnisse während der Entwickelungszeit der Frucht in Betracht. Es giebt nämlich, zum Eie gehörende Theile, welche mittelbar oder unmittelbar durch die Thätigkeit des Fruchthälters erzeugt werden, 2) Theile welche dem Eie ei- genthümlich angehören und der Individualität des Embryo nur auf mittelbare Weise dienen und 3) Theile, welche entweder un- mittelbar in den Embryo übergehen und sich mit ihm verbinden, oder deren Formation von ihm ausgeht, sey es nun, daſs er ein abgegrenzter Theil von ihnen ist oder daſs eine Produktion von ihm diese Eitheile constituirt. Nach den genannten Momenten wollen wir die hierher gehörenden Objecte nun einzeln durchgehen.
A. Die von dem Fruchthälter ausgeschiedenen Membranen und Flüssigkeiten.
Wir hatten es oben gesehen, wie sich in Folge der Befruch- tung Gestalt und innere Oberfläche des Uterus umändern. Er bleibt aber nicht bloſs bei diesen Veränderungen stehen, sondern es bildet sich auch eine membranförmige Ausscheidung vor der Ankunft des Eies in der Höhle der Gebärmutter. Diese Bildung einer Haut, welche man Membrana decidua nennt, ist das Pro- dukt der erhöhten Thätigkeit des Uterus in Folge der geschehe- nen Befruchtung oder irgend einer bestimmten Reizung der Ge- schlechtstheile überhaupt. Sie entsteht nicht bloſs früher, als das Eichen in die Cavität der Gebärmutter gelangt, sondern findet sich in manchen Verhältnissen ohne daſs überhaupt ein Eichen in dem Uterus enthalten ist. a. Bei Unfruchtbarkeit soll nicht selten eine bloſse decidua ohne Ei abgehen (Burdach’s Physiol. II. S. 74.), wie Denman, Evrat und Andere beobachtet haben.
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III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
manchen Dingen ist Vollständigkeit zu erreichen, fast durchaus
ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man nicht etwa ein ganzes,
voluminöses Werk über die Literatur eines einzelnen Gegenstan-
des zu liefern Lust hätte. Die Wissenschaft aber würde durch
eine solche Darstellung im Ganzen wenig gewinnen. Es würde
nur ein neuer Beleg dafür seyn, wie sehr für uns das Reich der
Möglichkeiten geöffnet ist, sobald das der Wirklichkeiten fehlt.
Unsere Absicht kann nur seyn, Alles unter Hauptpunkte zusam-
menzufassen und das Unwesentliche und Untergeordnete mehr an-
zudeuten, als auszuführen.
In dem Eie der Säugethiere und des Menschen kommen aber
drei verschiedene Verhältnisse während der Entwickelungszeit
der Frucht in Betracht. Es giebt nämlich, zum Eie gehörende
Theile, welche mittelbar oder unmittelbar durch die Thätigkeit
des Fruchthälters erzeugt werden, 2) Theile welche dem Eie ei-
genthümlich angehören und der Individualität des Embryo nur
auf mittelbare Weise dienen und 3) Theile, welche entweder un-
mittelbar in den Embryo übergehen und sich mit ihm verbinden,
oder deren Formation von ihm ausgeht, sey es nun, daſs er ein
abgegrenzter Theil von ihnen ist oder daſs eine Produktion von
ihm diese Eitheile constituirt. Nach den genannten Momenten
wollen wir die hierher gehörenden Objecte nun einzeln durchgehen.
A. Die von dem Fruchthälter ausgeschiedenen
Membranen und Flüssigkeiten.
Wir hatten es oben gesehen, wie sich in Folge der Befruch-
tung Gestalt und innere Oberfläche des Uterus umändern. Er
bleibt aber nicht bloſs bei diesen Veränderungen stehen, sondern
es bildet sich auch eine membranförmige Ausscheidung vor der
Ankunft des Eies in der Höhle der Gebärmutter. Diese Bildung
einer Haut, welche man Membrana decidua nennt, ist das Pro-
dukt der erhöhten Thätigkeit des Uterus in Folge der geschehe-
nen Befruchtung oder irgend einer bestimmten Reizung der Ge-
schlechtstheile überhaupt. Sie entsteht nicht bloſs früher, als das
Eichen in die Cavität der Gebärmutter gelangt, sondern findet
sich in manchen Verhältnissen ohne daſs überhaupt ein Eichen
in dem Uterus enthalten ist. a. Bei Unfruchtbarkeit soll nicht
selten eine bloſse decidua ohne Ei abgehen (Burdach’s Physiol.
II. S. 74.), wie Denman, Evrat und Andere beobachtet haben.
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/72>, abgerufen am 22.12.2024.
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