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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Faraday sprach die Ansicht aus, daß in dem elektrolytischen Körper die Elemente
desselben sich in einander entgegengesetzten Richtungen bewegen und daß die Pole
nur die Auswege für die verschiedenen Elemente bilden. Er gab daher auch die
Bezeichnung "Pole" auf und führte dafür den Namen "Elektroden" ein. Auch
die Ausdrücke Kathode für die negative und Annode für die positive Elektrode
rühren von ihm her. Faraday begnügte sich aber nicht mit der bloßen Feststellung
der Thatsachen, er gab auch die Methode zur genauen Messung der elektrolytischen
Wirkung an. Das Instrument, welches er zu diesem Zwecke erfand, ist das Volta-
elektrometer oder Voltameter, wie es jetzt gewöhnlich kurzweg genannt wird. Die
Quantität des zersetzten Wassers bildet hierbei den Maßstab. Durch dieses Instrument
gelang ihm auch die Entdeckung des elektrolytischen Grundgesetzes: Die Elektrolyse
eines bestimmten Stoffes ist der Stromstärke proportional und verschiedene Körper
werden durch denselben Strom im Verhältnisse ihrer Atomgewichte zerlegt.

Dieses Gesetz wurde im Jahre 1853 entdeckt und somit sind wir auch mit
der Geschichte der Elektricität bei der Gegenwart angelangt. Die Schilderung des
gegenwärtigen Standes unserer Kenntnisse aus den Gebieten des Magnetismus
und der Elektricität ist Aufgabe der nächsten Abschnitte.

II. Magnetismus.
Grunderscheinungen.

In der Natur kommt ein Erz vor, welches den Mineralogen unter dem
Namen Magneteisenstein bekannt ist; dieser besitzt die Eigenschaft, Eisenstücke an-
zuziehen und festzuhalten. Der Physiker nennt dieses Erz einen natürlichen
Magnet
. Läßt man an Stelle eines Eisenstückes ein Stück Stahl mit einem solchen
natürlichen Magnete einige Zeit in Berührung oder, was noch besser ist, streicht
man einen Stahlstab mit einem natürlichen Magnete, so bekommt der Stahlstab
dauernd die Eigenschaft, Eisen anzuziehen, und man erhält also in dieser Weise einen
künstlichen Magnet. Der natürliche Magnet verliert hierbei nichts an seiner
Kraft. In dieser Art wurden ursprünglich die Compaßnadeln magnetisirt; gegen-
wärtig besitzt man aber in der magnetisirenden Wirkung des elektrischen Stromes
ein bequemeres Mittel zur Herstellung kräftiger Magnete.

Die magnetischen Grunderscheinungen lassen sich durch einige einfache Experi-
mente zeigen. Eine an einem ungedrehten Seidenfaden befestigte Eisenkugel (Fig. 13)
ist an einem entsprechenden Gestelle aufgehängt. Nähert man derselben einen
Magnetstab, so zieht dieser die Kugel an und hält sie fest. Ersetzt man die Eisen-
kugel durch eine aus anderen Stoffen geformte Kugel, so übt der Magnet auf
diese keine Wirkung aus. Wird der Magnetstab an Stelle der Kugel aufgehängt,
und nähert man diesem ein Stück Eisen, so bewegt sich der Magnet gegen das
Eisen. Aus diesen Experimenten folgt also, daß Eisen und Magnet sich gegenseitig
anziehen, daß aber andere Körper von einem gewöhnlichen Magnete nicht beeinflußt
werden und auch jene auf diesen keine Einwirkung zeigen. Sämmtliche Erscheinungen
bleiben ungeändert, wenn man zwischen Magnet und Körper Glas-, Holz- oder
Papierscheiben bringt; sie werden aber abgeschwächt durch eine Eisenplatte.

Nähert man der aufgehängten Eisenkugel verschiedene Stellen des Magnetstabes,
so findet man bald, daß die Anziehungskraft des Stabes nicht an allen Stellen

Faraday ſprach die Anſicht aus, daß in dem elektrolytiſchen Körper die Elemente
desſelben ſich in einander entgegengeſetzten Richtungen bewegen und daß die Pole
nur die Auswege für die verſchiedenen Elemente bilden. Er gab daher auch die
Bezeichnung „Pole“ auf und führte dafür den Namen „Elektroden“ ein. Auch
die Ausdrücke Kathode für die negative und Annode für die poſitive Elektrode
rühren von ihm her. Faraday begnügte ſich aber nicht mit der bloßen Feſtſtellung
der Thatſachen, er gab auch die Methode zur genauen Meſſung der elektrolytiſchen
Wirkung an. Das Inſtrument, welches er zu dieſem Zwecke erfand, iſt das Volta-
elektrometer oder Voltameter, wie es jetzt gewöhnlich kurzweg genannt wird. Die
Quantität des zerſetzten Waſſers bildet hierbei den Maßſtab. Durch dieſes Inſtrument
gelang ihm auch die Entdeckung des elektrolytiſchen Grundgeſetzes: Die Elektrolyſe
eines beſtimmten Stoffes iſt der Stromſtärke proportional und verſchiedene Körper
werden durch denſelben Strom im Verhältniſſe ihrer Atomgewichte zerlegt.

Dieſes Geſetz wurde im Jahre 1853 entdeckt und ſomit ſind wir auch mit
der Geſchichte der Elektricität bei der Gegenwart angelangt. Die Schilderung des
gegenwärtigen Standes unſerer Kenntniſſe aus den Gebieten des Magnetismus
und der Elektricität iſt Aufgabe der nächſten Abſchnitte.

II. Magnetismus.
Grunderſcheinungen.

In der Natur kommt ein Erz vor, welches den Mineralogen unter dem
Namen Magneteiſenſtein bekannt iſt; dieſer beſitzt die Eigenſchaft, Eiſenſtücke an-
zuziehen und feſtzuhalten. Der Phyſiker nennt dieſes Erz einen natürlichen
Magnet
. Läßt man an Stelle eines Eiſenſtückes ein Stück Stahl mit einem ſolchen
natürlichen Magnete einige Zeit in Berührung oder, was noch beſſer iſt, ſtreicht
man einen Stahlſtab mit einem natürlichen Magnete, ſo bekommt der Stahlſtab
dauernd die Eigenſchaft, Eiſen anzuziehen, und man erhält alſo in dieſer Weiſe einen
künſtlichen Magnet. Der natürliche Magnet verliert hierbei nichts an ſeiner
Kraft. In dieſer Art wurden urſprünglich die Compaßnadeln magnetiſirt; gegen-
wärtig beſitzt man aber in der magnetiſirenden Wirkung des elektriſchen Stromes
ein bequemeres Mittel zur Herſtellung kräftiger Magnete.

Die magnetiſchen Grunderſcheinungen laſſen ſich durch einige einfache Experi-
mente zeigen. Eine an einem ungedrehten Seidenfaden befeſtigte Eiſenkugel (Fig. 13)
iſt an einem entſprechenden Geſtelle aufgehängt. Nähert man derſelben einen
Magnetſtab, ſo zieht dieſer die Kugel an und hält ſie feſt. Erſetzt man die Eiſen-
kugel durch eine aus anderen Stoffen geformte Kugel, ſo übt der Magnet auf
dieſe keine Wirkung aus. Wird der Magnetſtab an Stelle der Kugel aufgehängt,
und nähert man dieſem ein Stück Eiſen, ſo bewegt ſich der Magnet gegen das
Eiſen. Aus dieſen Experimenten folgt alſo, daß Eiſen und Magnet ſich gegenſeitig
anziehen, daß aber andere Körper von einem gewöhnlichen Magnete nicht beeinflußt
werden und auch jene auf dieſen keine Einwirkung zeigen. Sämmtliche Erſcheinungen
bleiben ungeändert, wenn man zwiſchen Magnet und Körper Glas-, Holz- oder
Papierſcheiben bringt; ſie werden aber abgeſchwächt durch eine Eiſenplatte.

Nähert man der aufgehängten Eiſenkugel verſchiedene Stellen des Magnetſtabes,
ſo findet man bald, daß die Anziehungskraft des Stabes nicht an allen Stellen

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[37/0051] Faraday ſprach die Anſicht aus, daß in dem elektrolytiſchen Körper die Elemente desſelben ſich in einander entgegengeſetzten Richtungen bewegen und daß die Pole nur die Auswege für die verſchiedenen Elemente bilden. Er gab daher auch die Bezeichnung „Pole“ auf und führte dafür den Namen „Elektroden“ ein. Auch die Ausdrücke Kathode für die negative und Annode für die poſitive Elektrode rühren von ihm her. Faraday begnügte ſich aber nicht mit der bloßen Feſtſtellung der Thatſachen, er gab auch die Methode zur genauen Meſſung der elektrolytiſchen Wirkung an. Das Inſtrument, welches er zu dieſem Zwecke erfand, iſt das Volta- elektrometer oder Voltameter, wie es jetzt gewöhnlich kurzweg genannt wird. Die Quantität des zerſetzten Waſſers bildet hierbei den Maßſtab. Durch dieſes Inſtrument gelang ihm auch die Entdeckung des elektrolytiſchen Grundgeſetzes: Die Elektrolyſe eines beſtimmten Stoffes iſt der Stromſtärke proportional und verſchiedene Körper werden durch denſelben Strom im Verhältniſſe ihrer Atomgewichte zerlegt. Dieſes Geſetz wurde im Jahre 1853 entdeckt und ſomit ſind wir auch mit der Geſchichte der Elektricität bei der Gegenwart angelangt. Die Schilderung des gegenwärtigen Standes unſerer Kenntniſſe aus den Gebieten des Magnetismus und der Elektricität iſt Aufgabe der nächſten Abſchnitte. II. Magnetismus. Grunderſcheinungen. In der Natur kommt ein Erz vor, welches den Mineralogen unter dem Namen Magneteiſenſtein bekannt iſt; dieſer beſitzt die Eigenſchaft, Eiſenſtücke an- zuziehen und feſtzuhalten. Der Phyſiker nennt dieſes Erz einen natürlichen Magnet. Läßt man an Stelle eines Eiſenſtückes ein Stück Stahl mit einem ſolchen natürlichen Magnete einige Zeit in Berührung oder, was noch beſſer iſt, ſtreicht man einen Stahlſtab mit einem natürlichen Magnete, ſo bekommt der Stahlſtab dauernd die Eigenſchaft, Eiſen anzuziehen, und man erhält alſo in dieſer Weiſe einen künſtlichen Magnet. Der natürliche Magnet verliert hierbei nichts an ſeiner Kraft. In dieſer Art wurden urſprünglich die Compaßnadeln magnetiſirt; gegen- wärtig beſitzt man aber in der magnetiſirenden Wirkung des elektriſchen Stromes ein bequemeres Mittel zur Herſtellung kräftiger Magnete. Die magnetiſchen Grunderſcheinungen laſſen ſich durch einige einfache Experi- mente zeigen. Eine an einem ungedrehten Seidenfaden befeſtigte Eiſenkugel (Fig. 13) iſt an einem entſprechenden Geſtelle aufgehängt. Nähert man derſelben einen Magnetſtab, ſo zieht dieſer die Kugel an und hält ſie feſt. Erſetzt man die Eiſen- kugel durch eine aus anderen Stoffen geformte Kugel, ſo übt der Magnet auf dieſe keine Wirkung aus. Wird der Magnetſtab an Stelle der Kugel aufgehängt, und nähert man dieſem ein Stück Eiſen, ſo bewegt ſich der Magnet gegen das Eiſen. Aus dieſen Experimenten folgt alſo, daß Eiſen und Magnet ſich gegenſeitig anziehen, daß aber andere Körper von einem gewöhnlichen Magnete nicht beeinflußt werden und auch jene auf dieſen keine Einwirkung zeigen. Sämmtliche Erſcheinungen bleiben ungeändert, wenn man zwiſchen Magnet und Körper Glas-, Holz- oder Papierſcheiben bringt; ſie werden aber abgeſchwächt durch eine Eiſenplatte. Nähert man der aufgehängten Eiſenkugel verſchiedene Stellen des Magnetſtabes, ſo findet man bald, daß die Anziehungskraft des Stabes nicht an allen Stellen

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/51>, abgerufen am 21.11.2024.