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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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ist. Es ist daher auch ein häufig angewandtes Mittel, Körper, namentlich wenn
sie nicht leitend sind, dadurch unelektrisch zu machen, daß man sie einigemale durch
eine Gasflamme führt.

Apparate zur Erregung der Elektricität.

Um größere Mengen von Elektricität zu erhalten, bedient man sich natürlich
nicht der Glas- oder Siegellackstangen, sondern verwendet hierzu die Elektrisir-
maschinen; wir wollen von diesen im Nachstehenden die Scheiben-Elektrisirmaschine,
die Dampf-Elektrisirmaschine, den Elektrophor und die sogenannte Influenzmaschine
betrachten.

Die Scheiben-Esektristrmaschine hat im Laufe der Zeit äußerlich zwar
manche Veränderungen erfahren, aber ihre Hauptbestandtheile sind im Wesentlichen
unverändert geblieben. Auch jetzt noch drückt der jeweilige Fabrikant seiner Maschine
in einigen Details gewissermaßen seinen Stempel auf, aber im Großen und Ganzen
haben diese Constructionsdifferenzen keine Bedeutung; es genügt daher, eine dieser
Formen zu betrachten. Fig. 47 stellt eine Scheiben-Elektrisirmaschine in der Gestalt
dar, welche ihr der Wiener Elektriker Winter gegeben hat. Ihre Hauptbestand-
theile sind die Glasscheibe S, das Reibzeug R und die beiden Conductoren C
und C. Die Glasscheibe S besitzt in der Mitte eine kreisrunde Oeffnung, durch
welche ein mit Schraubengewinde versehener Holzzapfen gesteckt ist, der mit einem
zweiten die Schraubenmutter enthaltenden Holzzapfen auf der andern Seite der
Glasscheibe verschraubt wird. Durch das Anziehen der Schraube erfolgt die Ein-
klemmung der Glasscheibe zwischen beiden Holzzapfen. Der eine Holzzapfen dreht
sich in einem hölzernen Lager, welches durch die Glassäule G1 an dem Grund-
brette der ganzen Elektrisirmaschine befestigt ist. Der zweite Zapfen ist durch die
Glassäule G2 verlängert und diese dreht sich in der Durchbohrung eines hölzernen
Fußes. Die Kurbel K dient dazu, die Scheibe S in Umdrehung zu setzen.

Der Glasfuß G3 trägt ein gabelförmig gestaltetes Holzstück, welches die
Scheibe derart umfaßt, daß zwischen je einer Gabelzinke und der Scheibe ein Reib-
kissen R eingeschoben werden kann. Jedes dieser zu beiden Seiten der Scheibe an-
gebrachten Reibkissen besteht aus einem Brette, welches auf der der Scheibe zu-
gewandten Fläche mit einigen Lagen Tuch belegt und darüber mit Leder überspannt
ist. Das Leder versieht man mit einem Ueberzuge von Amalgam, welches man sich
aus Zinn, Zink und Quecksilber bereitet, auf die mit etwas Knochenöl eingefettete
Lederfläche streut und leicht verreibt. An der Außenseite der Reibkissenbretter befindet
sich eine Feder, welche sich gegen die betreffende Zinke der Holzgabel stemmt und
hierdurch das Reibkissen an die Glasscheibe mäßig andrückt. Man hat es vortheil-
haft gefunden, die Scheibenfläche zwischen den Reibkissen und dem positiven Con-
ductor mit Wachstaffet zu bedecken (wie dies die Figur auch erkennen läßt). Die
beiden Reibkissen stehen mit dem negativen Conductor C, einem durch Halb-
kugeln beiderseits abgeschlossenen Messingcylinder, in leitender Verbindung.

Der positive Conductor C, eine Messinghohlkugel, wird durch die Glassäule G4
getragen. An der Kugel sind zwei zu einander und zur Glasscheibe parallele Holz-
ringe r derart befestigt, daß sich die Scheibe zwischen beiden Ringen in geringer
Entfernung durchdreht. Die Holzringe sind an ihren der Glasscheibe zugewandten
Seiten mit Stanniol bekleidet, und dieses steht mit dem Conductor in leitender
Verbindung. Aus den Stanniolbelegen selbst ragt eine Anzahl feiner Metallspitzen

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iſt. Es iſt daher auch ein häufig angewandtes Mittel, Körper, namentlich wenn
ſie nicht leitend ſind, dadurch unelektriſch zu machen, daß man ſie einigemale durch
eine Gasflamme führt.

Apparate zur Erregung der Elektricität.

Um größere Mengen von Elektricität zu erhalten, bedient man ſich natürlich
nicht der Glas- oder Siegellackſtangen, ſondern verwendet hierzu die Elektriſir-
maſchinen; wir wollen von dieſen im Nachſtehenden die Scheiben-Elektriſirmaſchine,
die Dampf-Elektriſirmaſchine, den Elektrophor und die ſogenannte Influenzmaſchine
betrachten.

Die Scheiben-Eſektriſtrmaſchine hat im Laufe der Zeit äußerlich zwar
manche Veränderungen erfahren, aber ihre Hauptbeſtandtheile ſind im Weſentlichen
unverändert geblieben. Auch jetzt noch drückt der jeweilige Fabrikant ſeiner Maſchine
in einigen Details gewiſſermaßen ſeinen Stempel auf, aber im Großen und Ganzen
haben dieſe Conſtructionsdifferenzen keine Bedeutung; es genügt daher, eine dieſer
Formen zu betrachten. Fig. 47 ſtellt eine Scheiben-Elektriſirmaſchine in der Geſtalt
dar, welche ihr der Wiener Elektriker Winter gegeben hat. Ihre Hauptbeſtand-
theile ſind die Glasſcheibe S, das Reibzeug R und die beiden Conductoren C
und C. Die Glasſcheibe S beſitzt in der Mitte eine kreisrunde Oeffnung, durch
welche ein mit Schraubengewinde verſehener Holzzapfen geſteckt iſt, der mit einem
zweiten die Schraubenmutter enthaltenden Holzzapfen auf der andern Seite der
Glasſcheibe verſchraubt wird. Durch das Anziehen der Schraube erfolgt die Ein-
klemmung der Glasſcheibe zwiſchen beiden Holzzapfen. Der eine Holzzapfen dreht
ſich in einem hölzernen Lager, welches durch die Glasſäule G1 an dem Grund-
brette der ganzen Elektriſirmaſchine befeſtigt iſt. Der zweite Zapfen iſt durch die
Glasſäule G2 verlängert und dieſe dreht ſich in der Durchbohrung eines hölzernen
Fußes. Die Kurbel K dient dazu, die Scheibe S in Umdrehung zu ſetzen.

Der Glasfuß G3 trägt ein gabelförmig geſtaltetes Holzſtück, welches die
Scheibe derart umfaßt, daß zwiſchen je einer Gabelzinke und der Scheibe ein Reib-
kiſſen R eingeſchoben werden kann. Jedes dieſer zu beiden Seiten der Scheibe an-
gebrachten Reibkiſſen beſteht aus einem Brette, welches auf der der Scheibe zu-
gewandten Fläche mit einigen Lagen Tuch belegt und darüber mit Leder überſpannt
iſt. Das Leder verſieht man mit einem Ueberzuge von Amalgam, welches man ſich
aus Zinn, Zink und Queckſilber bereitet, auf die mit etwas Knochenöl eingefettete
Lederfläche ſtreut und leicht verreibt. An der Außenſeite der Reibkiſſenbretter befindet
ſich eine Feder, welche ſich gegen die betreffende Zinke der Holzgabel ſtemmt und
hierdurch das Reibkiſſen an die Glasſcheibe mäßig andrückt. Man hat es vortheil-
haft gefunden, die Scheibenfläche zwiſchen den Reibkiſſen und dem poſitiven Con-
ductor mit Wachstaffet zu bedecken (wie dies die Figur auch erkennen läßt). Die
beiden Reibkiſſen ſtehen mit dem negativen Conductor C, einem durch Halb-
kugeln beiderſeits abgeſchloſſenen Meſſingcylinder, in leitender Verbindung.

Der poſitive Conductor C, eine Meſſinghohlkugel, wird durch die Glasſäule G4
getragen. An der Kugel ſind zwei zu einander und zur Glasſcheibe parallele Holz-
ringe r derart befeſtigt, daß ſich die Scheibe zwiſchen beiden Ringen in geringer
Entfernung durchdreht. Die Holzringe ſind an ihren der Glasſcheibe zugewandten
Seiten mit Stanniol bekleidet, und dieſes ſteht mit dem Conductor in leitender
Verbindung. Aus den Stanniolbelegen ſelbſt ragt eine Anzahl feiner Metallſpitzen

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[99/0113] iſt. Es iſt daher auch ein häufig angewandtes Mittel, Körper, namentlich wenn ſie nicht leitend ſind, dadurch unelektriſch zu machen, daß man ſie einigemale durch eine Gasflamme führt. Apparate zur Erregung der Elektricität. Um größere Mengen von Elektricität zu erhalten, bedient man ſich natürlich nicht der Glas- oder Siegellackſtangen, ſondern verwendet hierzu die Elektriſir- maſchinen; wir wollen von dieſen im Nachſtehenden die Scheiben-Elektriſirmaſchine, die Dampf-Elektriſirmaſchine, den Elektrophor und die ſogenannte Influenzmaſchine betrachten. Die Scheiben-Eſektriſtrmaſchine hat im Laufe der Zeit äußerlich zwar manche Veränderungen erfahren, aber ihre Hauptbeſtandtheile ſind im Weſentlichen unverändert geblieben. Auch jetzt noch drückt der jeweilige Fabrikant ſeiner Maſchine in einigen Details gewiſſermaßen ſeinen Stempel auf, aber im Großen und Ganzen haben dieſe Conſtructionsdifferenzen keine Bedeutung; es genügt daher, eine dieſer Formen zu betrachten. Fig. 47 ſtellt eine Scheiben-Elektriſirmaſchine in der Geſtalt dar, welche ihr der Wiener Elektriker Winter gegeben hat. Ihre Hauptbeſtand- theile ſind die Glasſcheibe S, das Reibzeug R und die beiden Conductoren C und C. Die Glasſcheibe S beſitzt in der Mitte eine kreisrunde Oeffnung, durch welche ein mit Schraubengewinde verſehener Holzzapfen geſteckt iſt, der mit einem zweiten die Schraubenmutter enthaltenden Holzzapfen auf der andern Seite der Glasſcheibe verſchraubt wird. Durch das Anziehen der Schraube erfolgt die Ein- klemmung der Glasſcheibe zwiſchen beiden Holzzapfen. Der eine Holzzapfen dreht ſich in einem hölzernen Lager, welches durch die Glasſäule G1 an dem Grund- brette der ganzen Elektriſirmaſchine befeſtigt iſt. Der zweite Zapfen iſt durch die Glasſäule G2 verlängert und dieſe dreht ſich in der Durchbohrung eines hölzernen Fußes. Die Kurbel K dient dazu, die Scheibe S in Umdrehung zu ſetzen. Der Glasfuß G3 trägt ein gabelförmig geſtaltetes Holzſtück, welches die Scheibe derart umfaßt, daß zwiſchen je einer Gabelzinke und der Scheibe ein Reib- kiſſen R eingeſchoben werden kann. Jedes dieſer zu beiden Seiten der Scheibe an- gebrachten Reibkiſſen beſteht aus einem Brette, welches auf der der Scheibe zu- gewandten Fläche mit einigen Lagen Tuch belegt und darüber mit Leder überſpannt iſt. Das Leder verſieht man mit einem Ueberzuge von Amalgam, welches man ſich aus Zinn, Zink und Queckſilber bereitet, auf die mit etwas Knochenöl eingefettete Lederfläche ſtreut und leicht verreibt. An der Außenſeite der Reibkiſſenbretter befindet ſich eine Feder, welche ſich gegen die betreffende Zinke der Holzgabel ſtemmt und hierdurch das Reibkiſſen an die Glasſcheibe mäßig andrückt. Man hat es vortheil- haft gefunden, die Scheibenfläche zwiſchen den Reibkiſſen und dem poſitiven Con- ductor mit Wachstaffet zu bedecken (wie dies die Figur auch erkennen läßt). Die beiden Reibkiſſen ſtehen mit dem negativen Conductor C, einem durch Halb- kugeln beiderſeits abgeſchloſſenen Meſſingcylinder, in leitender Verbindung. Der poſitive Conductor C, eine Meſſinghohlkugel, wird durch die Glasſäule G4 getragen. An der Kugel ſind zwei zu einander und zur Glasſcheibe parallele Holz- ringe r derart befeſtigt, daß ſich die Scheibe zwiſchen beiden Ringen in geringer Entfernung durchdreht. Die Holzringe ſind an ihren der Glasſcheibe zugewandten Seiten mit Stanniol bekleidet, und dieſes ſteht mit dem Conductor in leitender Verbindung. Aus den Stanniolbelegen ſelbſt ragt eine Anzahl feiner Metallſpitzen 7*

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/113>, abgerufen am 13.11.2024.