Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
muthe, daß sie dieienigen vor etwas
neues halten werden, welche sie noch
nicht kennen. Also habe ich in ver-
schiedenen Absichten, etwas neues und
zugleich etwas altes geschrieben. Die-
ienigen, deren Beruf es erfodern
wird, werden mich zu wiederlegen su-
chen, und wenn sie dieses als Philo-
sophen thun wollen, so muß die Mei-
nung noch als etwas neu von ihnen
angesehen werden, denn es wäre in
Wahrheit nicht philosophisch, wenn
man mich in so fern wiederlegen wol-
te, als ich etwas altes behauptete.
Man würde dadurch dieienigen belei-
digen, welche durch Wiederlegung
dieser Meinung und durch Erfindung
einer neuen, in den erstern Jahren,
als iene anfing etwas alt zu werden,
sich den Nahmen eines Philosophen
erworben haben. Da ich nun den al-
ten Jnfluxionismum in dieser Schrift
auf eine solche Art behaupte, welche
bisher noch nicht bekandt gewesen zu
seyn scheinet; so wird man wiederle-
gen müssen, daß diese Meinung neu

sey.
B 3

Vorrede.
muthe, daß ſie dieienigen vor etwas
neues halten werden, welche ſie noch
nicht kennen. Alſo habe ich in ver-
ſchiedenen Abſichten, etwas neues und
zugleich etwas altes geſchrieben. Die-
ienigen, deren Beruf es erfodern
wird, werden mich zu wiederlegen ſu-
chen, und wenn ſie dieſes als Philo-
ſophen thun wollen, ſo muß die Mei-
nung noch als etwas neu von ihnen
angeſehen werden, denn es waͤre in
Wahrheit nicht philoſophiſch, wenn
man mich in ſo fern wiederlegen wol-
te, als ich etwas altes behauptete.
Man wuͤrde dadurch dieienigen belei-
digen, welche durch Wiederlegung
dieſer Meinung und durch Erfindung
einer neuen, in den erſtern Jahren,
als iene anfing etwas alt zu werden,
ſich den Nahmen eines Philoſophen
erworben haben. Da ich nun den al-
ten Jnfluxionismum in dieſer Schrift
auf eine ſolche Art behaupte, welche
bisher noch nicht bekandt geweſen zu
ſeyn ſcheinet; ſo wird man wiederle-
gen muͤſſen, daß dieſe Meinung neu

ſey.
B 3
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0025"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
muthe, daß &#x017F;ie dieienigen vor etwas<lb/>
neues halten werden, welche &#x017F;ie noch<lb/>
nicht kennen. Al&#x017F;o habe ich in ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Ab&#x017F;ichten, etwas neues und<lb/>
zugleich etwas altes ge&#x017F;chrieben. Die-<lb/>
ienigen, deren Beruf es erfodern<lb/>
wird, werden mich zu wiederlegen &#x017F;u-<lb/>
chen, und wenn &#x017F;ie die&#x017F;es als Philo-<lb/>
&#x017F;ophen thun wollen, &#x017F;o muß die Mei-<lb/>
nung noch als etwas neu von ihnen<lb/>
ange&#x017F;ehen werden, denn es wa&#x0364;re in<lb/>
Wahrheit nicht philo&#x017F;ophi&#x017F;ch, wenn<lb/>
man mich in &#x017F;o fern wiederlegen wol-<lb/>
te, als ich etwas altes behauptete.<lb/>
Man wu&#x0364;rde dadurch dieienigen belei-<lb/>
digen, welche durch Wiederlegung<lb/>
die&#x017F;er Meinung und durch Erfindung<lb/>
einer neuen, in den er&#x017F;tern Jahren,<lb/>
als iene anfing etwas alt zu werden,<lb/>
&#x017F;ich den Nahmen eines Philo&#x017F;ophen<lb/>
erworben haben. Da ich nun den al-<lb/>
ten Jnfluxionismum in die&#x017F;er Schrift<lb/>
auf eine &#x017F;olche Art behaupte, welche<lb/>
bisher noch nicht bekandt gewe&#x017F;en zu<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;cheinet; &#x017F;o wird man wiederle-<lb/>
gen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, daß die&#x017F;e Meinung neu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ey.</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0025] Vorrede. muthe, daß ſie dieienigen vor etwas neues halten werden, welche ſie noch nicht kennen. Alſo habe ich in ver- ſchiedenen Abſichten, etwas neues und zugleich etwas altes geſchrieben. Die- ienigen, deren Beruf es erfodern wird, werden mich zu wiederlegen ſu- chen, und wenn ſie dieſes als Philo- ſophen thun wollen, ſo muß die Mei- nung noch als etwas neu von ihnen angeſehen werden, denn es waͤre in Wahrheit nicht philoſophiſch, wenn man mich in ſo fern wiederlegen wol- te, als ich etwas altes behauptete. Man wuͤrde dadurch dieienigen belei- digen, welche durch Wiederlegung dieſer Meinung und durch Erfindung einer neuen, in den erſtern Jahren, als iene anfing etwas alt zu werden, ſich den Nahmen eines Philoſophen erworben haben. Da ich nun den al- ten Jnfluxionismum in dieſer Schrift auf eine ſolche Art behaupte, welche bisher noch nicht bekandt geweſen zu ſeyn ſcheinet; ſo wird man wiederle- gen muͤſſen, daß dieſe Meinung neu ſey. B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/25
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/25>, abgerufen am 26.04.2024.