Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.mengenommen zu betrachten, wenn man von §. 9. Die Meinungen, welche ich ietzo vorgetra- gen
mengenommen zu betrachten, wenn man von §. 9. Die Meinungen, welche ich ietzo vorgetra- gen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0056" n="26"/> mengenommen zu betrachten, wenn man von<lb/> denen Veraͤnderungen des Menſchen ein ge-<lb/> ſundes Urtheil faͤllen will. Dieſes iſt in der<lb/> That bloß und allein die Urſach, warum zwi-<lb/> ſchen denen Metaphyſickverſtaͤndigen und Artz-<lb/> neygelehrten, eine beſtaͤndige Uneinigkeit iſt,<lb/> weil es denen letztern unmoͤglich faͤllt, die Har-<lb/> monie in die Schulen der <hi rendition="#fr">Meditrine</hi> einzu-<lb/> fuͤhren, noch vielweniger aber, ſie mit vor das<lb/> Kranckenbette zu bringen. Es iſt wahr, wir<lb/> haben einige rare Exempel von Artzneyverſtaͤn-<lb/> digen, welche die Harmonie zum Grunde ge-<lb/> legt, und ein Lehrgebaͤude der Artzneygelahrheit<lb/> darauf haben erbauen wollen. Allein es iſt<lb/> ſchade, daß dieſes Werck nicht Fortgang ge-<lb/> habt hat, welche Sache iedoch geduldige Ge-<lb/> muͤther nur dem Wollen und nicht Wollen<lb/> dieſer neuen Artzneygelehrten ſchuld geben.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 9.</head><lb/> <p>Die Meinungen, welche ich ietzo vorgetra-<lb/> gen, zielen meiſtentheils dahinaus, die Ueberein-<lb/> ſtimmung der Veraͤnderungen des Koͤrpers mit<lb/> denen in der Sele begreiflich zu machen. Es<lb/> iſt nichts mehr uͤbrig, als daß ich derer <hi rendition="#fr">Jnflu-<lb/> xioniſten</hi> noch gedencke. Dieſe bilden ſich<lb/> ein, die Sele enthalte den Grund gewiſſer Ver-<lb/> aͤnderungen ihres Koͤrpers gantz allein in ſich,<lb/> und wiederum koͤnne man den hinreichenden<lb/> Grund einiger Veraͤnderungen in der Sele,<lb/> allein aus der Kraft des Koͤrpers beſtimmen.<lb/> Sie ſind alſo denen Harmoniſten gerade entge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0056]
mengenommen zu betrachten, wenn man von
denen Veraͤnderungen des Menſchen ein ge-
ſundes Urtheil faͤllen will. Dieſes iſt in der
That bloß und allein die Urſach, warum zwi-
ſchen denen Metaphyſickverſtaͤndigen und Artz-
neygelehrten, eine beſtaͤndige Uneinigkeit iſt,
weil es denen letztern unmoͤglich faͤllt, die Har-
monie in die Schulen der Meditrine einzu-
fuͤhren, noch vielweniger aber, ſie mit vor das
Kranckenbette zu bringen. Es iſt wahr, wir
haben einige rare Exempel von Artzneyverſtaͤn-
digen, welche die Harmonie zum Grunde ge-
legt, und ein Lehrgebaͤude der Artzneygelahrheit
darauf haben erbauen wollen. Allein es iſt
ſchade, daß dieſes Werck nicht Fortgang ge-
habt hat, welche Sache iedoch geduldige Ge-
muͤther nur dem Wollen und nicht Wollen
dieſer neuen Artzneygelehrten ſchuld geben.
§. 9.
Die Meinungen, welche ich ietzo vorgetra-
gen, zielen meiſtentheils dahinaus, die Ueberein-
ſtimmung der Veraͤnderungen des Koͤrpers mit
denen in der Sele begreiflich zu machen. Es
iſt nichts mehr uͤbrig, als daß ich derer Jnflu-
xioniſten noch gedencke. Dieſe bilden ſich
ein, die Sele enthalte den Grund gewiſſer Ver-
aͤnderungen ihres Koͤrpers gantz allein in ſich,
und wiederum koͤnne man den hinreichenden
Grund einiger Veraͤnderungen in der Sele,
allein aus der Kraft des Koͤrpers beſtimmen.
Sie ſind alſo denen Harmoniſten gerade entge-
gen
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