Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

nigen Entzweck erleichtern zu helfen, welchen
sie sich in ihrem Körper zu erhalten bemühet.
Jch sehe demnach nicht, was dem Herrn Ma-
gister Gelegenheit gegeben, denen unschuldigen
Jnfluxionisten eine solche Meinung schuld
zu geben, da sie doch so viele Proben von dem
Gegentheile dieses Mißverstandes in allen ihren
Sätzen geben. Nunmehro werden meine Le-
ser
wissen, was sie aus mir machen sollen. Jch
bin ein Jnfluxionist, aber bey meiner Meinung
soll weder die Welt aussterben noch Spinoza
einen Zutritt finden.

§. 47.

Die Jnfluxionisten zu denen ich gehöre, be-
haupten, daß bey Entstehung einer gewissen
Veränderung in der Sele theils die Kraft der
Sele, theils auch die Kraft des Körpers würck-
sam sey; mit einem Wort: daß die Würckung
theils idealisch theils physicalisch sey. Jch ha-
be schon oben, als ich von der Meinung der
letztern Art derer Harmonisten, mein Beden-
cken eröfnete, erwiesen, daß bey denen Empfin-
dungen dieser Einfluß statt habe §. 44. Es
ist mir nicht möglich, mich zu überreden, daß
ich in diesem Stücke etwas neues behaupten
solte. Jm Gegentheil glaube ich, daß diese
Meinung eben so alt sey, als die Meinung des
physicalischen Einflusses. Jndessen will ich
nicht hartnäckig behaupten, daß die Jnfluxioni-
sten bisher ihren physicalischen Einfluß so deut-
lich solten erkläret haben, daß man nicht auf

einen
K

nigen Entzweck erleichtern zu helfen, welchen
ſie ſich in ihrem Koͤrper zu erhalten bemuͤhet.
Jch ſehe demnach nicht, was dem Herrn Ma-
giſter Gelegenheit gegeben, denen unſchuldigen
Jnfluxioniſten eine ſolche Meinung ſchuld
zu geben, da ſie doch ſo viele Proben von dem
Gegentheile dieſes Mißverſtandes in allen ihren
Saͤtzen geben. Nunmehro werden meine Le-
ſer
wiſſen, was ſie aus mir machen ſollen. Jch
bin ein Jnfluxioniſt, aber bey meiner Meinung
ſoll weder die Welt ausſterben noch Spinoza
einen Zutritt finden.

§. 47.

Die Jnfluxioniſten zu denen ich gehoͤre, be-
haupten, daß bey Entſtehung einer gewiſſen
Veraͤnderung in der Sele theils die Kraft der
Sele, theils auch die Kraft des Koͤrpers wuͤrck-
ſam ſey; mit einem Wort: daß die Wuͤrckung
theils idealiſch theils phyſicaliſch ſey. Jch ha-
be ſchon oben, als ich von der Meinung der
letztern Art derer Harmoniſten, mein Beden-
cken eroͤfnete, erwieſen, daß bey denen Empfin-
dungen dieſer Einfluß ſtatt habe §. 44. Es
iſt mir nicht moͤglich, mich zu uͤberreden, daß
ich in dieſem Stuͤcke etwas neues behaupten
ſolte. Jm Gegentheil glaube ich, daß dieſe
Meinung eben ſo alt ſey, als die Meinung des
phyſicaliſchen Einfluſſes. Jndeſſen will ich
nicht hartnaͤckig behaupten, daß die Jnfluxioni-
ſten bisher ihren phyſicaliſchen Einfluß ſo deut-
lich ſolten erklaͤret haben, daß man nicht auf

einen
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0149" n="119"/>
nigen Entzweck erleichtern zu helfen, welchen<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich in ihrem Ko&#x0364;rper zu erhalten bemu&#x0364;het.<lb/>
Jch &#x017F;ehe demnach nicht, was dem Herrn Ma-<lb/>
gi&#x017F;ter Gelegenheit gegeben, denen un&#x017F;chuldigen<lb/>
Jnfluxioni&#x017F;ten eine &#x017F;olche Meinung &#x017F;chuld<lb/>
zu geben, da &#x017F;ie doch &#x017F;o viele Proben von dem<lb/>
Gegentheile die&#x017F;es Mißver&#x017F;tandes in allen ihren<lb/>
Sa&#x0364;tzen geben. Nunmehro werden meine <hi rendition="#fr">Le-<lb/>
&#x017F;er</hi> wi&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie aus mir machen &#x017F;ollen. Jch<lb/>
bin ein Jnfluxioni&#x017F;t, aber bey meiner Meinung<lb/>
&#x017F;oll weder die Welt aus&#x017F;terben noch Spinoza<lb/>
einen Zutritt finden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 47.</head><lb/>
          <p>Die Jnfluxioni&#x017F;ten zu denen ich geho&#x0364;re, be-<lb/>
haupten, daß bey Ent&#x017F;tehung einer gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Vera&#x0364;nderung in der Sele theils die Kraft der<lb/>
Sele, theils auch die Kraft des Ko&#x0364;rpers wu&#x0364;rck-<lb/>
&#x017F;am &#x017F;ey; mit einem Wort: daß die Wu&#x0364;rckung<lb/>
theils ideali&#x017F;ch theils phy&#x017F;icali&#x017F;ch &#x017F;ey. Jch ha-<lb/>
be &#x017F;chon oben, als ich von der Meinung der<lb/>
letztern Art derer Harmoni&#x017F;ten, mein Beden-<lb/>
cken ero&#x0364;fnete, erwie&#x017F;en, daß bey denen Empfin-<lb/>
dungen die&#x017F;er Einfluß &#x017F;tatt habe §. 44. Es<lb/>
i&#x017F;t mir nicht mo&#x0364;glich, mich zu u&#x0364;berreden, daß<lb/>
ich in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke etwas neues behaupten<lb/>
&#x017F;olte. Jm Gegentheil glaube ich, daß die&#x017F;e<lb/>
Meinung eben &#x017F;o alt &#x017F;ey, als die Meinung des<lb/>
phy&#x017F;icali&#x017F;chen Einflu&#x017F;&#x017F;es. Jnde&#x017F;&#x017F;en will ich<lb/>
nicht hartna&#x0364;ckig behaupten, daß die Jnfluxioni-<lb/>
&#x017F;ten bisher ihren phy&#x017F;icali&#x017F;chen Einfluß &#x017F;o deut-<lb/>
lich &#x017F;olten erkla&#x0364;ret haben, daß man nicht auf<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0149] nigen Entzweck erleichtern zu helfen, welchen ſie ſich in ihrem Koͤrper zu erhalten bemuͤhet. Jch ſehe demnach nicht, was dem Herrn Ma- giſter Gelegenheit gegeben, denen unſchuldigen Jnfluxioniſten eine ſolche Meinung ſchuld zu geben, da ſie doch ſo viele Proben von dem Gegentheile dieſes Mißverſtandes in allen ihren Saͤtzen geben. Nunmehro werden meine Le- ſer wiſſen, was ſie aus mir machen ſollen. Jch bin ein Jnfluxioniſt, aber bey meiner Meinung ſoll weder die Welt ausſterben noch Spinoza einen Zutritt finden. §. 47. Die Jnfluxioniſten zu denen ich gehoͤre, be- haupten, daß bey Entſtehung einer gewiſſen Veraͤnderung in der Sele theils die Kraft der Sele, theils auch die Kraft des Koͤrpers wuͤrck- ſam ſey; mit einem Wort: daß die Wuͤrckung theils idealiſch theils phyſicaliſch ſey. Jch ha- be ſchon oben, als ich von der Meinung der letztern Art derer Harmoniſten, mein Beden- cken eroͤfnete, erwieſen, daß bey denen Empfin- dungen dieſer Einfluß ſtatt habe §. 44. Es iſt mir nicht moͤglich, mich zu uͤberreden, daß ich in dieſem Stuͤcke etwas neues behaupten ſolte. Jm Gegentheil glaube ich, daß dieſe Meinung eben ſo alt ſey, als die Meinung des phyſicaliſchen Einfluſſes. Jndeſſen will ich nicht hartnaͤckig behaupten, daß die Jnfluxioni- ſten bisher ihren phyſicaliſchen Einfluß ſo deut- lich ſolten erklaͤret haben, daß man nicht auf einen K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/149
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/149>, abgerufen am 21.12.2024.